Amateurfußball in Heiligenhaus: Mit Kind und Kegeln

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt, im Schnitt finden 4400 Spiele statt - pro Tag. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga, der Nationalmannschaft, den Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04. Die heimlichen Helden aber spielen woanders, in der Verbands-, Bezirks-, Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen, mit hingebungsvollen Ehrenamtlichen an ihrer Seite. Sie alle haben eines gemeinsam: die Liebe zum Fußball.

Diesen heimlichen Helden widmet sich DFB.de in seiner neuen Serie. Auf der Reise durch die Republik stellt die Redaktion jeden Dienstag einen Amateurverein vor - ob aufstrebender Newcomer oder gestrauchelter Traditionsklub, ob kleiner Dorf- oder städtischer Großverein, ob Oberligist oder C-Ligist, ob Jugendspielgemeinschaft oder reine Hobbytruppe. Wir zeigen, wie besonders der deutsche Fußball-Alltag ist. Heute: der Heiligenhauser SV, ein ganz normaler Verein im Bergischen.

Dieser eine vermaledeite Elfmeter

Und dann schaut Stefan Hartleib doch noch einmal zum Torwart. Ein letztes Mal. Plötzlich erkennt er, dass bei diesem Elfmeter etwas schiefläuft. Dass der Torwart in die linke Ecke springt. Dass er deshalb höher schießen muss. Höher, höher, nur nicht flach.

Das ist das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die Verbandsliga, es wäre der größte Erfolg für den Heiligenhauser SV, einen kleinen Verein aus dem rheinisch-bergischen Kreis im Kölner Umland. Dafür muss dieser Strafstoß ins Tor. Hartleib hat eine überragende Saison gespielt. Angebote ambitionierter Vereine liegen bei ihm zu Hause im kleinen Bergisch Gladbacher Stadtteil Schildgen auf dem Schreibtisch. An der Wand hängt ein Schal von Werder Bremen, darunter steht das Bett. Wenn er morgens aufwacht, sieht er die grünweiße Raute.

Am nächsten Tag wird die lokale Tageszeitung von der Geburt eines tragischen Helden schreiben. Denn Hartleib trifft nur die Latte, er verschießt, er scheitert – in dieser Szene. Es ist nur ein Wimpernschlag, bis das Klatschen des Balles an das Aluminium in sein Bewusstsein vordringt. Aber es ist der Moment, als eine überragende Saison plötzlich eine katastrophale wird, zumindest aus seiner Sicht. Hartleib sinkt zu Boden, die Hände vorm Gesicht. "Ich muss immer noch öfters an diese Szene denken", sagt er.

Hartleib zum besten Kicker der Bezirksliga gewählt

Fast acht Jahre später hat sich auf der Anlage am Heideweg einiges verändert. Der alte Aschenplatz zum Beispiel ist durch eine ansehnliche Kunstrasenanlage ersetzt worden. Aber Stefan Hartleib ist immer noch da. Und er ist immer noch ein richtig guter Kicker. Noch im Januar wurde er von Mannschaftskollegen wie Gegnern zum besten Mittelfeldspieler der Bezirksliga gewählt. Eine Ehre, auch für einen 33-Jährigen, der viel erlebt hat.

Die Haare sind etwas länger geworden, die Falten etwas tiefer, die Beine immer noch so dünn wie früher. Die Gedanken an jenen Sonntag werden ihn immer begleiten. Es sind auch diese Ereignisse, die den Amateurfußball so liebenswert, so besonders, so verbindend, so erinnerungswert machen. "Ich kann mich an fast jedes Detail erinnern", sagt Hartleib heute. Und er meint nicht nur alles, was um diesen verhängnisvollen Fehlschuss herum passiert ist. Er meint, was in den vergangenen 27 Jahren passiert ist, vieles davon hat mit dem Fußball zu tun.

Hartleib sitzt in der Klubgastronomie, trinkt einen Kaffee, schwarz. Auf dem Flachbildfernseher läuft ein Spiel der Europa League. Draußen ist es schon dunkel geworden. Es ist 19.20 Uhr, Nieselregen, knapp über dem Gefrierpunkt, ein fieser Wind. Obwohl es Mitte März ist, ist vom Frühling noch nichts zu spüren. In zehn Minuten beginnt die Trainingseinheit der Heiligenhauser Herrenmannschaft, Vorbereitung auf das Derby in der Bezirksliga gegen den Wahlscheider SV am Wochenende.

