Aachens Hackenberg vor RWE-Duell: "Wir bieten eine Alternative"

Der 7. Februar 2015 hat Regionalliga-Geschichte geschrieben. Das Duell der beiden ehemaligen Bundesligisten Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen (1:0) verfolgten 30.313 Zuschauer - so viele Besucherwie noch nie in der 4. Liga. Damals schon im Aachener Tivoli-Stadion dabei war Alemannia-Kapitän Peter Hackenberg. Im DFB.de-Interview spricht Hackenberg über das Rekordspiel und die Corona-Krise.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an das Regionalliga-Rekordspiel gegen Rot-Weiss Essen, Herr Hackenberg?

Peter Hackenberg: Allein dadurch, dass wir 1:0 gewonnen haben, natürlich gute. (lacht) Das Spiel war schon im Vorfeld als Rekordversuch ausgerufen worden. Es war Wahnsinn, zu sehen, was für ein Hype um das Duell entstanden ist. Dass es die erste Partie nach der Winterpause, noch dazu das Duell des Zweiten gegen den Ersten und ein Vergleich zweier Traditionsvereine war, hatte die Vorfreude zusätzlich hochgepusht. Das Spiel selbst war fußballerisch kein Leckerbissen. Beide Mannschaften haben aber kämpferisch überzeugt und alles reingeworfen. Dabei hatten wir das glücklichere Ende für uns.

DFB.de: War die Kommunikation mit den Mitspielern eine besondere Herausforderung?

Hackenberg: Die Lautstärke im Stadion nimmt man als Spieler im ersten Moment nicht wahr, weil man regelrecht in einem Tunnel ist. Wenn man dann seinem drei Meter entfernten Mitspieler Hinweise zuschreit und er nicht reagiert, merkt man, wie laut die Anhänger beider Vereine waren. (lacht) Die Stimmung war definitiv elektrisierend.

DFB.de: Haben Sie eine ähnliche Kulisse sonst noch einmal erlebt?

Hackenberg: Ich denke gerne an ein Saisonfinale mit KAS Eupen zurück. Als ich im Winter 2016 nach Belgien gewechselt bin, hatten wir noch zwölf Punkte Rückstand. Am letzten Spieltag haben wir vor 13.000 Zuschauern durch ein 0:0 bei Royal Antwerpen den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Von den Zahlen ist das natürlich nicht vergleichbar, die Stimmung war dennoch besonders. In Aachen waren zu Beginn dieser Saison fast 31.000 Zuschauer beim DFB-Pokalspiel gegen den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen dabei. Beim Rekordspiel gegen RWE war die Stimmung - auch wegen der besonderen Tabellensituation - aber noch ein wenig brodelnder.

DFB.de: Nun soll der Zuschauerrekord der viertklassigen Regionalliga bei einem virtuellen Duell überboten werden. Halten Sie das für möglich?

Hackenberg: Ich denke schon. Die Fanlager beider Vereine sind weiterhin präsent. Da das für den 9. Mai geplante Ligaspiel gegen RWE wegen der Corona-Krise nicht ausgetragen werden kann, bieten wir mit dem Aufeinandertreffen an der Spielkonsole eine Alternative. Die Hürde ist mit einem Ticketpreis in Höhe von zwei Euro außerdem geringer als bei einem Spiel in der Regionalliga West. Vor allem aber ist es eine super Aktion, dass die Einnahmen unter den Vereinen aufgeteilt werden. Bei aller sportlichen Rivalität: Die Alemannia und RWE sind in der Krise füreinander da und unterstützen sich gegenseitig. Das ist außergewöhnlich.

DFB.de: Was macht die Spiele zwischen Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen Ihrer Meinung nach so besonders?

Hackenberg: Beide Vereine werden von einer herausragenden Fanszene unterstützt, die ihre jeweilige Mannschaft enorm nach vorne pusht. Alemannia und RWE sind auch in der 4. Liga enorme Zuschauermagneten, die sich beim direkten Duell bündeln. Beide Vereine konkurrieren gefühlt schon seit einem Jahrhundert. Unter anderem hieß 1953 das Endspiel im DFB-Pokal Rot-Weiss Essen gegen Alemannia Aachen.

