Hermann Gerland sollte
damals über Piotr Trochowski
schwärmen, aber am Ende
schwärmte er über David Alaba.
Über Trochowski fand er auch eine
Menge wohlwollende Worte, so war
es nicht, aber als er über Alaba
sprach, war er nicht mehr zu bremsen.
Es war im Herbst 2008, die
deutsche Nationalmannschaft
hatte gerade ein WM-Qualifikationsspiel
mit 1:0 gegen Wales
gewonnen, Schütze des Siegtors
war Trochowski.
Gerland hat sie ja alle kommen
sehen, Philipp Lahm ebenso wie
Bastian Schweinsteiger und Piotr
Trochowski, er hat sie in der Jugend
des FC Bayern alle ausgebildet,
manche sagen: bearbeitet. Dieses
Länderspiel gegen Wales war wie
ein kleines Klassentreffen von Gerland-
Schülern, alle spielten sie mit,
alle überzeugten sie. Gerland hat
es natürlich genossen, als ihn die
Zeitungen damals anriefen, er hat
ein paar schöne, alte Geschichten
erzählt. Aber er hat auch in die
Zukunft geschaut.
Gerland: "Der muss schon im
Mutterbauch Fußball gespielt
haben"
Es gebe da übrigens noch einen bei
Bayern, hat er damals gesagt, älterer
B-Jugend-Jahrgang, den kenne
noch keiner. "Und der", sagte Gerland,
"macht mir jetzt schon
Freude." Der Spieler heiße David
Alaba. Was der für eine Position
spiele? Der spiele im Moment auf
der linken Seite, sagte Gerland,
aber eigentlich könne der alles.
So wie über Alaba hat Gerland bisher
nur über Philipp Lahm
geschwärmt, der – so Gerlands
bekanntestes Bonmot – "schon im
Mutterbauch Fußball gespielt
haben muss". Für Gerland muss es
demnach ein großes Vergnügen
sein, dass er heute Co-Trainer einer
Mannschaft sein darf, die nicht nur
ziemlich viel gewonnen hat in der
vergangenen Saison. In dieser
Mannschaft des FC Bayern bilden
Lahm und dieser ehemals unbekannte
Alaba ein Außenverteidigerpaar,
von dem immer wieder
behauptet wird, es zähle zu den
Besten der Welt. Wahrscheinlich
stimmt das gar nicht. Wahrscheinlich
ist es das beste.
Damals, im Herbst 2008, hat Gerland
noch eine weitere Prophezeiung
gewagt, deren Seriosität an
diesem Freitag in der Münchner
Arena erneut überprüft werden
kann. Es werde bestimmt nicht
mehr allzu lange dauern, bis dieser
16-Jährige Nationalspieler werde,
sagte Gerland damals, aber dem
Bundestrainer Löw könne er da
keine großen Hoffnungen machen.
Dieser Alaba besitze verschiedene
Wurzeln, nigerianische, philippinische,
österreichische. Aber eben:
leider keine deutschen.
Österreichs Fußballer des Jahres 2011 und 2012
David Olatukunbo Alaba – geboren
in Wien, Mutter Philippinin, Vater
Nigerianer – ist inzwischen ein etablierter
Nationalspieler, er ist etablierter,
als man das mit 21 Jahren
und zweieinhalb Monaten eigentlich
sein kann. Er hat nicht nur 26 A-Länderspiele
für Österreich bestritten,
er ist dort auch bester Mann, Fußballer des Jahres 2011 und 2012 - und als Triplegewinner praktisch einziger Kandidat 2013. Er ist Hoffnungsträger
und Führungsspieler in
einem.
[bild1]
Hermann Gerland sollte
damals über Piotr Trochowski
schwärmen, aber am Ende
schwärmte er über David Alaba.
Über Trochowski fand er auch eine
Menge wohlwollende Worte, so war
es nicht, aber als er über Alaba
sprach, war er nicht mehr zu bremsen.
