Amateurserie: Zdebel trainiert D-Jugend in Bezirksliga

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Ex-Profi Thomas Zdebel, der heute eine Jugendmannschaft trainiert.

Thomas Zdebel muss gar nicht lange überlegen, um eine Antwort zu finden. Warum ein ehemaliger polnische Nationalspieler jetzt eine D-Jugend in der Bezirksliga trainiert? "Weil es mir riesigen Spaß macht und weil ich hier eine tolle Truppe betreuen darf, die extrem lernwillig ist." Der 39-Jährige hat die Nachwuchsmannschaft des SV Bergisch Gladbach 09 in Nordrhein-Westfalen bereits seit gut drei Jahren begleitet - sein zwölfjähriger Sohn ist Teil des Teams. Vor einigen Monaten hat Zdebel die sportliche Verantwortung übernommen.

"Man muss seine eigenen Ansprüche zurückstellen"

An diesem Samstagmittag ist es kühl, als der frühere Profi seine Spieler auf das Meisterschaftsduell gegen den FV Wiehl vorbereitet. Zdebel hat den Reißverschluss seiner Jacke weit nach oben gezogen, die Kappe schützt ihn vor dem leichten Nieselregen. Bevor er sich um die Talente kümmern kann, müssen noch Details mit den Eltern abgesprochen werden. Wie ist die Planung für die Weihnachtsfeier? Wer kümmert sich um die Finanzierung? Wer übernimmt die Verpflegung? Alltag für einen Jugendtrainer.

Dass seine Mannschaft später 1:0 gewinnen wird, freut Zdebel natürlich. Aber viel wichtiger ist ihm die Entwicklung seiner Schützlinge: "Wenn man in so einer Funktion tätig ist, muss man seine eigenen Ansprüche zurückstellen. Das ist sicher nicht immer leicht. Besonders dann nicht, wenn es früher immer nur um Tore, Siege, Punkte ging, wie das bei mir als Profi der Fall war."

Zdebel lernt also gerade eine ganz andere Art von Fußball kennen. Für ihn ist es inzwischen ein Erfolg, wenn seine Spieler in den Begegnungen das umsetzen, was er ihnen vorher erklärt hat. All das, was früher im Mittelpunkt stand, hat heute nur noch eine untergeordnete Bedeutung. "Egal wie, Hauptsache wir haben die drei Punkte", erinnert er sich. "Morgen spricht über das Zustandekommen keiner mehr." Solche Dinge gehören der Vergangenheit an.

Bundesliga, Belgien und Türkei

Er hat das ja alles erlebt bei seinen Stationen in der Bundesliga, bei Rot-Weiß Essen, beim 1. FC Köln, beim VfL Bochum, bei Bayer 04 Leverkusen, bei Alemannia Aachen. Auch im Ausland bei Lierse SK in Belgien oder Genclerbirligi Ankara in der Türkei - den Druck, den ständigen Blick auf die Tabelle. "Ich hatte überall eine tolle Zeit, ich möchte keine dieser Erfahrungen missen", sagt Zdebel. "Ich bin einfach nur froh und dankbar dafür, dass ich 20 Jahre mein Hobby auf diesem Niveau zum Beruf machen durfte." Erst im vergangenen Jahr war mit fast 38 Jahren endgültig Schluss.

Es ist klar, dass besondere Spiele in besonderer Erinnerung bleiben. Vor allem Auftritte für das eigene Land vergisst er nie mehr. Zdebel durfte von 2000 bis 2003 insgesamt 14-mal das Trikot der polnischen Auswahl tragen: "Ich bin dort geboren, deshalb ist das durchaus eine besondere Ehre." Als ein wichtiger Bestandteil des Kaders hatte er beispielsweise entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Japan und Korea 2002. Diese hat er dann wegen eines Bandscheibenvorfalls verpasst - einer der wenigen Tiefpunkte seiner Karriere.

Zdebel war viel zu lange dabei, um Abstand vom Fußball gewinnen zu können. Er braucht das, den Platz, den Ball, die Mitspieler, die Verantwortung. Da spielt es keine Rolle, ob das bei den Erwachsenen oder bei der Jugend ist. Er liebt diesen faszinierenden Sport zu sehr, um sich von heute auf morgen einer ganz anderen Aufgabe widmen zu können.

B-Schein in der Tasche, Fußball-Lehrer-Lizenz soll folgen

Deshalb hat er bereits Vorkehrungen für die nächsten Jahre getroffen. Zdebel hat seine Leidenschaft für den Trainerberuf entdeckt. Den B-Schein hat er bereits in der Tasche. Damit soll aber noch nicht Schluss sein. Alles Weitere soll folgen, bis hin zur Fußball-Lehrer-Lizenz. Dann hätte er auch die Qualifikation für die Bundesliga. "Natürlich träumt man davon, dorthin zurückzukehren, wo man als Spieler bereits war", sagt der ehemalige Mittelfeldstratege. "Aber das kann alles nur Schritt für Schritt geschehen. Das ist mir durchaus bewusst."

Und damit schließt sich auch schon wieder der Kreis zu seiner aktuellen Tätigkeit. Denn das ist auch das, was er seinen zwölfjährigen Schützlingen derzeit bei fast jeder Einheit zu vermitteln versucht: "Es funktioniert ausschließlich Schritt für Schritt. Auf dem Platz ist man nur gemeinsam stark." Das sind die Werte, für die er als Spieler gestanden hat. Das sind die Werte, die er jetzt weitergeben möchte - im Moment als Trainer in der D-Jugend-Bezirksliga.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Ex-Profi Thomas Zdebel, der heute eine Jugendmannschaft trainiert.

