Adler im Fokus: Der letzte Flugsaurier beim Dino

Regelmäßig stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: René Adler, der heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) mit dem Hamburger SV im Abstiegskampf bei Hannover 96 mit Nationalteamkollege Ron-Robert Zieler spielt.

Die wohl gängigste Theorie zum Aussterben der Dinosaurier besagt, dass der Einschlag eines Meteoriten schuld ist am Untergang der einstigen Herrscher über den Planeten Erde. Vor geschätzt 65,5 Millionen Jahren soll sich das Unglück ereignet haben, ist also ziemlich lange her. Nicht ganz so lang und doch imponierend ist die Zeitspanne, die der HSV durchgehend in der Bundesliga verbracht hat: 50 Jahre und 228 Tage.

Als einziger Verein spielt der HSV seit Gründung der Bundesliga ohne Unterbrechung in der höchsten deutschen Spielklasse - die Titulierung als Dino der Liga fußt auf diesem Fakt. Zwischen den Pfosten des HSV-Kastens steht ein Spieler, der erst in seiner zweiten Saison für Hamburg aktiv ist und dennoch zum Inventar des HSV gehört: René Adler. Wenn man so will, ist der gerade mal 29 Jahre alte Nationaltorhüter also der letzte Flugsaurier.

Die HSV-Saison - eine Aneinanderreihung von Krisen

Und mit dem HSV kämpft er ums sportliche Überleben in Liga eins. Die Saison des HSV ist eine Aneinanderreihung von Krisen, Hamburg begann schlecht, ließ nach und sank schließlich noch tiefer. Ein Übungsleiter kam, dann der nächste - und immer so weiter. Vorne passte wenig, hinten noch weniger. Und selbst Adler schaffte es nicht, die vielen Fehler auszubügeln - schon 60 Gegentore haben die Hanseaten kassiert.

Anspruch und Wirklichkeit beim HSV liegen geschätzt 65,5 Millionen Kilometer auseinander. Denn angetreten war der HSV, um Europa zu erobern. Adler höchstselbst hatte diese Ambition nach einer guten Vorbereitung im Sommer 2013 in den Mund genommen. "Letzte Saison sind wir nur haarscharf an der Europa League vorbeigeschrammt", hatte der Torhüter gesagt. "Jetzt wollen wir uns weiterentwickeln. Daher finde ich es legitim, die internationalen Ränge als Ziel auszugeben. Es ist ja in erster Linie ein Ziel - kein Versprechen!"

Slomka: "Adler hat irre Qualität"

Monate später nennt Adler als Ziel den Klassenverbleib, und gibt ein Versprechen: "Wir werden alles dafür tun, in der nächsten Saison weiter in der Bundesliga zu spielen." Und immerhin: Die Hoffnung an der Alster ist zuletzt gewachsen. Der 2:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen, ausgerechnet Bayer Leverkusen, hat Adlers Zuversicht steigen lassen. Auch, weil sich die Verhältnisse in diesem Spiel umgekehrt hatten. Nicht Adler bügelte die Fehler seiner Vorderleute aus, diesmal waren die Feldspieler für den Torhüter da.



[bild1]

Regelmäßig stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: René Adler, der heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) mit dem Hamburger SV im Abstiegskampf bei Hannover 96 mit Nationalteamkollege Ron-Robert Zieler spielt.

Die wohl gängigste Theorie zum Aussterben der Dinosaurier besagt, dass der Einschlag eines Meteoriten schuld ist am Untergang der einstigen Herrscher über den Planeten Erde. Vor geschätzt 65,5 Millionen Jahren soll sich das Unglück ereignet haben, ist also ziemlich lange her. Nicht ganz so lang und doch imponierend ist die Zeitspanne, die der HSV durchgehend in der Bundesliga verbracht hat: 50 Jahre und 228 Tage.

Als einziger Verein spielt der HSV seit Gründung der Bundesliga ohne Unterbrechung in der höchsten deutschen Spielklasse - die Titulierung als Dino der Liga fußt auf diesem Fakt. Zwischen den Pfosten des HSV-Kastens steht ein Spieler, der erst in seiner zweiten Saison für Hamburg aktiv ist und dennoch zum Inventar des HSV gehört: René Adler. Wenn man so will, ist der gerade mal 29 Jahre alte Nationaltorhüter also der letzte Flugsaurier.

Die HSV-Saison - eine Aneinanderreihung von Krisen

Und mit dem HSV kämpft er ums sportliche Überleben in Liga eins. Die Saison des HSV ist eine Aneinanderreihung von Krisen, Hamburg begann schlecht, ließ nach und sank schließlich noch tiefer. Ein Übungsleiter kam, dann der nächste - und immer so weiter. Vorne passte wenig, hinten noch weniger. Und selbst Adler schaffte es nicht, die vielen Fehler auszubügeln - schon 60 Gegentore haben die Hanseaten kassiert.

Anspruch und Wirklichkeit beim HSV liegen geschätzt 65,5 Millionen Kilometer auseinander. Denn angetreten war der HSV, um Europa zu erobern. Adler höchstselbst hatte diese Ambition nach einer guten Vorbereitung im Sommer 2013 in den Mund genommen. "Letzte Saison sind wir nur haarscharf an der Europa League vorbeigeschrammt", hatte der Torhüter gesagt. "Jetzt wollen wir uns weiterentwickeln. Daher finde ich es legitim, die internationalen Ränge als Ziel auszugeben. Es ist ja in erster Linie ein Ziel - kein Versprechen!"

