Andreas Bornemann: "Es geht nicht im Hauruck-Verfahren"

Exakt 100 Jahre nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Jahr 1912 setzt der Traditionsverein Holstein Kiel zu neuen Höhenflügen an. Als Herbstmeister der Regionalliga Nord haben die "Störche" die Rückkehr in die 3. Liga nach dem Abstieg in der Saison 2009/2010 fest im Blick. Zu den Vätern des Erfolges beim Klub aus der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein gehört der ehemalige Bundesligamanager Andreas Bornemann, der im Februar 2010 in Kiel als Sportdirektor eingestiegen war.

Vor dem Gipfeltreffen am heutigen Montag (ab 19 Uhr) beim punktgleichen Tabellenzweiten Hannover 96 II spricht der 41-Jährige im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander über die starke Hinrunde der Kieler, den Vergleich mit den Handballern des THW und seinen langjährigen Freiburger Weggefährten Volker Finke.

DFB.de: Zwischen der Reserve von Hannover 96 und Holstein Kiel wird heute entschieden, wer in der Regionalliga Nord auf Platz eins überwintert. Überwiegt vor einem solchen Spitzenspiel die Vorfreude oder die Anspannung?

Andreas Bornemann: Es ist eine Mischung aus beiden. Doch je näher das Spiel rückt, desto mehr freuen wir uns auf dieses Kräftemessen. Beide Mannschaften marschieren seit einigen Wochen im Gleichschritt an der Tabellenspitze. Nun besteht die Möglichkeit, einen kleinen Abstand aufzubauen. Das sollte Anreiz genug sein.

DFB.de: Würde Sie es etwas beunruhigen, wenn Kiel nicht als Tabellenführer überwintert?

Bornemann: Nein, weil die Mannschaft im Laufe der Hinrunde immer weiter gewachsen ist. Wir hätten nach der Winterpause noch 15 Runden Zeit, um Hannover wieder einzuholen. Ingesamt sehe ich uns im Vergleich zur vergangenen Saison noch gefestigter. Das wollen wir nun auch in Hannover unter Beweis stellen.

DFB.de: Nach der zweiten Herbstmeisterschaft in Folge titelte das Fachmagazin kicker "Die Störche überflügeln alle". Gibt es bei einer Hinrunde mit 42 von 54 möglichen Punkten überhaupt etwas auszusetzen?

Bornemann: Unsere kleine Schwächephase zu Saisonbeginn war ein kleiner Makel. Das hatte aber unterschiedliche Gründe: Mit David Urban, Fiete Sykora und Torhüter Morten Jensen sind bei uns feste Größen verletzungsbedingt ausgefallen. Außerdem war die Eingespieltheit der Mannschaft zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Deshalb liegen mir beispielsweise das 0:1 beim VfB Oldenburg oder das 0:2 gegen Wilhelmshaven noch schwer im Magen. Auch das Verbandspokal-Aus beim TSV Kropp, wo wir nach Elfmeterschießen 2:4 verloren haben, wurmt uns.



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Exakt 100 Jahre nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Jahr 1912 setzt der Traditionsverein Holstein Kiel zu neuen Höhenflügen an. Als Herbstmeister der Regionalliga Nord haben die "Störche" die Rückkehr in die 3. Liga nach dem Abstieg in der Saison 2009/2010 fest im Blick. Zu den Vätern des Erfolges beim Klub aus der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein gehört der ehemalige Bundesligamanager Andreas Bornemann, der im Februar 2010 in Kiel als Sportdirektor eingestiegen war.

Vor dem Gipfeltreffen am heutigen Montag (ab 19 Uhr) beim punktgleichen Tabellenzweiten Hannover 96 II spricht der 41-Jährige im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander über die starke Hinrunde der Kieler, den Vergleich mit den Handballern des THW und seinen langjährigen Freiburger Weggefährten Volker Finke.

DFB.de: Zwischen der Reserve von Hannover 96 und Holstein Kiel wird heute entschieden, wer in der Regionalliga Nord auf Platz eins überwintert. Überwiegt vor einem solchen Spitzenspiel die Vorfreude oder die Anspannung?

Andreas Bornemann: Es ist eine Mischung aus beiden. Doch je näher das Spiel rückt, desto mehr freuen wir uns auf dieses Kräftemessen. Beide Mannschaften marschieren seit einigen Wochen im Gleichschritt an der Tabellenspitze. Nun besteht die Möglichkeit, einen kleinen Abstand aufzubauen. Das sollte Anreiz genug sein.

DFB.de: Würde Sie es etwas beunruhigen, wenn Kiel nicht als Tabellenführer überwintert?

