Andreas Schmidt-Schaller: „Anziehen der Fußball-Schuhe ist ein Erlebnis“

Andreas Schmidt-Schaller: Ich war eine Zeit lang ein Ballack-Anhänger. Ich fand, er hat unheimlich viel geleistet. Ich bin gelegentlich zu Spielen gegangen und habe über 90 Minuten nur ihn beobachtet. Was der gemacht hat, war außergewöhnlich. Der wusste immer, wohin der Gegner seinen Pass schlägt. Seine Antizipation war hervorragend. So hat er die Räume unheimlich gut abgedeckt. Das hat mir sehr imponiert. Ich war auch bei seinem Abschiedsspiel in Leipzig. Aber auch heute haben wir starke Spieler. Was der Götze zum Beispiel technisch drauf hat, ist richtig gut. Das ist schön anzusehen. Auch wenn er sich manchmal vertut – das macht nichts, das gehört dazu. Da gibt es wirklich einige.

fanclub.dfb.de: Wie halten Sie es mit der Nationalmannschaft?

Andreas Schmidt-Schaller: Was das Team in den vergangenen Jahren an spielerischer Substanz gewonnen hat, das ist lobenswert. Die deutsche Mannschaft war früher verpönt, das sie nur über den Kampf komme. Jetzt hat das technische Element sehr dazu gewonnen.

fanclub.dfb.de: Sie haben einige Weltmeisterschaften miterlebt. Jetzt steht die WM in Brasilien an. Welche Erinnerungen haben sie an vergangene Turniere?

Andreas Schmidt-Schaller: Die erste WM, die ich bewusst erleben durfte, war die 1958 in Schweden. Als Pele als ganz junger Spieler die Fußball-Welt begeisterte. Garrincha prägte das Turnier als Außenstürmer – das ist mir ganz nah. Und bei der WM 2006, das war traurig, dass das deutsche Team im Halbfinale rausgeflogen ist. Da hätte es mehr verdient gehabt.

fanclub.dfb.de: Welche Hoffnungen hegen Sie nun für Brasilien?

Andreas Schmidt-Schaller: Tja, das wird schwer werden. Aber ich würde es sehr begrüßen, sie käme ins Finale. Brasilien gegen Deutschland wäre eine gute Endspiel-Paarung. Ein Geheimtipp ist für mich Belgien.

fanclub.dfb.de: Was ist Ihr Wetteinsatz, für den Fall, dass es nicht klappt: noch einmal Ballett-Unterricht?



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Die Bühne und der Film sind das Leben von Andreas Schmidt-Schaller. Der Schauspieler kann einfach nicht davon lassen. Er ermittelt munter weiter, auch wenn er im kommenden Jahre alt 70 wird. Ein halbes Leben stand er dann auf der Seite der Guten, zunächst im Polizeiruf 110 und noch heute bei der SOKO Leipzig.

Eine große Karriere, die es beinahe nicht gegeben hätte. Denn Andreas Schmidt-Schaller hätte auch Fußballer werden können. Das Angebot, auf eine Sportschule zu gehen, lehnte er ab, weil er Schauspieler werden wollte. Es war die richtige Entscheidung, auch wenn er im Nachhinein das ein oder andere Mal ins Grübeln kam.

Im fanclub.dfb.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer spricht Andreas Schmidt-Schaller über Ballett-Unterricht, Ballack und Brasilien.

fanclub.dfb.de: Herr Schmidt-Schaller, üben Sie heute noch Ballett-Schritte?

Andreas Schmidt-Schaller: (lacht) Ja, manchmal. Also nicht in dem Sinne, dass ich Ballett-Stunden nehme, sondern ich mache die Übungen, damit die Knie beim Gehen nicht so weit auseinandergehen. Es ist bei mir nach wie vor ein Phänomen, wenn ich nur einmal Fußball gespielt habe, dann laufe ich sofort wieder wie früher. Ein wenig über den großen Onkel. Mit O-Beinen wie Pierre Littbarski.

fanclub.dfb.de: Wieso ist es schlimm, O-Beine als Schauspieler zu haben?