"Es ist großartig, mit diesen Talenten zusammenzuarbeiten"

Es ist ein normaler Donnerstagabend am Heideweg. So wie hier sieht es bei vielen Vereinen in Deutschland aus. Der Parkplatz ist gut gefüllt, die Gastronomie geöffnet. Eltern warten dort, um ihre Söhne später wieder mit nach Hause nehmen zu können. Sie trinken Kölsch, Cola oder Apfelschorle. Der Nachwuchs übt gerade Flanken und Kopfbälle. Fünf Mannschaften müssen sich die Anlage teilen. 200 Kinder, zehn Betreuer, unzählige Bälle, Hütchen und Leibchen, aber nur ein Spielfeld – der Fußball boomt. Das ist kaum zu übersehen.

Oliver Hahn ist auch da. Er ist Vater, Rechtsanwalt, CDU-Politiker, Vereinsvorsitzender des Heiligenhauser SV und Coach der E-Jugend. Eigentlich sollte der 43-Jährige jetzt auf dem Platz zwischen seinen Spielern stehen, dort Anweisungen und Korrekturvorschläge geben. Aber heute überlässt er diese Aufgaben seinen Trainerkollegen und schaut sich das Treiben lieber von draußen an. "Es ist großartig, mit diesen Talenten zusammenzuarbeiten, ihnen etwas beizubringen und auch Erziehungsaufgaben zu übernehmen", sagt er.

Hahn weiß, wovon er spricht. Er ist seit seinem sechsten Lebensjahr im Amateurfußball aktiv, immer beim HSV. Als Spieler, als Betreuer, als Trainer, als Verantwortlicher, als Fan. Er hat erlebt, wie toll es sein kann, als Jugendlicher Teil einer funktionierenden Gemeinschaft zu sein. Wenn Freundschaften entstehen, wenn Konflikte gelöst werden müssen, wenn Niederlagen schmerzen, wenn Siege vereinen. Diese Möglichkeiten will er dem Nachwuchs auch bieten, er sieht es als seine Verpflichtung an. Deshalb macht er das alles. Nach der Arbeit zu Hause schnell etwas essen, und dann ab auf den Platz.

Ausgleich zum Berufsstress

Hier ist Oliver Hahn nicht der Rechtsanwalt, also auf der ewigen Suche nach Gerechtigkeit. Hier ist Oliver Hahn für viele einfach nur der Olli, der Freund, der Trainer, der Sportler. "Es sei ein toller Ausgleich zum stressigen Beruf, wenn er abends mit den Kindern auf dem Fußballplatz arbeiten darf", sagt er. "Da verschwinden die Sorgen aus dem Büro erst einmal aus dem Kopf."

Natürlich macht das auch nicht immer Spaß. An ungemütlichen Tagen wie heute wahrscheinlich weniger als an einem lauen Sommerabend. Wenn verzweifelt Ehrenamtliche gesucht werden. Wenn es Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Abteilungen gibt, wenn plötzlich Fußbälle verschwinden, wenn die Toilette verstopft ist und es niemand gewesen sein will. Und wenn Pläne oder gute Vorsätze zerplatzen. Aber auch das gehört dazu, natürlich. Der Amateursport ist ein Mikrokosmos, ein Spiegel des echten Lebens. Aber oft ist er einfach nur eine willkommene Abwechslung zum Alltag, ein Leben im Leben. Hier in Heiligenhaus genauso wie in fast jedem anderen Verein in Deutschland.

Wer vor dem quietschenden Drehtor zur Anlage parkt, den Motor abstellt, die Tür öffnet und dann zum ersten Mal außerhalb des Autos einatmet, der kann das nachvollziehen. Spätestens dann weiß man, dass man auf dem Land angekommen ist. Es riecht nach Kühen, nach Wiese, nach Ruhe. Es riecht nicht nach Abgasen, nicht nach anderen Menschen, nicht nach Enge. Man kann weiter als zehn Meter blicken. Am Horizont sieht man eine schicke Neubausiedlung. Heiligenhaus ist gewachsen, viele Menschen wollen raus aus der Stadt. Die Lage hier ist ziemlich perfekt. In fünf Minuten ist man auf der Autobahn. Wenn auf der A4 nicht gerade wieder mal ein Unfall passiert ist, ist man spätestens in 25 Minuten in Köln.

Auch Kinder sind schon Vereinsmitglieder

Oliver Hahn hat sich kürzlich eines der netten Einfamilienhäuser in der Nähe gekauft. Er lebt dort mit seiner Frau. Gemeinsam haben sie zwei Söhne, Laurenz, elf Jahre, und Severin, acht Jahre. Beide – natürlich – schon Mitglied beim Heiligenhauser SV. So weit ist die dreijährige Tochter Theresa noch nicht. Das Wochenende verbringt die Familie oft auf dem Fußballplatz, der Klub hat 14 Jugendteams und drei Seniorenmannschaften.

