96-Ikone Cherundolo: "Den Abstieg mit aller Macht vermeiden"

Exakt 302 Erstliga-Einsätze hat Steven Cherundolo, Trainer von Hannover 96 in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga, auf seinem Konto. Der 37-Jährige hält damit einen Rekord. In der Bundesliga-Geschichte ist der ehemalige Defensivspezialist der US-Amerikaner mit den meisten Partien. Abgestiegen ist Cherundolo, der ausschließlich für Hannover am Ball war, nie. Genau das will er nun mit der U 17 der Niedersachsen verhindern, die nur knapp über dem Strich rangiert.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Steven Cherundolo mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die aktuelle Situation bei den B-Junioren, seine Spielidee und Unterschiede zwischen den USA und Deutschland.

DFB.de: Der Start in das Fußballjahr war mit zwei Niederlagen alles andere als optimal. Insgesamt ging Ihre Mannschaft dreimal in Folge leer aus. Was ist los, Herr Cherundolo?

Steven Cherundolo: Mit den Leistungen in diesem Jahr war ich gar nicht einmal unzufrieden. Sowohl beim 1:2 in Wolfsburg als auch beim 0:2 in Dresden haben wir gut gespielt. Es gilt, darauf aufzubauen und so weiterzumachen wie bisher. Dann werden sich auch wieder Erfolgserlebnisse einstellen.

DFB.de: Durch den Negativlauf ist Hannover bis auf einen Punkt an die Abstiegsränge herangerutscht. Machen Sie sich Sorgen?

Cherundolo: Wir stemmen uns gegen den Abstieg, wollen ihn mit aller Macht vermeiden. Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen. Auf der anderen Seite wollen wir auch unserem Ausbildungsauftrag gerecht werden. Trotz der Tabellensituation soll unsere Mannschaft ohne großen Druck Fußball spielen.

DFB.de: Warum hat es beim jüngsten 0:2 in Dresden nicht zu einem Punktgewinn gereicht?

Cherundolo: Es gibt solche Partien, in denen eine Mannschaft dominiert, aber das Tor nicht trifft. Der Gegner kommt einmal vor das Tor und nutzt seine Chance. So war es in der ersten Halbzeit des Dresden-Spiels und so ist es uns in dieser Saison schon häufiger ergangen.

DFB.de: Wo müssen Sie den Hebel ansetzen, damit es bergauf geht?

Cherundolo: Wenn ich in meiner Laufbahn eines gelernt habe, dann, dass es die schnelle Lösung nicht gibt. Stattdessen kommt es darauf an, akribisch in jedem Training an sich zu arbeiten. Gerade bei Rückständen agieren wir teilweise zu hektisch. In der Vorwärtsbewegung geht es darum, die Anzahl der Ballverluste herunterzuschrauben.

DFB.de: Die 34 Gegentreffer dürften Ihnen nicht gefallen, oder?

Cherundolo: Das ist die Folge unserer Spielweise. Wir spielen nach vorne, wollen Tore erzielen. Wir erarbeiten uns auch viele Chancen. Dass wir dabei hinten etwas anfällig sind, ist normal.

DFB.de: Nächster Gegner in der B-Junioren-Bundesliga ist heute der FC St. Pauli. Wie schätzen Sie die Hamburger ein?

Cherundolo: Das 2:2 in der Hinrunde war eine attraktive Begegnung zweier Mannschaften, die nach vorne spielen. So eine Ausrichtung erwarte ich erneut. Wir haben ein Heimspiel, wollen die drei Zähler unbedingt in Hannover halten. Ob wir dabei ein Tor mehr schießen oder eines weniger bekommen, ist mir unter dem Strich egal. (lacht)

DFB.de: Auffällig ist, dass Ihre Mannschaft erst einmal unentschieden gespielt hat. Entspricht das Ihrer Philosophie?

Cherundolo: Ich bin sicher ein Fan von Offensivspiel mit vielen Toren. Ich denke, dass so eine Ausrichtung die Entwicklung besonders fördert. Unsere Mannschaft soll kein Ergebnis verwalten. Vielleicht ist das eine Erklärung. Von einer Philosophie würde ich da nicht sprechen. Dafür bin ich auch noch nicht lange genug Trainer.

DFB.de: Auch die Profis müssen in der Bundesliga um den Klassenverbleib zittern. Beeinflusst das Ihre Mannschaft?

Cherundolo: Die erste Mannschaft ist das Aushängeschild eines Vereins und jeder wünscht sich, dass es dort gut läuft. Ich denke aber nicht, dass uns das beeinflusst. Dagegen spricht auch schon die geographische Distanz. Die Nachwuchsmannschaften trainieren an einem separaten Ort.

