Aachens Coach Schubert: Auf der Suche nach dem Boden

In der ewigen Zweitligatabelle führen die Aachener inzwischen mit 1020 Punkten recht deutlich vor den Kölnern (970 Zähler), die zuletzt im Jahr 2000 zweitklassig waren. Vor dem Punktspielauftakt am Freitag sind die Kräfteverhältnisse aber laut Schubert anders verteilt. "Wir sind Außenseiter", sagt der Alemannia-Trainer. "Die Fortuna ist aktueller Vizemeister und Mittelrhein-Pokalsieger (durch ein 2:1 im Finale gegen Aachen; Anm. d. Red.). Das sagt schon alles. Wir müssen uns aber ganz bestimmt nicht verstecken, haben genügend Qualität, um etwas Zählbares mitzunehmen. Unsere Fans werden sicher noch für einen Schuss Extra-Motivation sorgen."

"Wir wollen nicht ewig in der Regionalliga bleiben"

Bei einer Prognose für die Saison hält sich Schubert zurück: "Wir tun gut daran, uns erst einmal nur auf die jeweils nächste Aufgabe zu konzentrieren. Unser Ziel ist es, die Mannschaft so weiterzuentwickeln, dass vor der nächsten Saison nur kleine Veränderungen und kein Umbruch notwendig sind, damit alles funktioniert."

Die Frage, wann die Alemannia weitere Punkte in der ewigen Zweitligatabelle sammeln wird, ist für Schubert nur schwer zu beantworten. "Ein Zeitplan ist kaum abzustecken", sagt er. "Die Alemannia hat eine exzellente Infrastruktur und besitzt einen klangvollen Namen. Im Umfeld ist aber die nötige Demut eingekehrt. Wir müssen jetzt den Boden finden, auf dem wir etwas Neues aufbauen können. Das sollte jedoch nicht allzu lange dauern. Wir wollen schließlich nicht ewig in der Regionalliga bleiben."

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7. Dezember 2009: Alemannia Aachen gewinnt am 15. Spieltag der 2. Bundesliga mit 2:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth und verdrängt Fortuna Köln von Platz eins in der ewigen Zweitliga-Tabelle. Am kommenden Freitag (ab 19 Uhr) bestreiten beide Mannschaften in Köln das Eröffnungsspiel der Saison 2013/2014 in der viertklassigen Regionalliga West.

Während sich die Fortuna nach bereits vielen Jahren im Amateurbereich langsam wieder nach oben orientieren will, geht es für die Alemannia nach zwei Abstiegen in Folge darum, sich in der 4. Liga sportlich und finanziell zu konsolidieren.

Dabei nimmt der neue Trainer Peter Schubert eine Hauptrolle ein. "Nach einem Sturz ins Bodenlose geht es darum, überhaupt wieder Boden unter die Füße zu bekommen", so der 47-Jährige, der bei der Alemannia zuvor als Trainer der zweiten Mannschaft gearbeitet hatte, im Gespräch mit DFB.de.

Alles auf Anfang bei der Alemannia

Einfach wird die Aufgabe für den ehemaligen Bundesligisten nicht. Der Traditionsverein aus dem Westen muss vor allem an der wirtschaftlichen Front um die Gesundung kämpfen. Das Insolvenzverfahren läuft. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Sanierung wurde jetzt aber bereits genommen. Die Gläubiger stimmten bei einer Versammlung einstimmig für eine Sanierung von Alemannia Aachen über ein Insolvenzplanverfahren. Insolvenzverwalter Prof. Dr. Rolf-Dieter Mönning und Sanierungsgeschäftsführer Michael Mönig sehen Chancen, dass das Gericht das Insolvenzverfahren über Alemannia Aachen noch Ende des Jahres aufheben kann.

Einen wesentlichen Grund für die Finanzprobleme spielte der Tivoli-Neubau. Das neue Stadion, ein 2009 eröffnetes Schmuckstück für fast 33.000 Zuschauer, verschlang eine Miete in Millionen-Höhe. Als es dann auch sportlich bergab ging, waren die Kosten kaum noch zu stemmen und erdrückten die Kaiserstädter.

Jetzt heißt es für die Aachener erneut: Alles auf Anfang. Bereits nach dem Zweitligaabstieg 2011 hatte es einen großen Umbruch gegeben. Der war nicht von Erfolg gekrönt. Die abgelaufene Saison in der 3. Liga schloss die Alemannia als Tabellenletzter ab. Erstmals seit der Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 ist die Alemannia nun viertklassig.

Kaderplanungen durch Scherr-Rücktritt erschwert

Kaum ein schwarz-gelber Stein blieb nach dem Doppel-Abstieg auf dem anderen. Die Alemannia geht mit einer runderneuerten Mannschaft in die neue Spielzeit. Mit Jan-Frederick Göhsl, Sasa Strujic, Armand Drevina, Rafael Garcia und Sascha Marquet schnüren nur fünf (Ergänzungs-) Spieler aus dem letztjährigen Drittliga-Kader auch in der neuen Saison die Schuhe für die Alemannia. Die Kaderplanungen wurden zusätzlich noch durch den überraschenden Rücktritt von Manager Uwe Scherr erschwert. "Die Situation hatte sich dadurch kurzfristig verändert, alle Kontakte liefen über Uwe Scherr", sagt der Cheftrainer. "Gemeinsam mit meinem Co-Trainer Reiner Plaßhenrich habe ich dann auch die Spielersuche aufgenommen."