Irgendein Spiel kann man sich also fast immer anschauen. Knapp zwei Kilometer weiter wohnt Edgar Knobel. Einmal den Berg runter, dann auf der anderen Seite wieder hoch. Das Haus ist in einer Kurve etwas versteckt, also erwartet er den Besucher schon freudig winkend am Fenster. Knobel ist so etwas wie die gute Seele des Vereins. Jeder kennt ihn, er kennt jeden. Ohne solche Menschen würde es nicht funktionieren. Wenn auf dem Heiligenhauser Sportplatz abends die grellen Flutlichter die Dunkelheit zerschneiden, kann er das aus seinem Wohnzimmer sehen. Dort trainieren dann seine Jungs, es ist seine zweite Familie.

Knobel war selbst mal ein guter Spieler. In der Saison 1971/1972 hat er in der Regionalliga für Viktoria Köln gespielt, das war damals die zweithöchste deutsche Spielklasse. Die Verantwortlichen wollten ihn unbedingt halten, sie lockten mit 10.000 D-Mark. Das sei für seine Verhältnisse damals viel Geld gewesen, sagt Knobel. Aber er habe abgelehnt.

Über 100 Tore in zwei Jahren

Stattdessen ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Zum TuS Immekeppel, Kreisliga B. Zu seinen Freunden. Dorthin, wo ihm der Fußball am meisten Spaß macht, an der Basis. Aus der zweihöchsten in die zweittiefste Spielklasse – Faszination Amateurfußball. Dort hat er in zwei Jahren über 100 Tore erzielt, bis er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen konnte.

"Aber ohne Fußball geht es nicht", sagt der 65-Jährige. Wenn er schon selbst nicht mehr dem Ball hinterherrennen kann, kümmert er sich wenigstens aufopferungsvoll darum, dass es andere tun können. Dafür ist ihm keine Minute, keine Stunde, kein Tag zu schade. Er sei schon fußballverrückt. Samstags die verschiedenen Jugendteams und sonntags die Herren in Heiligenhaus, oft auch die Auswärtsbegegnungen. Und natürlich die Bundesliga auf Sky, er schaut sich fast alles an. Seine Jahreskarte für die Spiele von Bayer 04 Leverkusen hat der Rentner gekündigt – keine Zeit mehr.

Knobel ist ein geselliger Mensch, er trinkt gerne in Ruhe einen guten Kaffee. Zusammen mit seiner Frau hat er eine Katze, und an schönen Tagen führen sie Lilly gemeinsam an der Leine einmal um den Block, erzählt er. Auf dem Tisch stehen ein paar Kekse, etwas Haribo, daneben die Fernsehzeitschrift. In seinem Arbeitszimmer hängt an der Wand ein Bild von Fritz Walter, schräg darunter eines von Dieter Eilts, den er einmal persönlich kennengelernt hat und seitdem schätzt.

Hier kommt Bayer-Profi Stefan Reinartz her

Das allerdings ist kein Vergleich zur Ausstattung des Heiligenhauser Vereinsheims. Dunkle Holztische, dunkle Stühle, ein Tresen – nichts Besonderes, alles schon etwas in die Jahre gekommen. Dafür sind die Preise moderat. Kölsch 1,30 Euro, Wasser ein Euro. Überall das rot-weiße Logo des Heiligenhauser SV. Darin ist das Geburtsjahr des Klubs zu lesen, 1967. Daneben Wimpel von den vielen Gastvereinen, die schon hier waren. Pokale, Deutschland-Fahnen und vor allem Bilder, Bilder, Bilder.

Die Augen finden keinen Halt, sie können die ganzen Eindrücke zunächst schwer verarbeiten. Vereine leben auch von Erinnerungen, von Erlebnissen in der Vergangenheit. Besonders häufig sieht man hier das Gesicht von Stefan Reinartz. Der Bundesliga-Profi von Bayer 04 Leverkusen hat in der Jugend für Heiligenhaus gespielt. "Seine Eltern wohnen nur ein paar Ecken weiter", erzählt Jugendwart Uli Hellenbach, der zusammen mit seiner Frau die Gastronomie betreibt.

Reinartz sei noch immer oft bei den Heimspielen hier. Außerdem würde er sich mit seinen Kumpels aus der ersten Mannschaft regelmäßig treffen, wenn es die Zeit zulässt. Vielleicht ist Reinartz, der bereits einmal das Trikot der A-Nationalmannschaft tragen durfte, das Symbolbild für die Kameradschaft beim Heiligenhauser SV und im Amateurfußball im Allgemeinen. Seine Wurzeln vergisst man nicht. Vielleicht kehrt auch Reinartz irgendwann hierhin zurück.