DFB.de: Auch Alemannia-Geschäftsführer Martin vom Hofe und RWE-Vorstand Marcus Uhlig werden gegeneinander antreten. Was trauen Sie Ihrem Geschäftsführer zu?

Hackenberg: Martin vom Hofe hat mir erzählt, dass er bislang noch nie gespielt hat. Er ist aber ein ehrgeiziger Typ. Dass er eine Vergangenheit bei Rot-Weiss Essen hat, ist eine spannende Fußnote. Vielleicht steht noch bis zum 9. Mai ein "Trainingslager" an. (lacht)

DFB.de: Welchen Alemannia-Spieler schätzen am stärksten in der Fußball-Simulation "FIFA 20" ein?

Hackenberg: Das kann ich nur schwer einschätzen. Ich weiß zwar, dass wir mannschaftsintern häufiger bei einem Turnier den besten Zocker ermitteln. Allerdings habe ich selbst an den Spielen bisher nicht teilgenommen. Von daher ist das auch für mich etwas Neues. Beim Duell gegen Rot-Weiss Essen werden aber jeweils Teams gebildet. Es wird also wichtig sein, dass wir in etwa alle auf einem Niveau spielen.

DFB.de: Wie werden Sie sich auf den Wettbewerb vorbereiten?

Hackenberg: Meine Frau Nina hatte mir vor drei Jahren eine Spielkonsole geschenkt. Seitdem habe ich nicht wirklich oft gespielt, das wird in den nächsten Tagen aber vermutlich zunehmen. Zumindest abends wird die eine oder andere Runde möglich sein. Da meine Frau weiterhin arbeiten gehen kann, kümmere ich mich tagsüber derzeit verstärkt um unseren zweijährigen Sohn Karl Alexander Hannibal.

DFB.de: Wie sehr sehnen Sie sich nach dem "richtigen" Fußball?

Hackenberg: Ich habe mit vier Jahren mit dem Fußball angefangen, betreibe den Sport nun also schon seit rund 27 Jahren. Es ist dann schon ein seltsames Gefühl, wenn das nicht möglich ist. Schon in der Sommer- und Winterpause werde ich nach einigen Wochen kribbelig. Selbst wenn Geisterspiele in der Regionalliga West möglich wären, würde etwas fehlen. Die Zuschauer sind das Salz in der Suppe. Durch die Pause lernt man aber auch sonst vielleicht eher alltäglich wirkende Dinge mehr zu schätzen.

DFB.de: Seit 2017 tragen Sie bereits zum zweiten Mal in Ihrer Karriere das Alemannia-Trikot. Was macht den Verein für Sie aus?

Hackenberg: Alemannia ist eine feste Größe. Bei der Stadt Aachen wird schnell an den Verein gedacht. Auch deutschlandweit ist der Klub bekannt. Rund um die Alemannia herrscht ein super Gemeinschaftsgefühl, die Fans strahlen oft Aufbruchsstimmung aus.

DFB.de: Bei einer von Ihrem ehemaligen Verein 1. FC Magdeburg ausgerufenen Abstimmung stehen Sie für die "Mannschaft des Jahrzehnts" zur Wahl. Sieht so aus, als hätten Sie auch dort Spuren hinterlassen.

Hackenberg: Das scheint ganz so. Ich war bereits mit 22 Jahren Kapitän und damit jüngster Spielführer der Vereinsgeschichte. Dabei hatte ich während meiner Zeit beim FCM leider mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Auch für den Verein lief es sportlich nicht so wie gewünscht. Umso mehr freue ich mich aber, dass der 1. FC Magdeburg in der Zwischenzeit nicht nur von der Regionalliga in die 3. Liga aufgestiegen ist, sondern auch eine Spielzeit lang in der 2. Bundesliga vertreten war. Es ist ein außergewöhnliches Gefühl, wenn die Emotionen der Zuschauer auf das Spielfeld überschwappen.

