Ära endet: Der Kaiser geht nach New York

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

17. April

Vor 90 Jahren wird die Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft mit diesen Ergebnissen abgeschlossen: Die SpVgg. Fürth schlägt den VfB Stuttgart vor 6000 Zuschauern mit 4:0, Georg Frank schießt zwei Tore. Am Zieleinlauf ändert sich nichts: der spielfreie 1. FC Nürnberg liegt vor Nachbar Fürth. Platz drei geht an den FSV Frankfurt, dahinter folgen Neckarau, der VfB Stuttgart und Mainz 05.

Vor zehn Jahren erreicht der 1. FC Nürnberg erstmals seit 25 Jahren wieder das Pokalfinale. Unerwartet leicht wird Eintracht Frankfurt aus dem Weg geräumt (4:0). Die Tore erzielen Marco Engelhardt (3.), Ivan Saenko (25.), Tomas Galasek (54.) und Chhunly Pagenburg (89.). "In der Fußballwelt wird man erst richtig wahrgenommen, wenn man in einem Finale steht", philosophiert Club-Trainer Hans Meyer. Manager Martin Bader sagt stolz: "Jetzt stehen wir wieder auf der Fußball-Landkarte."

18. April

Vor 80 Jahren findet der dritte Endrundenspieltag um die Deutsche Meisterschaft statt. In Gruppe A fällt schon eine Vorentscheidung: Der HSV gewinnt auch sein drittes Spiel deutlich. Beim 3:0 in Dresden gegen Sachsen-Meister BC Hartha trifft Frido Dörfel vor 30.000 Zuschauern doppelt. Beuthen 09 und Hindenburg Allenstein trennen sich 2:2. In Gruppe B demonstriert Schalke 04 seine Extraklasse und zertrümmert Pommern-Meister Viktoria 09 Stolp in dessen Stadion 8:0. Ernst Kalwitzki markiert die Hälfte aller Tore, auch Fritz Szepan und Ernst Kuzorra treffen.

Werder Bremen gewinnt vor 20.000 Zuschauern im Berliner Poststadion 3:1 gegen Hertha BSC und der Fußball schreibt: "Müde Hertha außer Form." In der ausgeglichenen Gruppe C schießt nur einer Tore – Kassels Halbschmidt trifft beim 2:0 gegen Dessau 05. VfB Stuttgart und Wormatia Worms trennen sich torlos, Worms bleibt Erster. In Gruppe D siegt der 1. FC Nürnberg bei Fortuna Düsseldorf 3:1, Julius Uebelein schießt in der letzten Viertelstunde zwei Tore. 40.000 Zuschauer im Rheinstadion bilden die Rekordkulisse des Tages. Nicht jeder hat ein Stadion, das für Endrunden taugt. Der VfR Köln 04 weicht nach Koblenz aus, wo er Waldhof Mannheim 0:1 unterliegt.

Vor 60 Jahren gewinnt der Duisburger Spiel-Verein sein Nachholspiel der Oberliga West gegen den 1. FC Köln 3:1. Vor 33.000 Zuschauern gehen die Gäste durch Weltmeister Hans Schäfer zwar in Führung, doch nach der Pause fallen binnen 19 Minuten drei Duisburger Tore, mit denen die Überraschungsmannschaft des Westens seine Titelchance wahrt.

Vor 50 Jahren erreicht Eintracht Frankfurt überraschend das Halbfinale des Messepokals. Die Hessen gewinnen beim FC Burnley 2:1 (Hinspiel 1:1). Oskar Lotz schießt sie in Führung (34.), nach Millers Ausgleich (58.) gelingt dem Österreicher Wilhelm Huberts das Siegtor (71.).

Vor 30 Jahren testet die Nationalmannschaft gegen Italien. Obwohl in Köln keine Tore fallen, gibt es höflichen Beifall von den voll besetzten Rängen. Teamchef Franz Beckenbauer applaudiert auch: "Wir haben ein gutes Länderspiel gesehen. Da war Tempo drin, alle haben alles gegeben. Das Einzige, was fehlte, waren Tore." Was auch ein Verdienst der neuen Nummer eins im deutschen Tor ist: Stuttgarts Eike Immel tritt die Nachfolge von Toni Schumacher an, der sich mit seinem Enthüllungsbuch "Anpfiff" aus der Nationalmannschaft geschrieben hat.