Spaß statt Einsatzprämie

Auf dem Platz trainiert die erste Mannschaft. Es geht locker zu, beim Warmlaufen tauschen die Spieler Neuigkeiten aus. Hier passt das Klischee: Frauen treffen sich zum Kaffee, Männer zum Fußballspielen. In der einen Gruppe wird das Champions-League-Duell vom Vortag noch einmal thematisiert, in der anderen die Blondine von der Bushaltestelle. Dann wird Vier gegen Zwei im Kreis gespielt, natürlich, das gehört zu jeder vernünftigen Trainingseinheit. Danach eine handballähnliche Spielform, es folgen Torschussübungen, aber die meisten Bälle landen im Fangnetz. Und zum Abschluss ein Spiel auf kleinem Feld. Keiner kommt hier zwei- bis dreimal die Woche hin, um sonntags 50 Euro Einsatzprämie zu kassieren. Man kommt hierhin, weil es Spaß macht.

Zwei Tage später, es ist der Samstagabend vor dem Derby gegen Wahlscheid, treffen sich aktuelle und ehemalige HSV-Spieler zur traditionellen Kegelrunde. Stefan Hartleib ist auch da. Sie sind in all den Jahren echte Freunde geworden. Es sei wichtig, dass man einmal im Monat einen festen Termin habe, an dem man sich sieht, sagt Hartleib. Sonst verliere man sich zu schnell aus den Augen. Das ist bei dieser Gruppe allerdings eher unwahrscheinlich. Wer einmal dabei ist, bleibt es normalerweise auch. Freundschaften unter Fußballern sind beständig. Was auf dem Platz passiert, das verbindet. Sieg und Niederlage, Aufstieg und Abstieg, Freude und Leid.

Seit sechs Jahren gibt es diese Runde, ins Leben gerufen während einer Mannschaftstour auf Mallorca. Es haben sich Rituale entwickelt: Wer einen "Pudel" wirft, muss zahlen. Wer sich zu offensichtlich aufregt, muss zahlen. Wer sein Handy benutzt, muss zahlen. Das Geld wird gespart, für die nächste große Reise. Zuletzt haben sie die Einnahmen für eine Reise über das Mittelmeer auf dem Kreuzfahrtschiff "AIDA" verwendet. Davor für fünftägige Ausflüge nach Prag oder Hamburg. Diejenigen, für die es am nächsten Tag um drei Punkte geht, halten sich etwas zurück, sie verzichten auf die eine oder andere Runde. Für die anderen ist es oft ein langer Abend.

Kegelabend mit deutschen Schlagern

Er beginnt um 20 Uhr. Auf dem Tisch liegt ein Smartphone, voll mit Musik. Aus den kleinen Boxen daneben dröhnt leicht blechern zunächst Deutscher Schlager: "Im Wagen vor mit fährt ein junges Mädchen", "Lieb’ mich ein letztes Mal" oder "Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n". Später kommen die Charts, dann ein paar Karnevalstöne, und dann endet die Nacht nicht selten in einer Disko. Während der Woche quälen sich Fußballer im Training, am Wochenende feiern sie. Und gemeinsam macht beides noch viel mehr Spaß, Sport verbindet. So ist das überall.

Das Spiel am Sonntag läuft nicht gut für den Spitzenreiter der Bezirksliga. Aber das ist nebensächlich. Die Begegnung ist nur der Anlass zur Begegnung, zum Treffen, zum wöchentlichen Wiedersehen. Wichtiger ist es, dass alle wieder hier sind. Stellvertretend für viele: Oliver Hahn, der Vereinsvorsitzende. Edgar Knobel, die gute Seele. Uli Hellenbach, der Jugendwart, wieder in der Gastronomie. Stefan Hartleib sowieso, als Kapitän seiner Mannschaft. Und Raimund Kiuzauskas, heute Trainer, sonst Polizist. Er macht seine Spieler noch einmal heiß, er warnt vor dem Gegner. Wahlscheid ist seit vier Spielen unbesiegt.

Draußen warten 80, vielleicht 100 Zuschauer auf den Anstoß. Es sind vor allem Eltern, Freundinnen, Bekannte, Mannschaftskollegen. In der Kabine läuft laut Musik. Erst "Männer" von Grönemeyer, dann mehr Boom-Boom. Es riecht nach Schweiß, nach Adrenalin. Alltag auf Tausenden Fußballplätzen in Deutschland. Das hier ist die achthöchste Spielklasse, gleichzeitig die vierttiefste. Die Passkontrolle durch die Schiedsrichter überstehen alle souverän. Die erste Halbzeit auch. Sie endet ereignislos, 0:0. Nach dem Wechsel passiert nicht mehr viel. Ein schlechtes Spiel. Eine Rote Karte für die Gastgeber. Keine Tore, 0:0. Immerhin, sie haben die Tabellenführung verteidigt, sie haben sie sogar um einen Punkt ausgebaut. Aber zufrieden sind sie trotzdem nicht.

