Altendorff und der Zuschauerrekord: "Es war schwarz vor Menschen"

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, die am Wochenende wieder anstehen. Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) empfängt Hertha BSC den 1. FC Köln. Am 26. September 1969 sorgte diese Paarung für den noch gültigen offiziellen Zuschauerrekord der Bundesligageschichte. Der inzwischen 74-jährige Hans-Joachim Altendorff, damals Spielführer bei Hertha BSC, erinnert sich im Gespräch mit dem Historiker Udo Muras an ein Spiel vor offiziell fast 90.000, inoffiziell aber 100.000 Zuschauern - und kein bisschen Lampenfieber.

DFB.de: Hallo Herr Altendorff, Sie waren 1969 am Zuschauerrekord der Bundesliga beteiligt. Was haben Sie nach rund 45 Jahren davon noch parat?

Hans-Joachim Altendorff: Wir haben 1:0 gewonnen durch ein Tor von Wolfgang Gayer, das war das Wichtigste. Es war kein besonders schönes Spiel, die Kölner mit all ihren Nationalspielern waren fußballerisch etwas besser. Und unser Lorenz Horr hat sich an der Schulter verletzt nach einem Zusammenprall mit Torwart Manfred Manglitz.

DFB.de: Alles richtig. Aber das Besondere war doch die Kulisse...?

Altendorff: Für mich nicht. Wir haben ja auch schon mal gegen den HSV 80.000 Zuschauer gehabt und so manches mal 70.000. Als Spieler merkst du das nicht so genau.

DFB.de: Aber diesmal sollen es ja fast 100.000 Fans gewesen sein, die offizielle Zahl von 88.075 kann niemand glauben. Rund um das Stadion brach Chaos aus, es gab Staus vor den Toren, Ordner wurden von Menschen ohne Karten über den Haufen gerannt. Und auf der Pressetribünen standen die Reporter auf Holzkisten.

Altendorff: Es war schon was Besonderes. Das Stadion war schwarz vor Menschen, man hat keine Treppen und kein Marathontor gesehen. Ich glaube auch, dass es 100.000 Zuschauer waren. Und immer noch treffe ich Leute, neulich erst in der Sauna, die behaupten, bei dem Spiel seien sie auch gewesen. Janz Berlin war da. (lacht)

DFB.de: Nun sind die drei bestbesuchten Bundesligaspiele alles Paarungen zwischen der Hertha und Köln, auch 1963 und 1970 kamen über 85.000 Zuschauer. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Altendorff: Keine gute. Die Kölner waren natürlich eine spielerisch starke Mannschaft mit Leuten wie Wolfgang Overath oder Heinz Flohe, und oft haben wir gegen die schlecht ausgesehen. Vielleicht war das der Reiz für die Leute. Außerdem waren sie erster Meister der Bundesliga gewesen. Aber wir hatten auch gegen andere Klubs die Hütte voll.

DFB.de: Wie war das denn für Sie, vor so vielen Zuschauern zu spielen? Ist man nervöser als sonst? Und wann legt sich das Lampenfieber?

Altendorff: Also nervös war ich nur mit 19, als wir mal ein Vorspiel um die Amateurmeisterschaft gemacht haben. Später hatte ich eigentlich nie Lampenfieber. Es lag wohl auch daran, dass die Stimmung in so einem weitläufigen Stadion nicht so gut sein kann wie in kleineren Fußballstadien. Als wir mal vor 30.000 in Essen gespielt haben, da wurde uns ganz anders.

DFB.de: Sicher dürfte eine Rolle gespielt haben, dass die Berliner nach dem Zwangsabstieg 1965 und drei Jahren Abstinenz heiß auf Bundesliga waren. Oder?

Altendorff: Das kann schon sein. Und wir haben es dann ja auch ordentlich gemacht. Erst wurden wir 13., dann zweimal in Folge Dritter. Und wenn der Skandal 1971 nicht gekommen wäre - ich war schon nicht mehr dabei -, hätten wir auch mal die Schale nach Berlin geholt. Sagen jedenfalls viele.

DFB.de: In der Gegenwart geht's nur um den Klassenverbleib. Was erwarten Sie am Samstag?

Altendorff: Hertha hat sich gefangen und in der Abehr stabilisiert. Das ist schon mal viel wert. Köln ist ziemlich auswärtsstark, aber ich rechne mit einem 2:1 für uns. Dann wäre die Abstiegsfrage erledigt.

Hans-Joachim Altendorff spielte zwischen 1963 und 1971 für die Hertha 70-mal in der Bundesliga und schoss dabei elf Tore.