Thomas Zdebel muss gar nicht lange überlegen, um eine Antwort zu finden. Warum ein ehemaliger polnische Nationalspieler jetzt eine D-Jugend in der Bezirksliga trainiert? "Weil es mir riesigen Spaß macht und weil ich hier eine tolle Truppe betreuen darf, die extrem lernwillig ist." Der 39-Jährige hat die Nachwuchsmannschaft des SV Bergisch Gladbach 09 in Nordrhein-Westfalen bereits seit gut drei Jahren begleitet - sein zwölfjähriger Sohn ist Teil des Teams. Vor einigen Monaten hat Zdebel die sportliche Verantwortung übernommen.

"Man muss seine eigenen Ansprüche zurückstellen"

An diesem Samstagmittag ist es kühl, als der frühere Profi seine Spieler auf das Meisterschaftsduell gegen den FV Wiehl vorbereitet. Zdebel hat den Reißverschluss seiner Jacke weit nach oben gezogen, die Kappe schützt ihn vor dem leichten Nieselregen. Bevor er sich um die Talente kümmern kann, müssen noch Details mit den Eltern abgesprochen werden. Wie ist die Planung für die Weihnachtsfeier? Wer kümmert sich um die Finanzierung? Wer übernimmt die Verpflegung? Alltag für einen Jugendtrainer.

Dass seine Mannschaft später 1:0 gewinnen wird, freut Zdebel natürlich. Aber viel wichtiger ist ihm die Entwicklung seiner Schützlinge: "Wenn man in so einer Funktion tätig ist, muss man seine eigenen Ansprüche zurückstellen. Das ist sicher nicht immer leicht. Besonders dann nicht, wenn es früher immer nur um Tore, Siege, Punkte ging, wie das bei mir als Profi der Fall war."

Zdebel lernt also gerade eine ganz andere Art von Fußball kennen. Für ihn ist es inzwischen ein Erfolg, wenn seine Spieler in den Begegnungen das umsetzen, was er ihnen vorher erklärt hat. All das, was früher im Mittelpunkt stand, hat heute nur noch eine untergeordnete Bedeutung. "Egal wie, Hauptsache wir haben die drei Punkte", erinnert er sich. "Morgen spricht über das Zustandekommen keiner mehr." Solche Dinge gehören der Vergangenheit an.

Bundesliga, Belgien und Türkei

Er hat das ja alles erlebt bei seinen Stationen in der Bundesliga, bei Rot-Weiß Essen, beim 1. FC Köln, beim VfL Bochum, bei Bayer 04 Leverkusen, bei Alemannia Aachen. Auch im Ausland bei Lierse SK in Belgien oder Genclerbirligi Ankara in der Türkei - den Druck, den ständigen Blick auf die Tabelle. "Ich hatte überall eine tolle Zeit, ich möchte keine dieser Erfahrungen missen", sagt Zdebel. "Ich bin einfach nur froh und dankbar dafür, dass ich 20 Jahre mein Hobby auf diesem Niveau zum Beruf machen durfte." Erst im vergangenen Jahr war mit fast 38 Jahren endgültig Schluss.

Es ist klar, dass besondere Spiele in besonderer Erinnerung bleiben. Vor allem Auftritte für das eigene Land vergisst er nie mehr. Zdebel durfte von 2000 bis 2003 insgesamt 14-mal das Trikot der polnischen Auswahl tragen: "Ich bin dort geboren, deshalb ist das durchaus eine besondere Ehre." Als ein wichtiger Bestandteil des Kaders hatte er beispielsweise entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Japan und Korea 2002. Diese hat er dann wegen eines Bandscheibenvorfalls verpasst - einer der wenigen Tiefpunkte seiner Karriere.

Zdebel war viel zu lange dabei, um Abstand vom Fußball gewinnen zu können. Er braucht das, den Platz, den Ball, die Mitspieler, die Verantwortung. Da spielt es keine Rolle, ob das bei den Erwachsenen oder bei der Jugend ist. Er liebt diesen faszinierenden Sport zu sehr, um sich von heute auf morgen einer ganz anderen Aufgabe widmen zu können.

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B-Schein in der Tasche, Fußball-Lehrer-Lizenz soll folgen

Deshalb hat er bereits Vorkehrungen für die nächsten Jahre getroffen. Zdebel hat seine Leidenschaft für den Trainerberuf entdeckt. Den B-Schein hat er bereits in der Tasche. Damit soll aber noch nicht Schluss sein. Alles Weitere soll folgen, bis hin zur Fußball-Lehrer-Lizenz. Dann hätte er auch die Qualifikation für die Bundesliga. "Natürlich träumt man davon, dorthin zurückzukehren, wo man als Spieler bereits war", sagt der ehemalige Mittelfeldstratege. "Aber das kann alles nur Schritt für Schritt geschehen. Das ist mir durchaus bewusst."

Und damit schließt sich auch schon wieder der Kreis zu seiner aktuellen Tätigkeit. Denn das ist auch das, was er seinen zwölfjährigen Schützlingen derzeit bei fast jeder Einheit zu vermitteln versucht: "Es funktioniert ausschließlich Schritt für Schritt. Auf dem Platz ist man nur gemeinsam stark." Das sind die Werte, für die er als Spieler gestanden hat. Das sind die Werte, die er jetzt weitergeben möchte - im Moment als Trainer in der D-Jugend-Bezirksliga.