Andreas Schmidt-Schaller: Das ist überhaupt nicht schlimm. Aber es sieht besser aus, wenn man gerade läuft. Weil mit den O-Beinen wankt man ja doch von der einen auf die andere Seite. Also, da gebe ich mir schon Mühe beim Laufen.

fanclub.dfb.de: War der Ballett-Unterricht nur dienlich für die Schauspiel-Karriere – oder auch für den Fußball?

Andreas Schmidt-Schaller: Nein. Ich habe es gemacht, um zu wissen, dass man gerade gehen kann (lacht). Es ist ein Unterrichtsfach an der Schauspielschule.

fanclub.dfb.de: Wie gut waren Sie als Fußballer?

Andreas Schmidt-Schaller: Ich würde sagen: Mittelprächtig. Es ist zwar schon ein Weilchen her, aber ich hätte mit 17, 18 Jahren auch auf eine Sportschule gehen können.

fanclub.dfb.de: Was hätte Sie denn für den Fußball umstimmen können?

Andreas Schmidt-Schaller: Wenn mir die Prüfungskommissionen damals gesagt hätten, dass ich für die Schauspielerei völlig unbegabt sei.

fanclub.dfb.de: Wo haben Sie gespielt?

Andreas Schmidt-Schaller: Ich habe bei Motor RFT Gera gespielt. Wir haben immerhin die Kreis-Meisterschaft in der B-Jugend gewonnen. Schon damals bin ich immer nach Jena gefahren, um mein Idol Peter Ducke spielen zu sehen. Mich hat seine Spielweise begeistert. Er war einer der besten Fußballer überhaupt. Bei der Wahl zum Jahrhundert-Fußballer Deutschlands hat er immerhin Rang 9 belegt. Er war der brasilianischste Fußballer der DDR. Heute sind wir befreundet. Über viele Jahre schon.

fanclub.dfb.de: Auf welcher Position haben Sie gespielt?

Andreas Schmidt-Schaller: Damals gab es ja das 3-2-5-System. Und ich habe die letzten Jahre fast nur Rechtsaußen gespielt. Weil ich schnell war.

fanclub.dfb.de: Hatten Sie den Traum, Profi-Fußballer zu werden?

Andreas Schmidt-Schaller: Ja, das wäre nicht schlecht gewesen. Aber ich hatte mich ja anders entschieden. In den Anfangsjahren habe ich dem Gedanken ein wenig nachgeträumt. Aber es war vielleicht doch die richtige Entscheidung. Wobei Fußball und Schauspielerei ganz eng beieinander liegt.

fanclub.dfb.de: Wo sehen Sie die Parallelen?

Andreas Schmidt-Schaller: Denken Sie doch nur mal an die vielen Schwalben-Künstler...

fanclub.dfb.de: Was gehört noch dazu?

Andreas Schmidt-Schaller: Das Wechselspiel zwischen Akteuren und Publikum. Als Spieler auf der Bühne kann ich natürlich die Zuschauer ein bisschen beeinflussen, sie führen. So wie ein Fußballer mit einem Dribbling begeistern kann. Da gibt es Ähnlichkeiten. Der eine gibt die Vorlage, und der andere schießt das Tor. Ohne Vorlagengeber kann ich auf der Bühne nicht gut sein. Ich bin immer nur so gut wie meine Partner. Es müssen alle mitziehen. Einzelkämpfer funktionieren nicht.

fanclub.dfb.de: Spielen sie gelegentlich noch Fußball?

Andreas Schmidt-Schaller: Ja, hin und wieder. Am 28. Juni gibt es ein Spiel bei Eintracht Mahlsdorf, da gibt es das Spiel der Oberliga-Legenden gegen die Ü 60 des Vereins. Und da bin ich eingeladen. Ich darf mit den Oberliga-Legenden spielen. Unter anderem wird Peter Ducke dabei sein. Ich spiele dann aber höchstens 20 Minuten. Der Spaß ist so groß, dass man mitmachen muss. Ich habe ja auch noch Fußball-Schuhe, die mir passen. Da ist allein schon das Anziehen ein Erlebnis (lacht). Das ist so, wie wenn man ein Kostüm anzieht. Das ist toll.

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fanclub.dfb.de: Wie drückt sich Ihre Verbundenheit zum Fußball heute aus?

