Arne Friedrich: "Unsere Entwicklung ist rasant"

Eine grandiose WM hatte er, doch dann folgten eine schwere Verletzung und Abstiegskampf mit dem VfL Wolfsburg. Arne Friedrich hat binnen eines Jahres die Höhen und Tiefen seines Berufs kennen gelernt. Mittlerweile ist er wieder gesund und obenauf.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke redet der 32-Jährige über Geburtstage im Kreis der Nationalmannschaft, die Entwicklung des A-Teams, die Unterschiede zu Spanien und die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele am Freitag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD) in Wien gegen Österreich und am Dienstag, 7. Juni (ab 19 Uhr, live in der ARD), in Baku gegen Aserbaidschan.

DFB.de: Herr Friedrich, Sie hatten gestern Geburtstag. Nachträglich herzlichen Glückwunsch und alles Gute!

Arne Friedrich: Danke!

DFB.de: Geburtstag im Kreise der Nationalmannschaft ist für Sie nichts Neues.

Friedrich: Nicht wirklich. In den letzten vier, fünf Jahren habe ich - glaube ich - lediglich einmal einen Geburtstag zu Hause erlebt. Ich weiß gar nicht mehr, wann das war und wie das war. Ansonsten war ich immer bei der Nationalmannschaft. Ich finde das aber nicht schlimm, es ist ja immer sehr nett, mit den Jungs Geburtstag zu feiern. Aber manchmal wünscht man sich doch, die Familie am Geburtstag um sich zu haben.

DFB.de: Ein Sieg zum Geburtstag, dieser Wunsch hat sich erfüllt. Ein anderer blieb versagt: Ein Tor haben Sie nicht geschossen, obwohl Sie sich eifrig bemüht haben.

Friedrich: Ja, das wäre nicht schlecht gewesen. Ich bin zweimal mit nach vorne gegangen, leider hat es nicht ganz geklappt. Aber ich muss mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht hätte.

DFB.de: Sie waren ja dicht dran, haben den Ball sogar auf spektakuläre Art ins Tor befördert.

Friedrich: Ja, aber da stand ich wohl im Abseits.

DFB.de: Abgesehen von Ihrer Torausbeute: Wie schätzen Sie die Leistung der Mannschaft im Spiel gegen Uruguay ein?

Friedrich: Es war überzeugend. Wir wussten nicht genau, wo wir stehen. Die Hälfte des Kaders hat zwei Wochen lang nicht mehr trainiert. Auch als Nationalmannschaft waren wir jetzt über einen längeren Zeitraum nicht zusammen, außerdem hatten wir nur wenig Zeit zur Vorbereitung. Die Vorraussetzungen waren also nicht ganz so einfach.

DFB.de: Und Uruguay kein schlechter Gegner.

Friedrich: Eben. Das ist keine blinde Truppe, Uruguay ist Siebter der FIFA-Weltrangliste und hat viele richtig gute Fußballer in seinen Reihen. Deswegen war es für uns ein interessanter Test, den wir gut bestanden haben.

DFB.de: Sie haben in der Innenverteidigung erst zum zweiten Mal zusammen mit Mats Hummels gespielt, sonderlich uneingespielt wirkten diese Konstellation aber nicht.

Friedrich: Beim DFB gibt es eigentlich nie Probleme, egal ob ich mit Holger (Badstuber; Anm. der Red.) oder Per (Mertesacker, Anm. der Red.) oder wem auch immer zusammenspiele. In der Nationalmannschaft gibt es eine ganz klare Form des Spiels in der Viererkette: Die Aufgaben sind klar verteilt, daran halten wir uns alle, jeder weiß, wie er sich im System zu verhalten hat.

DFB.de: War das auch schon so, als Sie im Jahr 2002 zur Nationalmannschat gekommen sind?

Friedrich: Seit der Ära Klinsmann und Löw gibt es eine andere Philosophie. Als ich debütiert habe, wurde generell noch ein wenig anders Fußball gespielt. Damals haben wir teilweise noch mit einer Dreierkette agiert. Mittlerweile haben wir eine sehr einheitliche Spielauffassung, deshalb ist es für uns Spieler auch nicht schwer, die Abläufe auf dem Platz zu verinnerlichen.

