Andersson: "Bei so einem Schuss ist immer Glück dabei"

Andersson: Absolut. Das kann man überhaupt nicht beschreiben. Es war ein unvergesslicher Moment. Man platzt vor Freude.

DFB.de: Hatten Sie trotz der großen Freude ein wenig Mitgefühl mit Schalke 04?

Andersson: So ist eben Fußball. Es ist ein Spiel mit vielen Gefühlen. Viele Fans von Schalke dachten wohl schon, dass das Spiel in Hamburg vorbei war. Das war natürlich etwas unglücklich.

DFB.de: Allzu viel gefeiert wurde nach der gewonnenen Meisterschaft allerdings nicht.

Andersson: Wir sind schnell wieder zurückgeflogen. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es im Englischen Garten eine kleine Feier. Aber wir waren voll konzentriert auf das Champions-League-Finale gegen den FC Valencia, das nur vier Tage später stattfand.

DFB.de: Auch das Spiel wurde gewonnen. Hat die sensationell gewonnene Meisterschaft einen Schub gegeben?

Andersson: Auf jeden Fall. So ein Erlebnis mit in das Finale zu nehmen, hat eine gewisse Bedeutung.

DFB.de: Sie haben den FC Bayern München daraufhin Richtung FC Barcelona verlassen. Später ließen Sie Ihre Karriere in Ihrer Heimat beim Malmö FF ausklingen. Was machen Sie aktuell?



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34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Am 33. Spieltag empfängt der Hamburger SV den FC Bayern München. Während es für den HSV um den Klassenerhalt geht, haben sich die Münchner ihre Meisterschaft längst gesichert. Bei dem Aufeinandertreffen in der Saison 2000/2001 war die Situation noch eine ganz andere. Die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld benötigte an diesem 34. Spieltag noch einen Punkt, um die Meisterschale hochhalten zu dürfen.

Doch der Hamburger SV, der die Saison auf Tabellenplatz 13 abschloss, erwies sich als hartnäckiger Gegner und ging sogar in der 90. Minute in Führung. In der vierten Minute der Nachspielzeit schlugen die Münchner mit einem Freistoßtor durch Patrik Andersson zurück und sicherten sich den Titel. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen erinnert sich Patrik Andersson an die Last-Minute-Meisterschaft.

DFB.de: Herr Andersson, war diese Partie gegen den Hamburger SV das emotionalste Spiel Ihrer Karriere?

Patrick Andersson: Natürlich. Dieses Spiel lässt sich mit nichts anderem vergleichen. Wir brauchten zumindest ein Unentschieden, um sicher Meister zu werden, und haben das Spiel auch kontrolliert. Carsten Jancker hat ein reguläres Tor erzielt, das nicht gegeben wurde. Am Ende wurde es dann sehr turbulent.

DFB.de: Das kann wohl sagen. Der FC Schalke 04 lag zeitgleich gegen Unterhaching zunächst 0:2, später noch einmal mit 2:3 zurück. Schlussendlich gewannen die Gelsenkirchener mit 5:3. Dadurch brauchte der FC Bayern München einen Punkt, um die Meisterschaft klar zu machen. Haben Sie die Zwischenergebnisse aus Schalke wahrgenommen?

Andersson: Auf jeden Fall. Das Hamburger Publikum hat ja groß gefeiert, als Schalke in Führung ging.

DFB.de: Warum tat sich der FC Bayern gegen den Hamburger SV überhaupt so schwer?

Andersson: Es war allgemein ein Spiel mit sehr wenig Torchancen. Aber wie gesagt: Wir waren die dominierende Mannschaft. Wir hätten das nur besser ausspielen müssen.

DFB.de: Hat sich die Mannschaft vielleicht darauf ausgeruht, dass ein 0:0 zur Meisterschaft reichen würde?

Andersson: Grundsätzlich wollten wir immer alle Spiele gewinnen. Aber sicherlich hatten wir im Hinterkopf, dass ein Punkt genügt. Hinzu kommt, dass die Hamburger uns das Leben in diesem Spiel sehr schwer gemacht haben.