DFB.de: Wie sehr leiden Sie als Rekordspieler persönlich mit der ersten Mannschaft?

Cherundolo: Ich gebe zu, dass mich das alles andere als kalt lässt. Wenn es zeitlich machbar ist, bin ich bei den Bundesliga-Partien dabei, drücke die Daumen und gehe richtig mit.

DFB.de: Ihr Karriereende liegt gerade einmal zwei Jahre zurück. Verfallen Sie manchmal noch in Spieler-Gewohnheiten?

Cherundolo: Mittlerweile ticke ich im Kopf ganz anders als vor zwei Jahren. Zugegeben: Ich habe eine Zeit lang gebraucht, um mich umzustellen. Dieser Prozess ist aber abgeschlossen, auch wenn die Entwicklung als Trainer nie zu Ende ist. Mir macht es großen Spaß, die Verantwortung für eine Mannschaft zu haben. Im Training lasse ich es mir dennoch nicht nehmen, im Fußballkreis mitzukicken.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Trainer-Laufbahn gesteckt?

Cherundolo: Es geht für mich erst einmal darum, so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Hannover 96 hat mir da bereits einiges ermöglicht. Ich war Co-Trainer der ersten Mannschaft und der U 23 sowie "Chef" der U 15 und nun der U 17. Parallel zu meiner Trainertätigkeit möchte ich die Lizenzen sammeln und in letzter Instanz den Lehrgang zum Fußballlehrer besuchen. Ich habe mir keinen Karriereplan zurechtgelegt. Eines steht aber fest: Ich habe keine Angst vor Herausforderungen.

DFB.de: Sie sind seit rund 17 Jahren in Deutschland. Was hätten Sie im Vergleich zu den USA gerne geändert?

Cherundolo: Der Neidfaktor ist in Deutschland um ein Vielfaches ausgeprägter als in den Staaten. Auch mit dem Thema Inklusion gehen die US-Amerikaner viel lockerer um.

DFB.de: Von allen US-Amerikanern, die in der Bundesliga am Ball waren, haben Sie die meisten Einsätze. Wie stolz sind Sie darauf?

Cherundolo: Ich bin stolz auf meine gesamte Karriere. Es war so, dass ich immer versucht habe, auf dem Platz zu stehen. Auch angeschlagen habe ich auf die Zähne gebissen. Es freut mich selbstverständlich, dass viele Trainer der Meinung waren, dass ich auf meiner Position der beste Spieler im Kader war.

[mspw]

Exakt 302 Erstliga-Einsätze hat Steven Cherundolo, Trainer von Hannover 96 in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga, auf seinem Konto. Der 37-Jährige hält damit einen Rekord. In der Bundesliga-Geschichte ist der ehemalige Defensivspezialist der US-Amerikaner mit den meisten Partien. Abgestiegen ist Cherundolo, der ausschließlich für Hannover am Ball war, nie. Genau das will er nun mit der U 17 der Niedersachsen verhindern, die nur knapp über dem Strich rangiert.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Steven Cherundolo mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die aktuelle Situation bei den B-Junioren, seine Spielidee und Unterschiede zwischen den USA und Deutschland.

DFB.de: Der Start in das Fußballjahr war mit zwei Niederlagen alles andere als optimal. Insgesamt ging Ihre Mannschaft dreimal in Folge leer aus. Was ist los, Herr Cherundolo?

Steven Cherundolo: Mit den Leistungen in diesem Jahr war ich gar nicht einmal unzufrieden. Sowohl beim 1:2 in Wolfsburg als auch beim 0:2 in Dresden haben wir gut gespielt. Es gilt, darauf aufzubauen und so weiterzumachen wie bisher. Dann werden sich auch wieder Erfolgserlebnisse einstellen.

DFB.de: Durch den Negativlauf ist Hannover bis auf einen Punkt an die Abstiegsränge herangerutscht. Machen Sie sich Sorgen?

Cherundolo: Wir stemmen uns gegen den Abstieg, wollen ihn mit aller Macht vermeiden. Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen. Auf der anderen Seite wollen wir auch unserem Ausbildungsauftrag gerecht werden. Trotz der Tabellensituation soll unsere Mannschaft ohne großen Druck Fußball spielen.

DFB.de: Warum hat es beim jüngsten 0:2 in Dresden nicht zu einem Punktgewinn gereicht?

Cherundolo: Es gibt solche Partien, in denen eine Mannschaft dominiert, aber das Tor nicht trifft. Der Gegner kommt einmal vor das Tor und nutzt seine Chance. So war es in der ersten Halbzeit des Dresden-Spiels und so ist es uns in dieser Saison schon häufiger ergangen.

DFB.de: Wo müssen Sie den Hebel ansetzen, damit es bergauf geht?