DFB.de: Seit 2002 haben Sie 81 Länderspiele absolviert, mittlerweile gehören sie zu den ältesten Spielern im DFB-Team. Wenn Sie sich an Ihren ersten Auftritt zurückerinnern, welche Gedanken haben Sie?

Friedrich: Ich weiß noch, dass ich bei meiner Premiere beim 2:2 gegen Bulgarien beinahe ein Tor geschossen hätte. Aber Carsten Jancker hat einen Schuss von mir mit der Schulter ganz leicht gestreift, deswegen wurde ihm das Tor zugesprochen.

DFB.de: Sie waren damals 22 Jahre alt. Jung zwar, aber...

Friedrich: ...nicht zu vergleichen mit heute...

DFB.de: ...wo Spieler bereits mit 18, 19 Jahren zum Team kommen. Die Jungprofis sind heutzutage in ihrer fußballerischen Entwicklung schon sehr früh sehr weit. Woran liegt das?

Friedrich: Die Nachwuchsarbeit beim Verband und in den Vereinen ist einfach erheblich besser als früher. Es wird schon in den Nachwuchsmannschaften sehr viel Wert aufs Taktische und allgemein das Fußballverständnis gelegt. Die Spieler sind auch technisch besser geschult als zu meiner Zeit. Daher wundert es mich nicht, dass viele sehr junge Spieler nachkommen.

DFB.de: Glauben Sie, dass es immer seltener wird, dass ein 32-Jähriger seinen Geburtstag im Kreise der Nationalmannschaft feiern kann?

Friedrich: Ob und wie lange ein Spieler auf Topniveau spielen kann, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Verletzungen, die richtigen Trainer, die richtigen Mannschaften. Generell glaube ich, dass, wenn ein Spieler robust und vom Kopf her klar ist, er eine lange Karriere vor sich haben kann - auch wenn er schon in sehr jungen Jahren auf ein sehr hohes Niveau gekommen ist.

DFB.de: Heute bewegen sich 18-Jährige im Umfeld der Nationalmannschaft schon sehr selbstverständlich. Hätten Sie dieses Selbstvertrauen auch schon gehabt, wenn Sie in diesem Alter ins A-Team berufen worden wären?

Friedrich: Nein. Aber das liegt auch daran, dass wir älteren Spieler es den Jungen einfacher machen, als es uns damals gemacht wurde. Die älteren Spieler treten heute nicht mehr so dominant auf wie früher. Es ist heute wirklich nicht schwer, sich im Kreise dieser Mannschaft willkommen und wohl zu fühlen.

DFB.de: Als Sie in der Bundesliga bei Hertha BSC angekommen sind, hatten Sie außerhalb des Platzes überwiegend mit jüngeren Spielern zu tun und haben dies damit begründet, dass es mit den älteren einfach keine gemeinsamen Gesprächsthemen gibt. Sind die Unterschiede zwischen Alt und Jung heute kleiner?

Friedrich: Es ist hier wirklich so, dass ich mich mit jedem Spieler super verstehe. Es gibt keine Grüppchenbildungen, niemand kapselt sich ab. Dennoch ist wohl nachvollziehbar, dass ich ein wenig mehr Kontakt mit den etwas älteren Spielern wie Philipp Lahm habe. Heute zum Beispiel haben wir am Nachmittag Freizeit, da werde ich etwas mit Philipp unternehmen.

DFB.de: Was ist geplant?

Friedrich: Wir werden Snooker spielen gehen.

DFB.de: Und, wer wird gewinnen?

Friedrich: Philipp. Er hat einen Snookertisch zu Hause, er spielt mehr. Aber ich bin nicht so viel schlechter, dass es keinen Spaß machen würde. Wir haben bisher überall, wo wir waren, einen Snookertisch gefunden. Selbst in Dubai, in einer kleinen Spelunke. Wir haben immer viel Spaß, es ist jedes Mal eine schöne Abwechslung. Es fällt danach leichter, sich auf die nächsten Aufgaben zu konzentrieren.