DFB.de: Für den HSV ging es in diesem Spiel praktisch um nichts mehr. Hatten Sie das Gefühl, dass die Chance, dem FC Bayern München die Meisterschaft zu versauen, eine besondere Motivation für sie war?

Andersson: Das weiß ich nicht. Es war eben das letzte Saisonspiel. Auch der HSV wollte die Spielzeit mit einem guten Gefühl abschließen. Spiele gegen den FC Bayern sind für alle Mannschaften etwas Besonderes. Ein Sieg wäre für sie ein toller Saisonabschluss gewesen.

DFB.de: In der 90. Spielminute erzielte Sergej Barbarez das 1:0 für den Hamburger SV per Kopfball. Die Meisterschaft schien futsch. Hatten Sie noch Hoffnung, in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielen zu können?

Andersson: Sicher. Viele Spieler vom FC Bayern hatten ja beim Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United miterlebt, dass eine Mannschaft in der Nachspielzeit sogar zwei Tore erzielen kann.

DFB.de: Ganz nach dem Motto: Was Manchester vor zwei Jahren hinbekommen hat, kriegen wir nun erst recht hin.

Andersson: So kann man das sagen.

DFB.de: In der dritten Minute der Nachspielzeit nahm HSV-Torhüter Mathias Schober einen Rückpass mit der Hand auf, sodass es einen indirekten Freistoß innerhalb des Strafraums gab. War es sofort klar, dass Sie schießen würden?

Andersson: Das haben wir spontan entschieden. Mehmet Scholl war bereits ausgewechselt, Michael Tarnat saß zudem auf der Bank. Ich hatte bereits in Schweden und für Gladbach viele Freistöße geschossen. Daher war ich die logische Alternative.

DFB.de: Sie wussten, dass nun von Ihrem Freistoß die Meisterschaft abhängt. Wie macht sich ein Spieler von diesem Druck frei?

Andersson: Darüber denkt man gar nicht so viel nach. Ich hatte nur im Kopf, schnell zum Ball zu kommen und den Freistoß zu schießen. Darauf war ich fokussiert.

DFB.de: Sie trafen unten links in das Tor.

Andersson: Bei so einem Schuss ist immer etwas Glück dabei. Andreas Fischer, der kurz zuvor eingewechselt wurde, stand in der Mauer und hatte sich etwas nach innen gedreht. So fand ich die Lücke.

DFB.de: Und dann brachen vor Freude alle Dämme.

Andersson: Absolut. Das kann man überhaupt nicht beschreiben. Es war ein unvergesslicher Moment. Man platzt vor Freude.

DFB.de: Hatten Sie trotz der großen Freude ein wenig Mitgefühl mit Schalke 04?

Andersson: So ist eben Fußball. Es ist ein Spiel mit vielen Gefühlen. Viele Fans von Schalke dachten wohl schon, dass das Spiel in Hamburg vorbei war. Das war natürlich etwas unglücklich.

DFB.de: Allzu viel gefeiert wurde nach der gewonnenen Meisterschaft allerdings nicht.

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Andersson: Wir sind schnell wieder zurückgeflogen. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es im Englischen Garten eine kleine Feier. Aber wir waren voll konzentriert auf das Champions-League-Finale gegen den FC Valencia, das nur vier Tage später stattfand.

DFB.de: Auch das Spiel wurde gewonnen. Hat die sensationell gewonnene Meisterschaft einen Schub gegeben?

Andersson: Auf jeden Fall. So ein Erlebnis mit in das Finale zu nehmen, hat eine gewisse Bedeutung.

DFB.de: Sie haben den FC Bayern München daraufhin Richtung FC Barcelona verlassen. Später ließen Sie Ihre Karriere in Ihrer Heimat beim Malmö FF ausklingen. Was machen Sie aktuell?

Andersson: Ich arbeite an verschiedenen Projekten. Momentan bin ich damit beschäftigt, für den FC Barcelona Fußballcamps für Jugendliche in Schweden und auch in Barcelona zu organisieren.