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Der 7. Februar 2015 hat Regionalliga-Geschichte geschrieben. Das Duell der beiden ehemaligen Bundesligisten Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen (1:0) verfolgten 30.313 Zuschauer - so viele Besucherwie noch nie in der 4. Liga. Damals schon im Aachener Tivoli-Stadion dabei war Alemannia-Kapitän Peter Hackenberg. Im DFB.de-Interview spricht Hackenberg über das Rekordspiel und die Corona-Krise.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an das Regionalliga-Rekordspiel gegen Rot-Weiss Essen, Herr Hackenberg?

Peter Hackenberg: Allein dadurch, dass wir 1:0 gewonnen haben, natürlich gute. (lacht) Das Spiel war schon im Vorfeld als Rekordversuch ausgerufen worden. Es war Wahnsinn, zu sehen, was für ein Hype um das Duell entstanden ist. Dass es die erste Partie nach der Winterpause, noch dazu das Duell des Zweiten gegen den Ersten und ein Vergleich zweier Traditionsvereine war, hatte die Vorfreude zusätzlich hochgepusht. Das Spiel selbst war fußballerisch kein Leckerbissen. Beide Mannschaften haben aber kämpferisch überzeugt und alles reingeworfen. Dabei hatten wir das glücklichere Ende für uns.

DFB.de: War die Kommunikation mit den Mitspielern eine besondere Herausforderung?

Hackenberg: Die Lautstärke im Stadion nimmt man als Spieler im ersten Moment nicht wahr, weil man regelrecht in einem Tunnel ist. Wenn man dann seinem drei Meter entfernten Mitspieler Hinweise zuschreit und er nicht reagiert, merkt man, wie laut die Anhänger beider Vereine waren. (lacht) Die Stimmung war definitiv elektrisierend.

DFB.de: Haben Sie eine ähnliche Kulisse sonst noch einmal erlebt?

Hackenberg: Ich denke gerne an ein Saisonfinale mit KAS Eupen zurück. Als ich im Winter 2016 nach Belgien gewechselt bin, hatten wir noch zwölf Punkte Rückstand. Am letzten Spieltag haben wir vor 13.000 Zuschauern durch ein 0:0 bei Royal Antwerpen den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Von den Zahlen ist das natürlich nicht vergleichbar, die Stimmung war dennoch besonders. In Aachen waren zu Beginn dieser Saison fast 31.000 Zuschauer beim DFB-Pokalspiel gegen den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen dabei. Beim Rekordspiel gegen RWE war die Stimmung - auch wegen der besonderen Tabellensituation - aber noch ein wenig brodelnder.

DFB.de: Nun soll der Zuschauerrekord der viertklassigen Regionalliga bei einem virtuellen Duell überboten werden. Halten Sie das für möglich?

Hackenberg: Ich denke schon. Die Fanlager beider Vereine sind weiterhin präsent. Da das für den 9. Mai geplante Ligaspiel gegen RWE wegen der Corona-Krise nicht ausgetragen werden kann, bieten wir mit dem Aufeinandertreffen an der Spielkonsole eine Alternative. Die Hürde ist mit einem Ticketpreis in Höhe von zwei Euro außerdem geringer als bei einem Spiel in der Regionalliga West. Vor allem aber ist es eine super Aktion, dass die Einnahmen unter den Vereinen aufgeteilt werden. Bei aller sportlichen Rivalität: Die Alemannia und RWE sind in der Krise füreinander da und unterstützen sich gegenseitig. Das ist außergewöhnlich.

DFB.de: Was macht die Spiele zwischen Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen Ihrer Meinung nach so besonders?

Hackenberg: Beide Vereine werden von einer herausragenden Fanszene unterstützt, die ihre jeweilige Mannschaft enorm nach vorne pusht. Alemannia und RWE sind auch in der 4. Liga enorme Zuschauermagneten, die sich beim direkten Duell bündeln. Beide Vereine konkurrieren gefühlt schon seit einem Jahrhundert. Unter anderem hieß 1953 das Endspiel im DFB-Pokal Rot-Weiss Essen gegen Alemannia Aachen.

