Ancelottis Milan schockt die Bayern

14. April

Vor 60 Jahren stehen zwei weitere Teilnehmer an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft fest. Hertha BSC Berlin darf als Berliner Meister mitspielen. Im Entscheidungsspiel gegen Tennis Borussia setzt sich die "Alte Dame" vor 80.000 Zuschauern im Olympiastadion gegen Tennis Borussia durch. Zwei Tore von Helmut Faeder ebnen den Weg. Der kicker sieht ihn gar "in der Hidegkuti-Rolle" des torgefährlichen Spielgestalters. Der zweite Teilnehmer ist der 1. FC Saarbrücken, der sich im Südwesten durch ein 4:0 über Verfolger VfR Frankenthal den Platz hinter Meister Kaiserslautern sichert. Die Saarländer stellen einen Oberligarekord auf, bleiben sie doch zuhause in allen 14 Spielen ohne Punktverlust. Sicher dabei ist schon länger der HSV, der im Norden aber immer noch nicht Meister ist. Spielfrei muss er beobachten, wie Holstein Kiel (2:1 gegen Nordhorn) auf drei Zähler heranrückt. Hannover 96 wahrt seine Chance auf den Endrundenplatz durch ein 5:2 über Bremerhaven. Im Westen ist noch alles möglich, und nur drei Spiele verändern die Tabelle unwesentlich. Allerdings sorgt das 1:1 des VfL Bochum bei Tabellenführer und Meister Borussia Dortmund für Aufsehen, Kelbassa rettet in der 78. Minute wenigstens noch einen Punkt für den BVB. 30.000 Zuschauer applaudieren vor Anpfiff Max Michallek, der für sein 350. Oberligaspiel im BVB-Dress geehrt wird. Der 1. FC Köln klettert durch ein 5:2 gegen Absteiger Borussia Mönchengladbach auf Platz drei. Preußen Münster verscheucht das Abstiegsgespenst, schlägt Fortuna Düsseldorf 1:0. Im Süden sind fünf Spiele vor Schluss noch alle Fragen offen. Tabellenführer 1. FC Nürnberg setzt sich durch seinen Heimsieg gegen den VfR Mannheim (2:1) zwei Punkte vom Karlsruher SC ab (0:3 in Aschaffenburg), Kickers Offenbach (2:0 gegen Schweinfurt) und der VfB Stuttgart (3:1 bei den seit zwei Monaten sieglosen Münchner Bayern) haben noch Chancen auf die Endrundenplätze. Schlusslicht Schwaben Augsburg sendet Lebenszeichen (3:1 gegen Jahn Regensburg) und schließt zu den punktgleichen Bayern auf.

Im DFB-Pokal verliert Rot-Weiß Essen bei Westfalia Herne 2:6. Auch weil Weltmeister Helmut Rahn fehlt? Der kicker meldet: "Die ganze Woche über ließ Helmut Rahn auf sich warten! Zum Training erschien er nicht. In seiner Wohnung wurde vergeblich nach ihm Ausschau gehalten." Vielmehr sei "jener Italiener gesehen worden, der bereits früher in Essen aufgetaucht war, um Rahn mit den Lire-Millionen eines italienischen Klubs zu locken".

Vor 30 Jahren geht die Bundesliga in eine englische Woche. In den drei Dienstagspartien fallen zehn Tore. Schalke 04 schlägt Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf 4:2 (0:0), Bayer Leverkusen unterliegt im Rheinderby Mönchengladbach 0:2 und Schlusslicht Blau-Weiß Berlin hat nach dem 1:1 gegen Borussia Dortmund endlich auch eine zweistellige Punktausbeute. Leverkusen-Trainer Erich Ribbeck schiebt Frust: "Seit 20 Jahren bin ich Trainer, aber an drei Heimniederlagen in Folge kann ich mich nicht erinnern."

Vor zehn Jahren brilliert Tabellenführer Schalke 04 bei Mainz 05 und gewinnt 3:0. Der 21 Jahre alte Schalke-Torwart Manuel Neuer sagt: "Es ist ein Meilenstein." Gerald Asamoah, Schütze des 2:0, reagiert auf die Fan-Gesänge ("Ihr werdet Meister in Dortmund") sagt keck: "Wenn wir in Dortmund Meister werden, laufe ich zu Fuß nach Hause." Der VfB Stuttgart hält Anschluss, wenn auch mühsam, nur ein Eigentor verhilft zum 2:1-Heimsieg über Hannover 96. Der 1. FC Nürnberg steht nach dem 1:0 gegen Aufsteiger Alemannia Aachen auf einem UEFA-Cup-Platz (5.), Torwart Raphael Schäfer stellt mit dem elften Spiel ohne Gegentor Andy Köpkes Vereinsrekord ein. Kurios: Schäfer wird noch nach Abpfiff verwarnt für ein Gerangel mit Alemannias Sascha Rösler, der sogar Gelb-Rot sieht. Hertha BSC gewinnt mit Interimstrainer Karsten Heine (Nachfolger von Falko Götz) nach acht Spielen wieder mal (3:1 in Bochum). Eintracht Frankfurt macht im Abstiegskampf einen großen Schritt, gewinnt 4:2 in Bielefeld.

15. April

Vor 100 Jahren wird der 4. Spieltag der Süddeutschen Meisterschaft ausgetragen. Die SpVgg. Fürth gewinnt bei Pfalz Ludwigshafen mit 4:0. "Die Fürther waren mit vollständiger Mannschaft erschienen; die Elf lieferte ein Spiel, wie es die Ludwigshafener Sportfreunde schon lange nicht mehr gesehen", schreiben die Münchner Nachrichten. Die Stuttgarter Kickers deklassieren den FSV Frankfurt mit 7:1.

Vor 50 Jahren feiern die drei Titelaspiranten klare Siege. Eintracht Braunschweig fegt wenig motivierte Bayern 5:2 vom Platz, Eintracht Frankfurt Schlusslicht Rot-Weiß Essen mit 5:0 und Meister TSV 1860 München verpasst gegen Hannover 96 einen wesentlich höheren Sieg, aber auch das 3:0 wahrt die Titelchancen. Bayern-Trainer Tschik Cajkovski sagt nach der Pleite seiner Schützlinge zu den Braunschweigern: "Jetzt müsst ihr aber auch Deutscher Meister werden." Jahrzehnte später gesteht Franz Beckenbauer, dass genau das die Absicht der Bayern gewesen sei, die nichts mehr fürchteten als einen weiteren Triumph der Münchner Löwen. Wenn sie nicht extra verloren haben, dann doch ziemlich gerne. Das Halbzeitergebnis (4:0) erschüttert die Löwen, als sie davon erfahren. Trainer Günter Baumann: "Die Hiobskunde vom 0:4-Rückstand unserer vermeintlichen Mitstreiter, der Bayern, aus Braunschweig hat meinen Jungs zur Pause viel von ihrem Biß genommen." Tore schießen sie nicht mehr.

