50 Jahre Bundesliga: Die Spielzeit 2005/2006

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2005/2006.

Die 43. Saison stand im Zeichen der Vorfreude auf das krönende Ende, der Weltmeisterschaft in Deutschland. Die Bundesliga hatte sich für das Großereignis hübsch gemacht, gleich in elf der 18 Bundesliga-Stadien würden WM-Partien stattfinden, hinzu kam Leipzig. Die meisten Stadien waren längst fertig geworden, nur im Fritz Walter-Stadion wurden noch im WM-Jahr die letzten Schrauben gedreht. Darin lag eine gewisse Symbolik, in Kaiserslautern wurde die Begeisterung über die Besucher aus der weiten Fußballwelt getrübt: der FCK stieg 2006 zum zweiten Mal ab, wenn auch nicht als Letzter.

Das war dem überforderten MSV Duisburg beschieden, außerdem erwischte es bereits zum vierten Mal in einem Turnier-Jahr den 1. FC Köln nach 1998, 2002 und 2004). Auch die Kölner gönnten ihrem Publikum ein absolut erstligareifes Ambiente im WM-Stadion, nur die Mannschaft konnte da nicht mithalten. An den Zuschauerzahlen war die Talfahrt der "Geißböcke" nicht abzulesen. Eine Stadionauslastung von 94,2% bestätigte den Trend zum Event-Publikum, den die modernen Stadion auslösten.

Stadionauslastung liegt bei starken 82,07 Prozent

Ligaweit betrug die durchschnittliche Stadion-Auslastung sensationelle 82,07 Prozent. Auch dank der Bayern, die neben Schalke und Dortmund die Millionen-Besucher-Marke knackten – und das in einem kleineren Stadion. Aber das Olympiastadion, in den Siebzigern der große Beschleuniger ihres Aufschwungs, hatte seine besten Zeiten hinter sich. So bauten sich die Bayern zusammen mit Lokalrivale 1860 München für 340 Millionen Euro ein neues Stadion, die Allianz-Arena.

Der Einzug ins neue Heim hätte kaum besser verlaufen können: die Bayern verteidigten sogar das Double, was es in Deutschland noch nie gegeben hatte und meldeten 17-mal ausverkauft. Meist stimmte auch das sportliche Ergebnis, nur der HSV gewann in München. Die Hamburger sorgten auch im Hinspiel für etwas Spannung, als sie die längste Siegesserie der Bundesliga-Historie (15 Spiele seit März 2005) stoppten (2:0).

Überhaupt spielte der HSV eine starke Saison, vergab jedoch im letzten Spiel im Finale um Platz zwei gegen Werder Bremen (1:2) den direkten Einzug in die Champions League. Die Bayern hatten da bereits ihre Meisterfeier hinter sich, diesmal "erst" am 33. Spieltag nach einem eher schmucklosen 1:1 in Kaiserslautern. Der 20. Titel in der Meistersammlung der Bayern war kein besonderes Schmuckstück, nach dem Aus in der Champions League bei Inter Mailand (1:4 im Achtelfinale) machte sich gar Unzufriedenheit an der Säbener Straße breit.

Uli Hoeneß sagte: "Wir haben die Pflicht, in dieser Arena besseren Fußball zu zeigen." Nun aber ohne Michael Ballack, der zu Chelsea London ging. Luxussorgen einer Übermannschaft, deren Marsch durch die Saison zahlreiche Rekorde säumten: 14 Vorrundensiege bei 47 Punkten hatte es noch nie gegeben, ebenso wenig wie acht Auswärtssiege in Folge oder ein Kalenderjahr voller Heimsiege (16 in 16 Spielen anno 2005). Die Sorgen der Bayern hätten andere gerne gehabt.

Etwa die ambitionierten Wolfsburger, die zwar Anfang 2005 in Thomas Strunz einen Jung-Manager mit dem Bayern-Gen einstellten, aber trotzdem bis zum letzten Spieltag – längst ohne Strunz – um den Klassenerhalt zitterten. Den sicherten sich die "Wölfe" im Finale um Platz 16 gegen die Lauterer (2:2), die wie 1996 in Leverkusen einen Sieg gebraucht hätten. Auch diese Geschichte wiederholte sich also.

Duisburg trennt sich von "Kopfnuss-Meier"

Auch ein Duisburger Abstieg war kein Novum, selbst der Verschleiß von drei Trainern nicht. Doch die Art, auf die sich Norbert Meier selbst zu Fall brachte, die war originell und machte ihn bekannt. Im Heimspiel gegen Köln beendete er eine Debatte mit Gäste-Spieler Albert Streit mit einem Kopfstoß, spielte dann aber den Getroffenen und sackte zu Boden. Die Bilder enttarnten den Schwindel, den Meier auf der Pressekonferenz noch fortgesetzt hatte und so trennte sich der MSV von "Kopfnuss-Meier".