Zurückgekehrt ist dagegen nach neun Monaten Pierre Littbarski, erstmals seit seinem Wechsel nach Paris trägt er wieder das DFB-Trikot. "Litti" macht ein gutes Spiel und wird noch öfter wieder kommen dürfen. Gleiches gilt für Debütant Stefan Reuter. Abschied nimmt dagegen Horst Köppel als Assistent von Beckenbauer, er wird Trainer bei Bundesligist Bayer Uerdingen und sitzt letztmals bei einem Länderspiel auf der Bank. Er geht nicht im Groll, aber im Wissen darum, "dass im Fußball nur einer bestimmen kann".

Vor 25 Jahren trägt die Bundesliga den 33. Spieltag aus. Die Verfolger von Borussia Dortmund, das zwei Tage zuvor gewonnen hat, schwächeln. Eintracht Frankfurt lässt zu Hause gegen Abstiegskandidat Wattenscheid 09 Federn (1:1), Kapitän Uli Stein daraufhin Luft ab: "Hier wollen einige gar nicht Meister werden." Der VfB Stuttgart verliert bei den Bayern 0:1, Stefan Effenbergs Tor wirft die Schwaben auf Platz drei zurück. Eike Immel verhindert Schlimmeres und hält noch einen Thon-Elfmeter, Verteidiger Günter Schäfer fliegt vom Platz. Bayern schafft es nach Monaten mal wieder in die obere Tabellenhälfte (10.), aber der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur drei Punkte. Nur Gäste-Trainer Christoph Daum gibt Entwarnung: "Ich freue mich, dass der FC Bayern mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat."

Am selben Tag spielt die Frauen-Nationalmannschaft im Olympiastadion von Rom gegen Italien 1:1. Die Saarbrückerin Patricia Grigoli bringt das DFB-Team bei ihrem Debüt in Führung (56.), nach 71 Minuten fällt der Ausgleich. Kurios: Im "Vorspiel" stehen sich vor 60.000 Zuschauern AS Rom und Juventus Turin (1:1) gegenüber. Als die Frauen anfangen, sind nur noch 3000 da, zum Schluss 1000. Rudi Völler zeigt immerhin Interesse und überreicht neben einem Blumenstrauß an Spielführerin Martina Voss auch sein Trikot, das sich Britta Unsleber sichert.

Vor 20 Jahren tauschen die Abstiegskandidaten Hansa Rostock und Fortuna Düsseldorf die Plätze. Hansa steht nach dem 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach (Tor: Jonathan Akpoborie) nun über dem Strich, die Fortuna rutscht nach dem 1:1 gegen den MSV Duisburg darunter. Fortuna ehrt Holger Fach für sein 400. Bundesligaspiel.

Vor zehn Jahren erreicht der VfB Stuttgart das Pokalfinale. Die Reise nach Berlin bucht Tony da Silva, der beim VfL Wolfsburg nach 16 Minuten das Tor des Tages erzielt – per Freistoß. Die Wölfe ärgern sich über Schiedsrichter Wolfgang Stark, der ein reguläres Tor von Marcelinho (52.) aberkennt. Für den VfB ist es das erste Finale seit zehn Jahren.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

17. April

Vor 90 Jahren wird die Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft mit diesen Ergebnissen abgeschlossen: Die SpVgg. Fürth schlägt den VfB Stuttgart vor 6000 Zuschauern mit 4:0, Georg Frank schießt zwei Tore. Am Zieleinlauf ändert sich nichts: der spielfreie 1. FC Nürnberg liegt vor Nachbar Fürth. Platz drei geht an den FSV Frankfurt, dahinter folgen Neckarau, der VfB Stuttgart und Mainz 05.

Vor zehn Jahren erreicht der 1. FC Nürnberg erstmals seit 25 Jahren wieder das Pokalfinale. Unerwartet leicht wird Eintracht Frankfurt aus dem Weg geräumt (4:0). Die Tore erzielen Marco Engelhardt (3.), Ivan Saenko (25.), Tomas Galasek (54.) und Chhunly Pagenburg (89.). "In der Fußballwelt wird man erst richtig wahrgenommen, wenn man in einem Finale steht", philosophiert Club-Trainer Hans Meyer. Manager Martin Bader sagt stolz: "Jetzt stehen wir wieder auf der Fußball-Landkarte."

18. April

Vor 80 Jahren findet der dritte Endrundenspieltag um die Deutsche Meisterschaft statt. In Gruppe A fällt schon eine Vorentscheidung: Der HSV gewinnt auch sein drittes Spiel deutlich. Beim 3:0 in Dresden gegen Sachsen-Meister BC Hartha trifft Frido Dörfel vor 30.000 Zuschauern doppelt. Beuthen 09 und Hindenburg Allenstein trennen sich 2:2. In Gruppe B demonstriert Schalke 04 seine Extraklasse und zertrümmert Pommern-Meister Viktoria 09 Stolp in dessen Stadion 8:0. Ernst Kalwitzki markiert die Hälfte aller Tore, auch Fritz Szepan und Ernst Kuzorra treffen.

