Addy Waku Menga: "Trainer Nouri ist ein Geschenk für Oldenburg"

Menga: Die Schule geht zwar zusammen mit dem Training hin und wieder an die Substanz. Doch ich bin kein Typ, der groß jammert, sondern will für meine jungen Mitspieler da sein und mir alle Probleme gerne anhören. In meiner Karriere habe ich viel erlebt und nehme die dadurch entstandene Rolle als Routinier beim VfB gerne an.

DFB.de: Werden Sie auch in der Schule auf Ihre ehemalige Profizeit (28 Erst- und Zweitligaspiele für Rostock und Osnabrück) angesprochen?

Menga: Logisch. Ein paar meiner Mitschüler dürften meinen Namen mal bei "Google" eingegeben haben. Wenn mich jemand auf meine Vergangenheit als Profi anspricht, macht mich das noch immer stolz. In unserer Klasse herrscht eine gute Gemeinschaft. Von einigen bekomme ich sogar Nachhilfe.

DFB.de: War es schwer, nach so vielen Jahren mit dem Profigeschäft abzuschließen?

Menga: Eher weniger. Es war eine schöne Zeit, Profifußballer zu sein. Doch für mich hat in Oldenburg ein neues Kapitel begonnen, für das ich voll und ganz lebe. Mir ist klar: Wenn am Saisonende ein höherklassiger Verein einen torgefährlichen Angreifer aus unserer Liga verpflichten will, fällt die Wahl mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen jüngeren Spieler. Damit kann ich leben.

DFB.de: Wo laden Sie in der Winterpause die Akkus für die Restrunde auf?

Menga: Die Schulferien dauern bis zum 5. Januar. Dennoch werde ich vorher nicht mehr verreisen. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich Zeit mit meiner Frau Daniela und meinem dreieinhalbjährigen Sohn Marlon in Osnabrück verbringe. Hätte ich den ganzen Tag Sonne gebraucht, hätte ich vor der Saison ein Angebot aus Thailand annehmen können. Doch ein Wechsel ins Ausland spielte für mich keine Rolle mehr.

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Bis zum Restrundenstart gegen den ETSV Weiche Flensburg (9. Februar) dauert es zwar noch knapp einen Monat, doch für Torjäger Addy Menga vom Nord-Regionalligisten VfB Oldenburg beginnt die "heiße Phase" bereits in einigen Tagen wieder. Zunächst nicht auf dem Platz, sondern an der Volkshochschule in Osnabrück. Dort holt der aus Kinshasa (Kongo) stammende Angreifer, der mit vollem Namen Ardiles-Waku Menga heißt und die Torschützenliste mit 14 Treffern anführt, seinen Realschulabschluss nach. Ein wichtiger Meilenstein im neuen Lebensabschnitt des Ex-Profis, der einst für den FC Hansa Rostock in der Bundesliga stürmte.

Durch seinen Wechsel nach Oldenburg im vergangenen Sommer bereitet sich der 30-Jährige bereits auf seine zweite Karriere vor, strebt eine Ausbildung zum Erzieher an und musste dafür sein Leben etwas umstellen. Von der Schulbank geht es meist direkt mit dem Zug zum Training beim VfB. Die Doppel-Belastung hat dem Sturm-Routinier bisher nicht geschadet. Seine Bestmarke von 15 Toren (für den VfL Osnabrück in der Saison 2006/2007) hat er fast erreicht und sorgt außerdem auch als Kabinen-DJ für gute Stimmung.

Über den großen Anteil seines ehemaligen Weggefährten und jetzigen Trainers Alexander Nouri am VfB-Aufschwung, die Zeit in der Schule und seinen größten Konkurrenten im Rennen um die Torjäger-Kanone spricht Addy Menga im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander.

DFB.de: Sie führen die Torschützenliste mit 14 Treffern bei 18 Einsätzen an und der VfB Oldenburg überwintert in der Regionalliga Nord auf dem zweiten Tabellenplatz. Was ist die größere Überraschung, Herr Menga?

Menga: Ich hätte beides vor Saisonbeginn nicht erwartet. Der Erfolg zeigt, wie gut die Mannschaft das Konzept des Vereins umsetzt. Auf dem Platz bekomme ich von unserem Trainer Alexander Nouri viele Freiheiten. Ich habe mich bei vielen Vereinen wohl gefühlt, aber selten so viel Spaß am Fußball gehabt, wie jetzt in Oldenburg. Mein Ziel ist es, eine ebenso erfolgreiche Restrunde zu spielen und damit die Mannschaft oben zu halten.

DFB.de: Wie hat Alexander Nouri, mit dem Sie vor einigen Jahren beim VfL Osnabrück noch selbst zusammen auf dem Platz standen, aus einer eher unerfahrenen Mannschaft ein Spitzenteam geformt?

Menga: Alexander Nouri passt perfekt zu unserer jungen Mannschaft und ist ein großes Geschenk für diesen Verein. Ihm ist jede Kleinigkeit auf dem Platz wichtig. Dank seiner detailreichen Analysen wissen wir nahezu immer, was unser Gegner vorhat und wie wir darauf reagieren müssen. Anfangs war ich selbst etwas überrascht, weil ich Alex als Spieler etwas anders in Erinnerung hatte (lacht). Er ist aber ruhiger geworden. Ich drücke ihm die Daumen, dass er im Trainergeschäft weit kommt.

