Als Gomez und Veh groß abräumten

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

7. August

Vor 90 Jahren erreicht die Spielvereinigung Fürth durch ein 1:0 im Franken-Derby gegen den 1. FC Nürnberg das Finale um den Süddeutschen Pokal. Das Tor des Tages erzielt Georg Franz (59.), 15.000 Zuschauer sind Augenzeugen am Ronhof.

Vor 30 Jahren wird der zweite Bundesliga-Spieltag mit zwei Freitagspartien fortgesetzt. Eintracht Frankfurt unterliegt zuhause dem VfL Bochum 0:1, der 1. FC Köln feiert gegen Kaiserslautern dank eines späten Elfmetertors von Olaf Janssen den ersten Saisonsieg (2:1).

Vor 20 Jahren legt 1860 München Protest gegen die Wertung des Bundesligaspiels gegen den Karlsruher SC (2:2) am Vortag ein. Unmittelbar vor dem Ausgleich durch Karlsruhes Sean Dundee hat Schiedsrichter Michael Malbranc, wie TV-Aufnahmen beweisen, das Spiel per Pfiff unterbrochen. Den Treffer gibt er trotzdem, 1860 sieht einen Regelverstoß.

Vor zehn Jahren wird auf der Generalversammlung der DFL in Berlin ein neuer Vorstand gewählt. Für die nächsten drei Jahre steht BVB-Präsident Reinhard Rauball auch der Deutschen Fußball Liga vor, die Vizepräsidenten sind Peter Peters (Schalke) und Harald Strutz (Mainz 05). Rauball verspricht, er wolle "kein Präsident mit dem Fernrohr" sein. Christian Seifert ist nun Sprecher der vierköpfigen Geschäftsführung und laut kicker "de facto mächtigster Mann des Profifußballs".

8. August

Vor 60 Jahren startet der 1. FC Kaiserslautern drei Tage früher als alle anderen Oberligisten des Landes in die Saison. An einem Donnerstag begrüßt er Eintracht Kreuznach am Betzenberg und kommt mit einem blauen Auge davon – beim 4:4 glücken Ottmar Walter drei Treffer.

Vor 30 Jahren erlangt ein Torwart traurige Berühmtheit. Mladen Pralija, die neue Nummer eins des HSV, macht in München eine äußerst schlechte Figur und erregt bei seinem Debüt vor allem Mitleid. Meister FC Bayern läuft zur Hochform auf und erobert mit dem 6:0 die Tabellenführung nach dem 2. Spieltag 1987/1988. Die hatte bei Anpfiff noch der HSV, dessen Manager Felix Magath beteuert: "Ich bin nach wie vor davon überzeugt, den richtigen Torwart geholt zu haben." In den restlichen fünf Partien fallen nur neun Tore, auch Werder Bremen (2:0 gegen KSC) und Gladbach (2:1 gegen Uerdingen) starten mit 4:0 Punkten. Vor dem Anpfiff wird Borussias Kapitän Uwe Rahn als Fußballer des Jahres geehrt und erhält den Goldenen Ball des kicker.

Vor 25 Jahren erhält Weltmeister Klaus Augenthaler ein Jahr nach Karriereende sein Abschiedsspiel. Noch einmal trägt er gegen Juventus Turin (1:4) das Bayern-Trikot. Sein Weltmeister-Kollege Andy Möller schenkt der Abwehr der Münchner drei Tore ein. Dann geht der 34-jährige Augenthaler vom Platz, 20.000 Zuschauer spenden Beifall. Die Bayern befördern ihn auf dem Bankett zum "Ehrenkapitän".

Vor 20 Jahren fällt in den beiden Freitagsspielen der Bundesliga nur ein Tor. Es glückt dem Stuttgarter Fredi Bobic beim Heimsieg gegen Bayer Leverkusen. Die Schwaben beenden die Partie in Unterzahl, da Torsten Legat nach einer Kopfnuss gegen Niko Kovac vom Platz fliegt. Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder tadelt den Wiederholungstäter, er handele "unverantwortlich gegenüber der Gemeinschaft". Der VfL Bochum und der MSV Duisburg trennen sich torlos, weshalb sie nach dem 3. Spieltag zu einem Pulk von vier punkt- und torgleichen Mannschaften gehören, die sich Platz sechs teilen. Ein Novum!