Das kurioseste Tor des Tages fällt im Abstiegskampf, wo der VfB Stuttgart durch einen 40-Meter-Schuss, der ein Pass sein sollte, gegen Borussia Dortmund gewinnt und auf den 15. Platz springt. Schütze Klaus-Dieter Sieloff hat Glück, dass Hans Arnold BVB-Keeper Hans Tilkowski irritiert. Absetzen kann sich der VfB aber nicht, da der Karlsruher SC in Bremen 3:0 gewinnt. Die Werder-Fans hätten daraufhin gern einen neuen Trainer ("Brocker raus!"). Fortuna Düsseldorf kassiert in Köln in den letzten elf Minuten noch zwei Tore, verliert 0:2 und fällt auf Platz 17. Die beiden Aufsteiger sind somit auf den Abstiegsplätzen. Die letzten Vier sind nur durch zwei Punkte getrennt und auch der 14. Schalke 04 ist nach der 0:3-Heimpleite gegen Kaiserslautern, bei der ein verschossener Elfmeter von Günther Herrmann und ein Autounfall von Trainer Fritz Langner bei der Anfahrt ins Stadion den Pechtag abrundet, weiter in Bedrängnis. Langner ist zu geschockt, um die Elf zu betreuen und lässt sich von Weltmeister Berni Klodt vertreten. Ein Kuriosum gibt es auch in Duisburg beim 2:1 des Meidericher SV gegen den HSV. Als Gert "Charly" Dörfel einen Elfmeter an die Latte setzt, den Torwart Manglitz nicht berührt, verwandelt der Schütze den Abpraller – und wundert sich, dass das Tor nicht zählt. Überschrift im Sport Magazin: "Regelkunde, Gert Dörfel!" Sechs Spieltage vor Schluss der vierten Bundesligasaison ist noch alles offen, was die Kundschaft honoriert: 236.000 Zuschauer sind (und bleiben) weit über dem Durchschnitt der Saison.

Vor 40 Jahren enden die beiden Freitagsspiele der Bundesliga 3:2. Fast-Absteiger Rot-Weiß Essen wahrt gegen Kaiserslautern seine minimale Chance durch den sechsten Saisonsieg, der die Pfälzer in Bedrängnis bringt. Bis zur 82. Minute führen sie 2:1, dann drehen Günter Fürhoff und Werner Lorant das Spiel, für das sich nur 4600 Zuschauer interessieren. Die gleiche Torfolge gibt es auch in Düsseldorf, wo die Fortuna Aufsteiger Borussia Dortmund bezwingt – aber vor weit größerer Kulisse (21.000).

Vor 30 Jahren erlebt die Bundesliga einen denkwürdigen Spieltag. In sechs Partien fallen an diesem April-Mittwoch 29 Tore. Das furioseste Spiel steigt in Ludwigshafen, wo Waldhof Mannheim seine Heimspiele austrägt. Das Südwestderby gegen den 1. FC Kaiserslautern endet 4:3. Waldhof-Stürmer Fritz Walter schießt alle vier Tore, darunter zwei Elfmeter. Einen dritten vergibt er, sonst hätte er den Rekord des Stuttgarters Michael Nushöhr (von 1986) eingestellt. FCK-Keeper Gerry Ehrmann hat etwas dagegen. Die Aufregung auf die Spitze treibt ein Abseitspfiff von Schiedsrichter Kautschor in letzter Minute, als die Gäste schon das vermeintliche 4:4 feiern. Verrückt geht es auch in Uerdingen zu, wo der 1. FC Nürnberg 4:3 gewinnt. Meister Bayern dreht einen 1:2-Pausenrückstand gegen Werder noch um, Lothar Matthäus ist das Siegtor zum 3:2 vorbehalten. Es ist umso mehr wert, weil Verfolger HSV bei Aufsteiger FC Homburg einen Punkt lässt (1:1). Keine Schwächen zeigt der VfB Stuttgart auf Platz drei: Köln wird mit einer 5:1-Packung abgefertigt, aber erst nach einer Stunde bricht Jürgen Klinsmanns 2:1 die Moral der Gäste. Eintracht Frankfurt ärgert sich über ein 1:1 gegen Bochum, Michael "Ata" Lameck trifft in letzter Minute für die Gäste.

Im DDR-Pokal gewinnt Lok Leipzig vor 31.000 Zuschauern bei Dynamo Dresden 2:0 und erreicht das Halbfinale.

Vor 25 Jahren erreicht Werder Bremen das Europapokal-Finale. Im Pokalsieger-Cup schlagen die Hanseaten zum Hause den FC Brügge mit 2:0 (Hinspiel 0:1). 35.000 Zuschauer bejubeln die Tore von Marco Bode (31.) und Manfred Bockenfeld (59.). Torwart Oliver Reck, zuvor in der Kritik, hält glänzend und ist doch der Verlierer beim Sieger: Weil er sich die zweite Verwarnung einhandelt, fehlt er im Finale gegen den AS Monaco.

Vor 20 Jahren erreicht Drittligist Energie Cottbus sensationell das Pokalfinale. Bei Schneeregen schlagen die Lausitzer Bundesligist Karlsruher SC zuhause 3:0. Die Tore erzielen Willi Kronhardt, Detlef Irrgang und Toralf Konetzke nach der Pause. Kronhardt wird bundesweit bekannt, weil er seiner Freundin "Jule" nach dem Tor einen Gruß per T-Shirt, auf dem ihr Name steht, übermittelt. Es ist der Versuch, sie zurückzugewinnen. Der hohe Sieg erklärt sich auch durch den frühen Platzverweis für KSC-Verteidiger Dirk Schuster (33.). KSC-Präsident Roland Schmider ist enttäuscht über das Aus und kündigt ein Gespräch mit Trainer Winfried Schäfer an: "Das Präsidium und der Verwaltungsrat erwarten eine Antwort." Dass ein Journalist auf der Pressekonferenz die Trainerfrage stellt, empört Schäfers Kollegen Eduard Geyer: "Alleine diese Frage zu stellen, ist eine Frechheit."