Es ist vorbei, alle gehen nach Hause, essen Abendbrot, schauen den Tatort oder die Zusammenfassung der Bundesliga. Und dann beginnt schon wieder eine neue Woche. Aber man sieht sich wieder – spätestens nächsten Sonntag. Ehrensache.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt, im Schnitt finden 4400 Spiele statt - pro Tag. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga, der Nationalmannschaft, den Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04. Die heimlichen Helden aber spielen woanders, in der Verbands-, Bezirks-, Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen, mit hingebungsvollen Ehrenamtlichen an ihrer Seite. Sie alle haben eines gemeinsam: die Liebe zum Fußball.

Diesen heimlichen Helden widmet sich DFB.de in seiner neuen Serie. Auf der Reise durch die Republik stellt die Redaktion jeden Dienstag einen Amateurverein vor - ob aufstrebender Newcomer oder gestrauchelter Traditionsklub, ob kleiner Dorf- oder städtischer Großverein, ob Oberligist oder C-Ligist, ob Jugendspielgemeinschaft oder reine Hobbytruppe. Wir zeigen, wie besonders der deutsche Fußball-Alltag ist. Heute: der Heiligenhauser SV, ein ganz normaler Verein im Bergischen.

Dieser eine vermaledeite Elfmeter

Und dann schaut Stefan Hartleib doch noch einmal zum Torwart. Ein letztes Mal. Plötzlich erkennt er, dass bei diesem Elfmeter etwas schiefläuft. Dass der Torwart in die linke Ecke springt. Dass er deshalb höher schießen muss. Höher, höher, nur nicht flach.

Das ist das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die Verbandsliga, es wäre der größte Erfolg für den Heiligenhauser SV, einen kleinen Verein aus dem rheinisch-bergischen Kreis im Kölner Umland. Dafür muss dieser Strafstoß ins Tor. Hartleib hat eine überragende Saison gespielt. Angebote ambitionierter Vereine liegen bei ihm zu Hause im kleinen Bergisch Gladbacher Stadtteil Schildgen auf dem Schreibtisch. An der Wand hängt ein Schal von Werder Bremen, darunter steht das Bett. Wenn er morgens aufwacht, sieht er die grünweiße Raute.

Am nächsten Tag wird die lokale Tageszeitung von der Geburt eines tragischen Helden schreiben. Denn Hartleib trifft nur die Latte, er verschießt, er scheitert – in dieser Szene. Es ist nur ein Wimpernschlag, bis das Klatschen des Balles an das Aluminium in sein Bewusstsein vordringt. Aber es ist der Moment, als eine überragende Saison plötzlich eine katastrophale wird, zumindest aus seiner Sicht. Hartleib sinkt zu Boden, die Hände vorm Gesicht. "Ich muss immer noch öfters an diese Szene denken", sagt er.

Hartleib zum besten Kicker der Bezirksliga gewählt

Fast acht Jahre später hat sich auf der Anlage am Heideweg einiges verändert. Der alte Aschenplatz zum Beispiel ist durch eine ansehnliche Kunstrasenanlage ersetzt worden. Aber Stefan Hartleib ist immer noch da. Und er ist immer noch ein richtig guter Kicker. Noch im Januar wurde er von Mannschaftskollegen wie Gegnern zum besten Mittelfeldspieler der Bezirksliga gewählt. Eine Ehre, auch für einen 33-Jährigen, der viel erlebt hat.

Die Haare sind etwas länger geworden, die Falten etwas tiefer, die Beine immer noch so dünn wie früher. Die Gedanken an jenen Sonntag werden ihn immer begleiten. Es sind auch diese Ereignisse, die den Amateurfußball so liebenswert, so besonders, so verbindend, so erinnerungswert machen. "Ich kann mich an fast jedes Detail erinnern", sagt Hartleib heute. Und er meint nicht nur alles, was um diesen verhängnisvollen Fehlschuss herum passiert ist. Er meint, was in den vergangenen 27 Jahren passiert ist, vieles davon hat mit dem Fußball zu tun.

Hartleib sitzt in der Klubgastronomie, trinkt einen Kaffee, schwarz. Auf dem Flachbildfernseher läuft ein Spiel der Europa League. Draußen ist es schon dunkel geworden. Es ist 19.20 Uhr, Nieselregen, knapp über dem Gefrierpunkt, ein fieser Wind. Obwohl es Mitte März ist, ist vom Frühling noch nichts zu spüren. In zehn Minuten beginnt die Trainingseinheit der Heiligenhauser Herrenmannschaft, Vorbereitung auf das Derby in der Bezirksliga gegen den Wahlscheider SV am Wochenende.

"Es ist großartig, mit diesen Talenten zusammenzuarbeiten"

Es ist ein normaler Donnerstagabend am Heideweg. So wie hier sieht es bei vielen Vereinen in Deutschland aus. Der Parkplatz ist gut gefüllt, die Gastronomie geöffnet. Eltern warten dort, um ihre Söhne später wieder mit nach Hause nehmen zu können. Sie trinken Kölsch, Cola oder Apfelschorle. Der Nachwuchs übt gerade Flanken und Kopfbälle. Fünf Mannschaften müssen sich die Anlage teilen. 200 Kinder, zehn Betreuer, unzählige Bälle, Hütchen und Leibchen, aber nur ein Spielfeld – der Fußball boomt. Das ist kaum zu übersehen.

