Arsenal-Debütant Zelalem: Ganz entspannt im Mittelpunkt

Jedes Spiel ist wichtig, und der nächste Gegner ist immer der schwerste. Arsenal London spielt heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) in der Premier League gegen den FC Southampton, der Tabellenführer zu Gast beim Neunten, vermeintlich keine unlösbare Aufgabe.

Doch Per Mertesacker warnt vor der Partie im St. Mary’s Stadium, wer Meister werden will, darf gegen Southampton nicht stolpern. "Wenn wir weiter oben bleiben wollen, dürfen wir uns keine Schwäche leisten", sagt der deutsche Abwehrchef, der bei den Gunners von immer mehr anderen Deutschen umgeben wird.

Mit Mertesacker, Mesut Özil und Lukas Podolski spielen drei Akteure aus dem Kader von Bundestrainer Joachim Löw für die Londoner, doch immer häufiger fallen weitere Namen deutscher Spieler, wenn über Arsenal geredet und geschrieben wird. Serge Gnabry hat zuletzt für Furore gesorgt, vor dem Spiel heute Abend gilt die Aufmerksamkeit aber weniger dem U 19-Nationalspieler als einem noch viel jüngeren Deutschen: Gedion Zelalem.

Erst Profidebüt, dann 17. Geburtstag gefeiert

Der Mittelfeldspieler feierte am Sonntag seinen 17. Geburtstag und zuvor am Freitagabend im FA Cup beim 4:0 gegen Coventry City sein Pflichtspieldebüt für die Mannschaft von Trainer Arsene Wenger. Und seither wird gerätselt: Wer ist dieser Zelalem? Wo kommt er her? Was macht ihn aus? Was kann er? Was muss er noch lernen?

Wer Zelalem abseits des Platzes erlebt, nennt eine Eigenschaft, die sofort ins Auge springt: seine Ruhe. Sonderlich eilig hat es Gideon Zelalem eigentlich nie, Hektik kennt er nicht. Das Wort "relaxed" fällt häufig, wenn Begleiter Zelalems Wesen beschreiben. Der Youngster probiert's oft mal mit Gemütlichkeit - und fährt damit bisher sehr gut. Christian Wück, sein Trainer bei der deutschen U 17-Nationalmannschaft, sagt über ihn: "Er hat sich durch seine freundliche Art schnell in die U 17-Nationalmannschaft integriert. Ein toller Junge."

Auch auf dem Platz gibt es eine Eigenschaft, die sofort ins Auge springt: seine Ruhe. Wenn der 17-Jährige den Ball hat, wirken alle Bewegungen natürlich, er behandelt das Spielgerät mit großer Souveränität, angestrengt wirkt er fast nie. Aus der Ruhe resultiert beim ihm erstaunliche Kreativität. Wenn andere Spieler sich Gedanken um die Verarbeitung des Balles machen, kann sich Zelalem schon mit den Laufwegen seiner Mitspieler und den Passwegen seiner Füße befassen.

Entsprechend überraschend können seinen Zuspiele sein, entsprechend groß sind die Vergleiche, die immer häufiger bemüht werden. "Arsenals nächster Fabregas? Wunderkind Gedion Zelalem liegt die Welt zu Füßen", titelte die englische Zeitung The Guardian. Zelalems Jugendtrainer Matt Pilkington beim US-Klub Olney Rangers nannte schon vor Jahren zwei weitere Spanier, um Zelalems Talent zu beschreiben: "Er dribbelt wie Iniesta und passt wie Xavi."

Wurzeln in Äthiopien, aufgewachsen in Berlin

Die Vielfalt in seinem Spiel ist auch ein Produkt der Vielfalt in Zelalems Leben. Ein Leben, das bereits jetzt durch vier Nationen, drei Kontinente und drei Hauptstädte geprägt ist. Seine Wurzeln hat Zelalem in Äthiopien. 1990 floh sein Vater Woldyes vor Hungersnot und Bürgerkrieg, in Deutschland wurde ihm Asyl gewährt. Sieben Jahre später wurde Gedion geboren, seine ersten fußballerischen Schritte setzte er bei Hertha BSC. Als er neun Jahre alt war, ging er mit seinem Vater in die USA, wo dieser in der Nähe von Washington Arbeit als medizinisch-technischer Assistent gefunden hatte.