Andreas Schmidt-Schaller: Ich gehe hin und wieder zu einem Spiel. Ich schaue auf Sky die Bundesliga. Mit meinem Sohn zusammen. Der spielt auch aktiv in einer Mannschaft – bei Empor Berlin. Ich gehe übrigens auch in Köln ins Stadion. Weil meine Frau von dort stammt. Wenn wir die Oma besuchen, dann gehen wir auch zu Spielen. Ich freue mich wahnsinnig, dass der FC aufgestiegen ist. Das hängt auch mit den Zuschauern zusammen. Die Atmosphäre ist einfach eine besondere. So ist das übrigens auch bei Union Berlin. Da gehe ich auch in letzter Zeit oft hin. Ich finde dort die Verbundenheit von Fans und Verein einzigartig.

fanclub.dfb.de: Sie verteilen Ihre Sympathien recht großzügig. Hertha, Carl-Zeiss Jena und Gera stehen ja auch auf Ihrer Liste.

Andreas Schmidt-Schaller: Das stimmt. Mit Jena hängt es zusammen, dass ich früher richtig häufig geschaut habe. Außerdem mit meiner Verbundenheit zu Peter Ducke. In Gera war ich sogar mal eine Zeit lang Vize-Präsident des 1. SV Gera, der jetzt wieder Wismut Gera heißt. Das traf sich auch, weil ich zu diesem Zeitpunkt Direktor vom Kleinen Theater im Zentrum in Gera war. Das war Anfang der 90er.

fanclub.dfb.de: Wie erfolgreich war der Verein?

Andreas Schmidt-Schaller: Damals haben Sie noch Oberliga gespielt. Sie sind leider abgestiegen. Und ich meine, der Verein spielt weiterhin in der Landesliga.

fanclub.dfb.de: Wer sind denn Ihre Lieblingsspieler?

Andreas Schmidt-Schaller: Ich war eine Zeit lang ein Ballack-Anhänger. Ich fand, er hat unheimlich viel geleistet. Ich bin gelegentlich zu Spielen gegangen und habe über 90 Minuten nur ihn beobachtet. Was der gemacht hat, war außergewöhnlich. Der wusste immer, wohin der Gegner seinen Pass schlägt. Seine Antizipation war hervorragend. So hat er die Räume unheimlich gut abgedeckt. Das hat mir sehr imponiert. Ich war auch bei seinem Abschiedsspiel in Leipzig. Aber auch heute haben wir starke Spieler. Was der Götze zum Beispiel technisch drauf hat, ist richtig gut. Das ist schön anzusehen. Auch wenn er sich manchmal vertut – das macht nichts, das gehört dazu. Da gibt es wirklich einige.

fanclub.dfb.de: Wie halten Sie es mit der Nationalmannschaft?

Andreas Schmidt-Schaller: Was das Team in den vergangenen Jahren an spielerischer Substanz gewonnen hat, das ist lobenswert. Die deutsche Mannschaft war früher verpönt, das sie nur über den Kampf komme. Jetzt hat das technische Element sehr dazu gewonnen.

fanclub.dfb.de: Sie haben einige Weltmeisterschaften miterlebt. Jetzt steht die WM in Brasilien an. Welche Erinnerungen haben sie an vergangene Turniere?

Andreas Schmidt-Schaller: Die erste WM, die ich bewusst erleben durfte, war die 1958 in Schweden. Als Pele als ganz junger Spieler die Fußball-Welt begeisterte. Garrincha prägte das Turnier als Außenstürmer – das ist mir ganz nah. Und bei der WM 2006, das war traurig, dass das deutsche Team im Halbfinale rausgeflogen ist. Da hätte es mehr verdient gehabt.

fanclub.dfb.de: Welche Hoffnungen hegen Sie nun für Brasilien?

Andreas Schmidt-Schaller: Tja, das wird schwer werden. Aber ich würde es sehr begrüßen, sie käme ins Finale. Brasilien gegen Deutschland wäre eine gute Endspiel-Paarung. Ein Geheimtipp ist für mich Belgien.

fanclub.dfb.de: Was ist Ihr Wetteinsatz, für den Fall, dass es nicht klappt: noch einmal Ballett-Unterricht?

Andreas Schmidt-Schaller: (lacht) Ja, gut, okay. Ich gehe zum Training der Ü 70. Da gehe ich dann freiwillig hin.