Oliver Hahn ist auch da. Er ist Vater, Rechtsanwalt, CDU-Politiker, Vereinsvorsitzender des Heiligenhauser SV und Coach der E-Jugend. Eigentlich sollte der 43-Jährige jetzt auf dem Platz zwischen seinen Spielern stehen, dort Anweisungen und Korrekturvorschläge geben. Aber heute überlässt er diese Aufgaben seinen Trainerkollegen und schaut sich das Treiben lieber von draußen an. "Es ist großartig, mit diesen Talenten zusammenzuarbeiten, ihnen etwas beizubringen und auch Erziehungsaufgaben zu übernehmen", sagt er.

Hahn weiß, wovon er spricht. Er ist seit seinem sechsten Lebensjahr im Amateurfußball aktiv, immer beim HSV. Als Spieler, als Betreuer, als Trainer, als Verantwortlicher, als Fan. Er hat erlebt, wie toll es sein kann, als Jugendlicher Teil einer funktionierenden Gemeinschaft zu sein. Wenn Freundschaften entstehen, wenn Konflikte gelöst werden müssen, wenn Niederlagen schmerzen, wenn Siege vereinen. Diese Möglichkeiten will er dem Nachwuchs auch bieten, er sieht es als seine Verpflichtung an. Deshalb macht er das alles. Nach der Arbeit zu Hause schnell etwas essen, und dann ab auf den Platz.

Ausgleich zum Berufsstress

Hier ist Oliver Hahn nicht der Rechtsanwalt, also auf der ewigen Suche nach Gerechtigkeit. Hier ist Oliver Hahn für viele einfach nur der Olli, der Freund, der Trainer, der Sportler. "Es sei ein toller Ausgleich zum stressigen Beruf, wenn er abends mit den Kindern auf dem Fußballplatz arbeiten darf", sagt er. "Da verschwinden die Sorgen aus dem Büro erst einmal aus dem Kopf."

Natürlich macht das auch nicht immer Spaß. An ungemütlichen Tagen wie heute wahrscheinlich weniger als an einem lauen Sommerabend. Wenn verzweifelt Ehrenamtliche gesucht werden. Wenn es Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Abteilungen gibt, wenn plötzlich Fußbälle verschwinden, wenn die Toilette verstopft ist und es niemand gewesen sein will. Und wenn Pläne oder gute Vorsätze zerplatzen. Aber auch das gehört dazu, natürlich. Der Amateursport ist ein Mikrokosmos, ein Spiegel des echten Lebens. Aber oft ist er einfach nur eine willkommene Abwechslung zum Alltag, ein Leben im Leben. Hier in Heiligenhaus genauso wie in fast jedem anderen Verein in Deutschland.

Wer vor dem quietschenden Drehtor zur Anlage parkt, den Motor abstellt, die Tür öffnet und dann zum ersten Mal außerhalb des Autos einatmet, der kann das nachvollziehen. Spätestens dann weiß man, dass man auf dem Land angekommen ist. Es riecht nach Kühen, nach Wiese, nach Ruhe. Es riecht nicht nach Abgasen, nicht nach anderen Menschen, nicht nach Enge. Man kann weiter als zehn Meter blicken. Am Horizont sieht man eine schicke Neubausiedlung. Heiligenhaus ist gewachsen, viele Menschen wollen raus aus der Stadt. Die Lage hier ist ziemlich perfekt. In fünf Minuten ist man auf der Autobahn. Wenn auf der A4 nicht gerade wieder mal ein Unfall passiert ist, ist man spätestens in 25 Minuten in Köln.

Auch Kinder sind schon Vereinsmitglieder

Oliver Hahn hat sich kürzlich eines der netten Einfamilienhäuser in der Nähe gekauft. Er lebt dort mit seiner Frau. Gemeinsam haben sie zwei Söhne, Laurenz, elf Jahre, und Severin, acht Jahre. Beide – natürlich – schon Mitglied beim Heiligenhauser SV. So weit ist die dreijährige Tochter Theresa noch nicht. Das Wochenende verbringt die Familie oft auf dem Fußballplatz, der Klub hat 14 Jugendteams und drei Seniorenmannschaften.

