"Aachen ist der perfekte Ort für dieses Spiel"

Zwanziger: Ich denke, dass die Entscheidung, das Pokalfinale der Frauen zunächst einmal testweise an einem anderen Ort auszutragen, die richtige gewesen ist. Wir werden sicherlich die Grenze von 20.000 Zuschauern erreichen und das ist für ein Frauenspiel doch eine tolle Kulisse. Für die Spielerinnen, da bin ich überzeugt, ist es ein schöneres Gefühl als in ein nahezu leeres Berliner Olympiastadion einzulaufen.

Frage: Und dann kommt ja die WM in Südafrika? Die erste auf dem afrikanischen Kontinent.

Zwanziger: Ja, das wird sicherlich ein besonderes Erlebnis. Ich wünsche den Gastgebern und allen Afrikanern, dass die erste WM auf dem „schwarzen Kontinent“ sportlich, gesellschaftlich-sozial und sicherheitstechnisch optimal verläuft. Sollte dies der Fall sein, wäre das Turnier für ganz Afrika ein riesiges Zeichen der Hoffnung. Die Weltmeisterschaft gibt den Südafrikanern die Chance, etwas Ähnliches zu schaffen, wie es der Fußball in Deutschland in den Jahren 1954 und auch 2006 bewirkt hat. Ein guter Verlauf kann dem Land Stärke und Selbstbewusstsein geben, was sich auf den gesamten Kontinent auswirken würde.

Frage: Und was erwarten Sie sportlich von unserer National - mannschaft?

Zwanziger: Unser Ziel ist natürlich, das Finale zu erreichen. Deshalb werden wir als Verband alles tun, damit die Nationalmannschaft in der Vorbereitung und während des Turniers optimale Voraussetzungen vorfindet, um ein gutes Turnier zu spielen. Aber man darf schon in der Vorrunde keinen Gegner unterschätzen. Eine sogenannte „Hammergruppe“ ist uns mit Sicherheit erspart geblieben, aber die drei Kontrahenten sind allesamt nicht leicht zu spielen. Das Erreichen des Achtelfinales steht aber nach meiner Meinung außer Frage. Und dann ist - wenn unsere Mannschaft in den entscheidenden Momenten das Quäntchen Glück hat, das man bei so einem Turnier auch immer braucht – alles möglich.

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Dr. Theo Zwanziger hat nie einen Hehl daraus gemacht, wer seine Arbeit am meisten geprägt hat. Für den DFB-Präsidenten ist das soziale und gesellschaftliche Engagement seines Vorgängers Dr. h.c. Egidius Braun immer eine Verpflichtung gewesen.

Den Spitzenfußball stärken, um die nachhaltige Arbeit an der Basis auszubauen, das ist auch das zentrale Anliegen von Zwanziger. Und nirgendwo wird anschaulicher deutlich, wie gut dieses Zusammenspiel funktionieren kann als beim Benefiz-Länderspiel der Nationalmannschaft.

Dass die Begegnung heute (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Brauns Heimatstadt Aachen stattfindet, ist für den aktuellen DFB-Präsidenten auch ein Zeichen der Anerkennung und des Respekts. „Egidius Braun hat diese Ehre verdient“, sagt Zwanziger im DFB.de-Gespräch mit Redakteur Stephan Brause.

Frage: Herr Dr. Zwanziger, gibt es für ein Benefizspiel des Deutschen Fußball-Bundes eigentlich einen idealeren Ort als Aachen?

Dr. Theo Zwanziger: Sie meinen, weil Egidius Braun hier wohnt und die Alemannia seit jeher „sein“ Verein ist?

Frage: Genau. Zudem gilt der DFB-Ehrenpräsident aber eben auch als der Förderer des sozialen Engagements des Verbandes.

Zwanziger: Und das vollkommen zu Recht. Egidius Braun ist der große Förderer der dritten Säule des DFB gewesen. In seiner Zeit als DFB-Präsident hat er früh erkannt, wie wichtig es für den Verband ist, sich diesem Bereich intensiv zu widmen. Ohne die Strukturen und Grundlagen, die er damals geschaffen hat, könnten wir in diesem Bereich heute gar nicht so effektiv arbeiten. Herr Braun hat den Blick des Deutschen Fußball-Bundes auf seine sozial- und gesellschaftspolitischen Aufgaben geschärft. Für ihn war der Slogan „Fußball ist mehr als ein 1:0“ stets mehr als das Motto der nach ihm benannten Stiftung. So gesehen ist Aachen tatsächlich der perfekte Ort für das diesjährige Benefizspiel des DFB. Mit der erstmaligen Austragung eines Länderspiels auf dem neuen Tivoli hat der DFB die Möglichkeit, Egidius Braun im Jahr seines 85. Geburtstags die Ehre zu erweisen, die er sich nicht nur für sein soziales Engagement als DFB-Präsident verdient hat.