DFB.de: Titelfavorit und Spitzenreiter VfL Wolfsburg II liegt nur zwei Punkte vor Oldenburg. Was ist in der Restrunde möglich?

Menga: Die Spitzengruppe ist in dieser Saison recht groß und ausgeglichen. Daher ärgert mich unsere 0:2-Heimniederlage gegen den VfR Neumünster kurz vor der Winterpause noch immer etwas, weil wir bei einem Sieg Tabellenführer gewesen wären. Im neuen Jahr möchten wir wieder angreifen und den Druck auf Wolfsburg hoch halten. Wichtig dafür ist, dass wir - wie im Sommer - schon in der Vorbereitung gute Leistungen zeigen.

DFB.de: Mit ihrem Sturmpartner Nils Laabs (sieben Tore) bilden Sie auch das treffsicherste Angriffsduo der Liga. Wie gut harmoniert das Zusammenspiel?

Menga: Mit Nils Laabs bin ich von Anfang an super ausgekommen. Ich bin froh, einen Sturmpartner zu haben, der mir auf dem Platz viele Räume ermöglicht und zahlreiche Bälle auflegt. Dazu zähle ich auch Kai Pröger, der mit seinen 21 Jahren schon sechs Treffer erzielt hat und seinen Weg auf jeden Fall machen wird. Bei uns ist keiner neidisch auf den anderen. Bei unserem 4:2-Auswärtssieg in Goslar habe ich Nils beispielsweise auch den Elfmeter überlassen. Das zeigt die große Moral in unserer Mannschaft.

DFB.de: Wen sehen Sie als größten Konkurrenten um die Torjägerkanone?

Menga: Deniz Kadah, der bei Hannover 96 bereits zum Profikader zählt, schätze ich auf Grund seiner Kaltschnäuzigkeit sehr stark ein. Ich bin überzeugt, dass er trotz seines Mittelhandbruchs zum Restrundenbeginn sofort wieder starke Leistungen zeigt. Auch Max Kremer vom SV Meppen wird nicht locker lassen. Ich muss also weiterhin hart arbeiten.

DFB.de: Ein wichtiger Grund für Ihren Wechsel nach Oldenburg war die berufliche Perspektive mit einer möglichen Ausbildung zum Erzieher. Wie kommen Sie mit dem Realschulabschluss voran?

Menga: Es ist schwer, mit 30 Jahren noch einmal die Schulbank zu drücken. Einige Sachen waren Neuland für mich. Insgesamt hatte ich es mir aber schlimmer vorgestellt und bin glücklich, dass es nun ordentlich läuft. Etwas Kopfschmerzen bereitet mir noch die deutsche Grammatik. Doch auch da werde ich mich durchbeißen. Im Juli stehen die letzten Prüfungen an. Danach bin ich sozusagen wieder ein freier Mann (grinst).

DFB.de: Ihr Trainer beschreibt Sie als Vorbild für Ihre Mitspieler. Wie füllen Sie diese Rolle trotz des großen zeitlichen Aufwands aus?

Menga: Die Schule geht zwar zusammen mit dem Training hin und wieder an die Substanz. Doch ich bin kein Typ, der groß jammert, sondern will für meine jungen Mitspieler da sein und mir alle Probleme gerne anhören. In meiner Karriere habe ich viel erlebt und nehme die dadurch entstandene Rolle als Routinier beim VfB gerne an.

DFB.de: Werden Sie auch in der Schule auf Ihre ehemalige Profizeit (28 Erst- und Zweitligaspiele für Rostock und Osnabrück) angesprochen?

Menga: Logisch. Ein paar meiner Mitschüler dürften meinen Namen mal bei "Google" eingegeben haben. Wenn mich jemand auf meine Vergangenheit als Profi anspricht, macht mich das noch immer stolz. In unserer Klasse herrscht eine gute Gemeinschaft. Von einigen bekomme ich sogar Nachhilfe.

DFB.de: War es schwer, nach so vielen Jahren mit dem Profigeschäft abzuschließen?

Menga: Eher weniger. Es war eine schöne Zeit, Profifußballer zu sein. Doch für mich hat in Oldenburg ein neues Kapitel begonnen, für das ich voll und ganz lebe. Mir ist klar: Wenn am Saisonende ein höherklassiger Verein einen torgefährlichen Angreifer aus unserer Liga verpflichten will, fällt die Wahl mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen jüngeren Spieler. Damit kann ich leben.

DFB.de: Wo laden Sie in der Winterpause die Akkus für die Restrunde auf?

Menga: Die Schulferien dauern bis zum 5. Januar. Dennoch werde ich vorher nicht mehr verreisen. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich Zeit mit meiner Frau Daniela und meinem dreieinhalbjährigen Sohn Marlon in Osnabrück verbringe. Hätte ich den ganzen Tag Sonne gebraucht, hätte ich vor der Saison ein Angebot aus Thailand annehmen können. Doch ein Wechsel ins Ausland spielte für mich keine Rolle mehr.