DFB.de: Am Freitag spielen Sie in Wien in der EM-Qualifikation gegen Österreich. Vor drei Jahren gab es am selben Ort diese Partie schon einmal. Welche Erinnerungen haben Sie an das EM-Spiel gegen Österreich?

Friedrich: Michael Ballack hat das wichtige Tor geschossen. Zum Glück, denn insgesamt haben wir nicht richtig überzeugend agiert. Aber man kann von diesem Spiel keine Rückschlüsse auf heute ziehen. Beide Teams haben sich seither weiterentwickelt. Wir sind dominanter, stärker, wir verhalten uns besser in Ballbesitz. Außerdem haben wir viele neue Spieler dabei.

DFB.de: Die Fluktuation ist in der Tat hoch. Aus der Startformation des EM-Duells mit Österreich sind drei Jahre später nur noch vier Spieler im Kader.

Friedrich: Erstaunlich, ja. Die Entwicklung ist rasant. Deswegen bin ich wirklich froh, dass ich die ganze Zeit über dabei war.

DFB.de: In Ihrer Bilanz mit der Nationalmannschaft fehlt ein großer Titel. Wie optimistisch sind Sie, dass sich dies im kommenden Jahr ändert?

Friedrich: Wenn wir uns die letzten großen Turniere anschauen, ist klar, dass für uns das Ziel nur der Titel sein kann. Wir waren zweimal WM-Dritter, standen im Finale der EM - beim nächsten Mal wollen wir ganz oben stehen.

DFB.de: Dafür müssten Sie auch Spanien schlagen. Beim Champions-League-Finale gegen Manchester United haben für den FC Barcelona viele spanische Nationalspieler einmal mehr Ihrer Extraklasse demonstriert. Glauben Sie dennoch, dass Deutschland im kommenden Jahr in der Lage sein wird, Spanien zu schlagen?

Friedrich: Es war echt gut, was Barcelona da gespielt hat. Man muss anerkennen, dass die Spanier im Moment das Maß der Dinge sind. Im Vereinsfußball hat Barcelona eine Ausnahmestellung, die Mannschaft ist wirklich fast unschlagbar.

DFB.de: Aber bei den Nationalmannschaften hat Deutschland eine Chance?

Friedrich: Es ist uns bewusst, dass es nicht einfach werden wird. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, immer nur Spanien zu sehen. Es werden auch andere Nationen wieder stärker werden, die in den vergangenen Jahren nicht ganz so gut abgeschnitten haben. Wir sind aber selbstbewusst genug und verfügen über die Qualität, an einem guten Tag gegen jede Mannschaft gewinnen zu können - auch gegen Spanien. Bei der WM hat nicht viel gefehlt, bei der EM wollen und werden wir noch besser sein. Wir arbeiten intensiv dran, dass wir gleichziehen und sogar besser werden als Spanien. Das ist unser Anspruch, das wollen wir bei der EM demonstrieren. Dafür müssen wir uns aber erstmal qualifizieren...

DFB.de: ...und nicht nur gegen Österreich, sondern danach auch gegen Aserbaidschan gewinnen.

Friedrich: Auch das wird nicht einfach. In Aserbaidschan kann es unangenehm werden. Aber natürlich bin ich sicher, dass wir auch diese Aufgabe lösen und zur EURO fahren werden.

DFB.de: Was auch bedeuten würde, dass Sie im kommenden Jahr Ihren Geburtstag erneut nicht zu Hause feiern könnten. Eine Woche nach Ihrem Geburtstag beginnt die EM. Es spricht viel dafür, dass sich das DFB-Team am 29. Mai 2012 im Trainingslager zur Vorbereitung auf die EM befinden wird.

Friedrich: Kann sein, aber in diesem Fall werde ich gerne ein weiteres Mal mit den Jungs hier feiern. Die EM wäre eine große Herausforderung und ein echtes Highlight in meiner Karriere.

