Andreas Bouranis "Auf uns": Melodie für Millionen

Jeder sang es, pfiff es mit, hatte es im Ohr. Das Lied "Auf uns" von Andreas Bourani begleitete Fußball-Deutschland durch eine märchenhafte WM. Auch mehr als drei Monate später hat Bourani diese Bilder im Kopf: Er auf der Fanmeile, Hunderttausende singen mit – dann kommen die Weltmeister. Und er mittendrin. Mit einem Song, der ein ganzes Land bewegte.

Ende September ist Andreas Bourani auf Tour gegangen. Acht Konzerte spielte er. In großen Städten. In kleinen Clubs. Wie sich herausstellte, war die Wahl der Locations eine Form des Understatements. Viermal mussten die Venues gewechselt, größere Hallen gebucht werden. Ausverkauft stand einmal quer über der Tour.

Bourani auf der Fanmeile: "Eine ganz eigene Stimmung"

Aber dennoch reicht es nicht an das heran, was Andreas Bourani am 15. Juli erleben durfte. Seine Club-Tour hätte der Musiker mehrfach spielen müssen, um annähernd die Publikumsgröße zu erreichen, die er an jenem Dienstag im Hochsommer hatte. Geschätzte 400.000 hörten ihm nicht nur zu, sondern sangen sein Lied mit. "Auf uns" stimmte die vom WM-Gewinn beseelte Gemeinde auf der Berliner Fanmeile in Erwartung auf die Rückkehr des neuen Titelträgers an.

Noch immer schwelgt Bourani in Erinnerung und Superlativen. "Das war eine ganz eigene Stimmung. Eine tolle Energie. Ein kollektiver Glücksrausch. Tolle, spektakuläre Momente waren dabei", prasselt es auch Monate nach dem Erlebten aus ihm heraus. Bourani übertreibt nicht. Er weiß ganz genau, welches Privileg ihm mit dem Auftritt am Brandenburger Tor zuteil wurde. "Die Fanmeile ist etwas Einmaliges. Solche Konzerte gibt es ja gar nicht. Selbst bei großen Festivals hat man mal 10.000 bis 20.000 Leute, vor denen man spielt", sinniert er.

Doch es hat auch seinen Grund, warum ausgerechnet der 30 Jahre alte Singer-Songwriter bei Deutschlands größter Party dabei sein durfte. Mit seinem Lied "Auf uns" traf er zum einen den Musik-Geschmack der Bevölkerung und sprach zum anderen mit dem Text viele Menschen an – und den meisten aus dem Herzen.

"Für einen Künstler ist es ja immer spannend zu sehen, bekommt das überhaupt jemand mit, interessiert das überhaupt, was man da rausbringt", erzählt Bourani. Lange auf eine Antwort brauchte er nicht warten. Gleich in der ersten Woche nach der Veröffentlichung landete die Auskopplung aus dem Album "Hey" auf Platz eins der deutschen Charts. "Das war schon mehr, als ich erwartet hatte", gesteht der Musiker. Aber es war erst der Anfang.

"Auf uns" wurde die Musik für den Werbespot zum 50-jährigen Bestehen der "Aktion Mensch". Damit nicht genug. Trotz der prominenten Platzierung in der Werbung hielt die ARD das Lied noch nicht für verbraucht und wollte es als WM-Song einkaufen. "Die hatten ganz klassisch per Mail angefragt", sagt Bourani. Vielmehr war auch nicht nötig. Der Sender rannte offene Türen ein. "Die großen Fußball-Turniere sind einfach überwältigende Ereignisse. Mich haben sie schon als Kind bewegt. Der Gedanke, ein Teil von diesem Ganzen zu sein, war einfach eine Ehre für mich", sagt er.

"Auf uns" ist im eigentlichen Sinne gar kein Fußball-Song

Dabei störten sich weder der Musiker noch die Fans daran, dass es sich bei "Auf uns" um gar keinen Fußball-Song handelt. Denn an Sport hatte Bourani nicht im Entferntesten gedacht, als er den Text schrieb. "Der Song war eigentlich für meine Freunde. Ich hatte mir vorgestellt, was wäre, wenn ich sie um eine große Tafel versammelt hätte. Ich hatte mich gefragt, was ich dann sagen würde, wenn ich einen Toast aussprechen wollte", erzählt Bourani.

