Adrion: "Jeder Punktverlust kann das Aus bedeuten"

Rainer Adrion ist seit dem 1. Juli 2009 Trainer der U 21-Nationalmannschaft. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Maximilian Geis spricht der 56-Jährige über seine Aktivitäten in der Winterpause und zieht eine Bilanz seiner rund siebenmonatigen Amtszeit.

Außerdem blickt Adrion auf die kommenden Aufgaben mit der U 21 in der EM-Qualifikation und schätzt die WM-Chancen von Talenten wie Thomas Müller, Holger Badstuber oder Toni Kroos ein.

DFB.de: Rainer Adrion, wie haben Sie die Winterpause verbracht?

Rainer Adrion: Die direkte Arbeit mit den Spielern muss bei uns immer innerhalb weniger Tage stattfinden. Bei einem Länderspiel wie dem in Magdeburg kommen die Spieler erst Samstag- oder Sonntagabend zu uns, dann wird am Montag trainiert, und am Dienstag steht das Spiel an. Daher suche ich die Kommunikation mit den Bundesliga-Trainern, um vor einer Maßnahme die besten nominieren zu können. Es ist wichtig, dass diese Kommunikation auch vor Ort stattfindet. Daher habe ich einige Mannschaften wie Borussia Dortmund und den FC Schalke 04 im Trainingslager in Südspanien besucht.

DFB.de: Welche Resonanz haben Sie vor Ort erhalten?

Adrion: Seine Form kann der Spieler nur im Verein erlangen. Daher kann ich seine Entwicklung meist nur verfolgen und erst bei unseren Maßnahmen aktiv beeinflussen. Die Spieler und Trainer wissen schon zu schätzen, dass ich auch vor Ort bin und immer wieder den Kontakt suche. Das sehe ich als eine wichtige Aufgabe für mich als Auswahltrainer.

DFB.de: Wie fällt Ihre Bilanz aus nach einem halben Jahr als verantwortlicher Trainer für die U 21-Nationalmannschaft, die Horst Hrubesch zuvor zum EM-Titel geführt hatte?

Adrion: Wir sind Europameister, und das ist auch gut so. Die jetzige Mannschaft musste aber in der Struktur verändert werden. Natürlich war die EM ein besonderes Erlebnis, Schlüsselspieler wie Andreas Beck, Sami Khedira und Manuel Neuer sind seitdem enorm gereift. Jerome Boateng, Marko Marin und Mesut Özil, die noch für die U 21-Nationalmannschaft spielberechtigt sind, haben sich sportlich weiterentwickelt. Sie alle sind Kandidaten für die Nationalmannschaft bei der WM 2010. Diese Entwicklung ist auch künftig eine meiner Aufgaben als U 21-Trainer. Aus den verbliebenen Europameistern, den U 19-Europameistern von 2008 und einigen herausragenden Talenten des Jahrgangs 1990 wie beispielsweise Toni Kroos haben wir ein neues Team geformt. Zudem wollen wir den positiven Trend mit sportlichem Erfolg untermauern.

DFB.de: In der EM-Qualifikation steht die deutsche U 21 aber unter Druck...

Adrion: Das ist richtig, wir stehen unter Zugzwang. Nach nur einem Lehrgang haben wir gegen die Tschechische Republik ein 1:2 hinnehmen müssen. Und in Nordirland haben wir unglücklich in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert. Nahziel sind die Play-offs zur EM-Teilnahme, in der Ferne winken die Olympischen Spiele 2012 in London, für die wir uns als EM-Halbfinalteilnehmer qualifizieren können. Jetzt müssen wir die kommenden Aufgaben erfolgreich bestreiten, um unsere Ziele zu erreichen. In jedem Spiel muss ein Sieg her. Wir müssen Island zweimal schlagen, dann haben wir die wichtige Partie bei den Tschechen und schließlich das Heimspiel gegen Nordirland. Jeder Punktverlust kann das Aus bedeuten - daher haben wir nun vier Endspiele.

DFB.de: Wie ist unter diesen Voraussetzungen Ihr Gemütszustand?

Adrion: Ich stelle mich dieser Situation. Herausforderungen sind dazu da, um gemeistert zu werden. Wir sind optimistisch und müssen versuchen, unsere Ziele Schritt für Schritt zu erreichen.

DFB.de: Der erste Schritt ist das Heimspiel gegen Island am 2. März in Magdeburg.

Adrion: Wir sind froh, in die Heimatstadt unseres Delegationsleiters Dr. Hans-Georg Moldenhauer zu kommen. Magdeburg ist eine Sportstadt, und die jüngsten Ergebnisse der DFB-Junioren geben zusätzlich Anlass zur Zuversicht. Zudem waren die U 21-Spiele immer gut besucht, deshalb hoffen wir wieder auf eine gute Atmosphäre. Mit Marcel Schmelzer haben wir sogar einen Lokalmatador in unseren Reihen. Das alles sind Gründe, die einen attraktiven Fußballabend versprechen. Zudem haben wir mit 17.45 Uhr einen früheren Anstoßtermin, der sehr kinder- und familienfreundlich ist.