Frage: Sie haben seit über 20 Jahren ein sehr enges Verhältnis zu Egidius Braun.

Zwanziger: Das stimmt. Ich habe Egidius Braun eine Menge zu verdanken. Er hat mich 1988 zum Verband geholt. Daraus ist mittlerweile längst eine enge Freundschaft zu ihm und seiner tollen Frau Marianne geworden. Die beiden sind die Menschen, die ich außerhalb meiner Familie am meisten bewundere. Es ist also nur logisch, dass ich versuche, seine Arbeit im sozial- und gesellschaftspolitischen Bereich weiterzuführen. So wie es Karl-Josef Tanas und nunmehr Alfred Vianden als Präsidenten des Fußball-Verbandes Mittelrhein getan haben und weiterhin tun.

Frage: Egidius Braun hat in einem Interview einmal gesagt, er benutze die Nationalmannschaft für die sozialen Zwecke des Verbandes. Wissen Sie, was er damit gemeint hat?

Zwanziger: Natürlich. Die sozialen Aktivitäten des Verbandes intensiv zu fördern und auszubauen, heißt im Umkehrschluss doch nicht, den Spitzenfußball und die Nationalmannschaft zu vernachlässigen. Ganz im Gegenteil: Ohne den Fußball in der Spitze kann es eben kein soziales Engagement geben. Dort nimmt der Verband das Geld ein, welches er für seine gesellschaftspolitischen Aufgaben benötigt. Als DFB-Präsident muss man die Nationalmannschaft also mit allen Mitteln stärken. Zudem ist die Nationalmannschaft ungemein wichtig, um die Aktivitäten des Verbandes gegen Rassismus, Diskriminierung oder Fremdenfeindlichkeit sowie das soziale Engagement zu kommunizieren. Beispielsweise anlässlich eines Benefizspiels. Dadurch erlangt dieser Bereich viel größere Aufmerksamkeit. Das habe ich von Egidius Braun gelernt.

Frage: Sicher nicht nur das.

Zwanziger: Nein, natürlich nicht. Egidius Braun und ich sind in unserer Geisteshaltung schon immer sehr ähnlich gewesen. Seit unserem Kennenlernen vor über 20 Jahren haben wir den Fußball immer identisch betrachtet. Als einen Wettbewerb, der in Deutschland Millionen von Menschen fasziniert. Vor allem auch Kinder und Jugendliche. Aber eben auch als eine Sportart, die soziale Projekte entwickeln und unterstützen kann und muss. Aufgefallen ist mir an Egidius Braun aber nicht nur diese stark ausgeprägte soziale Haltung, sondern auch sein strenges kaufmännisches Regiment. Er hat immer jede Mark des DFB dreimal umgedreht, bevor sie ausgegeben wurde. Mir gelingt das mit dem Euro leider meist nur zweimal.

Frage: Stimmt es eigentlich, dass Sie auch heute noch mindestens einmal die Woche mit Egidius Braun telefonieren?

Zwanziger: Ja, das stimmt. Wir besprechen dann viele berufliche, aber auch private Dinge. Leider ist die Zeit für persönliche Treffen, wie jetzt anlässlich des Benefizspiels hier in Aachen, eher knapp.

Frage: Zurück zum sozialen Aspekt des Benefizspiels. Die Partie gegen Malta bringt dem DFB einen Erlös von rund fünf Millionen Euro. Geld, das restlos für die sozialen Aufgaben des Verbandes und seiner Stiftungen verwendet wird, oder?

Zwanziger: Ja, kein einziger Euro davon wandert auf das Konto des DFB. Die komplette Einnahme geht an die Egidius-Braun-, die Sepp-Herberger-, die Robert-Enke- und die DFB-Kulturstiftung. Aber natürlich auch an die Bundesliga-Stiftung. Alle Projekte hier aufzuzählen, die durch das Benefizspiel finanziert werden, würde den Rahmen sprengen.

Frage: Es sind bekanntlich einige. Aber wie wird das soziale Engagement des DFB eigentlich koordiniert?