Werder Bremen gewinnt vor 20.000 Zuschauern im Berliner Poststadion 3:1 gegen Hertha BSC und der Fußball schreibt: "Müde Hertha außer Form." In der ausgeglichenen Gruppe C schießt nur einer Tore – Kassels Halbschmidt trifft beim 2:0 gegen Dessau 05. VfB Stuttgart und Wormatia Worms trennen sich torlos, Worms bleibt Erster. In Gruppe D siegt der 1. FC Nürnberg bei Fortuna Düsseldorf 3:1, Julius Uebelein schießt in der letzten Viertelstunde zwei Tore. 40.000 Zuschauer im Rheinstadion bilden die Rekordkulisse des Tages. Nicht jeder hat ein Stadion, das für Endrunden taugt. Der VfR Köln 04 weicht nach Koblenz aus, wo er Waldhof Mannheim 0:1 unterliegt.

Vor 60 Jahren gewinnt der Duisburger Spiel-Verein sein Nachholspiel der Oberliga West gegen den 1. FC Köln 3:1. Vor 33.000 Zuschauern gehen die Gäste durch Weltmeister Hans Schäfer zwar in Führung, doch nach der Pause fallen binnen 19 Minuten drei Duisburger Tore, mit denen die Überraschungsmannschaft des Westens seine Titelchance wahrt.

Vor 50 Jahren erreicht Eintracht Frankfurt überraschend das Halbfinale des Messepokals. Die Hessen gewinnen beim FC Burnley 2:1 (Hinspiel 1:1). Oskar Lotz schießt sie in Führung (34.), nach Millers Ausgleich (58.) gelingt dem Österreicher Wilhelm Huberts das Siegtor (71.).

Vor 30 Jahren testet die Nationalmannschaft gegen Italien. Obwohl in Köln keine Tore fallen, gibt es höflichen Beifall von den voll besetzten Rängen. Teamchef Franz Beckenbauer applaudiert auch: "Wir haben ein gutes Länderspiel gesehen. Da war Tempo drin, alle haben alles gegeben. Das Einzige, was fehlte, waren Tore." Was auch ein Verdienst der neuen Nummer eins im deutschen Tor ist: Stuttgarts Eike Immel tritt die Nachfolge von Toni Schumacher an, der sich mit seinem Enthüllungsbuch "Anpfiff" aus der Nationalmannschaft geschrieben hat.

Zurückgekehrt ist dagegen nach neun Monaten Pierre Littbarski, erstmals seit seinem Wechsel nach Paris trägt er wieder das DFB-Trikot. "Litti" macht ein gutes Spiel und wird noch öfter wieder kommen dürfen. Gleiches gilt für Debütant Stefan Reuter. Abschied nimmt dagegen Horst Köppel als Assistent von Beckenbauer, er wird Trainer bei Bundesligist Bayer Uerdingen und sitzt letztmals bei einem Länderspiel auf der Bank. Er geht nicht im Groll, aber im Wissen darum, "dass im Fußball nur einer bestimmen kann".

Vor 25 Jahren trägt die Bundesliga den 33. Spieltag aus. Die Verfolger von Borussia Dortmund, das zwei Tage zuvor gewonnen hat, schwächeln. Eintracht Frankfurt lässt zu Hause gegen Abstiegskandidat Wattenscheid 09 Federn (1:1), Kapitän Uli Stein daraufhin Luft ab: "Hier wollen einige gar nicht Meister werden." Der VfB Stuttgart verliert bei den Bayern 0:1, Stefan Effenbergs Tor wirft die Schwaben auf Platz drei zurück. Eike Immel verhindert Schlimmeres und hält noch einen Thon-Elfmeter, Verteidiger Günter Schäfer fliegt vom Platz. Bayern schafft es nach Monaten mal wieder in die obere Tabellenhälfte (10.), aber der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur drei Punkte. Nur Gäste-Trainer Christoph Daum gibt Entwarnung: "Ich freue mich, dass der FC Bayern mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat."

