Aigner: "Wir haben keine goldenen Wasserhähne in Uerdingen"

Das Topspiel vom 14. Spieltag der 3. Liga steht an: Der VfL Osnabrück empfängt heute (ab 19 Uhr) den KFC Uerdingen. Stefan Aigner, Offensivspieler der Gäste, ist große Spiele gewohnt. Der 31-Jährige blickt auf 126 Bundesligaspiele und 148 Zweitligaspiele zurück. Im DFB.de-Interview erzählt er, wie er die Ambitionen von Uerdingen einschätzt und welche Mannschaften für ihn die besten Aufstiegschancen haben. Zudem blickt Aigner auf seine Erfahrungen in der US-amerikanischen Profiliga MLS zurück.

DFB.de: Herr Aigner, was ist die größere Überraschung: Dass ein Aufsteiger wie KFC Uerdingen um den Aufstieg mitspielt? Oder dass eine Mannschaft wie der VfL Osnabrück, die letzte Saison gegen den Abstieg spielte, nach 13 Spieltagen auf Platz eins steht?

Stefan Aigner: Dass wir nach 13 Runden auf Tabellenplatz drei standen, ist für mich nicht unbedingt eine Überraschung. Aber sicherlich ist es nicht normal, wenn ein Aufsteiger oben mitspielt. Und der VfL Osnabrück hat eine spielstarke Mannschaft und steht daher nicht unverdient auf Tabellenplatz eins.

DFB.de: Spieler wie Sie, Kevin Großkreutz oder Dominic Maroh haben in der Bundesliga und teilweise sogar in der Nationalmannschaft gespielt. Inwiefern ist die 3. Liga eine neue Herausforderung?

Aigner: Die 3. Liga ist völlig anders als die Bundesliga oder die 2. Bundesliga. Das Spiel ist viel zweikampfbetonter. Man hat im Mittelfeld nicht eine Sekunde Zeit und auch nicht den Platz, sich die Kugel hin- und herzuspielen. Die Mannschaften gehen viel auf die zweiten Bälle. Das ist ein großer Unterschied zur Bundesliga, wo man den Ball mit mehr Ruhe spielen kann.

DFB.de: Nach dem erfolgreichen Saisonstart erlebte Ihre Mannschaft einen kleinen Knick: Gegen den 1. FC Kaiserslautern und die Sportfreunde Lotte gab es zwei Niederlagen in Folge. Insgesamt wurden vier der letzten sechs Spiele verloren. Was lief zuletzt schief?

Aigner: In der 3. Liga ist es nicht möglich, in ein Spiel zu gehen und die Aufgabe nur spielerisch lösen zu wollen. In dieser Spielklasse hat es oberste Priorität, dass man richtig in die Zweikämpfe geht, aggressiv ist und die größere Gier hat als der Gegner. Ansonsten hat man in der 3. Liga keine Chance. Genau das haben wir nun zu spüren bekommen. Das ist ähnlich wie im DFB-Pokal: Auch da tun sich die größeren Mannschaften gegen die kleineren Gegner oft schwer, weil das ein völlig anderes Spiel ist. Man muss dieses Spiel annehmen. Das haben wir vor allem gegen die Sportfreunde Lotte nicht getan.

DFB.de: Bereits vor Saisonbeginn wurde KFC Uerdingen von vielen Experten häufig als Aufstiegskandidat genannt. Nun spielen Sie tatsächlich um die vorderen Plätze mit. Bekennen Sie sich zum Ziel 2. Bundesliga?

Aigner: Wir bestreiten nicht, dass wir oben mitspielen wollen. Nichtsdestoweniger sind wir ein Aufsteiger. Unser Kader besteht nicht nur aus neuen Spielern, die früher höherklassig gespielt haben. Es stehen auch viele Spieler auf dem Platz, die mit dem Verein nun zweimal hintereinander aufgestiegen sind. Wir haben sicherlich das Potenzial, um oben mitzuspielen. Aber die Liga ist so ausgeglichen, dass man jede Woche alles abrufen muss.

DFB.de: Welche Mannschaften zählen Sie sonst noch zum Favoritenkreis?