Slomka: "Adler hat irre Qualität"

Monate später nennt Adler als Ziel den Klassenverbleib, und gibt ein Versprechen: "Wir werden alles dafür tun, in der nächsten Saison weiter in der Bundesliga zu spielen." Und immerhin: Die Hoffnung an der Alster ist zuletzt gewachsen. Der 2:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen, ausgerechnet Bayer Leverkusen, hat Adlers Zuversicht steigen lassen. Auch, weil sich die Verhältnisse in diesem Spiel umgekehrt hatten. Nicht Adler bügelte die Fehler seiner Vorderleute aus, diesmal waren die Feldspieler für den Torhüter da.

Adlers Patzer bei seinem ehemaligen Verein ermöglichte Bayer den zwischenzeitlichen 1:1-Augleich, zehn Minuten vor Ende war es Heiko Westermann, der mit einem Traumtor dafür sorgte, dass beim HSV endlich wieder gejubelt werden konnte. Seinen Torhüter nahm der Torschütze nach dem Spiel in Schutz. "Das Gegentor war natürlich sehr ärgerlich, aber so etwas passiert", sagte Westermann. Und unterstrich: "Und René hat sonst überragend gehalten." Auch Mirko Slomka erteilte trotz des Fehlers ein Sonderlob an seinen Schlussmann. "Mit welcher irren Qualität und Ruhe er wieder ins Spiel zurückkam, spricht für ihn", sagte der Trainer. "Am Ende hat er die drei Punkte festgehalten."

"Jede Woche ist für uns eine Woche der Wahrheit"

Mit dem dreifachen Punktgewinn machte der HSV einen kleinen Sprung auf Platz 16 und einen großen im Gemüt. Der Glaube ist zurück, in Hamburg scheint wieder die Sonne. An vielen großen und kleinen Beispielen ist dies festzumachen. Etwa an einer Szene nach dem Training am Mittwoch. Nach dem Training legte sich Hakan Calhanoglu noch ein paar Bälle bereit und forderte Adler zum Freistoßduell heraus. Die Kollegen guckten, staunten, flachsten, lachten und applaudierten. In einer Mannschaft, in der kein Leben ist, gibt es solche Szenen nicht. Adler und der HSV haben erhalten, wofür Fußballer Fußball spielen: Endspiele. Alle acht Tage ein neues. Oder, wie Adler sagt: "Jede Woche ist für uns eine Woche der Wahrheit."

Die nächste Wahrheit wartet heute in Hannover. Klar, für Mirko Slomka ist die Partie mit Erinnerungen beladen - der Trainer spielt gegen seinen ehemaligen Verein. Am 27. Dezember 2013 wurde Slomka bei Hannover entlassen, nach vier erfolgreichen Jahren als Chef- und zuvor zehn Jahren als Jugendtrainer.

[bild2]

Starkes Comeback im DFB-Team

Aber für Adler? Schlummert neben dem Kampf um den Klassenverbleib auch ein Bewerb um Brasilien. Im Sommer 2014 will der Torhüter nachholen, was ihm im Sommer 2010 von einer Rippenverletzung verwehrt wurde: die Teilnahme an einer WM. Die Verletzung war Auftakt einer beispiellosen Misere, die Adler zunächst den Platz im Tor der Nationalmannschaft und seinen Platz im Kader von Bayer Leverkusen kostete.

Vorbei, nicht vergessen, aber abgehakt. Die Geschichte seiner Rückkehr gehörte im Jahr 2012 zu den schönsten, erst in Hamburg und schließlich beim DFB hielt sich Adler mit seinen Paraden in den Kader zurück. Am 9. November 2012 wurde Adler für das Länderspiel in Amsterdam gegen die Niederlande nominiert. Sein Comeback in der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw feierte der Torhüter am 6. Februar 2013 im Spiel gegen Frankreich.

"Die WM bleibt mein großes Ziel"

Doch Adler hat starke Konkurrenz um einen der zwei Plätze hinter der Nummer eins, Manuel Neuer. Dortmunds Roman Weidenfeller und Gladbachs Marc-André ter Stegen wollen zum Zuckerhut. Und auch sein Gegenüber heute im 96-Tor: Ron Robert Zieler. Hannovers Keeper gehörte neben Neuer und Tim Wiese zum Kader der EM 2012, seinen Platz freiwillig räumen wird er nicht.

Das Rennen scheint völlig offen, jedes Spiel der Kontrahenten ist auch eine Bewerbung in Richtung Bundestrainer und Torwarttrainer Andreas Köpke. Adler weißt das, seine Theorie für einen positiven Ausgang der kommenden Wochen hat der letzte Fugsaurier mehrfach formuliert: mit starken Paraden erst zum Klassenverbleib. Und dann auf nach Brasilien. "Die Hoffnung auf die Weltmeisterschaft war bei mir nie weg", sagt Adler. "Sie bleibt mein großes Ziel für den Sommer."