Am selben Tag spielt die Frauen-Nationalmannschaft im Olympiastadion von Rom gegen Italien 1:1. Die Saarbrückerin Patricia Grigoli bringt das DFB-Team bei ihrem Debüt in Führung (56.), nach 71 Minuten fällt der Ausgleich. Kurios: Im "Vorspiel" stehen sich vor 60.000 Zuschauern AS Rom und Juventus Turin (1:1) gegenüber. Als die Frauen anfangen, sind nur noch 3000 da, zum Schluss 1000. Rudi Völler zeigt immerhin Interesse und überreicht neben einem Blumenstrauß an Spielführerin Martina Voss auch sein Trikot, das sich Britta Unsleber sichert.

Vor 20 Jahren tauschen die Abstiegskandidaten Hansa Rostock und Fortuna Düsseldorf die Plätze. Hansa steht nach dem 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach (Tor: Jonathan Akpoborie) nun über dem Strich, die Fortuna rutscht nach dem 1:1 gegen den MSV Duisburg darunter. Fortuna ehrt Holger Fach für sein 400. Bundesligaspiel.

Vor zehn Jahren erreicht der VfB Stuttgart das Pokalfinale. Die Reise nach Berlin bucht Tony da Silva, der beim VfL Wolfsburg nach 16 Minuten das Tor des Tages erzielt – per Freistoß. Die Wölfe ärgern sich über Schiedsrichter Wolfgang Stark, der ein reguläres Tor von Marcelinho (52.) aberkennt. Für den VfB ist es das erste Finale seit zehn Jahren.

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19. April

Vor 75 Jahren werden Gau-Meister gekürt. Waldhof Mannheim (3:0) triumphiert in Baden gegen VfL Neckarau, Werder Bremen (3:1 gegen Eintracht Braunschweig) in Niedersachsen. In Pommern kommt der Luftsportverein Pütnitz auf in Kriegszeiten nicht unübliche Weise zum Erfolg: Gegner Viktoria Stolp tritt nach dem 1:6 im Hinspiel nicht mehr an, die zum Titel fehlenden Punkte gehen an den LSV.

In Bayern herrscht noch Spannung: Schweinfurt 05 gewinnt vor 8000 Zuschauern das Spitzenspiel gegen die Spielvereinigung Fürth 2:0 und übernimmt die Tabellenführung. Wer schon Meister ist, hat einfach nur noch Spaß. Schalke 04 demontiert die SpVgg Herten 12:0, Westmark-Meister 1. FC Kaiserslautern den VfR Frankenthal 9:1 – Fritz Walter trifft sechsmal.

Vor 60 Jahren wird die Tabelle der Oberliga Nord begradigt. Der HSV wird an Karfreitag 1957 zum 19. Mal bereits Nord-Meister, durch ein standesgemäßes 7:2 über Eintracht Braunschweig. Uwe Seeler schießt binnen 21 Minuten drei Tore in Folge, nur der Pausenpfiff verhindert einen klassischen Hattrick. Werder Bremen schlägt den Tabellenzweiten Holstein Kiel trotz 0:2-Rückstands 3:2, sehr zur Freude von Hannover 96 (1:1 in Wolfsburg), das noch auf den zweiten Endrundenplatz schielt. TuS Bremerhaven 93 kommt auf kuriose Weise zum Sieg über St. Pauli, ein Eckball von Siegfried Presche landet direkt zum 2:1-Endstand im Tor.

Vor 40 Jahren wird bekannt, dass Franz Beckenbauer von Bayern München zu Cosmos New York wechselt. Während der Kaiser und sein Berater Robert Schwan noch Nebelkerzen zünden, sorgt DFB-Präsident Hermann Neuberger für Klarheit. "Franz Beckenbauer hat mir am vergangenen Samstag auf gezielte Fragen erklärt, dass er bereits am 28. Mai dieses Jahr sein erstes Spiel für Cosmos machen wird." Die Verträge seien allerdings noch nicht unterschrieben, was er am folgenden Wochenende plant. Zur Abwicklung dessen hat er Bundestrainer Helmut Schön gebeten, an den kommenden beiden Länderspielen nicht teilzunehmen. So fehlt der Kaiser erstmals seit dem Spiel um Platz drei bei der WM 1970 im DFB-Aufgebot, das Schön für das Spiel gegen Nordirland nominiert. Schön: "Ich bin tief betroffen, ja bestürzt." Eine Ära endet.