Vor zehn Jahren steht Borussia Dortmund nach der 0:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen auf Platz 15. Miroslav Klose und Diego (per Freistoß) schießen die Bremer zum siebten Auswärtssieg, der die Titelchancen bewahrt. Die für Bayern München sind nur noch minimal, aber der Meister will zumindest noch in die Champions League. Auch das 2:1 gegen Bayer Leverkusen bringt sie nicht vom vierten Platz weg, Torschütze Mark van Bommel droht jedoch der Konkurrenz: "Der Sieg war wichtig, um zu zeigen, dass wir einen langen Atem haben."

16. April

Vor 40 Jahren feiert der 1. FC Saarbrücken eine Sternstunde der Vereinsgeschichte und legt Europapokalsieger Bayern München an Ostersamstag sechs Bälle ins Netz. Nach dem sensationellen 6:1 verlässt der FCS sogar die Abstiegsränge. Mann des Tages ist der vierfache Torschütze Roland Stegmayer. Es ist nicht der höchste Tagessieg: Eintracht Frankfurt deklassiert Werder Bremen mit 7:1 und stellt Borussia Mönchengladbachs Bundesligarekord ein, beide haben eine Serie von 17 Spielen ohne Niederlage hingelegt, Borussia allerdings zwei Jahre zuvor. Für Furore sorgt auch das Berliner Derby. Schlusslicht Tennis Borussia schlägt die Hertha vor 42.000 Zuschauern 2:0, auf beiden Seiten gibt es einen Platzverweis. Für Herthas Uwe Kliemann ist es schon der zweite der Saison. Da Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach durch ein Abramczik-Tor vor 70.000 Fans 1:0 gewinnt (wie alle Gastgeber des Tages) und Braunschweig gegen den VfL Bochum seine Pflicht tut (2:0), gibt es plötzlich einen Dreikampf um den Titel. Den für das schönste Tor des Tages sichert sich ein Braunschweiger: Wolfgang Frank trifft per Fallrückzieher. Den Fehlschuss des Tages vollbringt Karlsruhes Karl-Heinz Struth, der in Hamburg in der 89. Minute einen Elfmeter an den Pfosten setzt – und damit die 1:2-Niederlage zementiert. Der KSC fällt auf den von Saarbrücken geräumten Abstiegsplatz.

Im Spitzenspiel der 2. Bundesliga gewinnt Tabellenführer VfB Stuttgart beim 1. FC Nürnberg vor 37.000 Zuschauern 4:0. Dieter Hoeneß trifft zweifach, auch Ottmar Hitzfeld und Hansi Müller schießen ein Tor.

Vor 25 Jahren bestreitet Borussia Dortmund ein vorgezogenes Bundesligaspiel und gewinnt 1:0 bei den Stuttgarter Kickers. Das Tor von Michael Rummenigge beschert dem Hitzfeld-Team am Gründonnerstag 1992 die Tabellenführung. Er darf sie über Ostern behalten. Im zweiten vorgezogenen Spiel kommt es zum Ostderby zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock. Die Sachsen gewinnen 2:1.

Vor 20 Jahren erreicht der VfB Stuttgart das Pokalfinale durch einen 2:1-Heimsieg gegen den Hamburger SV. Krassimir Balakovs Freistoßtor (15.) gleicht Jürgen Hartmann (19.) aus, dann glückt Thomas Schneider der Siegtreffer. Seine Freude wird in letzter Minute getrübt, als er nach Foulspiel vom Platz fliegt und fürs Finale gesperrt wird. Auch HSV-Stürmer Valdas Ivanausks muss früher duschen (Gelb-Rot/75.). 48.000 Zuschauer sehen ein packendes Spiel mit 17 Torchancen.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

10. April

Vor 90 Jahren hat Bayern München seltenen Besuch. Uruguays Meister Penarol Montevideo ist auf Deutschland-Tournee und zu Gast. Zur Feier des Tages wird der Spielball aus einem Flugzeug abgeworfen, vor Anpfiff erklingen die Nationalhymnen. Penarol muss sich den Bayern 1:2 geschlagen geben. 30.000 Zuschauer am Grünwalderstadion sehen einen verdienten Sieg der Bayern. Der kicker stellt allerdings über den Gegner fest: "Es zeigt sich, daß die Schießkunst der Exoten auf keiner berühmten Höhe steht."

Auf großes Interesse stößt auch das 89. Frankenderby. Bloß nicht bei den seit einer Woche als neuer Süddeutscher Meister gekürten Nürnberger Spielern. Bei der SpVgg. Fürth lässt sich der Club mit einigen Reservisten vor 20.000 Zuschauern mit 0:5 abschießen. Alle Tore fallen schon vor der Pause, dann schalten auch die Fürther einen Gang zurück. "Die ältesten Clubberer können sich an ein derartiges Debakel nicht entsinnen", schreibt der kicker. 5:0 endet auch das zweite Endrundenspiel des Südens zwischen dem VfB Stuttgart und Mainz 05. Wie verabredet fallen auch hier alle Tore vor dem Halbzeitpfiff. Meister der Trostrunde ("Die Runde der Zweiten") wird 1860 München durch ein 3:1 beim VfR Mannheim und den Ausrutscher des bis dahin führenden Karlsruher FV (2:2 bei Eintracht Frankfurt).

Vor 25 Jahren trennen Borussia Dortmund und Bayern München Welten. Der Tabellenzweite BVB fegt die Bayern (Platz elf) 3:0 aus dem Westfalenstadion. Der Ex-Münchner Michael Rummenigge eröffnet den Torreigen, Thomas Franck und Stephane Chapuisat legen nach der Pause nach. BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld stellt dennoch fest: "Ich habe auch Mängel gesehen." Kollege Erich Ribbeck ist schon mit wenig zufrieden und freut sich, in Olaf Thon einen neuen Libero gefunden zu haben: "Er hat sehr gut gespielt." Thon selbst freut sich ebenfalls: "Es war eine Ehre für mich, Libero zu spielen." Im Aufsteigerduell behält Hansa Rostock gegen Schalke 04 die Oberhand (2:0), hier ist der Verlierer-Trainer weniger gnädig. "Wir waren alle schlecht", sagt Alex Ristic. Bei Fortuna Düsseldorf hat das 1:3 gegen die Stuttgarter Kickers nicht nur Kritik zur Folge: Das Schlusslicht wirft sechs Spieler raus, Trainer Horst Köppel soll den Rest schon auf die 2. Liga vorbereiten. Die Kulisse (5000 Zuschauer) ist bereits zweitligareif.