DFB.de: Was wissen Sie über den Fußball-Standort Magdeburg?

Adrion: In Magdeburg wird eine gute Ausbildung gemacht. Das sieht man daran, dass in Marcel Schmelzer sogar einer der U 21-Europameister in unseren Reihen steht, der in Magdeburg ausgebildet worden ist. Das generelle Problem ist, dass den talentierten jungen Spielern sportliche Perspektiven geboten werden müssen. Daher wünsche ich dem 1. FC Magdeburg, dass er den Sprung aus der Regionalliga Nord in die 3. Liga schafft. Organisatorisch sind die Voraussetzungen erfüllt, und an der Unterstützung des Publikums und der Stadt mangelt es ja auch nicht.

DFB.de: Wie sieht Ihr Fahrplan bis zum Spiel in Magdeburg aus?

Adrion: Wir haben im vergangenen halben Jahr ein Gerüst aufgebaut und nun bis zu unserem Treffen Ende Februar noch sieben Bundesliga-Spieltage. Daher werde ich viel unterwegs sein, um die richtigen Spieler zu finden und eine Mannschaft zu formen. Dann haben wir auch Spielraum, um absolute Senkrechtstarter noch zusätzlich belohnen und einbauen zu können.

DFB.de: Gibt es schon Personalien, die Sie verraten können?

Adrion: Spieler entwickeln sich über gute Leistungen in der Bundesliga, den Erfolg und internationale Erfahrung in der U 21 und qualifizieren sich für die Nationalmannschaft. Das haben Jerome Boateng, Marko Marin und Mesut Özil bereits geschafft. Daher ist derzeit nicht geplant, dass sie in die U 21 zurückkehren. Ein permanentes Wechseln hat keinen Sinn.

DFB.de: Können Sie dem Bundestrainer vielleicht sogar Spieler empfehlen?

Adrion: Wir beobachten unsere Kandidaten, und ich bin mir sicher, dass einige meiner Spieler perspektivisch für die Nationalmannschaft infrage kommen. Thomas Müller stand bereits vor seinem Debüt, sein Vereinskollege Holger Badstuber wie auch der Schalker Benedikt Höwedes, Mats Hummels vom BVB oder Leverkusens Toni Kroos zeigen in der Bundesliga ihr großes Potenzial. Wer weiß, vielleicht springt noch der eine oder andere auf den WM-Zug auf.

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Rainer Adrion ist seit dem 1. Juli 2009 Trainer der U 21-Nationalmannschaft. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Maximilian Geis spricht der 56-Jährige über seine Aktivitäten in der Winterpause und zieht eine Bilanz seiner rund siebenmonatigen Amtszeit.

Außerdem blickt Adrion auf die kommenden Aufgaben mit der U 21 in der EM-Qualifikation und schätzt die WM-Chancen von Talenten wie Thomas Müller, Holger Badstuber oder Toni Kroos ein.

DFB.de: Rainer Adrion, wie haben Sie die Winterpause verbracht?

Rainer Adrion: Die direkte Arbeit mit den Spielern muss bei uns immer innerhalb weniger Tage stattfinden. Bei einem Länderspiel wie dem in Magdeburg kommen die Spieler erst Samstag- oder Sonntagabend zu uns, dann wird am Montag trainiert, und am Dienstag steht das Spiel an. Daher suche ich die Kommunikation mit den Bundesliga-Trainern, um vor einer Maßnahme die besten nominieren zu können. Es ist wichtig, dass diese Kommunikation auch vor Ort stattfindet. Daher habe ich einige Mannschaften wie Borussia Dortmund und den FC Schalke 04 im Trainingslager in Südspanien besucht.

DFB.de: Welche Resonanz haben Sie vor Ort erhalten?

Adrion: Seine Form kann der Spieler nur im Verein erlangen. Daher kann ich seine Entwicklung meist nur verfolgen und erst bei unseren Maßnahmen aktiv beeinflussen. Die Spieler und Trainer wissen schon zu schätzen, dass ich auch vor Ort bin und immer wieder den Kontakt suche. Das sehe ich als eine wichtige Aufgabe für mich als Auswahltrainer.

DFB.de: Wie fällt Ihre Bilanz aus nach einem halben Jahr als verantwortlicher Trainer für die U 21-Nationalmannschaft, die Horst Hrubesch zuvor zum EM-Titel geführt hatte?