Vor 20 Jahren hat das Spitzenspiel der Bundesliga keinen Sieger. Meister Borussia Dortmund und Tabellenführer Bayern München trennen sich 1:1. Wer zu spät kommt, verpasst das Beste, die Tore sind schon nach drei Minuten gefallen – durch Karl-Heinz Riedle (2.) und Ruggiero Rizzitelli (3.). Borussia muss bei sechs Punkten Rückstand die Titelverteidigung allmählich abhaken, aber Präsident Gerd Niebaum verspricht: "Trotzdem weiß ich, dass wir am Ende der Saison einen Titel haben werden." Am Rande des Spiels geraten zwei aneinander, die später noch viel miteinander erleben werden: Ottmar Hitzfeld, der BVB-Trainer, und Uli Hoeneß, Bayerns Manager. Hoeneß beklagt das Lamentieren der Dortmunder Trainerbank und Andy Möllers angebliche Schauspielerei. Konter von Hitzfeld: "Uli war ziemlich nervös. Das war er schon, als wir zusammen in der Olympiaauswahl gespielt haben." Das war 1972.

In den Abstiegskampf gerät tüchtig Bewegung. Schlusslicht SC Freiburg ist zwar kaum noch zu retten, reißt aber mit einem 4:0 den FC St. Pauli noch tiefer in den Schlamassel. Dagegen feiert Aufsteiger Arminia Bielefeld ein furioses 5:2 in Köln, das selbst noch bedroht ist. Der HSV verschafft sich durch ein 1:0 über Schalke etwas Luft. Dagegen träumt Aufsteiger VfL Bochum nach dem 1:0 bei Konkurrent 1860 München vom UEFA-Cup. Die Löwen beklagen zwei Platzverweise, für Marco Walker und Jens Jeremies, der Dariusz Wosz rabiat foult. Wosz: "Ich habe ihm gesagt, er solle doch einfach anständig Fußball spielen. Da sind ihm die Sicherungen durch geknallt." 1860 legt gegen beide Platzverweise Beschwerde ein.

20. April

Vor 70 Jahren gibt es in der Oberliga Süd ein spektakuläres Ergebnis: Bayern München gelingt im Abstiegskampf bei Konkurrent BC Augsburg ein 8:1! "Bayern ist auf dem besten Wege, wieder eine Mannschaft von Format zu werden", prophezeit der Sport. Drei Tore erzielt Franz Bachl, mit ihm habe "das Spiel des Sturms wieder System bekommen". Ein Paukenschlag ist auch das 6:0 von Waldhof Mannheim über den VfB Stuttgart, passend zur Einweihung des neuen Waldhof-Platzes. Der 1. FC Nürnberg begnügt sich mit einem 4:1 über den Vorletzten Karlsruher FV und weiterhin fünf Punkten Vorsprung auf 1860 München (2:1 gegen VfR Mannheim). Ein echtes Titelrennen hat die erste Oberliga-Saison auf deutschem Boden nach dem Krieg nicht zu bieten. Im Abstiegskampf ist es umso spannender, vier Punkte trennen die letzten Sechs. Das Spiel des Tages steigt jedoch im oberen Tabellendrittel. Das Main-Derby zwischen Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach (2:1) lockt 35.000 Zuschauer an, die sich mehrheitlich über die Wende-Treffer von Edmund Adamkiewicz und Albert Wirsching freuen. "Das Spiel hielt alle in Atem und verlief auch so anständig, wie man es sich wünscht", lobt der Sport.

Die meisten Zuschauer kommen indes zu einem Freundschaftsspiel und werden Zeuge eines historischen Moments. Schalke 04 verliert erstmals nach acht Jahren wieder ein Heimspiel – rund 50.000 Zuschauer sehen in der Glückauf-Kampfbahn ein 2:3 gegen den FC St. Pauli, den Tabellenführer der Hamburger Liga. Im Rheinbezirk, Gruppe 5, quittiert Tabellenführer VfR Köln seine erste Niederlage nach 16 Siegen – 1:2 bei Rhenania Würselen. In der Französischen Zone schlägt Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern den FSV Mainz 05 mit 6:1.

Vor 60 Jahren kommt es in Kaiserslautern zu einem seltenen deutsch-deutschen Sportvergleich. Der 1. FC Kaiserslautern empfängt DDR-Meister Wismut Aue zum Rückspiel und gewinnt wie im Herbst 1956 (5:3), nun sogar mit 4:1. "Eckel und Liebrich wie in alten Tagen", titelt der kicker. Die beiden Weltmeister schießen je ein Tor, auch Fritz Walter und Willy Wenzel treffen. Den Auer Treffer zum zwischenzeitlich 2:1 markiert Willy Tröger.