Seine Antwort: "Ich würde sagen, dass man die Zeit miteinander genießen und auf alles, was vor einem liegt, mit großem Optimismus blicken soll. Man soll den Moment leben und deswegen aufeinander anstoßen. Das war die Grundidee." Ein ganz persönlicher Gedanke – mit Allgemeingültigkeit. Auf Hochzeiten hätten sich Menschen zu dem Song ewige Treue geschworen. Abiturienten hätten angefragt, ob er nicht auf deren Abschlussfeier spielen wolle, um sie damit in einen neuen Lebensabschnitt zu entlassen. "Ich habe gemerkt, dass der Song ganz viele Menschen bewegt – und zwar auf unterschiedliche Weise."

So auch die Fußball-Fans. In den Stand der Hymne wurde "Auf uns" aber erst durch den Endspielerfolg gegen Argentinien erhoben. "Der Titelgewinn hat den Song-Titel dann wahr gemacht. Dieses 'Auf uns', den Moment zu feiern und die gemeinsame Zeit zu genießen, aufeinander anzustoßen, ist eigentlich erst durch den Sieg im Finale Realität geworden", sagt Bourani.

Er redet mit einer Begeisterung, die einen glauben lässt, er hätte just dieses Bild im Kopf gehabt, als er die erste Textzeile dichtete: "Wer friert uns diesen Moment ein?" Diese Sekunden oder Minuten, die einem so viel bedeuten, die sich so gut anfühlen, die nie enden sollen. Aber auch Andreas Bourani kann die Zeit nicht anhalten. Nur ein wenig, wenn er auf die Mittel der Technologie zurückgreift.

Einmalig. Unbezahlbar. Für die Ewigkeit.

Filmclips und Fotos brachte er von der Fanmeile mit. Er filmte die jubelnden Massen vor der Bühne. Er ließ die Kamera laufen, als der Flieger mit der Mannschaft über die Straße des 17. Juni schwebte. Beide Sequenzen sind auf seiner Facebook-Seite zu sehen. Genauso wie ein paar Bilder. Selfies. Nicht zwei oder drei. Nein: 13. Fast mit dem kompletten WM-Kader fotografierte er sich. Beinahe alle hielt er im Arm – von Manuel Neuer über Bastian Schweinsteiger bis Joachim Löw. Und Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft wurde er auch.

Einmalig. Unbezahlbar. Für die Ewigkeit. Diesen Tag in Berlin wird er nie vergessen. Und den WM-Triumph, für den er einen Soundtrack schrieb, sowieso nicht.

[nb]

Jeder sang es, pfiff es mit, hatte es im Ohr. Das Lied "Auf uns" von Andreas Bourani begleitete Fußball-Deutschland durch eine märchenhafte WM. Auch mehr als drei Monate später hat Bourani diese Bilder im Kopf: Er auf der Fanmeile, Hunderttausende singen mit – dann kommen die Weltmeister. Und er mittendrin. Mit einem Song, der ein ganzes Land bewegte.

Ende September ist Andreas Bourani auf Tour gegangen. Acht Konzerte spielte er. In großen Städten. In kleinen Clubs. Wie sich herausstellte, war die Wahl der Locations eine Form des Understatements. Viermal mussten die Venues gewechselt, größere Hallen gebucht werden. Ausverkauft stand einmal quer über der Tour.

Bourani auf der Fanmeile: "Eine ganz eigene Stimmung"

Aber dennoch reicht es nicht an das heran, was Andreas Bourani am 15. Juli erleben durfte. Seine Club-Tour hätte der Musiker mehrfach spielen müssen, um annähernd die Publikumsgröße zu erreichen, die er an jenem Dienstag im Hochsommer hatte. Geschätzte 400.000 hörten ihm nicht nur zu, sondern sangen sein Lied mit. "Auf uns" stimmte die vom WM-Gewinn beseelte Gemeinde auf der Berliner Fanmeile in Erwartung auf die Rückkehr des neuen Titelträgers an.

Noch immer schwelgt Bourani in Erinnerung und Superlativen. "Das war eine ganz eigene Stimmung. Eine tolle Energie. Ein kollektiver Glücksrausch. Tolle, spektakuläre Momente waren dabei", prasselt es auch Monate nach dem Erlebten aus ihm heraus. Bourani übertreibt nicht. Er weiß ganz genau, welches Privileg ihm mit dem Auftritt am Brandenburger Tor zuteil wurde. "Die Fanmeile ist etwas Einmaliges. Solche Konzerte gibt es ja gar nicht. Selbst bei großen Festivals hat man mal 10.000 bis 20.000 Leute, vor denen man spielt", sinniert er.