Adrion: Wir sind Europameister, und das ist auch gut so. Die jetzige Mannschaft musste aber in der Struktur verändert werden. Natürlich war die EM ein besonderes Erlebnis, Schlüsselspieler wie Andreas Beck, Sami Khedira und Manuel Neuer sind seitdem enorm gereift. Jerome Boateng, Marko Marin und Mesut Özil, die noch für die U 21-Nationalmannschaft spielberechtigt sind, haben sich sportlich weiterentwickelt. Sie alle sind Kandidaten für die Nationalmannschaft bei der WM 2010. Diese Entwicklung ist auch künftig eine meiner Aufgaben als U 21-Trainer. Aus den verbliebenen Europameistern, den U 19-Europameistern von 2008 und einigen herausragenden Talenten des Jahrgangs 1990 wie beispielsweise Toni Kroos haben wir ein neues Team geformt. Zudem wollen wir den positiven Trend mit sportlichem Erfolg untermauern.

DFB.de: In der EM-Qualifikation steht die deutsche U 21 aber unter Druck...

Adrion: Das ist richtig, wir stehen unter Zugzwang. Nach nur einem Lehrgang haben wir gegen die Tschechische Republik ein 1:2 hinnehmen müssen. Und in Nordirland haben wir unglücklich in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert. Nahziel sind die Play-offs zur EM-Teilnahme, in der Ferne winken die Olympischen Spiele 2012 in London, für die wir uns als EM-Halbfinalteilnehmer qualifizieren können. Jetzt müssen wir die kommenden Aufgaben erfolgreich bestreiten, um unsere Ziele zu erreichen. In jedem Spiel muss ein Sieg her. Wir müssen Island zweimal schlagen, dann haben wir die wichtige Partie bei den Tschechen und schließlich das Heimspiel gegen Nordirland. Jeder Punktverlust kann das Aus bedeuten - daher haben wir nun vier Endspiele.

DFB.de: Wie ist unter diesen Voraussetzungen Ihr Gemütszustand?

Adrion: Ich stelle mich dieser Situation. Herausforderungen sind dazu da, um gemeistert zu werden. Wir sind optimistisch und müssen versuchen, unsere Ziele Schritt für Schritt zu erreichen.

DFB.de: Der erste Schritt ist das Heimspiel gegen Island am 2. März in Magdeburg.

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Adrion: Wir sind froh, in die Heimatstadt unseres Delegationsleiters Dr. Hans-Georg Moldenhauer zu kommen. Magdeburg ist eine Sportstadt, und die jüngsten Ergebnisse der DFB-Junioren geben zusätzlich Anlass zur Zuversicht. Zudem waren die U 21-Spiele immer gut besucht, deshalb hoffen wir wieder auf eine gute Atmosphäre. Mit Marcel Schmelzer haben wir sogar einen Lokalmatador in unseren Reihen. Das alles sind Gründe, die einen attraktiven Fußballabend versprechen. Zudem haben wir mit 17.45 Uhr einen früheren Anstoßtermin, der sehr kinder- und familienfreundlich ist.

DFB.de: Was wissen Sie über den Fußball-Standort Magdeburg?

Adrion: In Magdeburg wird eine gute Ausbildung gemacht. Das sieht man daran, dass in Marcel Schmelzer sogar einer der U 21-Europameister in unseren Reihen steht, der in Magdeburg ausgebildet worden ist. Das generelle Problem ist, dass den talentierten jungen Spielern sportliche Perspektiven geboten werden müssen. Daher wünsche ich dem 1. FC Magdeburg, dass er den Sprung aus der Regionalliga Nord in die 3. Liga schafft. Organisatorisch sind die Voraussetzungen erfüllt, und an der Unterstützung des Publikums und der Stadt mangelt es ja auch nicht.

DFB.de: Wie sieht Ihr Fahrplan bis zum Spiel in Magdeburg aus?

Adrion: Wir haben im vergangenen halben Jahr ein Gerüst aufgebaut und nun bis zu unserem Treffen Ende Februar noch sieben Bundesliga-Spieltage. Daher werde ich viel unterwegs sein, um die richtigen Spieler zu finden und eine Mannschaft zu formen. Dann haben wir auch Spielraum, um absolute Senkrechtstarter noch zusätzlich belohnen und einbauen zu können.

DFB.de: Gibt es schon Personalien, die Sie verraten können?

Adrion: Spieler entwickeln sich über gute Leistungen in der Bundesliga, den Erfolg und internationale Erfahrung in der U 21 und qualifizieren sich für die Nationalmannschaft. Das haben Jerome Boateng, Marko Marin und Mesut Özil bereits geschafft. Daher ist derzeit nicht geplant, dass sie in die U 21 zurückkehren. Ein permanentes Wechseln hat keinen Sinn.

DFB.de: Können Sie dem Bundestrainer vielleicht sogar Spieler empfehlen?

Adrion: Wir beobachten unsere Kandidaten, und ich bin mir sicher, dass einige meiner Spieler perspektivisch für die Nationalmannschaft infrage kommen. Thomas Müller stand bereits vor seinem Debüt, sein Vereinskollege Holger Badstuber wie auch der Schalker Benedikt Höwedes, Mats Hummels vom BVB oder Leverkusens Toni Kroos zeigen in der Bundesliga ihr großes Potenzial. Wer weiß, vielleicht springt noch der eine oder andere auf den WM-Zug auf.