11. April

Vor 80 Jahren findet der zweite Endrundenspieltag um die Deutsche Meisterschaft statt. In Gruppe A triumphieren die Gäste: Hindenburg Allenstein unterliegt dem HSV in Königsberg 2:5 und SuSV Beuthen verliert gegen BC Hartha (Sachsenmeister) 2:4. In Gruppe B herrscht bereits Endspielatmosphäre, zu Schalkes Gastspiel bei Hertha BSC kommen 90.000 Fans ins Olympiastadion. Die Schalker gewinnen nach Rückstand 2:1, Adolf Urban gleicht aus und Fritz Szepan besorgt die Entscheidung. Werder Bremen macht die Auftaktpleite wett und putzt Viktoria Stolp 5:0, Karl Mayer schießt vier Tore. In Gruppe C verteidigt Wormatia Worms (3:1 bei SpV. Kassel/in Hanau) die Spitze, der VfB Stuttgart verliert erstmals (1:2 in Dessau). In Gruppe D kommt Fortuna Düsseldorf durch ein spätes Tor von Stanislaus Kobierski gegen Waldhof (2:1) in Oberhausen zum ersten Sieg, während Favorit 1. FC Nürnberg (3:1 gegen VfR Köln 04) schon bei vier Punkten steht.

Vor 50 Jahren gewinnt Bayern München sein Halbfinalhinspiel im Europapokal der Pokalsieger gegen Standard Lüttich 2:0. Gerd Müller (2.) und Peter Kupferschmidt (9.) sorgen für einen Blitzstart, danach warten 38.000 Zuschauer vergebens auf weitere Tore.

Vor 30 Jahren endet der 24. Bundesliga-Spieltag. Bayern München hat auch sein 13. Auswärtsspiel ungeschlagen überstanden, Udo Lattek führt sein Team am Bökelberg zu einem knappen 1:0-Sieg. Obwohl Helmut Winklhofer und Hans Dorfner schon in der ersten halben Stunde verletzt ausscheiden, nehmen die Bayern die Punkte mit. Weil Dieter Hoeneß eine Wohlfarth-Flanke einköpft und weil Borussias Michael Frontzeck einen Elfmeter verschießt. "Schreiben Sie, dass ich alleine an dem Punktverlust schuld bin", sagt der Nationalspieler frustriert. Trainer Jupp Heynckes scheint es ähnlich zu sehen und setzt den Wiederholungstäter ab: "Beim nächsten Mal schießt Bruns!" Weitere Untaten gibt es zum Glück nicht. Uli Hoeneß benötigt zwar Polizeischutz, weil er schriftliche Drohungen bekommen hat. Aber die beiden Beamten an seiner Seite bekommen nichts zu tun. Der Bayern-Manager ganz Fatalist: "Gegen so was ist man machtlos! Das sind für mich Verrückte, aber auf Nummer Sicher gehen muss man trotzdem." Er tröstet sich mit den Punkten uns muss bereits voreilige Gratulanten abwehren. Aber selbst der HSV, obwohl nur drei Punkte zurück, glaubt nicht mehr an den Titel. Gegen Waldhof Mannheim (1:0) kommen nur 12.000 Zuschauer in den Volkspark, die Bundesliga 1986/1987 durchläuft eine schwere Krise. Das mit Abstand am besten besuchte Spiel ist ein Mittelfeldduell. Aber Dortmund gegen Schalke zieht immer, 49.000 Fans sehen den 1:0-Sieg des Neunten gegen den 13. Norbert Dickels Tor fällt für einige Fans, die wegen des großen Andrangs noch draußen stehen, zu früh (8. Minute).

Vor 25 Jahren bekommt die Bundesliga einen neuen Tabellenführer. Im Dreikampf an der Spitze hat nun der VfB Stuttgart (2:0 gegen Nürnberg) die Nase vorn. Matthias Sammer schießt die Tore, die Platz eins bedeuten. Herbstmeister Eintracht Frankfurt ist Rang eins nach dem 1:1 in Mönchengladbach wieder mal los. Meister 1. FC Kaiserslautern macht sich nach dem 0:3 in Leverkusen keine Illusionen mehr in puncto Titelverteidigung.

Vor 20 Jahren wahrt Bayer Leverkusen im Freitagsspiel der Bundesliga seine Titelchancen und schlägt den Karlsruher SC 3:1. Während Bayer auf Platz zwei klettert, fallen die Badener vom fünften auf den achten Platz zurück. Arminia Bielefeld und der HSV trennen sich 1:1 und bleiben auf ihren Plätzen (13 und 14). Arminias 42 Jahre alter Torwart Uli Stein verschuldet den Ausgleich und flieht vor den Reportern durch einen Hinterausgang. Der kicker schreibt: "Stein entwickelt sich zum Sicherheitsrisiko für die Arminia. Wenn der frühere Nationalspieler weiter so daneben greift wie am Freitag, könnte der Aufsteiger wieder absteigen."

Vor zehn Jahren scheidet Bayern München aus der Champions League aus. Trotz günstiger Ausgangslage (2:2 im Hinspiel) endet der Münchner Traum vom Halbfinale durch eine 0:2-Heimniederlage gegen den AC Mailand, für den Clarence Seedorf und Filippo Inzaghi binnen vier Minuten (27., 31.) treffen. "Eine clevere, spielstarke Mailänder Mannschaft beherrschte einen FC Bayern mit vielen internationalen Azubis souverän", urteilt der kicker nach der ersten Heimniederlage der Münchner im Europacup im neuen Stadion. Milan-Trainer ist übrigens Carlo Ancelotti - inzwischen Chefcoach des FC Bayern.

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12. April

Vor 75 Jahren trennt sich die deutsche Nationalmannschaft von Spanien 1:1. Vor 80.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion fallen die Tore nach der Pause: Karl Decker von Vienna Wien bringt Deutschland in Front (58.), nach einem Handspiel des Hamburgers Hans Rohde verwandelt Campos den fälligen Elfmeter (76.).