Es war im Herbst 2008, die
deutsche Nationalmannschaft
hatte gerade ein WM-Qualifikationsspiel
mit 1:0 gegen Wales
gewonnen, Schütze des Siegtors
war Trochowski.
Gerland hat sie ja alle kommen
sehen, Philipp Lahm ebenso wie
Bastian Schweinsteiger und Piotr
Trochowski, er hat sie in der Jugend
des FC Bayern alle ausgebildet,
manche sagen: bearbeitet. Dieses
Länderspiel gegen Wales war wie
ein kleines Klassentreffen von Gerland-
Schülern, alle spielten sie mit,
alle überzeugten sie. Gerland hat
es natürlich genossen, als ihn die
Zeitungen damals anriefen, er hat
ein paar schöne, alte Geschichten
erzählt. Aber er hat auch in die
Zukunft geschaut.
Gerland: "Der muss schon im
Mutterbauch Fußball gespielt
haben"
Es gebe da übrigens noch einen bei
Bayern, hat er damals gesagt, älterer
B-Jugend-Jahrgang, den kenne
noch keiner. "Und der", sagte Gerland,
"macht mir jetzt schon
Freude." Der Spieler heiße David
Alaba. Was der für eine Position
spiele? Der spiele im Moment auf
der linken Seite, sagte Gerland,
aber eigentlich könne der alles.
So wie über Alaba hat Gerland bisher
nur über Philipp Lahm
geschwärmt, der – so Gerlands
bekanntestes Bonmot – "schon im
Mutterbauch Fußball gespielt
haben muss". Für Gerland muss es
demnach ein großes Vergnügen
sein, dass er heute Co-Trainer einer
Mannschaft sein darf, die nicht nur
ziemlich viel gewonnen hat in der
vergangenen Saison. In dieser
Mannschaft des FC Bayern bilden
Lahm und dieser ehemals unbekannte
Alaba ein Außenverteidigerpaar,
von dem immer wieder
behauptet wird, es zähle zu den
Besten der Welt. Wahrscheinlich
stimmt das gar nicht. Wahrscheinlich
ist es das beste.
Damals, im Herbst 2008, hat Gerland
noch eine weitere Prophezeiung
gewagt, deren Seriosität an
diesem Freitag in der Münchner
Arena erneut überprüft werden
kann. Es werde bestimmt nicht
mehr allzu lange dauern, bis dieser
16-Jährige Nationalspieler werde,
sagte Gerland damals, aber dem
Bundestrainer Löw könne er da
keine großen Hoffnungen machen.
Dieser Alaba besitze verschiedene
Wurzeln, nigerianische, philippinische,
österreichische. Aber eben:
leider keine deutschen.
Österreichs Fußballer des Jahres 2011 und 2012
David Olatukunbo Alaba – geboren
in Wien, Mutter Philippinin, Vater
Nigerianer – ist inzwischen ein etablierter
Nationalspieler, er ist etablierter,
als man das mit 21 Jahren
und zweieinhalb Monaten eigentlich
sein kann. Er hat nicht nur 26 A-Länderspiele
für Österreich bestritten,
er ist dort auch bester Mann, Fußballer des Jahres 2011 und 2012 - und als Triplegewinner praktisch einziger Kandidat 2013. Er ist Hoffnungsträger
und Führungsspieler in
einem.
Alaba ist für Österreich noch
viel wichtiger als für den FC Bayern,
in Österreich hielten sie es für Verschwendung,
ihren Begabtesten auf
der linken Abwehrseite zu verstecken.
Sie brauchen ihn weiter vorne,
entweder im zentralen Mittelfeld, wo
er am liebsten spielt, oder als eine
Art Linksaußen, wo er die gegnerischen
Rechtsverteidiger wahnsinnig
machen kann. Ein paar Mal ist er
dabei auch schon Philipp Lahm
begegnet.