Aigner: Der VfL Osnabrück und Preußen Münster stehen nicht unverdient ganz oben in der Tabelle. 1860 München zähle ich ebenfalls zu den Aufstiegsfavoriten. Die Löwen haben viele Punkte unglücklich abgegeben, aber viel Potenzial und werden bis zum Schluss oben dabei sein. Auch der 1. FC Kaiserslautern, Hansa Rostock und der Karlsruher SC könnten oben mitspielen. Aber die Liga ist so ausgeglichen, dass keine Prognosen möglich sind.

DFB.de: Trotz der erfolgreichen Saison liegt der Zuschauerschnitt von KFC Uerdingen unter 4000. Ist die Hauptursache dafür, dass man in Duisburg spielen muss? Oder ist es allgemein schwer, die Menschen in Krefeld zu erreichen?

Aigner: Dass wir in Duisburg spielen, ist für unsere Fans sicherlich nicht optimal. Wenn der Umbau der Grotenburg abgeschlossen ist, könnten vielleicht mehr Zuschauer zu unseren Spielen kommen. Letztendlich hängt das aber auch von dem sportlichen Erfolg ab. Der Fan möchte attraktiven, offensiven und möglichst erfolgreichen Fußball sehen. Wir haben treue Anhänger. Das zeigte sich alleine schon daran, dass 2000 Fans mit nach Kaiserslautern gereist sind.

DFB.de: Aber?

Aigner: Aber wir haben hier auch viele Vereine in der Umgebung: Düsseldorf, Leverkusen, Gladbach, Köln - das sind alles Traditionsvereine mit großen Fankulturen. Das macht es natürlich nicht einfacher, die Menschen in der Umgebung zu erreichen.

DFB.de: Sie haben bei großen Vereinen wie Arminia Bielefeld, TSV 1860 München und Eintracht Frankfurt gespielt. Inwiefern unterscheidet sich der im Wiederaufbau befindliche KFC Uerdingen davon?

Aigner: Der KFC Uerdingen ist mit den beiden Aufstiegen sehr schnell gewachsen. Da muss die Infrastruktur erst einmal hinterher kommen. Wir haben hier keine goldenen Wasserhähne. Aber das brauchen wir auch gar nicht. Ich bin zu diesem Verein gekommen, weil ich einfach wieder Spaß am Fußball haben und mit der Mannschaft etwas erreichen möchte. Das ist bei anderen erfahrenen Spielern wie Kevin Großkreutz sicherlich genauso.

DFB.de: Themawechsel: Sie haben einen zwischenzeitlichen Abstecher in die Major League Soccer zu Colorado Rapids gemacht. Wie bewerten Sie diese Erfahrung?

Aigner: Nach dem bedauerlichen Abstieg mit 1860 München bot der Wechsel in die USA eine gute Möglichkeit, etwas Neues kennenzulernen - eine neue Kultur, eine neue Lebensqualität, andere Menschen. Daher war das eine tolle Erfahrung.

DFB.de: Die MLS hat durch Stars wie Bastian Schweinsteiger oder Zlatan Ibrahimovic an Popularität gewonnen. Wenn man mal von diesen Ausnahmespielern absieht: Wie hoch ist das Niveau in der MLS wirklich?

Aigner: Das Leistungsgefälle ist in der MLS sehr groß. Mein ehemaliger Verein Colorado Rapids würde in der deutschen 3. Liga eher unten mitspielen. Es gibt aber auch Mannschaften wie Atlanta United oder Sporting Kansas City, die gutes deutsches Zweitliganiveau verkörpern.

DFB.de: Die Weltmeisterschaft 2026 wird unter anderem in den USA stattfinden. Wie populär ist Fußball in den USA überhaupt?

Aigner: Es wird viel unternommen, um den Sport dort populärer zu machen. Es werden Stars wie Schweinsteiger, Kaka, Pirlo und Ibrahimovic verpflichtet, um weitere Fans ins Stadion zu locken. Ich finde diese Bemühungen sehr gut. Es wird allerdings sehr schwer, Fußball dort wirklich ganz nach oben zu bringen. Genauso wie bei uns Fußball die Nationalsportart ist, sind das in den USA American Football, Baseball, Basketball und Eishockey. Es gibt einige Mannschaften in der MLS, die viele Zuschauer anlocken. In Seattle oder Atlanta kamen 40.000 bis 60.000 Zuschauer - in anderen Städten dafür aber nur 6000 oder 7000. Insgesamt befindet sich der Fußball auf einem guten Weg. Man sollte nur nicht erwarten, dass Fußball dort bald ähnlich populär ist wie Football oder Baseball.