Am selben Tag finden auch Punktspiele in den Gauligen statt. Am Hamburger Rothenbaum sehen 12.000 Zuschauer das Spitzenspiel der Nordmark zwischen dem HSV und Holstein Kiel (3:1), das damit aus dem Titelrennen ausscheidet. In Niedersachsen ist Werder Bremen schon am Ziel: Das 4:1 gegen LSV Wolfenbüttel ist der siebte Sieg im siebten Spiel. Bayern München verliert in der Bayern-Staffel zuhause gegen 1. FC Nürnberg 2:4, der Tabellenführer aus Fürth pausiert. Gleiches gilt für den 1. FC Kaiserslautern, dessen Gegner FV Metz zum Spitzenspiel am Betzenberg einfach nicht antritt – was in Kriegszeiten öfters vorkommt. Tausende Zuschauer warten vergeblich auf die Elsässer. Vienna Wien wird Meister der Ostmark dank eines 4:3 beim Lokalrivalen Admira.

Vor 70 Jahren trennen sich in einem vorgezogenen Oberligaspiel Bayern München und Tabellenführer 1. FC Nürnberg vor 30.000 Zuschauern torlos. Moralischer Sieger sind die Bayern, die zur zweiten Hälfte wegen Verletzungen nur noch mit neun Spielern auflaufen.

Vor 50 Jahren wird die Bundesliga-Tabelle mit der Austragung sämtlicher fünf Nachholspiele begradigt, in denen 23 Tore fallen. Plötzlich sieht es wieder nach einer klaren Angelegenheit in der Meisterfrage aus. Borussia Mönchengladbach schlägt Köln 3:1, während Verfolger Eintracht Braunschweig bei Hertha BSC 1:2 verliert und nun drei Punkte Rückstand aufweist. "Meine Mannschaft hat Angst, Meister zu werden", klagt Eintracht-Trainer Branko Zebec.

Im Rennen um die UEFA-Cup-Plätze verschenkt die 16 Spiele ungeschlagene Frankfurter Eintracht in Dortmund den Sieg. In der 93. Minute zögert Torwart Jupp Koitka bei einer Flanke, Burkhard Segler köpft das 2:2. Eintracht-Coach Gyula Lorant verweigert Koitka, der aus Wattenscheid kommt, den Heimaturlaub. Der Torwart muss erst unter Androhung einer Geldstrafe über 1000 DM dazu bewogen werden, in den Bus zu steigen. Weit besser ist die Stimmung in der Kabine des 1. FC Saarbrücken, der einen 0:2-Rückstand gegen den HSV noch in ein 3:2 umwandelt. FCS-Präsident Vaterrodt lässt in der Kabine des 16. daraufhin eine Runde Sekt kredenzen. Dagegen gehen bei Rot-Weiß Essen die Lichter aus. Nach dem 1:3 in Bremen bleibt man abgeschlagener Vorletzter und auswärts weiter sieglos. Es geht nur noch um den dritten Absteiger und da verbessert Fortuna Düsseldorf durch ein 2:1 in Bochum die Chancen. Die VfL-Fans fordern den Rauswurf des Trainers Heinz Höher. In Berlin geht der Trainer von selbst, Georg Kessler verkündet Stunden vor dem Heimsieg gegen Braunschweig seinen Abgang zum Saisonende.

Am selben Tag beteuert Franz Beckenbauers Manager Robert Schwan, dass der Kaiser mindestens bis 1978 bei Bayern bleibe und nicht zu Cosmos New York wechsle.

Vor 20 Jahren rückt die Titelverteidigung für Meister Borussia Dortmund in weite Ferne. Nach dem 2:3 bei Aufsteiger MSV Duisburg fällt der BVB am 27. Spieltag vom zweiten auf den vierten Platz zurück - bei sechs Punkten Rückstand auf die Bayern (3:2 gegen 1. FC Köln). Es gibt Gründe für "das Drama" (kicker): Trainer Hitzfeld fehlt eine komplette Elf aus Nationalspielern, die alle verletzt sind. Neun Muskelfaserrisse, fünf Bänderrisse und vier Meniskus-Operationen stehen in der Krankenakte des BVB 1996/1997. In Duisburg kann der Rest von Dortmund auch den Platzverweis von MSV-Verteidiger Thorsten Wohlert (52.) nicht nutzen - es ist schon der vierte für ihn in der Bundesliga. Gelb-Rot sieht auch Kölns Sunday Oliseh beim 2:3 in München, wogegen der Verein Protest einlegt. Trainer Peter Neururer sieht in seiner Aktion eine "als Vorschlag für den Friedensnobelpreis". Trotz Unterzahl schießt sein Team dann noch ein Tor bei den Bayern, die nach 3:0-Führung nachlässig werden. Lothar Matthäus mahnt zur Disziplin, es ginge nicht, "dass wir die Kölner teilweise verarschen wollten". Am Rande der Partie wird die Verpflichtung des französischen Nationalspielers Bixente Lizarazu öffentlich, er soll bis 2002 bleiben. Der VfB Stuttgart meldet sich durch den höchsten Tagessieg (5:1 gegen Rostock) zurück im Titelrennen, das "magische Dreieck" trifft aus allen Rohren (zweimal Bobic, Elber, Balakov je eins) und Trainer Joachim Löw wird forsch: "Ich will immer das Maximale."

Vor zehn Jahren erreicht Werder Bremen das Halbfinale im UEFA-Pokal. Gegen AZ Alkmaar gibt es im Weserstadion ein souveränes 4:1, Miroslav Kloses Doppelschlag zum 3:1 stellt die Weichen. Bayer Leverkusen scheidet dagegen erwartungsgemäß aus. Der 0:3-Heimpleite folgt ein 0:1 in Osasuna.

13. April

Vor 70 Jahren gibt es in der Oberliga Süd einen Aufstand der Kellerkinder: Die letzten Vier gewinnen alle, drei davon auswärts. Die Sensationen: VfB Stuttgart vs. Viktoria Aschaffenburg 1:3, SpVgg. Fürth vs. Karlsruher FV 2:4, FC Bamberg vs. VfL Neckarau 0:4 und VfR Mannheim vs. Schweinfurt 3:0. Es sind gute Tage für die Mannschaften ganz unten in der Tabelle. Kurz vor dem Spieltag wird bekannt, dass die Zahl der Absteiger von sechs auf vier reduziert worden ist, wie auf einer Oberligatagung in Stuttgart beschlossen worden ist. Es ändert nichts an der Dramatik im Abstiegskampf, in den immer noch elf Mannschaften verwickelt sind - getrennt durch drei Punkte. Ein Titelrennen gibt es dagegen nicht mehr, 1860 München kann den Nürnberger Punktverlust nicht nutzen und kommt vom FSV Frankfurt auch mit nur einem Punkt (1:1) wieder. In Westfalen gibt es keine Oberliga, Schalke 04 wird daher nur "Gruppenmeister" durch ein 6:1 gegen Union Gelsenkirchen. In der "französischen Zone" wird der 1. FC Kaiserslautern Meister - durch ein 2:0 bei Phönix Ludwigshafen (18.000 Zuschauer).

