Aktionswoche: 1000 Signale gegen Rassismus

Der 21. März wird weltweit als internationaler Tag gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus begangen. Erinnert wird immer dann an die Opfer des "Massakers von Sharpeville", bei dem vor inzwischen 54 Jahren in Südafrika 69 Menschen erschossen wurden. Im Hörsaal der Friedrich-Alexander-Universität entwickelte sich rasch eine lebhafte Diskussion. Jürgen Bergmann berichtete durchaus auch mit etwas Stolz von den Nürnberger Anhängern. Für ihre Choreografie beim Bundesliga-Derby gegen Bayern München in Erinnerung an den Club-Trainer Jenö Konrad waren die Ultras Nürnberg gemeinsam mit dem Verein 1. FC Nürnberg zuletzt mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem zweiten Platz beim Julius Hirsch Preis.

"Mit Aktionismus werden wir wenig erreichen. Wir müssen versuchen, durch langfristige Projekte Verhaltensweisen zu verändern", so Keskinler, die sich über die vielen Fragen aus dem Auditorium freute. "Gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund stellten die Frage, wo denn bitte schön die Vorbilder im Ehrenamt seien", berichtete Keskinler, die gerade bei diesem Thema in den kommenden Jahren den Hebel ansetzen will. Trainer ist so eine Position, die auch von Mitbürgern mit einer Zuwanderungsgeschichte bekleidet wird, aber in den Vorständen liegt die Quote eher niedrig.

"Man darf Rassismus nicht als alltäglich abtun"

Darüber hinaus, so Keskinler, sei die Arbeit im Amateur- und Jugendbereich von kaum zu überschätzender Bedeutung. Deshalb sei es unerlässlich, gerade Trainer und Verantwortliche in den Vereinen für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu sensibilisieren. "Man darf Rassismus nicht als alltäglich abtun oder das als Gewohnheit tolerieren. Zu sagen, im Stadion seien rassistische Rufe schon okay, oder auf dem Fußballplatz dürfte man schon mal jemanden rassistisch beleidigen, ist ein falsches Verständnis. Das hat auch nichts mit Tugendwächtern zu tun. Hier müssen wir einfach am Ball bleiben", forderte sie und verwies auf die C-Lizenz-Trainerausbildung, bei dem die Anwärter seit mehreren Jahren auch in interkulturellen Kompetenzen geschult werden.

Während den "Internationalen Wochen gegen Rassismus" finden bis zum 23. März deutschlandweit mehr als 1000 Veranstaltungen statt. In Berlin wird beispielsweise der Dokumentarfilm "Aussicht auf Hoffnung" vorgestellt, der das Leben von Flüchtlingen in Deutschland thematisiert.

In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg berichtet Steffi Wittenberg im Zeitzeugengespräch über ihre Erfahrungen als Kind jüdischer Eltern während des Nationalsozialismus. Und in der Evangelischen Versöhnungskirche der Gedenkstätte Dachau liest der Journalist Ronny Blaschke aus seinem Sachbuch "Angriff von Rechtsaußen – wie Neonazis den Fußball missbrauchen".

[tn/th]


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"Im Fußballverein wird ungeheuer viel für das Miteinander geleistet" - Wolfgang Niersbach hat das mal gesagt. Sprache, Kultur – alles keine Barrieren im Fußball, oder zumindest weniger hohe Wälle als anderswo. Darum war es dem DFB-Präsidenten gegangen.

In Erlangen bei Nürnberg trafen sich jetzt einige bekannte und weniger bekannte Menschen des Fußballs, um über Rassismus und Diskriminierung auf dem Rasen zu sprechen. Und wie der Fußball, seine Vereine und Verbände dagegen aufstehen können.

"Jeder ist in der Verantwortung"

Podiumsdiskussion an der Friedrich-Alexander-Universität, ein volles Auditorium, 300 Studenten, etliche kommunalpolitisch tätige Zuschauer an den Pulten und Kathrin Müller-Hohenstein auf der Bühne: Die Moderatorin des Aktuellen Sportstudios hatte Club-Torhüter Raphael Schäfer zu Gast, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und zwei Experten im Kampf um die Köpfe: den Fanbeauftragten des 1. FC Nürnberg Jürgen Bergmann und die DFB-Integrationsbeauftragte Gül Keskinler. Seit 2007 berät die in Istanbul geborene Keskinler den Fußball-Dachverband.