Ein zehntägiges Probetraining im Sommer 2011 genügte, um die Gunners-Verantwortlichen zu überzeugen und Zelalems Leben eine neue Wende zu geben. Arsenal bot ihm einen Platz in ihrer Jugendakademie an. Schon ein Jahr später, im Sommer 2012, gab es für Zelalem kein Halten mehr, gemeinsam mit seiner Familie zog er in die englische Hauptstadt.

In vielen kleinen Schritten hat er seither große Sprünge gemacht. Als Belohnung für seine Leistung in der Arsenal-Akademie nahm Wenger ihn in der Saisonvorbereitung mit auf die Asien-Tour der Profimannschaft. Dort konnte er erstmals vor größerem Publikum demonstrieren, welche Fähigkeiten ihn auszeichnen. Immer öfter durfte er danach mit den Profis trainieren, immer deutlicher wurde, welch großes Talent heranreift.

U 17-Coach Wück: "Gedion hat außerordentliches Spielvermögen"

Auch Christian Wück sieht in Zelalem viel Potenzial. Der Trainer der deutschen U 17-Nationalmannschaft beschreibt die Fähigkeiten seines Schützlings im Gespräch mit DFB.de wie folgt: "Gedion ist sehr schnell, technisch versiert und hat ein für sein Alter außerordentliches Spielvermögen. Dazu besitzt er eine fast unheimliche Ruhe."

Die deutsche U 17 will sich im März in Serbien für die EM im Mai auf Malta qualifizieren, dabei setzt Wück nicht zuletzt auf die Qualitäten Zelalems. "Unser Offensivspiel profitiert von seinen präzisen Bällen in die Tiefe", sagt Wück.

Allerdings - in das Lob des Trainers mischt sich auch Kritik, die Wück eher als Anregung versteht. Ein fertiger Spieler sei Zelalem noch nicht, sagt der DFB-Trainer: "Sein Defensivverhalten ist noch ausbaufähig. Gedion muss körperlich zulegen, in seiner Athletik ist er noch nicht so weit wie andere in seinem Alter." Das Arsenal-Talent wird daran arbeiten, mit Ruhe, Zielstrebigkeit und gewiss viel Erfolg.

[sl]

Jedes Spiel ist wichtig, und der nächste Gegner ist immer der schwerste. Arsenal London spielt heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) in der Premier League gegen den FC Southampton, der Tabellenführer zu Gast beim Neunten, vermeintlich keine unlösbare Aufgabe.

Doch Per Mertesacker warnt vor der Partie im St. Mary’s Stadium, wer Meister werden will, darf gegen Southampton nicht stolpern. "Wenn wir weiter oben bleiben wollen, dürfen wir uns keine Schwäche leisten", sagt der deutsche Abwehrchef, der bei den Gunners von immer mehr anderen Deutschen umgeben wird.

Mit Mertesacker, Mesut Özil und Lukas Podolski spielen drei Akteure aus dem Kader von Bundestrainer Joachim Löw für die Londoner, doch immer häufiger fallen weitere Namen deutscher Spieler, wenn über Arsenal geredet und geschrieben wird. Serge Gnabry hat zuletzt für Furore gesorgt, vor dem Spiel heute Abend gilt die Aufmerksamkeit aber weniger dem U 19-Nationalspieler als einem noch viel jüngeren Deutschen: Gedion Zelalem.

Erst Profidebüt, dann 17. Geburtstag gefeiert

Der Mittelfeldspieler feierte am Sonntag seinen 17. Geburtstag und zuvor am Freitagabend im FA Cup beim 4:0 gegen Coventry City sein Pflichtspieldebüt für die Mannschaft von Trainer Arsene Wenger. Und seither wird gerätselt: Wer ist dieser Zelalem? Wo kommt er her? Was macht ihn aus? Was kann er? Was muss er noch lernen?

Wer Zelalem abseits des Platzes erlebt, nennt eine Eigenschaft, die sofort ins Auge springt: seine Ruhe. Sonderlich eilig hat es Gideon Zelalem eigentlich nie, Hektik kennt er nicht. Das Wort "relaxed" fällt häufig, wenn Begleiter Zelalems Wesen beschreiben. Der Youngster probiert's oft mal mit Gemütlichkeit - und fährt damit bisher sehr gut. Christian Wück, sein Trainer bei der deutschen U 17-Nationalmannschaft, sagt über ihn: "Er hat sich durch seine freundliche Art schnell in die U 17-Nationalmannschaft integriert. Ein toller Junge."