Vor 25 Jahren tritt Torwart-Legende Harald alias "Toni" Schumacher von der Bühne ab. Zu seinem Abschiedsspiel im Müngersdorfer Stadion kommt die Nationalmannschaft, die gegen "Tonis Topteam" aus alten Weggefährten zurückhaltend zu Werke geht. In seinem letzten Spiel muss Toni nur zweimal hinter sich greifen, Ulf Kirsten und Rudi Völler treffen beim 2:0 vor 50.000 Zuschauern. Um 21.13 Uhr geht Schumacher - aber doch nicht für immer. Drei Jahre später schenkt ihm Borussia Dortmund noch einen Bundesliga-Einsatz und macht den Torwarttrainer zum Deutschen Meister.

Vor 20 Jahren belegt Aufsteiger VfL Bochum nach einem 3:1 im Sonntagsspiel der Bundesliga gegen Fortuna Düsseldorf einen UEFA-Cup-Platz (5.). Fortuna dagegen bleibt 15. und beklagt Torwart-Pech. Georg Koch verletzt sich bei seinem Comeback nach acht Wochen wieder und scheidet zur Pause mit Schulterproblemen (Nerv eingeklemmt) aus.

Vor zehn Jahren kassiert Borussia Mönchengladbach eine vorentscheidende Niederlage im Abstiegskampf. Paolo Guerrero trifft für den HSV in letzter Minute, obwohl selbst erst 42 Sekunden im Spiel, zum 0:1 und sorgt für einen schwarzen Gladbacher Freitag. Guerrero sagt: "Wenn ich rein komme, bin ich sofort da." Zugleich ist es der 100. Bundesligasieg für HSV-Trainer Huub Stevens, der die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz übernommen und nun bereits auf Platz neun geführt hat. Kollege Jos Luhukay gibt Durchhalteparolen aus. Trotz sieben Punkten Rückstand "müssen wir für unser Ziel kämpfen", so Luhukay.

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14. April

Vor 60 Jahren stehen zwei weitere Teilnehmer an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft fest. Hertha BSC Berlin darf als Berliner Meister mitspielen. Im Entscheidungsspiel gegen Tennis Borussia setzt sich die "Alte Dame" vor 80.000 Zuschauern im Olympiastadion gegen Tennis Borussia durch. Zwei Tore von Helmut Faeder ebnen den Weg. Der kicker sieht ihn gar "in der Hidegkuti-Rolle" des torgefährlichen Spielgestalters. Der zweite Teilnehmer ist der 1. FC Saarbrücken, der sich im Südwesten durch ein 4:0 über Verfolger VfR Frankenthal den Platz hinter Meister Kaiserslautern sichert. Die Saarländer stellen einen Oberligarekord auf, bleiben sie doch zuhause in allen 14 Spielen ohne Punktverlust. Sicher dabei ist schon länger der HSV, der im Norden aber immer noch nicht Meister ist. Spielfrei muss er beobachten, wie Holstein Kiel (2:1 gegen Nordhorn) auf drei Zähler heranrückt. Hannover 96 wahrt seine Chance auf den Endrundenplatz durch ein 5:2 über Bremerhaven. Im Westen ist noch alles möglich, und nur drei Spiele verändern die Tabelle unwesentlich. Allerdings sorgt das 1:1 des VfL Bochum bei Tabellenführer und Meister Borussia Dortmund für Aufsehen, Kelbassa rettet in der 78. Minute wenigstens noch einen Punkt für den BVB. 30.000 Zuschauer applaudieren vor Anpfiff Max Michallek, der für sein 350. Oberligaspiel im BVB-Dress geehrt wird. Der 1. FC Köln klettert durch ein 5:2 gegen Absteiger Borussia Mönchengladbach auf Platz drei. Preußen Münster verscheucht das Abstiegsgespenst, schlägt Fortuna Düsseldorf 1:0. Im Süden sind fünf Spiele vor Schluss noch alle Fragen offen. Tabellenführer 1. FC Nürnberg setzt sich durch seinen Heimsieg gegen den VfR Mannheim (2:1) zwei Punkte vom Karlsruher SC ab (0:3 in Aschaffenburg), Kickers Offenbach (2:0 gegen Schweinfurt) und der VfB Stuttgart (3:1 bei den seit zwei Monaten sieglosen Münchner Bayern) haben noch Chancen auf die Endrundenplätze. Schlusslicht Schwaben Augsburg sendet Lebenszeichen (3:1 gegen Jahn Regensburg) und schließt zu den punktgleichen Bayern auf.

Im DFB-Pokal verliert Rot-Weiß Essen bei Westfalia Herne 2:6. Auch weil Weltmeister Helmut Rahn fehlt? Der kicker meldet: "Die ganze Woche über ließ Helmut Rahn auf sich warten! Zum Training erschien er nicht. In seiner Wohnung wurde vergeblich nach ihm Ausschau gehalten." Vielmehr sei "jener Italiener gesehen worden, der bereits früher in Essen aufgetaucht war, um Rahn mit den Lire-Millionen eines italienischen Klubs zu locken".

Vor 30 Jahren geht die Bundesliga in eine englische Woche. In den drei Dienstagspartien fallen zehn Tore. Schalke 04 schlägt Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf 4:2 (0:0), Bayer Leverkusen unterliegt im Rheinderby Mönchengladbach 0:2 und Schlusslicht Blau-Weiß Berlin hat nach dem 1:1 gegen Borussia Dortmund endlich auch eine zweistellige Punktausbeute. Leverkusen-Trainer Erich Ribbeck schiebt Frust: "Seit 20 Jahren bin ich Trainer, aber an drei Heimniederlagen in Folge kann ich mich nicht erinnern."