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Eine grandiose WM hatte er, doch dann folgten eine schwere Verletzung und Abstiegskampf mit dem VfL Wolfsburg. Arne Friedrich hat binnen eines Jahres die Höhen und Tiefen seines Berufs kennen gelernt. Mittlerweile ist er wieder gesund und obenauf.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke redet der 32-Jährige über Geburtstage im Kreis der Nationalmannschaft, die Entwicklung des A-Teams, die Unterschiede zu Spanien und die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele am Freitag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD) in Wien gegen Österreich und am Dienstag, 7. Juni (ab 19 Uhr, live in der ARD), in Baku gegen Aserbaidschan.

DFB.de: Herr Friedrich, Sie hatten gestern Geburtstag. Nachträglich herzlichen Glückwunsch und alles Gute!

Arne Friedrich: Danke!

DFB.de: Geburtstag im Kreise der Nationalmannschaft ist für Sie nichts Neues.

Friedrich: Nicht wirklich. In den letzten vier, fünf Jahren habe ich - glaube ich - lediglich einmal einen Geburtstag zu Hause erlebt. Ich weiß gar nicht mehr, wann das war und wie das war. Ansonsten war ich immer bei der Nationalmannschaft. Ich finde das aber nicht schlimm, es ist ja immer sehr nett, mit den Jungs Geburtstag zu feiern. Aber manchmal wünscht man sich doch, die Familie am Geburtstag um sich zu haben.

DFB.de: Ein Sieg zum Geburtstag, dieser Wunsch hat sich erfüllt. Ein anderer blieb versagt: Ein Tor haben Sie nicht geschossen, obwohl Sie sich eifrig bemüht haben.

Friedrich: Ja, das wäre nicht schlecht gewesen. Ich bin zweimal mit nach vorne gegangen, leider hat es nicht ganz geklappt. Aber ich muss mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht hätte.

DFB.de: Sie waren ja dicht dran, haben den Ball sogar auf spektakuläre Art ins Tor befördert.

Friedrich: Ja, aber da stand ich wohl im Abseits.

DFB.de: Abgesehen von Ihrer Torausbeute: Wie schätzen Sie die Leistung der Mannschaft im Spiel gegen Uruguay ein?

Friedrich: Es war überzeugend. Wir wussten nicht genau, wo wir stehen. Die Hälfte des Kaders hat zwei Wochen lang nicht mehr trainiert. Auch als Nationalmannschaft waren wir jetzt über einen längeren Zeitraum nicht zusammen, außerdem hatten wir nur wenig Zeit zur Vorbereitung. Die Vorraussetzungen waren also nicht ganz so einfach.

DFB.de: Und Uruguay kein schlechter Gegner.

Friedrich: Eben. Das ist keine blinde Truppe, Uruguay ist Siebter der FIFA-Weltrangliste und hat viele richtig gute Fußballer in seinen Reihen. Deswegen war es für uns ein interessanter Test, den wir gut bestanden haben.

DFB.de: Sie haben in der Innenverteidigung erst zum zweiten Mal zusammen mit Mats Hummels gespielt, sonderlich uneingespielt wirkten diese Konstellation aber nicht.

Friedrich: Beim DFB gibt es eigentlich nie Probleme, egal ob ich mit Holger (Badstuber; Anm. der Red.) oder Per (Mertesacker, Anm. der Red.) oder wem auch immer zusammenspiele. In der Nationalmannschaft gibt es eine ganz klare Form des Spiels in der Viererkette: Die Aufgaben sind klar verteilt, daran halten wir uns alle, jeder weiß, wie er sich im System zu verhalten hat.

DFB.de: War das auch schon so, als Sie im Jahr 2002 zur Nationalmannschat gekommen sind?

Friedrich: Seit der Ära Klinsmann und Löw gibt es eine andere Philosophie. Als ich debütiert habe, wurde generell noch ein wenig anders Fußball gespielt. Damals haben wir teilweise noch mit einer Dreierkette agiert. Mittlerweile haben wir eine sehr einheitliche Spielauffassung, deshalb ist es für uns Spieler auch nicht schwer, die Abläufe auf dem Platz zu verinnerlichen.