Vor zehn Jahren wird die Wahl zum Fußballer des Jahres bekannt. Es trifft Mario Gomez von Meister VfB Stuttgart, der mit Armin Veh auch den Trainer des Jahres stellt. Gomez erhält 175 von 846 Stimmen und bleibt bescheiden: "Ich muss noch an allem arbeiten. Ich bin erst 22. Wenn ich jetzt schon alles perfekt könnte..." Veh beteuert, er habe "nie einen Gedanken daran verschwendet", gewählt zu werden, "ich freue mich wirklich riesig."

9. August

Vor 75 Jahren findet die zweite Runde im Tschammer-Pokal statt. Die meisten Zuschauer sehen das Gastspiel des Deutschen Meisters Schalke 04, der in Kassel auf Gastgeber Eintracht Frankfurt trifft. 18.000 Zuschauer sehen ein spannendes Spiel, das trotzdem 0:6 endet. Wie das? Bis zur 75. Minute steht es nach Ernst Kuzorras Treffer (33.) nur 0:1, dann erst beginnt der Schalker Kreisel Tore zu produzieren. "Wer unter den 18.000 Zuschauern hätte in der 75. Minute noch diesen Tip gewagt? Die Schalker überfallen meist zu Beginn einer Halbzeit den Gegner, doch der Deutsche Meister liebt das Veränderliche, und darin liegt seine Stärke vor allem", schreibt der kicker. Für die Sensation der Rundes sorgt die NTSG Falkenau aus dem Sudentenland, die den Deutschen Vizemeister Vienna Wien 4:0 abfertigt. Der kicker lobt die Siegermannschaft aus der 12.000-Einwohner-Stadt: "Sie hatte weder Minderwertigkeitsgefühle noch irgendeine Scheu vor ihrem namhaften Gegner." Das größte Drama sieht man in Straßburg, wo die lokale SS-Mannschaft Waldhof Mannheim 5:4 nach Verlängerung bezwingt. Zur Pause führen noch die Gäste 4:2. Weiter im Rennen: etablierte Klubs wie 1860 München (3:1 bei Stuttgarter Kickers), Kickers Offenbach (3:1 gegen Hanau 93), Werder Bremen (2:1 bei Viktoria Köln), VfB Stuttgart (2:0 in Mühlhausen) und "Fußball-Zwerge" wie TuS Lipine (4:0 gegen Breslau 02) oder Adler Deblin (7:1 gegen Reinecke Brieg). Pokalspiele der ersten Runden sind immer auch ein bisschen Heimatkunde.

Parallel läuft der Spielbetrieb in den Gau-Ligen. Zum Start der Hamburg-Staffel fegt der HSV den alten Rivalen Altona 93 mit 9:2 vom Platz. Sechsfacher Torschütze: Herbert Feitz.

Vor 20 Jahren bekommt die Bundesliga einen neuen und eher seltenen Tabellenführer. Der Karlsruher SC thront nach dem 3:1 über Arminia Bielefeld nach dem 3. Spieltag über dem Feld. Besonders macht den Sieg der Umstand, dass man 65 Minuten in Unterzahl spielt (Platzverweis für Thomas Hengen), weshalb Gästetrainer Ernst Middendorp seine Mannschaft für "dämlich" erklärt. Hinter dem KSC kommt genauso überraschend Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern, der in Köln (0:0) erstmals nicht gewinnt in der Saison 1997/1998, aber weiter ohne Gegentor bleibt. Schalke 04 ist nach dem 1:0 im wichtigsten Spiel der Saison – dem Revierderby – Dritter und feiert einen Ex-Dortmunder. Das Tor des Tages schießt nämlich Joker Ingo Anderbrügge (86.). Es löst in Dortmund eine handfeste Krise aus, Andreas Möller legt sich mit dem neuen Trainer Nevio Scala an, beklagt die Veränderungen gegenüber der Vorsaison ("Man kann doch nicht alles rasieren") und sagt Undenkbares: "Ich bin froh, dass Schalke noch gewonnen hat. Sonst wäre vieles noch übertüncht worden." Scala will nichts ändern, fordert aber: "Wir müssen uns bei den Fans entschuldigen."

