50 Jahre Bundesliga: Die Spielzeit 2006/2007

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2006/2007.

Die Saison nach der Weltmeisterschaft, die für den Fußball in Deutschland ein Geschenk war, begann merkwürdig zäh. Niemand stach heraus oder setzte sich ab. Am siebten Spieltag stürzte Hertha BSC vom ersten auf den neunten Platz, es war die engste Tabelle aller Zeiten. Die überbordende Begeisterung bei Fans und Medien stand im offensichtlichen Kontrast zu den Leistungen. Die Stars und Helden des Sommermärchens, bei dem Deutschland guter Dritter wurde, kamen schlecht aus den Startlöchern.

Das betraf besonders die Bayern, die in jener Saison nur am vierten Spieltag Tabellenführer waren. Apropos Tabellenführer: es durften diesmal so viele wie nie zuvor vorübergehend an die Spitze – sieben insgesamt. Am häufigsten die Schalker, die punktgleich hinter Herbstmeister Werder Bremen in die Winterpause gegangen waren. Als sie am 20. Spieltag das Gipfeltreffen im Weser-Stadion 2:0 gewannen, träumte ganz Schalke vom Titel. Zwischenzeitlich betrug der Vorsprung der Elf von Trainer Mirko Slomka sechs Punkte und noch am 32. Spieltag waren die Schalker vorne.

Dann kam der 12. Mai 2007, einer der dunkelsten Tage in der jüngeren Schalker Historie. Ausgerechnet Erzrivale Borussia Dortmund vermasselte ihnen die Tour, gewann das Derby mit 2:0 und wer es nicht mit Schalke hielt, konnte über das Fan-Plakat im BVB-Block herzlich lachen. "Nur gucken, nicht anfassen!", stand da neben der Zeichnung einer Meisterschale zu lesen. Eine Anspielung auf einen Werbespot mit Schalkes Manager Rudi Assauer.

Besonders herzlich lachten die, plötzlich ganz oben waren: der VfB Stuttgart kletterte an diesem vorletzten Spieltag erstmals in der Rückrunde auf den Spitzenplatz. Und den gaben die von Armin Veh trainierten Schwaben, die ihre letzten acht Spiele gewannen, nicht mehr her. Sie machten es zwar noch mal spannend gegen Bundesliga-Rückkehrer Energie Cottbus, der bis zur 63. Minute ein 1:1 hielt. Bis dahin war Schalke (2:1 gegen Bielefeld) Erster, aber dann traf der da noch weitgehend unbekannte Sami Khedira, der seine erste Bundesliga-Saison spielte. Wie Timo Hildebrand, Mario Gomez und Serdar Tasci kam er aus der eigenen Nachwuchsabteilung, die anno 2007 besonders große Früchte trug.

Wie 1984 und 1992 war der VfB ein Meister, den keiner auf dem Zettel hatte. Einer, den es immer dann geben kann, wenn die Bayern ein paar Probleme haben. 2006/07 hatten sie die im Überfluss und im Januar wurde der Architekt des Doppel-Doubles, Felix Magath entlassen. Über Nacht holten sie den erfolgreichsten Trainer der Bayern-Historie zurück: Ottmar Hitzfeld. Aber auch er konnte es nicht ändern, dass der FC Bayern die komplette Rückrunde auf Platz vier verbrachte und zur Strafe erstmals seit 1996 die Champions League verpasste.

Kapitän Oliver Kahn analysierte: "Es stellte sich dieses typische Phänomen ein: wir wurden zweimal Meister und Pokalsieger, wir hatten eine Riesen-Weltmeisterschaft, wie kann ich mich da noch auf die Bundesliga konzentrieren? Es war einfach eine Saison, in der nichts ging." Was blieb, war Trotz. Uli Hoeneß war "überzeugt, dass der nächste Meister wieder FC Bayern heißt." Dafür taten sie in der Sommerpause einiges.