DFB.de: Auch Alemannia-Geschäftsführer Martin vom Hofe und RWE-Vorstand Marcus Uhlig werden gegeneinander antreten. Was trauen Sie Ihrem Geschäftsführer zu?

Hackenberg: Martin vom Hofe hat mir erzählt, dass er bislang noch nie gespielt hat. Er ist aber ein ehrgeiziger Typ. Dass er eine Vergangenheit bei Rot-Weiss Essen hat, ist eine spannende Fußnote. Vielleicht steht noch bis zum 9. Mai ein "Trainingslager" an. (lacht)

DFB.de: Welchen Alemannia-Spieler schätzen am stärksten in der Fußball-Simulation "FIFA 20" ein?

Hackenberg: Das kann ich nur schwer einschätzen. Ich weiß zwar, dass wir mannschaftsintern häufiger bei einem Turnier den besten Zocker ermitteln. Allerdings habe ich selbst an den Spielen bisher nicht teilgenommen. Von daher ist das auch für mich etwas Neues. Beim Duell gegen Rot-Weiss Essen werden aber jeweils Teams gebildet. Es wird also wichtig sein, dass wir in etwa alle auf einem Niveau spielen.

DFB.de: Wie werden Sie sich auf den Wettbewerb vorbereiten?

Hackenberg: Meine Frau Nina hatte mir vor drei Jahren eine Spielkonsole geschenkt. Seitdem habe ich nicht wirklich oft gespielt, das wird in den nächsten Tagen aber vermutlich zunehmen. Zumindest abends wird die eine oder andere Runde möglich sein. Da meine Frau weiterhin arbeiten gehen kann, kümmere ich mich tagsüber derzeit verstärkt um unseren zweijährigen Sohn Karl Alexander Hannibal.

DFB.de: Wie sehr sehnen Sie sich nach dem "richtigen" Fußball?

Hackenberg: Ich habe mit vier Jahren mit dem Fußball angefangen, betreibe den Sport nun also schon seit rund 27 Jahren. Es ist dann schon ein seltsames Gefühl, wenn das nicht möglich ist. Schon in der Sommer- und Winterpause werde ich nach einigen Wochen kribbelig. Selbst wenn Geisterspiele in der Regionalliga West möglich wären, würde etwas fehlen. Die Zuschauer sind das Salz in der Suppe. Durch die Pause lernt man aber auch sonst vielleicht eher alltäglich wirkende Dinge mehr zu schätzen.

DFB.de: Seit 2017 tragen Sie bereits zum zweiten Mal in Ihrer Karriere das Alemannia-Trikot. Was macht den Verein für Sie aus?

Hackenberg: Alemannia ist eine feste Größe. Bei der Stadt Aachen wird schnell an den Verein gedacht. Auch deutschlandweit ist der Klub bekannt. Rund um die Alemannia herrscht ein super Gemeinschaftsgefühl, die Fans strahlen oft Aufbruchsstimmung aus.

DFB.de: Bei einer von Ihrem ehemaligen Verein 1. FC Magdeburg ausgerufenen Abstimmung stehen Sie für die "Mannschaft des Jahrzehnts" zur Wahl. Sieht so aus, als hätten Sie auch dort Spuren hinterlassen.

Hackenberg: Das scheint ganz so. Ich war bereits mit 22 Jahren Kapitän und damit jüngster Spielführer der Vereinsgeschichte. Dabei hatte ich während meiner Zeit beim FCM leider mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Auch für den Verein lief es sportlich nicht so wie gewünscht. Umso mehr freue ich mich aber, dass der 1. FC Magdeburg in der Zwischenzeit nicht nur von der Regionalliga in die 3. Liga aufgestiegen ist, sondern auch eine Spielzeit lang in der 2. Bundesliga vertreten war. Es ist ein außergewöhnliches Gefühl, wenn die Emotionen der Zuschauer auf das Spielfeld überschwappen.

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