Alaba hat es mit seinen jungen Jahren
schon geschafft, für etwas zu
stehen. Er steht stellvertretend für
die österreichische Nationalmannschaft,
die nichts mehr gemein hat
mit jenen österreichischen Nationalmannschaften,
die man in Deutschland
immer so ernst genommen hat,
wie sie in Österreich deutsche
Ski-Abfahrer ernst nehmen. Inzwischen
sprechen Experten mit einiger
Hochachtung über die neue
österreichische Generation, hinter
den grandios begabten Belgiern gilt
Österreich als interessantester Insider-
Tipp. Österreich gilt als Schwellenland,
das längst zu groß ist für
Estland, Island oder – das alte
Trauma! – die Färoer und stattdessen
auf dem Sprung, an den Schwedens,
Dänemarks oder Serbiens vorbeizuwachsen.
Länderspieldebüt bereits 2009
Das alles hat nicht nur, aber vor
allem mit David Alaba zu tun. Er
gibt jenen neuen Ausbildungskonzepten
ein Gesicht, die sie in Österreich
anlässlich der EM 2008 im
eigenen Land zu entwickeln anfingen
– und die nun ganz langsam
beginnen, sich auszuzahlen.
Aber vor allem zahlt sich jetzt aus,
dass die Österreicher schnell und
aufmerksam waren. Sie haben
damals natürlich bald gemerkt, wie
umworben dieser Bursche mit den
vielen Nationalitäten war, sie wollten
all den Begehrlichkeiten zuvorkommen.
Der ehemalige österreichische
Teamchef Didi Constantini
hat sogar einmal konspirativ von
einem Interesse der Deutschen
geraunt, obwohl eine Abwerbung
durch den DFB gemäß der zu diesem
Zeitpunkt geltenden Statuten
frühestens zu Alabas 23. Geburtstag
möglich gewesen wäre.
Sicherheitshalber haben die Österreicher
ihr größtes Talent schnell
vom Markt genommen: Es war
Constantini, der Alaba am 14. Oktober
2009 zu seinem Debüt in Österreichs
A-Elf verhalf; bei einer 1:3-Niederlage
in Frankreich wurde Alaba
in der 80. Minute eingewechselt,
und weil es sich praktischerweise
um ein Pflichtspiel in der WM-Qualifikation
handelte, war der kolossale
Bursche damit automatisch festgespielt,
wie das im Branchendeutsch
heißt. Tu felix, Austria: Seit dem
14. Oktober 2009 hat das Krankl-
Prohaska-und-Polster-Land einen
Nationalspieler, der in (fast) allen
anderen Ländermannschaften
ebenfalls Stammspieler wäre.
[bild2]
Alaba und die Rekorde
Nicht immer lässt sich der wahre
Wert eines Fußballers in Rekorden
aufwiegen, es gibt Spieler, die nach
fünf oder neun Sekunden das
schnellste Tor in irgendeinem
Wettbewerb erzielt haben, aber
solche folkloristischen Daten
machen noch keine großen Fußballer
aus ihnen. Alabas Rekorde
dagegen sprechen für sich und für
ihn.
Er ist der jüngste Spieler, der
für die österreichische Nationalelf
debütierte (17 Jahre und 112 Tage);
er ist der jüngste Spieler, der je
Österreichs Fußballer des Jahres "
wurde; er ist der jüngste
Spieler, der je für den FC Bayern in
der Champions League gespielt hat
(17 Jahre und 259 Tage). Und: Er ist der erste Österreicher, der die Champions League gewonnen hat, am 25. Mai dieses Jahres mit den Bayern im Londoner Wembleystadion gegen Borussia Dortmund.
Es werden vielleicht noch ein paar
Rekorde dazukommen (der jüngste
Spieler, der je das Triple verteidigte?),
es werden vielleicht auch
noch ein paar davon gebrochen
werden, aber ein Rekord könnte für
die Ewigkeit bleiben: David Alaba
ist der jüngste Österreicher, über
den Hermann Gerland schwärmte,
als handle es sich um Philipp Lahm.