Vor 40 Jahren feiert der deutsche Fußball Triumphe im Europapokal. Trotz verlorener Hinspiele erreichen Meister Borussia Mönchengladbach und Pokalsieger Hamburger SV das Finale. Borussia gewinnt vor 70.000 Fans im Düsseldorfer Rheinstadion gegen Dynamo Kiew mit 2:0, die Tore erzielen Rainer Bonhof (Elfmeter) und Hans-Jürgen Wittkamp. Erstmals in ihrer Klubgeschichte erreicht Borussia damit das Landesmeister-Finale, wo der FC Liverpool wartet. Der HSV macht gegen Atletico Madrid binnen 19 Minuten den 1:3-Rückstand aus dem Hinspiel wett. Ein Eigentor von Capon (19.) und Treffer von Willi Reimann (22.) und Ferdinand Keller (27.) lassen den gut gefüllten Volkspark (55.000 Zuschauer) beben. Dabei bleibt es.

Vor 20 Jahren gewinnt Bayer Leverkusen das Verfolgerduell der Bundesliga beim VfB Stuttgart 2:1 und schiebt sich hinter Bayern München auf Platz zwei vor. Joachim Löw verblüfft mit dem Einsatz von Mittelstürmer Fredi Bobic als Libero ("Er hat wegen seiner Routine hinten gespielt.").

Vor zehn Jahren fällt in Bremen eines der spektakulärsten Bundesliga-Tore aller Zeiten. Nach einem abgefangenen Eckball schießt der Brasilianer Diego in der Nachspielzeit in das von Aachens Torwart Kristian Nicht verlassene Tor – aus 63,14 Metern, wie die Bild am Sonntag ermittelt. "Dieses Tor war das beste meiner Karriere", sagt der Schütze, der dafür später mit der Plakette für das Tor des Jahres ausgezeichnet wird. Drei Punkte gibt es schon Minuten später, Werder gewinnt 3:1.

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21. April

Vor 25 Jahren trennt sich der MSV Duisburg von Aufstiegstrainer Willibert Kremer. Streng genommen ist es umgekehrt, Kremer legt sein Amt nieder und kommt damit wohl dem Rauswurf zuvor. Der MSV ist auf Platz 16 abgerutscht und Kremer will im Sommer ohnehin aufhören, da werden schnell Zweifel laut, ob er im Abstiegskampf noch der Richtige ist. Uwe Reinders, gerade bei Konkurrent Hansa Rostock entlassen, übernimmt den Fall. Kuriosum in Bochum: Feldspieler Dirk Eitzert muss nach dem Platzverweis von Ralf Zumdick ins Tor und rettet während des zwölfminütigen Intermezzos zwischen den Pfosten das 2:2 gegen Werder Bremen. Zumdick trägt ihn dankbar vom Platz.

Vor 20 Jahren trennt sich der Vorletzte der Bundesliga, der FC St. Pauli, von Trainer Uli Maslo. Assistent Klaus-Peter Nemet übernimmt den Rettungsauftrag. Maslo fühlt sich von Präsident Heinz Weisener bloßgestellt ("Auf einmal soll ich schlecht trainiert haben?") und hat keine Veranlassung, auf seine Abfindung (500.000 DM) zu verzichten.

Vor zehn Jahren hakt Bayern München seine Titelambitionen schon nach 30 Spieltagen ab. Das 0:2 beim VfB Stuttgart hat Schockwirkung, Manager Uli Hoeneß beschließt noch auf der Rückfahrt, den Kader aufzurüsten und sich auch von Profis mit länger laufenden Verträgen zu trennen. Trainer Ottmar Hitzfeld weiß schon mehr: "Sechs, sieben neue Spieler werden kommen, vielleicht acht. Es gibt einen gewaltigen Umbruch." Die Stuttgarter dagegen haben dank Cacaus Doppelschlag noch alle Chancen, auch wenn das Spitzenduo ebenfalls gewinnt. Trainer Armin Veh feiert im siebten Anlauf seinen ersten Sieg über die Bayern. Nach Bremens Vorlage am Freitag zieht Schalke (2:0 gegen Cottbus) wieder vorbei. Noch mehr Kandidaten gibt es ganz unten in der Tabelle, wo an diesem Tag mit Arminia Bielefeld (3:2 in Wolfsburg), dem VfL Bochum (3:0 in Frankfurt) und Borussia Dortmund (1:0 in Berlin) gleich drei bedrohte Teams wichtige Punkte in der Fremde sammeln.

In der Frauen-Bundesliga schießt Nationalspielerin Inka Grings am selben Tag beim 7:0 des FCR Duisburg gegen den VfL Wolfsburg fünf Tore.

22. April

Vor 100 Jahren wird der 5. Spieltag der Süddeutschen Meisterschaft ausgetragen und bringt bereits die Entscheidung: die Stuttgarter Kickers sind nach dem 4:0 in Fürth nicht mehr einzuholen. Zwei Tore erzielt Karl Heilig.