Es ist der Tag der Joker, fünf stechen. Gleich zwei tragen das Trikot von 1860 München, das beim neuen Schlusslicht Werder Bremen ein 3:3 erbeutet. Daniel Borimirov braucht drei Minuten, Olaf Bodden nur eine, um zu treffen. Weshalb der kicker Trainer Werner Lorant zum Mann des Tages kürt. Ortsrivale FC Bayern schafft es, auch nach einem klaren Sieg unzufrieden zu sein. Manager Uli Hoeneß schimpft über das "5:2-Gegurke" gegen Aufsteiger VfL Wolfsburg: "Wir dürfen uns von dem Ergebnis nicht blenden lassen. Das war Wolfsburg und nicht der AC Mailand." Immerhin sehen die 57.000 Zuschauer sieben Tore im Olympiastadion, in der Trapattoni-Ära eine wahre Seltenheit – und die ersten von Giovane Elber, der richtig stellt: "Ich habe in dieser Woche gelesen, dass ich ein Holzfuß sein soll. Heute habe ich gezeigt, dass ich keiner bin." Besser als sein Trainer glaubt, ist offenbar auch Sergej Barbarez. Der hat wochenlang das Vertrauen von Ewald Lienen vermisst, das ihm Vorgänger Frank Pagelsdorf in Rostock stets gegeben hat. Ausgerechnet bei dessen Rückkehr mit dem HSV explodiert Barbarez und schießt die Tore zum 2:1-Heimsieg. Wen wundert es da, dass Pagelsdorf Barbarez schon bald nach Hamburg holt?

10. August

Vor 70 Jahren verfolgen 35.000 Zuschauer das Gastspiel von Tennis Borussia Berlin, das damals Berlin-Charlottenburg heißt, beim HSV. Diese Partie sollte eigentlich Teil der ersten Endrunde der deutschen Nachkriegsmeisterschaft sein, die wegen der Weigerung der Süd-Klubs aber nicht ausgetragen werden kann. Das nur noch freundschaftliche Spiel interessiert dennoch brennend. Zweimal gehen die Gäste in Führung, zweimal gleicht der HSV aus – das 2:2 erzielt Heinz Spundflasche.

Am selben Tag wird TuS Neuendorf rheinischer Meister der "Französischen Zone" – durch ein 5:0 gegen VfL Trier.

Vor 60 Jahren startet die Oberliga West mit drei Samstagspartien in die Saison. 25.000 Zuschauer sehen Fortuna Düsseldorfs 2:4-Heimniederlage gegen den 1. FC Köln und "den echten Schäfer", wie der kicker findet. Der Weltmeister im Kölner Dress erzielt zwei Tore. Nur ein Tor fällt in Bochum, auch hier feiert der Gast (Meidericher SV). Der Duisburger Spiel-Verein ist nach dem 3:0 über den SV Herne-Sodingen erster Tabellenführer.

Im einzigen Spiel des Südens besiegt Eintracht Frankfurt Viktoria Aschaffenburg 1:0. Im Norden legt St. Pauli früher los, gegen Holstein Kiel glückt ein 2:0-Heimsieg.

Vor 40 Jahren erreicht Bayern München in einem Nachholspiel beim 1. FC Saarbrücken die 2. Pokal-Hauptrunde. Die Saarländer gehen durch Ernst Traser (35.) in Führung, die Gerd Müller per Elfmeter egalisiert (71.). Zum Matchwinner avanciert Joker Rainer Künkel, der eine Rummenigge-Flanke einköpft (88.).

Vor 25 Jahren entlässt Zweitligist Fortuna Düsseldorf Trainer Horst Köppel bereits nach dem 7. Spieltag. Dem Bundesliga-Absteiger droht der Durchmarsch in die Oberliga, er belegt in der ausnahmsweise 24 Mannschaften fassenden Liga den 23. Platz. Nach dem 0:0 gegen Meppen am Vortag hat Köppel Polizeischutz benötigt und "so was kann man keinem zumuten", findet Präsident Jürgen Hauswald. Er hat schon einen Nachfolger im Blick: Aleksandar Ristic wird zurückkommen.