Vor zehn Jahren brilliert Tabellenführer Schalke 04 bei Mainz 05 und gewinnt 3:0. Der 21 Jahre alte Schalke-Torwart Manuel Neuer sagt: "Es ist ein Meilenstein." Gerald Asamoah, Schütze des 2:0, reagiert auf die Fan-Gesänge ("Ihr werdet Meister in Dortmund") sagt keck: "Wenn wir in Dortmund Meister werden, laufe ich zu Fuß nach Hause." Der VfB Stuttgart hält Anschluss, wenn auch mühsam, nur ein Eigentor verhilft zum 2:1-Heimsieg über Hannover 96. Der 1. FC Nürnberg steht nach dem 1:0 gegen Aufsteiger Alemannia Aachen auf einem UEFA-Cup-Platz (5.), Torwart Raphael Schäfer stellt mit dem elften Spiel ohne Gegentor Andy Köpkes Vereinsrekord ein. Kurios: Schäfer wird noch nach Abpfiff verwarnt für ein Gerangel mit Alemannias Sascha Rösler, der sogar Gelb-Rot sieht. Hertha BSC gewinnt mit Interimstrainer Karsten Heine (Nachfolger von Falko Götz) nach acht Spielen wieder mal (3:1 in Bochum). Eintracht Frankfurt macht im Abstiegskampf einen großen Schritt, gewinnt 4:2 in Bielefeld.

15. April

Vor 100 Jahren wird der 4. Spieltag der Süddeutschen Meisterschaft ausgetragen. Die SpVgg. Fürth gewinnt bei Pfalz Ludwigshafen mit 4:0. "Die Fürther waren mit vollständiger Mannschaft erschienen; die Elf lieferte ein Spiel, wie es die Ludwigshafener Sportfreunde schon lange nicht mehr gesehen", schreiben die Münchner Nachrichten. Die Stuttgarter Kickers deklassieren den FSV Frankfurt mit 7:1.

Vor 50 Jahren feiern die drei Titelaspiranten klare Siege. Eintracht Braunschweig fegt wenig motivierte Bayern 5:2 vom Platz, Eintracht Frankfurt Schlusslicht Rot-Weiß Essen mit 5:0 und Meister TSV 1860 München verpasst gegen Hannover 96 einen wesentlich höheren Sieg, aber auch das 3:0 wahrt die Titelchancen. Bayern-Trainer Tschik Cajkovski sagt nach der Pleite seiner Schützlinge zu den Braunschweigern: "Jetzt müsst ihr aber auch Deutscher Meister werden." Jahrzehnte später gesteht Franz Beckenbauer, dass genau das die Absicht der Bayern gewesen sei, die nichts mehr fürchteten als einen weiteren Triumph der Münchner Löwen. Wenn sie nicht extra verloren haben, dann doch ziemlich gerne. Das Halbzeitergebnis (4:0) erschüttert die Löwen, als sie davon erfahren. Trainer Günter Baumann: "Die Hiobskunde vom 0:4-Rückstand unserer vermeintlichen Mitstreiter, der Bayern, aus Braunschweig hat meinen Jungs zur Pause viel von ihrem Biß genommen." Tore schießen sie nicht mehr.

Das kurioseste Tor des Tages fällt im Abstiegskampf, wo der VfB Stuttgart durch einen 40-Meter-Schuss, der ein Pass sein sollte, gegen Borussia Dortmund gewinnt und auf den 15. Platz springt. Schütze Klaus-Dieter Sieloff hat Glück, dass Hans Arnold BVB-Keeper Hans Tilkowski irritiert. Absetzen kann sich der VfB aber nicht, da der Karlsruher SC in Bremen 3:0 gewinnt. Die Werder-Fans hätten daraufhin gern einen neuen Trainer ("Brocker raus!"). Fortuna Düsseldorf kassiert in Köln in den letzten elf Minuten noch zwei Tore, verliert 0:2 und fällt auf Platz 17. Die beiden Aufsteiger sind somit auf den Abstiegsplätzen. Die letzten Vier sind nur durch zwei Punkte getrennt und auch der 14. Schalke 04 ist nach der 0:3-Heimpleite gegen Kaiserslautern, bei der ein verschossener Elfmeter von Günther Herrmann und ein Autounfall von Trainer Fritz Langner bei der Anfahrt ins Stadion den Pechtag abrundet, weiter in Bedrängnis. Langner ist zu geschockt, um die Elf zu betreuen und lässt sich von Weltmeister Berni Klodt vertreten. Ein Kuriosum gibt es auch in Duisburg beim 2:1 des Meidericher SV gegen den HSV. Als Gert "Charly" Dörfel einen Elfmeter an die Latte setzt, den Torwart Manglitz nicht berührt, verwandelt der Schütze den Abpraller – und wundert sich, dass das Tor nicht zählt. Überschrift im Sport Magazin: "Regelkunde, Gert Dörfel!" Sechs Spieltage vor Schluss der vierten Bundesligasaison ist noch alles offen, was die Kundschaft honoriert: 236.000 Zuschauer sind (und bleiben) weit über dem Durchschnitt der Saison.

Vor 40 Jahren enden die beiden Freitagsspiele der Bundesliga 3:2. Fast-Absteiger Rot-Weiß Essen wahrt gegen Kaiserslautern seine minimale Chance durch den sechsten Saisonsieg, der die Pfälzer in Bedrängnis bringt. Bis zur 82. Minute führen sie 2:1, dann drehen Günter Fürhoff und Werner Lorant das Spiel, für das sich nur 4600 Zuschauer interessieren. Die gleiche Torfolge gibt es auch in Düsseldorf, wo die Fortuna Aufsteiger Borussia Dortmund bezwingt – aber vor weit größerer Kulisse (21.000).