DFB.de: Seit 2002 haben Sie 81 Länderspiele absolviert, mittlerweile gehören sie zu den ältesten Spielern im DFB-Team. Wenn Sie sich an Ihren ersten Auftritt zurückerinnern, welche Gedanken haben Sie?

Friedrich: Ich weiß noch, dass ich bei meiner Premiere beim 2:2 gegen Bulgarien beinahe ein Tor geschossen hätte. Aber Carsten Jancker hat einen Schuss von mir mit der Schulter ganz leicht gestreift, deswegen wurde ihm das Tor zugesprochen.

DFB.de: Sie waren damals 22 Jahre alt. Jung zwar, aber...

Friedrich: ...nicht zu vergleichen mit heute...

DFB.de: ...wo Spieler bereits mit 18, 19 Jahren zum Team kommen. Die Jungprofis sind heutzutage in ihrer fußballerischen Entwicklung schon sehr früh sehr weit. Woran liegt das?

Friedrich: Die Nachwuchsarbeit beim Verband und in den Vereinen ist einfach erheblich besser als früher. Es wird schon in den Nachwuchsmannschaften sehr viel Wert aufs Taktische und allgemein das Fußballverständnis gelegt. Die Spieler sind auch technisch besser geschult als zu meiner Zeit. Daher wundert es mich nicht, dass viele sehr junge Spieler nachkommen.

DFB.de: Glauben Sie, dass es immer seltener wird, dass ein 32-Jähriger seinen Geburtstag im Kreise der Nationalmannschaft feiern kann?

Friedrich: Ob und wie lange ein Spieler auf Topniveau spielen kann, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Verletzungen, die richtigen Trainer, die richtigen Mannschaften. Generell glaube ich, dass, wenn ein Spieler robust und vom Kopf her klar ist, er eine lange Karriere vor sich haben kann - auch wenn er schon in sehr jungen Jahren auf ein sehr hohes Niveau gekommen ist.

DFB.de: Heute bewegen sich 18-Jährige im Umfeld der Nationalmannschaft schon sehr selbstverständlich. Hätten Sie dieses Selbstvertrauen auch schon gehabt, wenn Sie in diesem Alter ins A-Team berufen worden wären?

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Friedrich: Nein. Aber das liegt auch daran, dass wir älteren Spieler es den Jungen einfacher machen, als es uns damals gemacht wurde. Die älteren Spieler treten heute nicht mehr so dominant auf wie früher. Es ist heute wirklich nicht schwer, sich im Kreise dieser Mannschaft willkommen und wohl zu fühlen.

DFB.de: Als Sie in der Bundesliga bei Hertha BSC angekommen sind, hatten Sie außerhalb des Platzes überwiegend mit jüngeren Spielern zu tun und haben dies damit begründet, dass es mit den älteren einfach keine gemeinsamen Gesprächsthemen gibt. Sind die Unterschiede zwischen Alt und Jung heute kleiner?

Friedrich: Es ist hier wirklich so, dass ich mich mit jedem Spieler super verstehe. Es gibt keine Grüppchenbildungen, niemand kapselt sich ab. Dennoch ist wohl nachvollziehbar, dass ich ein wenig mehr Kontakt mit den etwas älteren Spielern wie Philipp Lahm habe. Heute zum Beispiel haben wir am Nachmittag Freizeit, da werde ich etwas mit Philipp unternehmen.

DFB.de: Was ist geplant?

Friedrich: Wir werden Snooker spielen gehen.

DFB.de: Und, wer wird gewinnen?

Friedrich: Philipp. Er hat einen Snookertisch zu Hause, er spielt mehr. Aber ich bin nicht so viel schlechter, dass es keinen Spaß machen würde. Wir haben bisher überall, wo wir waren, einen Snookertisch gefunden. Selbst in Dubai, in einer kleinen Spelunke. Wir haben immer viel Spaß, es ist jedes Mal eine schöne Abwechslung. Es fällt danach leichter, sich auf die nächsten Aufgaben zu konzentrieren.