Am selben Tag gewinnt Bayern München das Derby gegen die Löwen 1:0, es geht um Punkte im Gau Ost-Bayern.

Vor 50 Jahren wird ein merkwürdiger Bundesliga-Rekord aufgestellt. Sechs Partien enden 1:1, so viel gleiche Resultate gab es nie und hat es auch nie mehr gegeben. Da sich das Spitzenduo aus Braunschweig (in Düsseldorf) und Frankfurt (in Kaiserslautern) einträchtig am 1:1-Festival beteiligt, bleibt oben alles unverändert. Beide haben Glück: Braunschweigs Jürgen Moll gleicht in der 89. Minute aus, Frankfurt profitiert von einem verschossenen Lauterer Elfmeter. Zu den drei Siegern des Tages gehört der Karlsruher SC, der mit dem 3:1-Heimerfolg über Meister 1860 München die Abstiegsplätze verlässt und den Löwen die Hoffnung auf die Titelverteidigung raubt. Auch hier steht es 1:1, aber nur bis zur 73. Minute. Erstaunlich an diesem Tag der Punkteteilungen ist das Kölner 1:0 in Hannover, spielen die Gäste doch 83 Minuten in Unterzahl nach Wolfgang Webers früher Verletzung. Aus der Reihe tanzt letztlich Borussia Dortmund beim 4:1 gegen den MSV Duisburg. An einem Tag mit schwachen Zuschauerkulissen beschämt besonders die Kulisse im Volkspark, wo sich der HSV und Schalke 04 vor nur 7000 Getreuen – natürlich – 1:1 trennen.

Vor 40 Jahren stellt Eintracht Frankfurt einen Bundesligarekord auf. Auf dem gefürchteten Kaiserslauterer Betzenberg macht sie zu Beginn des 31. Spieltages unter Flutlicht einen 0:2-Rückstand wett – beide Tore schießt Bernd Hölzenbein – und bleibt zum 18. Mal in Folge ungeschlagen. Damit ist Borussia Mönchengladbachs Rekord aus dem Jahr 1975 gebrochen.

Am selben Tag verliert Schlusslicht Tennis Borussia Berlin beim VfL Bochum 1:2. Nach den Ergebnissen des nächsten Tages ist das der zweite Abstieg für die Veilchen. Theoretisch noch bedroht bleibt Werder Bremen nach der Heimniederlage gegen Fortuna Düsseldorf (0:2), das sich durch den Sieg rettet. Werder-Präsident Franz Böhmert: "Das war alles andere als eine gute Werbung für unsere beginnende Dauerkartenaktion."

Vor 30 Jahren erreichen zwei deutsche Klubs ein Europapokal-Finale. Bayern München reicht ein 0:1 bei Real Madrid, das Tor für die Königlichen schießen die Bayern selbst: Roland Wohlfarth fabriziert ein Eigentor. Mehr passiert trotz Unterzahl (Rot für Klaus Augenthaler (27.)) nicht. In der hektischen Atmosphäre, es fliegen Flaschen und sogar ein Messer auf Bayern-Spieler, kommt der Deutsche Meister mit dem Schrecken davon. Im Finale wartet der FC Porto.

Großer Jubel auch bei Lok Leipzig, das nach einem Elfmeterschießen Girondins Bordeaux im Pokalsieger-Cup ausschaltet. Dazu kommt es, weil die Franzosen die 0:1-Hinspielniederlage wett gemacht haben. Und weil Uwe Zötzsche in der Verlängerung einen Elfmeter verschießt. Weitere folgen: Im randvollen Zentralstadion avanciert Lok-Torwart René Müller zum Helden des Tages. Er hält zwei Elfmeter und verwandelt den entscheidenden gegen Dominique Dropsy zum 6:5-Endstand. Die Finalisten feiern den Riesenerfolg bis morgens um 7 Uhr. Lok ist die dritte und letzte DDR-Mannschaft, die ein Europacup-Finale erreicht. Es geht gegen Ajax Amsterdam.