Vor 20 Jahren verspielt Aufsteiger Hertha BSC im Sonntagsspiel der Bundesliga den ersten Saisonsieg. Gegen Mönchengladbach führt man vor 51.321 Zuschauer bis zur 79. Minute schon 2:0, dann treffen Joker Peter Wynhoff und Kapitän Stefan Effenberg (90.) per Freistoß. Hertha stürzt auf Platz 17.

Vor zehn Jahren startet die 45. Bundesligasaison. Meister VfB Stuttgart und Schalke 04 trennen sich im Eröffnungsspiel 2:2. Zum dritten Mal in Folge kann der VfB als Meister nicht mit einem Sieg starten.

11. August

Vor 60 Jahren wird der erste Oberliga-Spieltag 1957/1958 beendet. Für den wichtigsten Mann des deutschen Fußballs wird es ein Fehlstart. Wegen einer Reifenpanne verpasst Bundestrainer Sepp Herberger den 7:2-Kantersieg von Werder Bremen über den VfB Lübeck und vier Tore seines Nationalstürmers Willi Schröder. Der HSV gewinnt bei Phönix Lübeck 3:0, Hannover 96 schlägt Bremerhaven 93 2:0. Dagegen misslingt der Start von Eintracht Braunschweig (2:4 bei Concordia Hamburg).

Im Südwesten schießt Nationalspieler Heinz Vollmar den kleinen SV St. Ingbert beim 4:0 über den FV Speyer an die Tabellenspitze, er trifft zweimal. Mainz 05 dankt seinem Torwart Franz Schöneck, der beim 0:0 in Koblenz einen Elfmeter hält. Wie so oft geizt diese Staffel mit Zuschauern (25.000), diesmal auch mit Toren (nur 13 in sieben Spielen).

Im Westen gibt es Tore und Zuschauer im Übermaß – und keine Unentschieden. Schalke 04 gewinnt bei Aufsteiger Hamborn 07 5:0, Manfred Kreuz schießt drei Tore, und ist erster Tabellenführer. Meister Borussia Dortmund sitzt ihnen schon im Nacken (5:1 gegen Wuppertal), 25.000 Zuschauer sehen vier Tore in der letzten halben Stunde. Rot-Weiß Essen verliert gegen Preußen Münster (0:2), auch weil es wegen Verletzung 50 Minuten in Unterzahl spielt. Helmut Rahn dagegen ist dabei, trotz laufender Ermittlungen wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" nach einer Fahrt in die Baugrube. Der DFB hat ihn vorläufig für Länderspiele gesperrt, aber für RWE darf er ran. Michel Pfeiffer demonstriert seinen Stellenwert für Alemannia Aachen und schießt das Tor des Tages in Herne. Aufsteiger Viktoria Köln bejubelt die ersten Punkte (2:1 gegen RW Oberhausen).

Im Süden verläuft der Start doppelt ungewöhnlich: Zum einen, weil in sieben Sonntagsspielen 35 Tore fallen, zum anderen weil es nicht acht sind. Die Stuttgarter Kickers sind wegen verbotener Zahlungen an Nationalspieler Rolf Geiger vom VfB gesperrt worden – aber nur für das Auftaktspiel. So kommt der FSV Frankfurt kampflos zu den ersten Punkten. Mehr Mühe geben sich die anderen Sieger des Tages. Kickers Offenbach führt gegen BC Augsburg schon zur Pause 4:0, am Ende heißt es 6:3. Drei Tore schießt Siegfried Gast. Fürth schlägt den FC Bayern 4:2, die Gäste spielen die zweite Hälfte jedoch in Unterzahl. 23.000 Zuschauer an der Giesinger Straße bejubeln die siegreichen Rückkehrer von 1860 München gegen den Karlsruher SC (2:1), der allzu engagierte Löwen-Trainer Hans Hipp wird auf die Tribüne verwiesen. Der VfB Stuttgart gerät in Schweinfurt nach der Pause binnen 19 Minuten 0:3 in Rückstand, holt nur noch zwei Tore auf. "Das Ergebnis schmeichelt dem VfB", findet 05-Trainer Fritz Käser. Der VfR Mannheim dreht die Partie in Regensburg nach zwei völlig verschiedenen Hälften: Aus 2:0 wird 2:3. Ähnlich auch der Spielverlauf in Reutlingen, wo der SSV nach 33 Minuten 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg führt – und doch 2:5 verliert. Zehn Minuten wird die Partie wegen eines Unwetters unterbrochen, nicht zum Vorteil für die Reutlinger. Der kicker titelt: "Auf Hagel folgt Club-Gewitter". Vier Tore fallen in den letzten 20 Minuten, zwei gehen auf das Konto von Weltmeister Max Morlock.