Irgendein Spiel kann man sich also fast immer anschauen. Knapp zwei Kilometer weiter wohnt Edgar Knobel. Einmal den Berg runter, dann auf der anderen Seite wieder hoch. Das Haus ist in einer Kurve etwas versteckt, also erwartet er den Besucher schon freudig winkend am Fenster. Knobel ist so etwas wie die gute Seele des Vereins. Jeder kennt ihn, er kennt jeden. Ohne solche Menschen würde es nicht funktionieren. Wenn auf dem Heiligenhauser Sportplatz abends die grellen Flutlichter die Dunkelheit zerschneiden, kann er das aus seinem Wohnzimmer sehen. Dort trainieren dann seine Jungs, es ist seine zweite Familie.

Knobel war selbst mal ein guter Spieler. In der Saison 1971/1972 hat er in der Regionalliga für Viktoria Köln gespielt, das war damals die zweithöchste deutsche Spielklasse. Die Verantwortlichen wollten ihn unbedingt halten, sie lockten mit 10.000 D-Mark. Das sei für seine Verhältnisse damals viel Geld gewesen, sagt Knobel. Aber er habe abgelehnt.

Über 100 Tore in zwei Jahren

Stattdessen ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Zum TuS Immekeppel, Kreisliga B. Zu seinen Freunden. Dorthin, wo ihm der Fußball am meisten Spaß macht, an der Basis. Aus der zweihöchsten in die zweittiefste Spielklasse – Faszination Amateurfußball. Dort hat er in zwei Jahren über 100 Tore erzielt, bis er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen konnte.

"Aber ohne Fußball geht es nicht", sagt der 65-Jährige. Wenn er schon selbst nicht mehr dem Ball hinterherrennen kann, kümmert er sich wenigstens aufopferungsvoll darum, dass es andere tun können. Dafür ist ihm keine Minute, keine Stunde, kein Tag zu schade. Er sei schon fußballverrückt. Samstags die verschiedenen Jugendteams und sonntags die Herren in Heiligenhaus, oft auch die Auswärtsbegegnungen. Und natürlich die Bundesliga auf Sky, er schaut sich fast alles an. Seine Jahreskarte für die Spiele von Bayer 04 Leverkusen hat der Rentner gekündigt – keine Zeit mehr.

Knobel ist ein geselliger Mensch, er trinkt gerne in Ruhe einen guten Kaffee. Zusammen mit seiner Frau hat er eine Katze, und an schönen Tagen führen sie Lilly gemeinsam an der Leine einmal um den Block, erzählt er. Auf dem Tisch stehen ein paar Kekse, etwas Haribo, daneben die Fernsehzeitschrift. In seinem Arbeitszimmer hängt an der Wand ein Bild von Fritz Walter, schräg darunter eines von Dieter Eilts, den er einmal persönlich kennengelernt hat und seitdem schätzt.

Hier kommt Bayer-Profi Stefan Reinartz her

Das allerdings ist kein Vergleich zur Ausstattung des Heiligenhauser Vereinsheims. Dunkle Holztische, dunkle Stühle, ein Tresen – nichts Besonderes, alles schon etwas in die Jahre gekommen. Dafür sind die Preise moderat. Kölsch 1,30 Euro, Wasser ein Euro. Überall das rot-weiße Logo des Heiligenhauser SV. Darin ist das Geburtsjahr des Klubs zu lesen, 1967. Daneben Wimpel von den vielen Gastvereinen, die schon hier waren. Pokale, Deutschland-Fahnen und vor allem Bilder, Bilder, Bilder.

Die Augen finden keinen Halt, sie können die ganzen Eindrücke zunächst schwer verarbeiten. Vereine leben auch von Erinnerungen, von Erlebnissen in der Vergangenheit. Besonders häufig sieht man hier das Gesicht von Stefan Reinartz. Der Bundesliga-Profi von Bayer 04 Leverkusen hat in der Jugend für Heiligenhaus gespielt. "Seine Eltern wohnen nur ein paar Ecken weiter", erzählt Jugendwart Uli Hellenbach, der zusammen mit seiner Frau die Gastronomie betreibt.

Reinartz sei noch immer oft bei den Heimspielen hier. Außerdem würde er sich mit seinen Kumpels aus der ersten Mannschaft regelmäßig treffen, wenn es die Zeit zulässt. Vielleicht ist Reinartz, der bereits einmal das Trikot der A-Nationalmannschaft tragen durfte, das Symbolbild für die Kameradschaft beim Heiligenhauser SV und im Amateurfußball im Allgemeinen. Seine Wurzeln vergisst man nicht. Vielleicht kehrt auch Reinartz irgendwann hierhin zurück.