Dabei konnte Schubert unter anderem auf Erfahrungen aus seiner Zeit beim VfB Lübeck zurückgreifen. Während seiner Amtszeit als Cheftrainer der Grün-Weißen war nämlich das Insolvenzverfahren beendet worden: "Ich kenne die Abläufe in einer solchen Situation, konnte viele Fragen von Spielern beantworten und Befürchtungen zerstreuen."

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Moosmayer zurück in der "alten Heimat"

Neu-Trainer Peter Schubert musste zahlreiche Spieler für den Neustart in Aachen begeistern. Unter den Zugängen ist auch ein Altbekannter. Tom Moosmayer streifte bereits von 2003 bis 2007 das Trikot der Alemannia über. Damals allerdings noch für die zweite Mannschaft der Schwarz-Gelben.

Der 33-jährige Belgier sammelte unter anderem bei Kickers Emden und Kickers Offenbach ausgiebig Erfahrung in der 3. Liga (47 Einsätze, zwei Tore). Auch auf sechs Partien in der 2. Bundesliga für Rot Weiss Ahlen kann Moosmayer zurückblicken. Nun ist er wieder zurück in seiner "selbsternannten Heimat" und nimmt die schwierige Aufgabe in Aachen an. "Ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin und dem Verein in dieser schwierigen Phase helfen kann", so Moosmayer.

Erfahrung auf internationalem Terrain haben zwei Zugänge der Aachener. Der englische Abwehrspieler Kris Thackray lernte das Fußballspielen bei Newcastle United und wechselte 2006 nach Italien, wo er unter anderem für Reggina Calcio am Ball war. Auch Masato Yoshihara konnte nach Abwicklung aller bürokratischen Anforderungen seinen Vertrag unterzeichnen. Er ist bereits seit dem Ende der vergangenen Spielzeit in Aachen, hat zuletzt in seiner japanischen Heimat bei Avispa Fukuoka gespielt.

Generalprobe gegen Koblenz verpatzt

Dass bei der neuen Aachener Mannschaft noch nicht alle Räder reibungslos ineinander greifen, musste die Alemannia bei ihrer Generalprobe vor dem Ligastart erfahren. Gegen den Südwest-Regionalligisten TuS Koblenz gab es ein 0:4. "Die Vorbereitung verlief insgesamt wellenförmig", meint Schubert. "Gute und nicht so gute Partien haben sich abgewechselt. Gegen Koblenz waren es vor allem die vielen individuellen Fehler, die zu der Niederlage geführt haben. Wir haben die Bälle viel zu leichtfertig hergegeben. Vor dem Saisonstart ist mir trotzdem nicht bange. Bei der Fortuna wird das ein ganz anderes Spiel."

In der ewigen Zweitligatabelle führen die Aachener inzwischen mit 1020 Punkten recht deutlich vor den Kölnern (970 Zähler), die zuletzt im Jahr 2000 zweitklassig waren. Vor dem Punktspielauftakt am Freitag sind die Kräfteverhältnisse aber laut Schubert anders verteilt. "Wir sind Außenseiter", sagt der Alemannia-Trainer. "Die Fortuna ist aktueller Vizemeister und Mittelrhein-Pokalsieger (durch ein 2:1 im Finale gegen Aachen; Anm. d. Red.). Das sagt schon alles. Wir müssen uns aber ganz bestimmt nicht verstecken, haben genügend Qualität, um etwas Zählbares mitzunehmen. Unsere Fans werden sicher noch für einen Schuss Extra-Motivation sorgen."

"Wir wollen nicht ewig in der Regionalliga bleiben"

Bei einer Prognose für die Saison hält sich Schubert zurück: "Wir tun gut daran, uns erst einmal nur auf die jeweils nächste Aufgabe zu konzentrieren. Unser Ziel ist es, die Mannschaft so weiterzuentwickeln, dass vor der nächsten Saison nur kleine Veränderungen und kein Umbruch notwendig sind, damit alles funktioniert."

Die Frage, wann die Alemannia weitere Punkte in der ewigen Zweitligatabelle sammeln wird, ist für Schubert nur schwer zu beantworten. "Ein Zeitplan ist kaum abzustecken", sagt er. "Die Alemannia hat eine exzellente Infrastruktur und besitzt einen klangvollen Namen. Im Umfeld ist aber die nötige Demut eingekehrt. Wir müssen jetzt den Boden finden, auf dem wir etwas Neues aufbauen können. Das sollte jedoch nicht allzu lange dauern. Wir wollen schließlich nicht ewig in der Regionalliga bleiben."