Bornemann: Nein, weil die Mannschaft im Laufe der Hinrunde immer weiter gewachsen ist. Wir hätten nach der Winterpause noch 15 Runden Zeit, um Hannover wieder einzuholen. Ingesamt sehe ich uns im Vergleich zur vergangenen Saison noch gefestigter. Das wollen wir nun auch in Hannover unter Beweis stellen.

DFB.de: Nach der zweiten Herbstmeisterschaft in Folge titelte das Fachmagazin kicker "Die Störche überflügeln alle". Gibt es bei einer Hinrunde mit 42 von 54 möglichen Punkten überhaupt etwas auszusetzen?

Bornemann: Unsere kleine Schwächephase zu Saisonbeginn war ein kleiner Makel. Das hatte aber unterschiedliche Gründe: Mit David Urban, Fiete Sykora und Torhüter Morten Jensen sind bei uns feste Größen verletzungsbedingt ausgefallen. Außerdem war die Eingespieltheit der Mannschaft zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Deshalb liegen mir beispielsweise das 0:1 beim VfB Oldenburg oder das 0:2 gegen Wilhelmshaven noch schwer im Magen. Auch das Verbandspokal-Aus beim TSV Kropp, wo wir nach Elfmeterschießen 2:4 verloren haben, wurmt uns.

DFB.de: Mit Jaroslaw Linder, Marcel Gebers oder Christian Jürgensen verletzten sich im Laufe der Hinrunde weitere Stammspieler. Ist das bisherige Abschneiden deshalb nicht noch höher zu bewerten?

Bornemann: Uns ist es in der Tat hervorragend gelungen, die Ausfälle zu kompensieren, obwohl es im Umfeld einige Zweifel gab. Wir rechnen den Jungs die Leistungen hoch an. Doch wir haben uns grundsätzlich darauf verständigt, keine Alibis zu suchen. Wir bekommen schließlich keine Bonuspunkte, wenn wir ohne einige Stammspieler gewinnen.

DFB.de: Der Tabellenzweite Hannover 96 II kommt bisher exakt auf die gleiche Punktzahl. Ist die 96-Reserve für Sie bisher die Überraschungsmannschaft der Liga?

Bornemann: Als Überraschungsmannschaft sehe ich eher den TSV Havelse, der in der Saison 2010/2011 noch sportlich abgestiegen war und nun mit geringen Mitteln ganz oben mitspielt. Hannover 96 II verfügt mit Valérien Ismaël über einen sehr erfahrenen Bundesligaprofi als Trainer und hat sich mit Torjäger Deniz Kadah individuell hervorragend verstärkt. Das Gefüge innerhalb der Mannschaft passt. Ich traue der 96-Reserve in der Restrunde eine ähnliche Serie zu.

DFB.de: Durch die starken Leistungen wurden die "Störche" auch für die Wahl zur "Nord-Mannschaft des Jahres" des NDR nominiert und müssen sich unter anderem gegen die Handballer des THW Kiel behaupten. Stört Sie der Vergleich?

Bornemann: Das kann man schon alleine nicht miteinander vergleichen, weil es zwei unterschiedliche Sportarten sind. Der THW Kiel zählt schon seit einigen Jahren zu den Weltklasse-Mannschaften im Handball. In einer Stadt mit der Größenordnung von Kiel und knapp 240.000 Einwohnern ist es doch möglich, beide Vereine zu unterstützen. Immerhin sind hin und wieder auch einige Handballer bei uns zu Gast. Zusammen mit den Pokal-Heimspielen gegen den FSV Mainz 05 oder Borussia Dortmund hatten wir in der vergangenen Saison über 80.000 Besucher im Stadion. Zuschauertechnisch müssen wir uns also vor keinem verstecken.

DFB.de: Sie hatten in der Vergangenheit betont: Fußball in Kiel soll nachhaltig sein. Wie meinen Sie das?

Bornemann: Im Fußball kannst du Erfolg nicht aus dem Boden stampfen und es geht auch nicht im Hauruck-Verfahren. Wenn uns sportlich der nächste Schritt gelingen sollte, dürfen wir nicht unvorbereitet sein. Mit unserer Infrastruktur und unserem Nachwuchsleistungszentrum müssten wir von einem Aufstieg nicht nur in einer Saison profitieren.

DFB.de: Welcher Zugang in der Sommerpause hat für Sie am besten eingeschlagen?