Bemerkenswert an der Nach-WM-Saison war einmal mehr das sich schwunghaft drehende Trainer-Karussell. Borussia Dortmund entließ mit Bert van Marwijk und Jürgen Röber binnen drei Monaten gleich zwei Trainer. Auch Alemannia Aachen, das nach 37-jähriger Abstinenz nur auf Kurzbesuch war, verabschiedete zwei – mit dem feinen Unterschied, dass Dieter Hecking und Michael Frontzeck zurücktraten. Rücktritte waren überhaupt stark in Mode: auch Jupp Heynckes zog die Konsequenzen aus Gladbachs Talfahrt, die zum zweiten Abstieg führte, und Bielefelds Thomas von Heesen gingen von selbst.

Kurios: binnen 24 Stunden gab es zu Rückrundenstart gleich drei Trennungen (31. Januar/1. Februar). Darunter war HSV-Trainer Thomas Doll, der nur eins seiner 19 Spiele gewonnen hatte. Mainz 05 dagegen hielt Jürgen Klopp auch nach dem Abstieg die Treue. Sie waren schon ein etwas anderer Verein, als sie kamen und sie blieben es, als sie gingen. Klaus Augenthalers Vertrag in Wolfsburg wurde dagegen nach einer weiteren Zittersaison aufgelöst. Eine Woche vorher sicherte sich der Weltmeister noch einen Platz im Kuriositätenkabinett der Liga: vor dem Spiel in Aachen beantwortete er auf der Pressekonferenz seine eigenen Fragen. Kurz und knapp. 42 Sekunden dauerte die "Auge-Show", damit sie auch in jeden Bundesliga-Rückblick passt.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 44. BUNDESLIGASAISON

Tore: 837 (2,74 pro Spiel)
Torschützenkönig: Teofanis Gekas (VfL Bochum) 20
Zuschauer: 11.518.923 (37.644 pro Spiel)
Meister: VfB Stuttgart
Absteiger: FSV Mainz 05, Alemannia Aachen, Borussia Mönchengladbach
Aufsteiger: Karlsruher SC, Hansa Rostock, MSV Duisburg
Trainerentlassungen: 12
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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2006/2007.

Die Saison nach der Weltmeisterschaft, die für den Fußball in Deutschland ein Geschenk war, begann merkwürdig zäh. Niemand stach heraus oder setzte sich ab. Am siebten Spieltag stürzte Hertha BSC vom ersten auf den neunten Platz, es war die engste Tabelle aller Zeiten. Die überbordende Begeisterung bei Fans und Medien stand im offensichtlichen Kontrast zu den Leistungen. Die Stars und Helden des Sommermärchens, bei dem Deutschland guter Dritter wurde, kamen schlecht aus den Startlöchern.

Das betraf besonders die Bayern, die in jener Saison nur am vierten Spieltag Tabellenführer waren. Apropos Tabellenführer: es durften diesmal so viele wie nie zuvor vorübergehend an die Spitze – sieben insgesamt. Am häufigsten die Schalker, die punktgleich hinter Herbstmeister Werder Bremen in die Winterpause gegangen waren. Als sie am 20. Spieltag das Gipfeltreffen im Weser-Stadion 2:0 gewannen, träumte ganz Schalke vom Titel. Zwischenzeitlich betrug der Vorsprung der Elf von Trainer Mirko Slomka sechs Punkte und noch am 32. Spieltag waren die Schalker vorne.

Dann kam der 12. Mai 2007, einer der dunkelsten Tage in der jüngeren Schalker Historie. Ausgerechnet Erzrivale Borussia Dortmund vermasselte ihnen die Tour, gewann das Derby mit 2:0 und wer es nicht mit Schalke hielt, konnte über das Fan-Plakat im BVB-Block herzlich lachen. "Nur gucken, nicht anfassen!", stand da neben der Zeichnung einer Meisterschale zu lesen. Eine Anspielung auf einen Werbespot mit Schalkes Manager Rudi Assauer.