Doch es hat auch seinen Grund, warum ausgerechnet der 30 Jahre alte Singer-Songwriter bei Deutschlands größter Party dabei sein durfte. Mit seinem Lied "Auf uns" traf er zum einen den Musik-Geschmack der Bevölkerung und sprach zum anderen mit dem Text viele Menschen an – und den meisten aus dem Herzen.

"Für einen Künstler ist es ja immer spannend zu sehen, bekommt das überhaupt jemand mit, interessiert das überhaupt, was man da rausbringt", erzählt Bourani. Lange auf eine Antwort brauchte er nicht warten. Gleich in der ersten Woche nach der Veröffentlichung landete die Auskopplung aus dem Album "Hey" auf Platz eins der deutschen Charts. "Das war schon mehr, als ich erwartet hatte", gesteht der Musiker. Aber es war erst der Anfang.

"Auf uns" wurde die Musik für den Werbespot zum 50-jährigen Bestehen der "Aktion Mensch". Damit nicht genug. Trotz der prominenten Platzierung in der Werbung hielt die ARD das Lied noch nicht für verbraucht und wollte es als WM-Song einkaufen. "Die hatten ganz klassisch per Mail angefragt", sagt Bourani. Vielmehr war auch nicht nötig. Der Sender rannte offene Türen ein. "Die großen Fußball-Turniere sind einfach überwältigende Ereignisse. Mich haben sie schon als Kind bewegt. Der Gedanke, ein Teil von diesem Ganzen zu sein, war einfach eine Ehre für mich", sagt er.

"Auf uns" ist im eigentlichen Sinne gar kein Fußball-Song

Dabei störten sich weder der Musiker noch die Fans daran, dass es sich bei "Auf uns" um gar keinen Fußball-Song handelt. Denn an Sport hatte Bourani nicht im Entferntesten gedacht, als er den Text schrieb. "Der Song war eigentlich für meine Freunde. Ich hatte mir vorgestellt, was wäre, wenn ich sie um eine große Tafel versammelt hätte. Ich hatte mich gefragt, was ich dann sagen würde, wenn ich einen Toast aussprechen wollte", erzählt Bourani.

Seine Antwort: "Ich würde sagen, dass man die Zeit miteinander genießen und auf alles, was vor einem liegt, mit großem Optimismus blicken soll. Man soll den Moment leben und deswegen aufeinander anstoßen. Das war die Grundidee." Ein ganz persönlicher Gedanke – mit Allgemeingültigkeit. Auf Hochzeiten hätten sich Menschen zu dem Song ewige Treue geschworen. Abiturienten hätten angefragt, ob er nicht auf deren Abschlussfeier spielen wolle, um sie damit in einen neuen Lebensabschnitt zu entlassen. "Ich habe gemerkt, dass der Song ganz viele Menschen bewegt – und zwar auf unterschiedliche Weise."

So auch die Fußball-Fans. In den Stand der Hymne wurde "Auf uns" aber erst durch den Endspielerfolg gegen Argentinien erhoben. "Der Titelgewinn hat den Song-Titel dann wahr gemacht. Dieses 'Auf uns', den Moment zu feiern und die gemeinsame Zeit zu genießen, aufeinander anzustoßen, ist eigentlich erst durch den Sieg im Finale Realität geworden", sagt Bourani.

Er redet mit einer Begeisterung, die einen glauben lässt, er hätte just dieses Bild im Kopf gehabt, als er die erste Textzeile dichtete: "Wer friert uns diesen Moment ein?" Diese Sekunden oder Minuten, die einem so viel bedeuten, die sich so gut anfühlen, die nie enden sollen. Aber auch Andreas Bourani kann die Zeit nicht anhalten. Nur ein wenig, wenn er auf die Mittel der Technologie zurückgreift.

Einmalig. Unbezahlbar. Für die Ewigkeit.

Filmclips und Fotos brachte er von der Fanmeile mit. Er filmte die jubelnden Massen vor der Bühne. Er ließ die Kamera laufen, als der Flieger mit der Mannschaft über die Straße des 17. Juni schwebte. Beide Sequenzen sind auf seiner Facebook-Seite zu sehen. Genauso wie ein paar Bilder. Selfies. Nicht zwei oder drei. Nein: 13. Fast mit dem kompletten WM-Kader fotografierte er sich. Beinahe alle hielt er im Arm – von Manuel Neuer über Bastian Schweinsteiger bis Joachim Löw. Und Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft wurde er auch.

Einmalig. Unbezahlbar. Für die Ewigkeit. Diesen Tag in Berlin wird er nie vergessen. Und den WM-Triumph, für den er einen Soundtrack schrieb, sowieso nicht.