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Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, die am Wochenende wieder anstehen. Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) empfängt Hertha BSC den 1. FC Köln. Am 26. September 1969 sorgte diese Paarung für den noch gültigen offiziellen Zuschauerrekord der Bundesligageschichte. Der inzwischen 74-jährige Hans-Joachim Altendorff, damals Spielführer bei Hertha BSC, erinnert sich im Gespräch mit dem Historiker Udo Muras an ein Spiel vor offiziell fast 90.000, inoffiziell aber 100.000 Zuschauern - und kein bisschen Lampenfieber.

DFB.de: Hallo Herr Altendorff, Sie waren 1969 am Zuschauerrekord der Bundesliga beteiligt. Was haben Sie nach rund 45 Jahren davon noch parat?

Hans-Joachim Altendorff: Wir haben 1:0 gewonnen durch ein Tor von Wolfgang Gayer, das war das Wichtigste. Es war kein besonders schönes Spiel, die Kölner mit all ihren Nationalspielern waren fußballerisch etwas besser. Und unser Lorenz Horr hat sich an der Schulter verletzt nach einem Zusammenprall mit Torwart Manfred Manglitz.

DFB.de: Alles richtig. Aber das Besondere war doch die Kulisse...?

Altendorff: Für mich nicht. Wir haben ja auch schon mal gegen den HSV 80.000 Zuschauer gehabt und so manches mal 70.000. Als Spieler merkst du das nicht so genau.

DFB.de: Aber diesmal sollen es ja fast 100.000 Fans gewesen sein, die offizielle Zahl von 88.075 kann niemand glauben. Rund um das Stadion brach Chaos aus, es gab Staus vor den Toren, Ordner wurden von Menschen ohne Karten über den Haufen gerannt. Und auf der Pressetribünen standen die Reporter auf Holzkisten.

Altendorff: Es war schon was Besonderes. Das Stadion war schwarz vor Menschen, man hat keine Treppen und kein Marathontor gesehen. Ich glaube auch, dass es 100.000 Zuschauer waren. Und immer noch treffe ich Leute, neulich erst in der Sauna, die behaupten, bei dem Spiel seien sie auch gewesen. Janz Berlin war da. (lacht)

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DFB.de: Nun sind die drei bestbesuchten Bundesligaspiele alles Paarungen zwischen der Hertha und Köln, auch 1963 und 1970 kamen über 85.000 Zuschauer. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Altendorff: Keine gute. Die Kölner waren natürlich eine spielerisch starke Mannschaft mit Leuten wie Wolfgang Overath oder Heinz Flohe, und oft haben wir gegen die schlecht ausgesehen. Vielleicht war das der Reiz für die Leute. Außerdem waren sie erster Meister der Bundesliga gewesen. Aber wir hatten auch gegen andere Klubs die Hütte voll.

DFB.de: Wie war das denn für Sie, vor so vielen Zuschauern zu spielen? Ist man nervöser als sonst? Und wann legt sich das Lampenfieber?

Altendorff: Also nervös war ich nur mit 19, als wir mal ein Vorspiel um die Amateurmeisterschaft gemacht haben. Später hatte ich eigentlich nie Lampenfieber. Es lag wohl auch daran, dass die Stimmung in so einem weitläufigen Stadion nicht so gut sein kann wie in kleineren Fußballstadien. Als wir mal vor 30.000 in Essen gespielt haben, da wurde uns ganz anders.

DFB.de: Sicher dürfte eine Rolle gespielt haben, dass die Berliner nach dem Zwangsabstieg 1965 und drei Jahren Abstinenz heiß auf Bundesliga waren. Oder?

Altendorff: Das kann schon sein. Und wir haben es dann ja auch ordentlich gemacht. Erst wurden wir 13., dann zweimal in Folge Dritter. Und wenn der Skandal 1971 nicht gekommen wäre - ich war schon nicht mehr dabei -, hätten wir auch mal die Schale nach Berlin geholt. Sagen jedenfalls viele.

DFB.de: In der Gegenwart geht's nur um den Klassenverbleib. Was erwarten Sie am Samstag?

Altendorff: Hertha hat sich gefangen und in der Abehr stabilisiert. Das ist schon mal viel wert. Köln ist ziemlich auswärtsstark, aber ich rechne mit einem 2:1 für uns. Dann wäre die Abstiegsfrage erledigt.

Hans-Joachim Altendorff spielte zwischen 1963 und 1971 für die Hertha 70-mal in der Bundesliga und schoss dabei elf Tore.