Vor 25 Jahren spielt Weltmeister Deutschland in Prag gegen die Tschechoslowakei. Das EM-Vorbereitungsspiel endet 1:1. Die Tore fallen schon vor der Pause binnen drei Minuten. Auf das 0:1 von Thomas Häßler (39.) mit einem seiner gefürchteten Freistöße folgt Bileks Ausgleich (42.) per Elfmeter. Bundestrainer Berti Vogts experimentiert und verhilft dem 19 Jahre alten Leverkusener Verteidiger Christian Wörns zu seinem Debüt, Andy Köpke steht erstmals über 90 Minuten im deutschen Tor. Gewinner des nur von 14.000 Zuschauern besuchten Spiels sind Häßler und besagter Wörns, dem der kicker "ein Debüt, das aller Ehren wert war", bescheinigt. Enttäuschend ist dagegen Stefan Effenberg, der den bei der EM ausfallenden Lothar Matthäus im Zentrum ersetzen soll. Vogts urteilt milder als die Presse: "Er soll nicht wie Lothar Matthäus spielen, sondern wie Stefan Effenberg."

Vor 20 Jahren erreicht Schalke 04 das Finale des UEFA-Pokals. Im Heimspiel gegen den von Jupp Heynckes trainierten CD Teneriffa macht Thomas Linke das 1:0 und sorgt für den Gleichstand. In der Verlängerung wird Marc Wilmots zum Matchwinner, sein 2:0 (107.) beschert den Schalkern ihr erstes internationales Finale. In der Kabine knallen die Sektkorken und Manager Rudi Assauer wird pathetisch: "Diese Mannschaft hat sich in die Geschichtsbücher gespielt." Verlierer Heynckes lobt: "Die Schalker waren die reifere und bessere Mannschaft."

Am selben Tag wird der langjährige Trainer Rudi Gutendorf, damals 70, in Mainz mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Geehrt wird der Weltenbummler dafür, das Ansehen des deutschen Fußballs auf allen Kontinenten gehoben zu haben.

Vor zehn Jahren ist die Situation für Borussia Mönchengladbach nahezu aussichtslos. Nach dem 0:1 bei Hannover 96 beträgt der Rückstand vier Spiele vor Schluss acht Punkte. Sportdirektor Christian Ziege ist verärgert: "Alles war besprochen, doch nur vier, fünf Spieler haben es umgesetzt. Der Trainer tut mir leid." Im zweiten Sonntagsspiel holt der Vorletzte Mainz 05 immerhin einen Auswärtspunkt beim Hamburger SV, doch überwiegt der Ärger nach zweimal verspielter Führung (2:2). HSV-Joker Paulo Guerrero sticht erneut und hält die Europacup-Chancen des Abstiegskandidaten nach der Vorrunde am Leben.

23. April

Vor 40 Jahren lässt Bayern Münchens alternder Torjäger Gerd Müller seine Klasse aufblitzen und schießt gegen Rot-Weiß Essen (5:1) vier Tore. "Es war wie in alten Zeiten, der typische Müller: wieselig, unberechenbar, flink", schwärmt der kicker. Einen wie ihn wünscht sich das Spitzenduo an diesem Tag sehnlichst. Meister Borussia Mönchengladbach (gegen den HSV) und Eintracht Braunschweig (in Dortmund) spielen 0:0. "Das kann uns den Titel kosten", murrt Borussias Kapitän Berti Vogts. Schalke 04 hat versäumt die Chance, näher ans Spitzenduo heran zu rücken (2:2 in Duisburg). Einziger Sieger aus dem oberen Drittel ist der 1. FC Köln (4:2 bei Hertha BSC), der auch seinen Müller hat: Dieter Müller schraubt seine Torausbeute mit einem Doppelschlag auf phantastische 30. Im Abstiegskampf erlebt Karlsruhes Trainer Carl-Heinz Rühl "den wichtigsten Sieg meiner Laufbahn". Der aufstrebende Konkurrent 1. FC Saarbrücken wird im Wildparkstadion mit 3:0 abgefertigt, zwei Tore von Martin Kübler stellen schon vor der Pause die Weichen. FCS-Trainer Manfred Krafft moniert: "Wir waren heute keine Elf, sondern höchstens eine Sieben."

Vor 20 Jahren erreicht Borussia Dortmund das Finale der Champions League. Wie im Hinspiel fällt auch im Rückspiel gegen Manchester United nur ein Tor, wieder für den BVB. Lars Ricken wird zum Matchwinner, nutzt schon nach acht Minuten eine Vorarbeit von Andy Möller. Hymnisch feiern die Fans auch Jürgen Kohler für eine spektakuläre Rettungsaktion, seitdem feiern sie ihn als "Fußball-Gott". Manager Michael Meier spricht vom "vorläufigen Höhepunkt in der Geschichte der Borussia". Binnen zweier Tagen sind die Rivalen des Westens in ein Europapokal-Finale eingezogen und einigen sich auf einen gemeinsamen Schlachtruf: "Ruhrpott!"

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