Vor 30 Jahren erlebt die Bundesliga einen denkwürdigen Spieltag. In sechs Partien fallen an diesem April-Mittwoch 29 Tore. Das furioseste Spiel steigt in Ludwigshafen, wo Waldhof Mannheim seine Heimspiele austrägt. Das Südwestderby gegen den 1. FC Kaiserslautern endet 4:3. Waldhof-Stürmer Fritz Walter schießt alle vier Tore, darunter zwei Elfmeter. Einen dritten vergibt er, sonst hätte er den Rekord des Stuttgarters Michael Nushöhr (von 1986) eingestellt. FCK-Keeper Gerry Ehrmann hat etwas dagegen. Die Aufregung auf die Spitze treibt ein Abseitspfiff von Schiedsrichter Kautschor in letzter Minute, als die Gäste schon das vermeintliche 4:4 feiern. Verrückt geht es auch in Uerdingen zu, wo der 1. FC Nürnberg 4:3 gewinnt. Meister Bayern dreht einen 1:2-Pausenrückstand gegen Werder noch um, Lothar Matthäus ist das Siegtor zum 3:2 vorbehalten. Es ist umso mehr wert, weil Verfolger HSV bei Aufsteiger FC Homburg einen Punkt lässt (1:1). Keine Schwächen zeigt der VfB Stuttgart auf Platz drei: Köln wird mit einer 5:1-Packung abgefertigt, aber erst nach einer Stunde bricht Jürgen Klinsmanns 2:1 die Moral der Gäste. Eintracht Frankfurt ärgert sich über ein 1:1 gegen Bochum, Michael "Ata" Lameck trifft in letzter Minute für die Gäste.

Im DDR-Pokal gewinnt Lok Leipzig vor 31.000 Zuschauern bei Dynamo Dresden 2:0 und erreicht das Halbfinale.

Vor 25 Jahren erreicht Werder Bremen das Europapokal-Finale. Im Pokalsieger-Cup schlagen die Hanseaten zum Hause den FC Brügge mit 2:0 (Hinspiel 0:1). 35.000 Zuschauer bejubeln die Tore von Marco Bode (31.) und Manfred Bockenfeld (59.). Torwart Oliver Reck, zuvor in der Kritik, hält glänzend und ist doch der Verlierer beim Sieger: Weil er sich die zweite Verwarnung einhandelt, fehlt er im Finale gegen den AS Monaco.

Vor 20 Jahren erreicht Drittligist Energie Cottbus sensationell das Pokalfinale. Bei Schneeregen schlagen die Lausitzer Bundesligist Karlsruher SC zuhause 3:0. Die Tore erzielen Willi Kronhardt, Detlef Irrgang und Toralf Konetzke nach der Pause. Kronhardt wird bundesweit bekannt, weil er seiner Freundin "Jule" nach dem Tor einen Gruß per T-Shirt, auf dem ihr Name steht, übermittelt. Es ist der Versuch, sie zurückzugewinnen. Der hohe Sieg erklärt sich auch durch den frühen Platzverweis für KSC-Verteidiger Dirk Schuster (33.). KSC-Präsident Roland Schmider ist enttäuscht über das Aus und kündigt ein Gespräch mit Trainer Winfried Schäfer an: "Das Präsidium und der Verwaltungsrat erwarten eine Antwort." Dass ein Journalist auf der Pressekonferenz die Trainerfrage stellt, empört Schäfers Kollegen Eduard Geyer: "Alleine diese Frage zu stellen, ist eine Frechheit."

Vor zehn Jahren steht Borussia Dortmund nach der 0:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen auf Platz 15. Miroslav Klose und Diego (per Freistoß) schießen die Bremer zum siebten Auswärtssieg, der die Titelchancen bewahrt. Die für Bayern München sind nur noch minimal, aber der Meister will zumindest noch in die Champions League. Auch das 2:1 gegen Bayer Leverkusen bringt sie nicht vom vierten Platz weg, Torschütze Mark van Bommel droht jedoch der Konkurrenz: "Der Sieg war wichtig, um zu zeigen, dass wir einen langen Atem haben."

16. April

Vor 40 Jahren feiert der 1. FC Saarbrücken eine Sternstunde der Vereinsgeschichte und legt Europapokalsieger Bayern München an Ostersamstag sechs Bälle ins Netz. Nach dem sensationellen 6:1 verlässt der FCS sogar die Abstiegsränge. Mann des Tages ist der vierfache Torschütze Roland Stegmayer. Es ist nicht der höchste Tagessieg: Eintracht Frankfurt deklassiert Werder Bremen mit 7:1 und stellt Borussia Mönchengladbachs Bundesligarekord ein, beide haben eine Serie von 17 Spielen ohne Niederlage hingelegt, Borussia allerdings zwei Jahre zuvor. Für Furore sorgt auch das Berliner Derby. Schlusslicht Tennis Borussia schlägt die Hertha vor 42.000 Zuschauern 2:0, auf beiden Seiten gibt es einen Platzverweis. Für Herthas Uwe Kliemann ist es schon der zweite der Saison. Da Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach durch ein Abramczik-Tor vor 70.000 Fans 1:0 gewinnt (wie alle Gastgeber des Tages) und Braunschweig gegen den VfL Bochum seine Pflicht tut (2:0), gibt es plötzlich einen Dreikampf um den Titel. Den für das schönste Tor des Tages sichert sich ein Braunschweiger: Wolfgang Frank trifft per Fallrückzieher. Den Fehlschuss des Tages vollbringt Karlsruhes Karl-Heinz Struth, der in Hamburg in der 89. Minute einen Elfmeter an den Pfosten setzt – und damit die 1:2-Niederlage zementiert. Der KSC fällt auf den von Saarbrücken geräumten Abstiegsplatz.

Im Spitzenspiel der 2. Bundesliga gewinnt Tabellenführer VfB Stuttgart beim 1. FC Nürnberg vor 37.000 Zuschauern 4:0. Dieter Hoeneß trifft zweifach, auch Ottmar Hitzfeld und Hansi Müller schießen ein Tor.

Vor 25 Jahren bestreitet Borussia Dortmund ein vorgezogenes Bundesligaspiel und gewinnt 1:0 bei den Stuttgarter Kickers. Das Tor von Michael Rummenigge beschert dem Hitzfeld-Team am Gründonnerstag 1992 die Tabellenführung. Er darf sie über Ostern behalten. Im zweiten vorgezogenen Spiel kommt es zum Ostderby zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock. Die Sachsen gewinnen 2:1.

Vor 20 Jahren erreicht der VfB Stuttgart das Pokalfinale durch einen 2:1-Heimsieg gegen den Hamburger SV. Krassimir Balakovs Freistoßtor (15.) gleicht Jürgen Hartmann (19.) aus, dann glückt Thomas Schneider der Siegtreffer. Seine Freude wird in letzter Minute getrübt, als er nach Foulspiel vom Platz fliegt und fürs Finale gesperrt wird. Auch HSV-Stürmer Valdas Ivanausks muss früher duschen (Gelb-Rot/75.). 48.000 Zuschauer sehen ein packendes Spiel mit 17 Torchancen.

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