Bornemann: Ich möchte zum jetzigen Zeitpunkt ungern jemanden herauspicken. Insgesamt lagen wir mit unseren Zugängen nicht so falsch. Im Sturm erfüllt Marcel Schied mit zwölf Toren absolut die Erwartungen, Casper Johansen ist ebenfalls immer besser in Form gekommen. David Urban und Gerrit Pressel waren bis zur ihren Verletzungen ebenfalls gute Verstärkungen. Auch Marlon Krause, der beim FC Carl Zeiss Jena zuvor oft nur in der zweiten Mannschaft aktiv war, hat sich im Laufe der Hinrunde in die Mannschaft gekämpft.

DFB.de: Werden Sie in der Winterpause noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden?

Bornemann: Die Möglichkeiten dazu sind vorhanden. Wenn wir tätig werden sollten, dann in erster Linie auf der Innenverteidiger-Position. David Urban fällt wegen eines Kreuzbandrisses bis zum Saisonende aus und auch Marcel Gebers benötigt nach seiner Achillessehnen-Operation etwas Zeit, um an sein altes Leistungsniveau heranzukommen.

DFB.de: Für den angestrebten Aufstieg in die 3. Liga müsste Holstein Kiel später noch die Relegation überstehen. Was bedeutet dieser Modus im Hinblick auf Ihre Planungen für die kommende Saison?

Bornemann: Dazu muss man ja nur einen Blick auf den Kalender werfen. Da die Relegation erst Ende Mai/Anfang Juni stattfindet, ist das Zeitfenster zur kommenden Drittliga-Saison, die schon Ende Juli beginnt, recht knapp. Da werden uns nur wenige Wochen zur Verfügung stehen, um den Kader zusammenzustellen. Unser Ziel ist es, früh den groben Kern des Kaders zu halten und uns im Aufstiegsfall auf zwei bis vier Position mit Spielern zu verstärken, die Erfahrung in dieser Liga haben.

DFB.de: Sie hatten beim SC Freiburg lange Zeit mit dem erfahrenen Trainer Volker Finke zusammengearbeitet. Wieviel Finke steckt in Andreas Bornemann?

Bornemann: Ganz klar: Die Zeit beim SC Freiburg hat mich sehr geprägt. Volker Finke ist jemand, der in Freiburg 16 Jahre mehr als jeder andere herausragende Arbeit geleistet und mit dem Nachwuchsleistungszentrum sowie der Fußballschule den Weg eingeleitet hat, von dem der Verein bis heute lebt. In unserer Denkweise sind wir beide uns mit Sicherheit ähnlich.

DFB.de: In Kiel setzten Sie mit dem aktuellen Trainer Thorsten Gutzeit (zuvor für die U 19 zuständig) ebenfalls auf einen Mann aus dem Nachwuchs. Warum fiel Ihre Wahl damals auf ihn?

Bornemann: Es ist sehr schwer, eine Philosophie von einem auf einen anderen Verein eins zu eins zu übertragen. Nach dem Abstieg in die Regionalliga mussten wir die Uhren auf Null stellen. Dabei haben wir vor allem an unser Nachwuchsleistungszentrum und damit an Thorsten Gutzeit gedacht. Es gibt nur wenige Regionalligisten, die über ein professionelles NLZ verfügen. Mit ihm haben wir genau den richtigen Weg eingeschlagen.

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DFB.de: Während Ihrer Zeit bei Alemannia Aachen gab es in einem Hotel eine Art "Trainer-Casting" mit einer Reihe von Kandidaten. Wie lief es denn in Kiel ab?

Bornemann: Thorsten Gutzeit war wie gesagt unsere erste Wahl. Die Geschichte in Aachen wurde damals meiner Meinung nach etwas übertrieben dargestellt. Die Presse brachte hunderte Namen ins Spiel und übte Druck aus. Im Nachgang muss ich sagen, dass es ein großer Fehler war, diesem Druck nachzugeben und den damaligen Alemannia-Trainer Jürgen Seeberger zu entlassen.

DFB.de: Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: In der abgelaufenen Saison war Kiel als Herbstmeister vom Halleschen FC noch abgefangen worden. Was macht Sie zuversichtlich, dass die "Störche" diesmal als Erster durch das Ziel gehen werden?

Bornemann: Weil der Hallesche FC nicht mehr in unserer Liga spielt (lacht). Im Ernst: Ich glaube, dass uns die DFB-Pokalspiele in der vergangenen Saison viel Kraft gekostet hatten, die vielleicht am Ende fehlte. Denn genau zum Beginn der Rückrunde bekamen wir damals einen kleinen Durchhänger. Nun können wir uns ganz auf die Liga konzentrieren und haben 16 Endspiele, um am Ende nicht wieder auf Platz zwei zu stehen.