Vor 25 Jahren gewinnt Meister VfB Stuttgart den Supercup. Obwohl Pokalsieger Hannover 96 Heimvorteil genießt, ist die Aufgabe für den Zweitligisten eine Nummer zu groß. Zwar geht Hannover nach bereits drei Minuten durch Michael Koch in Führung, aber Maurizio Gaudino und Guido Buchwald drehen mit ihren Toren die Partie noch vor der Pause. Die Entscheidung zum 1:3 besorgt Ludwig Kögl. Die Schwaben erhalten eine Siegprämie von 200.000 DM, mit Antrittsgeld kommt eine Million zusammen. Den Supercup der Frauen gewinnt der TSV Siegen nach einem 4:0 über den FSV Frankfurt.

Vor zehn Jahren übernimmt Titelfavorit Bayern München schon am 1. Spieltag die Tabellenführung. Die neuen Stürmer Miroslav Klose (2) und Luca Toni schießen die Tore zum 3:0-Sieg gegen Aufsteiger Hansa Rostock. Es ist nur einer von zwei Heimsiegen des Spieltags. Den zweiten liefert Eintracht Frankfurt gegen Hertha BSC (1:0). Arminia Bielefeld überrascht mit einem 3:1 in Wolfsburg, der HSV siegt in Hannover (1:0) und Bayer Leverkusen verzweifelt am Cottbuser Torwart Tomislav Piplica, der beim 0:0 auch seinen Kapitän Timo Rost überrascht: "Dieser Hund wird immer besser, je älter er wird." Piplica ist 38 und auf seine alten Tage sogar Mann des Tages im kicker. Sündenbock des Tages ist Bremens sonst so zuverlässiger Abwehrchef Naldo, der binnen zwei Minuten in Bochum zweimal patzt und dem VfL zum 2:2-Ausgleich verhilft.

12. August

Vor 40 Jahren reißt in der Freitagspartie des 2. Spieltags 1977/1978 die längste Erfolgsserie der Bundesliga. Nach 22 Spielen muss Eintracht Frankfurt wieder eine Niederlage quittieren – beim 2:3 auf Schalke fällt das entscheidende Tor durch Helmut Kremers in der 86. Minute. Trainer Gyula Lorant nimmt es gelassen: "Diese Serie war ja schon unheimlich. Jetzt wollen wir eine neue hinlegen." Noch fünf Jahre werden die Hessen Rekordhalter bleiben, ehe sie der HSV ablöst. Im zweiten Spiel des Abends stürzt Werder Bremen den ersten Tabellenführer der Saison Fortuna Düsseldorf (2:1). Fortuna-Trainer Dietrich Weise hat trotzdem "die beste Leistung seit langem in einem Auswärtsspiel" gesehen.

Vor 30 Jahren besiegt die Nationalmannschaft Frankreich in einem Testspiel 2:1. In Berlin sehen 31.000 Zuschauer zwei schnelle Tore von Rudi Völler, der schon nach neun Minuten für eine 2:0-Führung gesorgt hat. Eric Cantona verkürzt vor der Pause (42.), in der Schlussminute rettet Torwart Eike Immel gegen Cantona den verdienten Sieg. Bestnoten verdient sich der Sturm, der kicker attestiert Klaus Allofs "sein bestes Länderspiel". Teamchef Franz Beckenbauer, der Bayern Münchens Hans Dorfner zum Debüt verhilft, analysiert: "Wir haben in der ersten halben Stunde hervorragend gespielt, dann haben wir den Faden verloren."

Vor 20 Jahren steht der MSV Duisburg im Finale des UI-Cups. Im Hinspiel gegen AJ Auxerre fallen keine Tore, nach Chancen endet es 8:0 für die Zebras, die mit einem Sieg in den UEFA-Cup kämen. Den Stellenwert des Wettbewerbs drückt die Kulisse aus (9350).