[oj]

Das Topspiel vom 14. Spieltag der 3. Liga steht an: Der VfL Osnabrück empfängt heute (ab 19 Uhr) den KFC Uerdingen. Stefan Aigner, Offensivspieler der Gäste, ist große Spiele gewohnt. Der 31-Jährige blickt auf 126 Bundesligaspiele und 148 Zweitligaspiele zurück. Im DFB.de-Interview erzählt er, wie er die Ambitionen von Uerdingen einschätzt und welche Mannschaften für ihn die besten Aufstiegschancen haben. Zudem blickt Aigner auf seine Erfahrungen in der US-amerikanischen Profiliga MLS zurück.

DFB.de: Herr Aigner, was ist die größere Überraschung: Dass ein Aufsteiger wie KFC Uerdingen um den Aufstieg mitspielt? Oder dass eine Mannschaft wie der VfL Osnabrück, die letzte Saison gegen den Abstieg spielte, nach 13 Spieltagen auf Platz eins steht?

Stefan Aigner: Dass wir nach 13 Runden auf Tabellenplatz drei standen, ist für mich nicht unbedingt eine Überraschung. Aber sicherlich ist es nicht normal, wenn ein Aufsteiger oben mitspielt. Und der VfL Osnabrück hat eine spielstarke Mannschaft und steht daher nicht unverdient auf Tabellenplatz eins.

DFB.de: Spieler wie Sie, Kevin Großkreutz oder Dominic Maroh haben in der Bundesliga und teilweise sogar in der Nationalmannschaft gespielt. Inwiefern ist die 3. Liga eine neue Herausforderung?

Aigner: Die 3. Liga ist völlig anders als die Bundesliga oder die 2. Bundesliga. Das Spiel ist viel zweikampfbetonter. Man hat im Mittelfeld nicht eine Sekunde Zeit und auch nicht den Platz, sich die Kugel hin- und herzuspielen. Die Mannschaften gehen viel auf die zweiten Bälle. Das ist ein großer Unterschied zur Bundesliga, wo man den Ball mit mehr Ruhe spielen kann.

DFB.de: Nach dem erfolgreichen Saisonstart erlebte Ihre Mannschaft einen kleinen Knick: Gegen den 1. FC Kaiserslautern und die Sportfreunde Lotte gab es zwei Niederlagen in Folge. Insgesamt wurden vier der letzten sechs Spiele verloren. Was lief zuletzt schief?

Aigner: In der 3. Liga ist es nicht möglich, in ein Spiel zu gehen und die Aufgabe nur spielerisch lösen zu wollen. In dieser Spielklasse hat es oberste Priorität, dass man richtig in die Zweikämpfe geht, aggressiv ist und die größere Gier hat als der Gegner. Ansonsten hat man in der 3. Liga keine Chance. Genau das haben wir nun zu spüren bekommen. Das ist ähnlich wie im DFB-Pokal: Auch da tun sich die größeren Mannschaften gegen die kleineren Gegner oft schwer, weil das ein völlig anderes Spiel ist. Man muss dieses Spiel annehmen. Das haben wir vor allem gegen die Sportfreunde Lotte nicht getan.

DFB.de: Bereits vor Saisonbeginn wurde KFC Uerdingen von vielen Experten häufig als Aufstiegskandidat genannt. Nun spielen Sie tatsächlich um die vorderen Plätze mit. Bekennen Sie sich zum Ziel 2. Bundesliga?

Aigner: Wir bestreiten nicht, dass wir oben mitspielen wollen. Nichtsdestoweniger sind wir ein Aufsteiger. Unser Kader besteht nicht nur aus neuen Spielern, die früher höherklassig gespielt haben. Es stehen auch viele Spieler auf dem Platz, die mit dem Verein nun zweimal hintereinander aufgestiegen sind. Wir haben sicherlich das Potenzial, um oben mitzuspielen. Aber die Liga ist so ausgeglichen, dass man jede Woche alles abrufen muss.

DFB.de: Welche Mannschaften zählen Sie sonst noch zum Favoritenkreis?

Aigner: Der VfL Osnabrück und Preußen Münster stehen nicht unverdient ganz oben in der Tabelle. 1860 München zähle ich ebenfalls zu den Aufstiegsfavoriten. Die Löwen haben viele Punkte unglücklich abgegeben, aber viel Potenzial und werden bis zum Schluss oben dabei sein. Auch der 1. FC Kaiserslautern, Hansa Rostock und der Karlsruher SC könnten oben mitspielen. Aber die Liga ist so ausgeglichen, dass keine Prognosen möglich sind.