Besonders herzlich lachten die, plötzlich ganz oben waren: der VfB Stuttgart kletterte an diesem vorletzten Spieltag erstmals in der Rückrunde auf den Spitzenplatz. Und den gaben die von Armin Veh trainierten Schwaben, die ihre letzten acht Spiele gewannen, nicht mehr her. Sie machten es zwar noch mal spannend gegen Bundesliga-Rückkehrer Energie Cottbus, der bis zur 63. Minute ein 1:1 hielt. Bis dahin war Schalke (2:1 gegen Bielefeld) Erster, aber dann traf der da noch weitgehend unbekannte Sami Khedira, der seine erste Bundesliga-Saison spielte. Wie Timo Hildebrand, Mario Gomez und Serdar Tasci kam er aus der eigenen Nachwuchsabteilung, die anno 2007 besonders große Früchte trug.

Wie 1984 und 1992 war der VfB ein Meister, den keiner auf dem Zettel hatte. Einer, den es immer dann geben kann, wenn die Bayern ein paar Probleme haben. 2006/07 hatten sie die im Überfluss und im Januar wurde der Architekt des Doppel-Doubles, Felix Magath entlassen. Über Nacht holten sie den erfolgreichsten Trainer der Bayern-Historie zurück: Ottmar Hitzfeld. Aber auch er konnte es nicht ändern, dass der FC Bayern die komplette Rückrunde auf Platz vier verbrachte und zur Strafe erstmals seit 1996 die Champions League verpasste.

Kapitän Oliver Kahn analysierte: "Es stellte sich dieses typische Phänomen ein: wir wurden zweimal Meister und Pokalsieger, wir hatten eine Riesen-Weltmeisterschaft, wie kann ich mich da noch auf die Bundesliga konzentrieren? Es war einfach eine Saison, in der nichts ging." Was blieb, war Trotz. Uli Hoeneß war "überzeugt, dass der nächste Meister wieder FC Bayern heißt." Dafür taten sie in der Sommerpause einiges.

Bemerkenswert an der Nach-WM-Saison war einmal mehr das sich schwunghaft drehende Trainer-Karussell. Borussia Dortmund entließ mit Bert van Marwijk und Jürgen Röber binnen drei Monaten gleich zwei Trainer. Auch Alemannia Aachen, das nach 37-jähriger Abstinenz nur auf Kurzbesuch war, verabschiedete zwei – mit dem feinen Unterschied, dass Dieter Hecking und Michael Frontzeck zurücktraten. Rücktritte waren überhaupt stark in Mode: auch Jupp Heynckes zog die Konsequenzen aus Gladbachs Talfahrt, die zum zweiten Abstieg führte, und Bielefelds Thomas von Heesen gingen von selbst.

Kurios: binnen 24 Stunden gab es zu Rückrundenstart gleich drei Trennungen (31. Januar/1. Februar). Darunter war HSV-Trainer Thomas Doll, der nur eins seiner 19 Spiele gewonnen hatte. Mainz 05 dagegen hielt Jürgen Klopp auch nach dem Abstieg die Treue. Sie waren schon ein etwas anderer Verein, als sie kamen und sie blieben es, als sie gingen. Klaus Augenthalers Vertrag in Wolfsburg wurde dagegen nach einer weiteren Zittersaison aufgelöst. Eine Woche vorher sicherte sich der Weltmeister noch einen Platz im Kuriositätenkabinett der Liga: vor dem Spiel in Aachen beantwortete er auf der Pressekonferenz seine eigenen Fragen. Kurz und knapp. 42 Sekunden dauerte die "Auge-Show", damit sie auch in jeden Bundesliga-Rückblick passt.

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ZAHLEN UND FAKTEN DER 44. BUNDESLIGASAISON

Tore: 837 (2,74 pro Spiel)
Torschützenkönig: Teofanis Gekas (VfL Bochum) 20
Zuschauer: 11.518.923 (37.644 pro Spiel)
Meister: VfB Stuttgart
Absteiger: FSV Mainz 05, Alemannia Aachen, Borussia Mönchengladbach
Aufsteiger: Karlsruher SC, Hansa Rostock, MSV Duisburg
Trainerentlassungen: 12