Vor zehn Jahren enden die beiden Sonntagsspiele der Bundesliga mit Überraschungen. Aufsteiger MSV Duisburg gewinnt bei Borussia Dortmund 3:1, Aufsteiger Karlsruher SC bei Pokalsieger 1. FC Nürnberg 2:0. MSV-Stürmer Manasseh Ishiaku und KSC-Regisseur Tamas Hajnal treffen doppelt und übernehmen die Führung der Torjägerliste. Frischer Wind aus der 2. Liga, das Establishment ist pikiert. "Eine peinliche Niederlage", vermeldet Club-Stürmer Angelos Charisteas und BVB-Torhüter Roman Weidenfeller verspürt "mehr als einen Schlag ins Gesicht".

13. August

Vor 40 Jahren gibt es schon am 2. Bundesliga-Spieltag den ersten Spielausfall. Drei Minuten vor Anpfiff des Westderbys Borussia Dortmund gegen den MSV Duisburg setzt Schiedsrichter Walter die Partie wegen des Dauerregens, der den Platz unbespielbar macht, ab. Er nimmt wütende Pfiffe der 40.000 Zuschauer in Kauf. Andernorts sind die Zuschauer zufriedener, es gibt sechs Heimsiege und ein Remis, die Gäste gewinnen nichts. Gerd Müller verblüfft auf seine alten Tage und schießt gegen Aufsteiger FC St. Pauli alle Tore zum 4:2-Sieg der Bayern, die in Sepp Maier auch den Fußballer des Jahres 1977 in ihren Reihen wissen. Vor Anpfiff wird der Kult-Torhüter ausgezeichnet. Die Bayern, denen nach Franz Beckenbauers Abgang eine schwere Saison prophezeit wird, sind schon wieder Tabellenführer in einer Liga, in der nach zwei Spielen bereits keiner mehr ohne Minuspunkte ist. Meister Borussia Mönchengladbach schlägt Hertha BSC dank eines recht seltenen Bonhof-Kopfballs (87.) 2:1. Den höchsten Tagessieg feiert der HSV bei der Heimspielpremiere von Trainer Rudi Gutendorf und von Superstar Kevin Keegan. Im Rampenlicht steht beim 3:0 gegen Aufsteiger 1860 München jedoch der überragende Georg Volkert (zwei Tore). Der Millionen-Einkauf der Vorsaison, Roger van Gool, schießt den 1. FC Köln allein zum 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum, der den kommenden Meister nicht vor einem Pfeifkonzert bewahrt. Eintracht Braunschweig rechtfertigt die Vorschusslorbeeren und kommt bei der Heimpremiere von Paul Breitner, für fast zwei Millionen DM von Real Madrid verpflichtet, zu einem 3:1 gegen Aufsteiger VfB Stuttgart. Das dramatischste Spiel liefern sich der 1. FC Saarbrücken und der 1. FC Kaiserslautern, der nach Klaus Toppmöllers zweitem Tor (75.) 3:1 vorne liegt. Am Ende heißt es 3:3 und der FCK muss noch froh sein, denn Ronny Hellström pariert einen Elfmeter von Roland Stegmayer.

Vor 25 Jahren meldet die Bundesliga zwei Tage vor Start der Saison 1992/1993 einen Dauerkartenrekord. Die 18 Klubs haben zusammen 113.000 Dauerkarten abgesetzt, 12.000 mehr als im Vorjahr, obwohl die Liga da 20 Teams umfasst hatte. In neue Dimensionen sind auch die Transferausgaben (80 Millionen DM) und die Etats (259,7 Millionen) gestoßen. Der kicker titelt: "Rekorde, Rekorde: Die Liga boomt!" Das wachsende Fußballinteresse veranlasst den Privatsender SAT.1 zu einer täglichen Fußballsendung, wochentags geht es nun von 19 Uhr bis 19.10 Uhr ran.

Vor 20 Jahren qualifiziert sich Bayer Leverkusen quasi für die Champions League. Nach dem 6:1 im Hinspiel gegen Dynamo Tiflis zweifelt niemand mehr am erstmaligen Einzug der Werkself, die fünf verschiedene Torschützen hat. Nur Erik Meijer trifft doppelt.