DFB.de: Am Freitag spielen Sie in Wien in der EM-Qualifikation gegen Österreich. Vor drei Jahren gab es am selben Ort diese Partie schon einmal. Welche Erinnerungen haben Sie an das EM-Spiel gegen Österreich?

Friedrich: Michael Ballack hat das wichtige Tor geschossen. Zum Glück, denn insgesamt haben wir nicht richtig überzeugend agiert. Aber man kann von diesem Spiel keine Rückschlüsse auf heute ziehen. Beide Teams haben sich seither weiterentwickelt. Wir sind dominanter, stärker, wir verhalten uns besser in Ballbesitz. Außerdem haben wir viele neue Spieler dabei.

DFB.de: Die Fluktuation ist in der Tat hoch. Aus der Startformation des EM-Duells mit Österreich sind drei Jahre später nur noch vier Spieler im Kader.

Friedrich: Erstaunlich, ja. Die Entwicklung ist rasant. Deswegen bin ich wirklich froh, dass ich die ganze Zeit über dabei war.

DFB.de: In Ihrer Bilanz mit der Nationalmannschaft fehlt ein großer Titel. Wie optimistisch sind Sie, dass sich dies im kommenden Jahr ändert?

Friedrich: Wenn wir uns die letzten großen Turniere anschauen, ist klar, dass für uns das Ziel nur der Titel sein kann. Wir waren zweimal WM-Dritter, standen im Finale der EM - beim nächsten Mal wollen wir ganz oben stehen.

DFB.de: Dafür müssten Sie auch Spanien schlagen. Beim Champions-League-Finale gegen Manchester United haben für den FC Barcelona viele spanische Nationalspieler einmal mehr Ihrer Extraklasse demonstriert. Glauben Sie dennoch, dass Deutschland im kommenden Jahr in der Lage sein wird, Spanien zu schlagen?

Friedrich: Es war echt gut, was Barcelona da gespielt hat. Man muss anerkennen, dass die Spanier im Moment das Maß der Dinge sind. Im Vereinsfußball hat Barcelona eine Ausnahmestellung, die Mannschaft ist wirklich fast unschlagbar.

DFB.de: Aber bei den Nationalmannschaften hat Deutschland eine Chance?

Friedrich: Es ist uns bewusst, dass es nicht einfach werden wird. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, immer nur Spanien zu sehen. Es werden auch andere Nationen wieder stärker werden, die in den vergangenen Jahren nicht ganz so gut abgeschnitten haben. Wir sind aber selbstbewusst genug und verfügen über die Qualität, an einem guten Tag gegen jede Mannschaft gewinnen zu können - auch gegen Spanien. Bei der WM hat nicht viel gefehlt, bei der EM wollen und werden wir noch besser sein. Wir arbeiten intensiv dran, dass wir gleichziehen und sogar besser werden als Spanien. Das ist unser Anspruch, das wollen wir bei der EM demonstrieren. Dafür müssen wir uns aber erstmal qualifizieren...

DFB.de: ...und nicht nur gegen Österreich, sondern danach auch gegen Aserbaidschan gewinnen.

Friedrich: Auch das wird nicht einfach. In Aserbaidschan kann es unangenehm werden. Aber natürlich bin ich sicher, dass wir auch diese Aufgabe lösen und zur EURO fahren werden.

DFB.de: Was auch bedeuten würde, dass Sie im kommenden Jahr Ihren Geburtstag erneut nicht zu Hause feiern könnten. Eine Woche nach Ihrem Geburtstag beginnt die EM. Es spricht viel dafür, dass sich das DFB-Team am 29. Mai 2012 im Trainingslager zur Vorbereitung auf die EM befinden wird.

Friedrich: Kann sein, aber in diesem Fall werde ich gerne ein weiteres Mal mit den Jungs hier feiern. Die EM wäre eine große Herausforderung und ein echtes Highlight in meiner Karriere.