Cherundolo: Wenn ich in meiner Laufbahn eines gelernt habe, dann, dass es die schnelle Lösung nicht gibt. Stattdessen kommt es darauf an, akribisch in jedem Training an sich zu arbeiten. Gerade bei Rückständen agieren wir teilweise zu hektisch. In der Vorwärtsbewegung geht es darum, die Anzahl der Ballverluste herunterzuschrauben.

DFB.de: Die 34 Gegentreffer dürften Ihnen nicht gefallen, oder?

Cherundolo: Das ist die Folge unserer Spielweise. Wir spielen nach vorne, wollen Tore erzielen. Wir erarbeiten uns auch viele Chancen. Dass wir dabei hinten etwas anfällig sind, ist normal.

DFB.de: Nächster Gegner in der B-Junioren-Bundesliga ist heute der FC St. Pauli. Wie schätzen Sie die Hamburger ein?

Cherundolo: Das 2:2 in der Hinrunde war eine attraktive Begegnung zweier Mannschaften, die nach vorne spielen. So eine Ausrichtung erwarte ich erneut. Wir haben ein Heimspiel, wollen die drei Zähler unbedingt in Hannover halten. Ob wir dabei ein Tor mehr schießen oder eines weniger bekommen, ist mir unter dem Strich egal. (lacht)

DFB.de: Auffällig ist, dass Ihre Mannschaft erst einmal unentschieden gespielt hat. Entspricht das Ihrer Philosophie?

Cherundolo: Ich bin sicher ein Fan von Offensivspiel mit vielen Toren. Ich denke, dass so eine Ausrichtung die Entwicklung besonders fördert. Unsere Mannschaft soll kein Ergebnis verwalten. Vielleicht ist das eine Erklärung. Von einer Philosophie würde ich da nicht sprechen. Dafür bin ich auch noch nicht lange genug Trainer.

###more###

DFB.de: Auch die Profis müssen in der Bundesliga um den Klassenverbleib zittern. Beeinflusst das Ihre Mannschaft?

Cherundolo: Die erste Mannschaft ist das Aushängeschild eines Vereins und jeder wünscht sich, dass es dort gut läuft. Ich denke aber nicht, dass uns das beeinflusst. Dagegen spricht auch schon die geographische Distanz. Die Nachwuchsmannschaften trainieren an einem separaten Ort.

DFB.de: Wie sehr leiden Sie als Rekordspieler persönlich mit der ersten Mannschaft?

Cherundolo: Ich gebe zu, dass mich das alles andere als kalt lässt. Wenn es zeitlich machbar ist, bin ich bei den Bundesliga-Partien dabei, drücke die Daumen und gehe richtig mit.

DFB.de: Ihr Karriereende liegt gerade einmal zwei Jahre zurück. Verfallen Sie manchmal noch in Spieler-Gewohnheiten?

Cherundolo: Mittlerweile ticke ich im Kopf ganz anders als vor zwei Jahren. Zugegeben: Ich habe eine Zeit lang gebraucht, um mich umzustellen. Dieser Prozess ist aber abgeschlossen, auch wenn die Entwicklung als Trainer nie zu Ende ist. Mir macht es großen Spaß, die Verantwortung für eine Mannschaft zu haben. Im Training lasse ich es mir dennoch nicht nehmen, im Fußballkreis mitzukicken.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Trainer-Laufbahn gesteckt?

Cherundolo: Es geht für mich erst einmal darum, so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Hannover 96 hat mir da bereits einiges ermöglicht. Ich war Co-Trainer der ersten Mannschaft und der U 23 sowie "Chef" der U 15 und nun der U 17. Parallel zu meiner Trainertätigkeit möchte ich die Lizenzen sammeln und in letzter Instanz den Lehrgang zum Fußballlehrer besuchen. Ich habe mir keinen Karriereplan zurechtgelegt. Eines steht aber fest: Ich habe keine Angst vor Herausforderungen.

DFB.de: Sie sind seit rund 17 Jahren in Deutschland. Was hätten Sie im Vergleich zu den USA gerne geändert?

Cherundolo: Der Neidfaktor ist in Deutschland um ein Vielfaches ausgeprägter als in den Staaten. Auch mit dem Thema Inklusion gehen die US-Amerikaner viel lockerer um.

DFB.de: Von allen US-Amerikanern, die in der Bundesliga am Ball waren, haben Sie die meisten Einsätze. Wie stolz sind Sie darauf?

Cherundolo: Ich bin stolz auf meine gesamte Karriere. Es war so, dass ich immer versucht habe, auf dem Platz zu stehen. Auch angeschlagen habe ich auf die Zähne gebissen. Es freut mich selbstverständlich, dass viele Trainer der Meinung waren, dass ich auf meiner Position der beste Spieler im Kader war.

###more###