Auch auf dem Platz gibt es eine Eigenschaft, die sofort ins Auge springt: seine Ruhe. Wenn der 17-Jährige den Ball hat, wirken alle Bewegungen natürlich, er behandelt das Spielgerät mit großer Souveränität, angestrengt wirkt er fast nie. Aus der Ruhe resultiert beim ihm erstaunliche Kreativität. Wenn andere Spieler sich Gedanken um die Verarbeitung des Balles machen, kann sich Zelalem schon mit den Laufwegen seiner Mitspieler und den Passwegen seiner Füße befassen.

Entsprechend überraschend können seinen Zuspiele sein, entsprechend groß sind die Vergleiche, die immer häufiger bemüht werden. "Arsenals nächster Fabregas? Wunderkind Gedion Zelalem liegt die Welt zu Füßen", titelte die englische Zeitung The Guardian. Zelalems Jugendtrainer Matt Pilkington beim US-Klub Olney Rangers nannte schon vor Jahren zwei weitere Spanier, um Zelalems Talent zu beschreiben: "Er dribbelt wie Iniesta und passt wie Xavi."

Wurzeln in Äthiopien, aufgewachsen in Berlin

Die Vielfalt in seinem Spiel ist auch ein Produkt der Vielfalt in Zelalems Leben. Ein Leben, das bereits jetzt durch vier Nationen, drei Kontinente und drei Hauptstädte geprägt ist. Seine Wurzeln hat Zelalem in Äthiopien. 1990 floh sein Vater Woldyes vor Hungersnot und Bürgerkrieg, in Deutschland wurde ihm Asyl gewährt. Sieben Jahre später wurde Gedion geboren, seine ersten fußballerischen Schritte setzte er bei Hertha BSC. Als er neun Jahre alt war, ging er mit seinem Vater in die USA, wo dieser in der Nähe von Washington Arbeit als medizinisch-technischer Assistent gefunden hatte.

Ein zehntägiges Probetraining im Sommer 2011 genügte, um die Gunners-Verantwortlichen zu überzeugen und Zelalems Leben eine neue Wende zu geben. Arsenal bot ihm einen Platz in ihrer Jugendakademie an. Schon ein Jahr später, im Sommer 2012, gab es für Zelalem kein Halten mehr, gemeinsam mit seiner Familie zog er in die englische Hauptstadt.

In vielen kleinen Schritten hat er seither große Sprünge gemacht. Als Belohnung für seine Leistung in der Arsenal-Akademie nahm Wenger ihn in der Saisonvorbereitung mit auf die Asien-Tour der Profimannschaft. Dort konnte er erstmals vor größerem Publikum demonstrieren, welche Fähigkeiten ihn auszeichnen. Immer öfter durfte er danach mit den Profis trainieren, immer deutlicher wurde, welch großes Talent heranreift.

U 17-Coach Wück: "Gedion hat außerordentliches Spielvermögen"

Auch Christian Wück sieht in Zelalem viel Potenzial. Der Trainer der deutschen U 17-Nationalmannschaft beschreibt die Fähigkeiten seines Schützlings im Gespräch mit DFB.de wie folgt: "Gedion ist sehr schnell, technisch versiert und hat ein für sein Alter außerordentliches Spielvermögen. Dazu besitzt er eine fast unheimliche Ruhe."

Die deutsche U 17 will sich im März in Serbien für die EM im Mai auf Malta qualifizieren, dabei setzt Wück nicht zuletzt auf die Qualitäten Zelalems. "Unser Offensivspiel profitiert von seinen präzisen Bällen in die Tiefe", sagt Wück.

Allerdings - in das Lob des Trainers mischt sich auch Kritik, die Wück eher als Anregung versteht. Ein fertiger Spieler sei Zelalem noch nicht, sagt der DFB-Trainer: "Sein Defensivverhalten ist noch ausbaufähig. Gedion muss körperlich zulegen, in seiner Athletik ist er noch nicht so weit wie andere in seinem Alter." Das Arsenal-Talent wird daran arbeiten, mit Ruhe, Zielstrebigkeit und gewiss viel Erfolg.