DFB.de: Trotz der erfolgreichen Saison liegt der Zuschauerschnitt von KFC Uerdingen unter 4000. Ist die Hauptursache dafür, dass man in Duisburg spielen muss? Oder ist es allgemein schwer, die Menschen in Krefeld zu erreichen?

Aigner: Dass wir in Duisburg spielen, ist für unsere Fans sicherlich nicht optimal. Wenn der Umbau der Grotenburg abgeschlossen ist, könnten vielleicht mehr Zuschauer zu unseren Spielen kommen. Letztendlich hängt das aber auch von dem sportlichen Erfolg ab. Der Fan möchte attraktiven, offensiven und möglichst erfolgreichen Fußball sehen. Wir haben treue Anhänger. Das zeigte sich alleine schon daran, dass 2000 Fans mit nach Kaiserslautern gereist sind.

DFB.de: Aber?

Aigner: Aber wir haben hier auch viele Vereine in der Umgebung: Düsseldorf, Leverkusen, Gladbach, Köln - das sind alles Traditionsvereine mit großen Fankulturen. Das macht es natürlich nicht einfacher, die Menschen in der Umgebung zu erreichen.

DFB.de: Sie haben bei großen Vereinen wie Arminia Bielefeld, TSV 1860 München und Eintracht Frankfurt gespielt. Inwiefern unterscheidet sich der im Wiederaufbau befindliche KFC Uerdingen davon?

Aigner: Der KFC Uerdingen ist mit den beiden Aufstiegen sehr schnell gewachsen. Da muss die Infrastruktur erst einmal hinterher kommen. Wir haben hier keine goldenen Wasserhähne. Aber das brauchen wir auch gar nicht. Ich bin zu diesem Verein gekommen, weil ich einfach wieder Spaß am Fußball haben und mit der Mannschaft etwas erreichen möchte. Das ist bei anderen erfahrenen Spielern wie Kevin Großkreutz sicherlich genauso.

DFB.de: Themawechsel: Sie haben einen zwischenzeitlichen Abstecher in die Major League Soccer zu Colorado Rapids gemacht. Wie bewerten Sie diese Erfahrung?

Aigner: Nach dem bedauerlichen Abstieg mit 1860 München bot der Wechsel in die USA eine gute Möglichkeit, etwas Neues kennenzulernen - eine neue Kultur, eine neue Lebensqualität, andere Menschen. Daher war das eine tolle Erfahrung.

DFB.de: Die MLS hat durch Stars wie Bastian Schweinsteiger oder Zlatan Ibrahimovic an Popularität gewonnen. Wenn man mal von diesen Ausnahmespielern absieht: Wie hoch ist das Niveau in der MLS wirklich?

Aigner: Das Leistungsgefälle ist in der MLS sehr groß. Mein ehemaliger Verein Colorado Rapids würde in der deutschen 3. Liga eher unten mitspielen. Es gibt aber auch Mannschaften wie Atlanta United oder Sporting Kansas City, die gutes deutsches Zweitliganiveau verkörpern.

DFB.de: Die Weltmeisterschaft 2026 wird unter anderem in den USA stattfinden. Wie populär ist Fußball in den USA überhaupt?

Aigner: Es wird viel unternommen, um den Sport dort populärer zu machen. Es werden Stars wie Schweinsteiger, Kaka, Pirlo und Ibrahimovic verpflichtet, um weitere Fans ins Stadion zu locken. Ich finde diese Bemühungen sehr gut. Es wird allerdings sehr schwer, Fußball dort wirklich ganz nach oben zu bringen. Genauso wie bei uns Fußball die Nationalsportart ist, sind das in den USA American Football, Baseball, Basketball und Eishockey. Es gibt einige Mannschaften in der MLS, die viele Zuschauer anlocken. In Seattle oder Atlanta kamen 40.000 bis 60.000 Zuschauer - in anderen Städten dafür aber nur 6000 oder 7000. Insgesamt befindet sich der Fußball auf einem guten Weg. Man sollte nur nicht erwarten, dass Fußball dort bald ähnlich populär ist wie Football oder Baseball.

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