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Spaß statt Einsatzprämie

Auf dem Platz trainiert die erste Mannschaft. Es geht locker zu, beim Warmlaufen tauschen die Spieler Neuigkeiten aus. Hier passt das Klischee: Frauen treffen sich zum Kaffee, Männer zum Fußballspielen. In der einen Gruppe wird das Champions-League-Duell vom Vortag noch einmal thematisiert, in der anderen die Blondine von der Bushaltestelle. Dann wird Vier gegen Zwei im Kreis gespielt, natürlich, das gehört zu jeder vernünftigen Trainingseinheit. Danach eine handballähnliche Spielform, es folgen Torschussübungen, aber die meisten Bälle landen im Fangnetz. Und zum Abschluss ein Spiel auf kleinem Feld. Keiner kommt hier zwei- bis dreimal die Woche hin, um sonntags 50 Euro Einsatzprämie zu kassieren. Man kommt hierhin, weil es Spaß macht.

Zwei Tage später, es ist der Samstagabend vor dem Derby gegen Wahlscheid, treffen sich aktuelle und ehemalige HSV-Spieler zur traditionellen Kegelrunde. Stefan Hartleib ist auch da. Sie sind in all den Jahren echte Freunde geworden. Es sei wichtig, dass man einmal im Monat einen festen Termin habe, an dem man sich sieht, sagt Hartleib. Sonst verliere man sich zu schnell aus den Augen. Das ist bei dieser Gruppe allerdings eher unwahrscheinlich. Wer einmal dabei ist, bleibt es normalerweise auch. Freundschaften unter Fußballern sind beständig. Was auf dem Platz passiert, das verbindet. Sieg und Niederlage, Aufstieg und Abstieg, Freude und Leid.

Seit sechs Jahren gibt es diese Runde, ins Leben gerufen während einer Mannschaftstour auf Mallorca. Es haben sich Rituale entwickelt: Wer einen "Pudel" wirft, muss zahlen. Wer sich zu offensichtlich aufregt, muss zahlen. Wer sein Handy benutzt, muss zahlen. Das Geld wird gespart, für die nächste große Reise. Zuletzt haben sie die Einnahmen für eine Reise über das Mittelmeer auf dem Kreuzfahrtschiff "AIDA" verwendet. Davor für fünftägige Ausflüge nach Prag oder Hamburg. Diejenigen, für die es am nächsten Tag um drei Punkte geht, halten sich etwas zurück, sie verzichten auf die eine oder andere Runde. Für die anderen ist es oft ein langer Abend.

Kegelabend mit deutschen Schlagern

Er beginnt um 20 Uhr. Auf dem Tisch liegt ein Smartphone, voll mit Musik. Aus den kleinen Boxen daneben dröhnt leicht blechern zunächst Deutscher Schlager: "Im Wagen vor mit fährt ein junges Mädchen", "Lieb’ mich ein letztes Mal" oder "Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n". Später kommen die Charts, dann ein paar Karnevalstöne, und dann endet die Nacht nicht selten in einer Disko. Während der Woche quälen sich Fußballer im Training, am Wochenende feiern sie. Und gemeinsam macht beides noch viel mehr Spaß, Sport verbindet. So ist das überall.

Das Spiel am Sonntag läuft nicht gut für den Spitzenreiter der Bezirksliga. Aber das ist nebensächlich. Die Begegnung ist nur der Anlass zur Begegnung, zum Treffen, zum wöchentlichen Wiedersehen. Wichtiger ist es, dass alle wieder hier sind. Stellvertretend für viele: Oliver Hahn, der Vereinsvorsitzende. Edgar Knobel, die gute Seele. Uli Hellenbach, der Jugendwart, wieder in der Gastronomie. Stefan Hartleib sowieso, als Kapitän seiner Mannschaft. Und Raimund Kiuzauskas, heute Trainer, sonst Polizist. Er macht seine Spieler noch einmal heiß, er warnt vor dem Gegner. Wahlscheid ist seit vier Spielen unbesiegt.

Draußen warten 80, vielleicht 100 Zuschauer auf den Anstoß. Es sind vor allem Eltern, Freundinnen, Bekannte, Mannschaftskollegen. In der Kabine läuft laut Musik. Erst "Männer" von Grönemeyer, dann mehr Boom-Boom. Es riecht nach Schweiß, nach Adrenalin. Alltag auf Tausenden Fußballplätzen in Deutschland. Das hier ist die achthöchste Spielklasse, gleichzeitig die vierttiefste. Die Passkontrolle durch die Schiedsrichter überstehen alle souverän. Die erste Halbzeit auch. Sie endet ereignislos, 0:0. Nach dem Wechsel passiert nicht mehr viel. Ein schlechtes Spiel. Eine Rote Karte für die Gastgeber. Keine Tore, 0:0. Immerhin, sie haben die Tabellenführung verteidigt, sie haben sie sogar um einen Punkt ausgebaut. Aber zufrieden sind sie trotzdem nicht.

Es ist vorbei, alle gehen nach Hause, essen Abendbrot, schauen den Tatort oder die Zusammenfassung der Bundesliga. Und dann beginnt schon wieder eine neue Woche. Aber man sieht sich wieder – spätestens nächsten Sonntag. Ehrensache.