Zwanziger: Zunächst einmal durch die Vor stände und Geschäftsführer der Stiftungen sowie eine interne Steuerungsgruppe. Zudem haben wir in Karl Rothmund einen DFB-Vizepräsidenten für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben. Er hat diese Aufgabe vor drei Jahren von Karl Schmidt übernommen und sich seither wirklich großartig bewährt. Er ist nicht nur vollinhaltlich in die vielfältigen Prozesse der DFB-Stiftungen integriert, sondern auch eine Persönlichkeit mit einem hohen Durchsetzungsvermögen. Das brauchst du auch, um die Zusammenarbeit mit allen DFB-Stiftungen und ihren unterschiedlichen Aufgaben gerecht zu führen und zahlreiche sehr gute Projekte zu entwickeln. Im sozialen, aber eben auch im kulturellen Bereich.

Frage: Kommen wir zum sportlichen Aspekt des Benefizspiels. Im Vorfeld gab es einige Diskussionen darüber, dass die DFB-Auswahl nicht in Bestbesetzung auflaufen kann. Können Sie die Enttäuschung einiger Fans verstehen?

Zwanziger: Natürlich wollen die Fans stets die besten Spieler ihres Landes sehen, aber das ist eben nicht immer möglich. Wir sollten uns stattdessen lieber freuen, dass wir ein so namhaft besetztes Pokalendspiel in Berlin haben und vor allem, dass mit dem FC Bayern München endlich wieder eine deutsche Mannschaft in einem Europapokal-Finale steht. Und außerdem werden diese Diskussionen den Spielern nicht gerecht, die in Aachen auflaufen werden. Schließlich sind viele gute Jungs dabei und ich bin überzeugt, dass diese gegen Malta besonders motiviert sein werden.

Frage: Wieso das?

Zwanziger: Es werden einige Akteure zum Einsatz kommen, die noch auf den WM-Zug aufspringen wollen, die sich Hoffnung machen, am 1. Juni zum endgültigen Kader für Südafrika zu gehören. Eine Weltmeisterschaft ist für jeden Fußballer ein Traum und deshalb bin ich überzeugt, dass die Zuschauer eine engagierte deutsche Mannschaft sehen werden. Eine, die sich zudem „nebenbei“ noch in den Dienst der guten Sache, der sozialen Arbeit des Deutschen Fußball-Bundes, stellt.

Frage: Das Benefizspiel ist zudem der Auftakt zu interessanten Fußball-Wochen. Bereits am Samstag steht ganz in der Nähe, in Köln, das DFB-Pokalfinale der Frauen an. Erstmals seit vielen Jahren örtlich getrennt von dem der Männer. Was erwarten Sie von dieser Partie?

Zwanziger: Ich denke, dass die Entscheidung, das Pokalfinale der Frauen zunächst einmal testweise an einem anderen Ort auszutragen, die richtige gewesen ist. Wir werden sicherlich die Grenze von 20.000 Zuschauern erreichen und das ist für ein Frauenspiel doch eine tolle Kulisse. Für die Spielerinnen, da bin ich überzeugt, ist es ein schöneres Gefühl als in ein nahezu leeres Berliner Olympiastadion einzulaufen.

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Frage: Und dann kommt ja die WM in Südafrika? Die erste auf dem afrikanischen Kontinent.

Zwanziger: Ja, das wird sicherlich ein besonderes Erlebnis. Ich wünsche den Gastgebern und allen Afrikanern, dass die erste WM auf dem „schwarzen Kontinent“ sportlich, gesellschaftlich-sozial und sicherheitstechnisch optimal verläuft. Sollte dies der Fall sein, wäre das Turnier für ganz Afrika ein riesiges Zeichen der Hoffnung. Die Weltmeisterschaft gibt den Südafrikanern die Chance, etwas Ähnliches zu schaffen, wie es der Fußball in Deutschland in den Jahren 1954 und auch 2006 bewirkt hat. Ein guter Verlauf kann dem Land Stärke und Selbstbewusstsein geben, was sich auf den gesamten Kontinent auswirken würde.

Frage: Und was erwarten Sie sportlich von unserer National - mannschaft?

Zwanziger: Unser Ziel ist natürlich, das Finale zu erreichen. Deshalb werden wir als Verband alles tun, damit die Nationalmannschaft in der Vorbereitung und während des Turniers optimale Voraussetzungen vorfindet, um ein gutes Turnier zu spielen. Aber man darf schon in der Vorrunde keinen Gegner unterschätzen. Eine sogenannte „Hammergruppe“ ist uns mit Sicherheit erspart geblieben, aber die drei Kontrahenten sind allesamt nicht leicht zu spielen. Das Erreichen des Achtelfinales steht aber nach meiner Meinung außer Frage. Und dann ist - wenn unsere Mannschaft in den entscheidenden Momenten das Quäntchen Glück hat, das man bei so einem Turnier auch immer braucht – alles möglich.