"Jeder ist in der Verantwortung", forderte Keskinler die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer zum Engagement auf. "Es ist entscheidend, Courage und Solidarität mit denen zu zeigen, die rassistisch diffamiert oder diskriminiert werden. Wegschauen darf keine Option sein", sagte Gül Keskinler.

Rassismus im Stadion ist bis heute aktuell: Erst im vergangenen Sommer wurde Danny da Costa vom FC Ingolstadt Opfer rassistischer Beleidigungen. "Mehrere Fans meinten bei Einwürfen Sachen wie 'Nigger' in meine Richtung rufen zu müssen", schilderte der deutsche U 21-Nationalspieler damals den beschämenden Vorfall. Im Januar 2013 reagierte Kevin-Prince Boateng bei einem Testspiel des AC Mailand auf rassistische Beleidigungen, indem er vom Feld ging und so für einen Spielabbruch sorgte. Anschließend hielt er eine viel beachtete Rede vor der UN. Rassismus sei wie Malaria, man müsse die Tümpel trocken legen.

Seit 1994: "Internationale Wochen gegen Rassismus"

Dass nichts entschieden ist, dass es immer noch modrige Tümpel gibt, drückte sich auch im Titel der Erlangener Veranstaltung aus: "Fußball zwischen Integration und Ausgrenzung." Die Diskussion gehört zum riesigen Programm der "Internationalen Wochen gegen Rassismus", die in Deutschland seit 1994 rund um den 21. März stattfinden.

Der 21. März wird weltweit als internationaler Tag gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus begangen. Erinnert wird immer dann an die Opfer des "Massakers von Sharpeville", bei dem vor inzwischen 54 Jahren in Südafrika 69 Menschen erschossen wurden. Im Hörsaal der Friedrich-Alexander-Universität entwickelte sich rasch eine lebhafte Diskussion. Jürgen Bergmann berichtete durchaus auch mit etwas Stolz von den Nürnberger Anhängern. Für ihre Choreografie beim Bundesliga-Derby gegen Bayern München in Erinnerung an den Club-Trainer Jenö Konrad waren die Ultras Nürnberg gemeinsam mit dem Verein 1. FC Nürnberg zuletzt mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem zweiten Platz beim Julius Hirsch Preis.

"Mit Aktionismus werden wir wenig erreichen. Wir müssen versuchen, durch langfristige Projekte Verhaltensweisen zu verändern", so Keskinler, die sich über die vielen Fragen aus dem Auditorium freute. "Gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund stellten die Frage, wo denn bitte schön die Vorbilder im Ehrenamt seien", berichtete Keskinler, die gerade bei diesem Thema in den kommenden Jahren den Hebel ansetzen will. Trainer ist so eine Position, die auch von Mitbürgern mit einer Zuwanderungsgeschichte bekleidet wird, aber in den Vorständen liegt die Quote eher niedrig.

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"Man darf Rassismus nicht als alltäglich abtun"

Darüber hinaus, so Keskinler, sei die Arbeit im Amateur- und Jugendbereich von kaum zu überschätzender Bedeutung. Deshalb sei es unerlässlich, gerade Trainer und Verantwortliche in den Vereinen für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu sensibilisieren. "Man darf Rassismus nicht als alltäglich abtun oder das als Gewohnheit tolerieren. Zu sagen, im Stadion seien rassistische Rufe schon okay, oder auf dem Fußballplatz dürfte man schon mal jemanden rassistisch beleidigen, ist ein falsches Verständnis. Das hat auch nichts mit Tugendwächtern zu tun. Hier müssen wir einfach am Ball bleiben", forderte sie und verwies auf die C-Lizenz-Trainerausbildung, bei dem die Anwärter seit mehreren Jahren auch in interkulturellen Kompetenzen geschult werden.

Während den "Internationalen Wochen gegen Rassismus" finden bis zum 23. März deutschlandweit mehr als 1000 Veranstaltungen statt. In Berlin wird beispielsweise der Dokumentarfilm "Aussicht auf Hoffnung" vorgestellt, der das Leben von Flüchtlingen in Deutschland thematisiert.

In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg berichtet Steffi Wittenberg im Zeitzeugengespräch über ihre Erfahrungen als Kind jüdischer Eltern während des Nationalsozialismus. Und in der Evangelischen Versöhnungskirche der Gedenkstätte Dachau liest der Journalist Ronny Blaschke aus seinem Sachbuch "Angriff von Rechtsaußen – wie Neonazis den Fußball missbrauchen".