Es war wieder kein gutes Jahr für Trainer, zehn Kollegen gingen ebenfalls vorzeitig. Darunter auch "Wutredner" Giovanni Trapattoni (66), der in Stuttgart zwar mit verbesserten Deutschkenntnissen verblüffte, aber einfach nicht genug Punkte sammelte. Ein anderer rettete die Ehre der Trainer der alten Schule, die es in Zeiten eines Klopp, Rangnick oder Slomka immer schwerer hatten: Hans Meyer stieg mit 63 in Nürnberg ein und erledigte wie 2004 in Berlin seinen Retter-Auftrag mit Auszeichnung. Der "Club" blieb drin und wurde in der Rückrundentabelle stolzer Vierter. Die Stimmung im WM-Standort Nürnberg war gerettet, das Sommermärchen konnte beginnen.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 43. BUNDESLIGASAISON

Tore: 861 (2,81 pro Spiel)
Torschützenkönig: Miroslav Klose (Werder Bremen) 25
Zuschauer: 11.686.554 (38.191 pro Spiel) - Rekord
Meister: Bayern München
Absteiger: 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Köln, MSV Duisburg
Aufsteiger: Alemannia Aachen, VfL Bochum, Energie Cottbus
Trainerentlassungen: 11
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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2005/2006.

Die 43. Saison stand im Zeichen der Vorfreude auf das krönende Ende, der Weltmeisterschaft in Deutschland. Die Bundesliga hatte sich für das Großereignis hübsch gemacht, gleich in elf der 18 Bundesliga-Stadien würden WM-Partien stattfinden, hinzu kam Leipzig. Die meisten Stadien waren längst fertig geworden, nur im Fritz Walter-Stadion wurden noch im WM-Jahr die letzten Schrauben gedreht. Darin lag eine gewisse Symbolik, in Kaiserslautern wurde die Begeisterung über die Besucher aus der weiten Fußballwelt getrübt: der FCK stieg 2006 zum zweiten Mal ab, wenn auch nicht als Letzter.

Das war dem überforderten MSV Duisburg beschieden, außerdem erwischte es bereits zum vierten Mal in einem Turnier-Jahr den 1. FC Köln nach 1998, 2002 und 2004). Auch die Kölner gönnten ihrem Publikum ein absolut erstligareifes Ambiente im WM-Stadion, nur die Mannschaft konnte da nicht mithalten. An den Zuschauerzahlen war die Talfahrt der "Geißböcke" nicht abzulesen. Eine Stadionauslastung von 94,2% bestätigte den Trend zum Event-Publikum, den die modernen Stadion auslösten.

Stadionauslastung liegt bei starken 82,07 Prozent

Ligaweit betrug die durchschnittliche Stadion-Auslastung sensationelle 82,07 Prozent. Auch dank der Bayern, die neben Schalke und Dortmund die Millionen-Besucher-Marke knackten – und das in einem kleineren Stadion. Aber das Olympiastadion, in den Siebzigern der große Beschleuniger ihres Aufschwungs, hatte seine besten Zeiten hinter sich. So bauten sich die Bayern zusammen mit Lokalrivale 1860 München für 340 Millionen Euro ein neues Stadion, die Allianz-Arena.

Der Einzug ins neue Heim hätte kaum besser verlaufen können: die Bayern verteidigten sogar das Double, was es in Deutschland noch nie gegeben hatte und meldeten 17-mal ausverkauft. Meist stimmte auch das sportliche Ergebnis, nur der HSV gewann in München. Die Hamburger sorgten auch im Hinspiel für etwas Spannung, als sie die längste Siegesserie der Bundesliga-Historie (15 Spiele seit März 2005) stoppten (2:0).

Überhaupt spielte der HSV eine starke Saison, vergab jedoch im letzten Spiel im Finale um Platz zwei gegen Werder Bremen (1:2) den direkten Einzug in die Champions League. Die Bayern hatten da bereits ihre Meisterfeier hinter sich, diesmal "erst" am 33. Spieltag nach einem eher schmucklosen 1:1 in Kaiserslautern. Der 20. Titel in der Meistersammlung der Bayern war kein besonderes Schmuckstück, nach dem Aus in der Champions League bei Inter Mailand (1:4 im Achtelfinale) machte sich gar Unzufriedenheit an der Säbener Straße breit.

Uli Hoeneß sagte: "Wir haben die Pflicht, in dieser Arena besseren Fußball zu zeigen." Nun aber ohne Michael Ballack, der zu Chelsea London ging. Luxussorgen einer Übermannschaft, deren Marsch durch die Saison zahlreiche Rekorde säumten: 14 Vorrundensiege bei 47 Punkten hatte es noch nie gegeben, ebenso wenig wie acht Auswärtssiege in Folge oder ein Kalenderjahr voller Heimsiege (16 in 16 Spielen anno 2005). Die Sorgen der Bayern hätten andere gerne gehabt.

Etwa die ambitionierten Wolfsburger, die zwar Anfang 2005 in Thomas Strunz einen Jung-Manager mit dem Bayern-Gen einstellten, aber trotzdem bis zum letzten Spieltag – längst ohne Strunz – um den Klassenerhalt zitterten. Den sicherten sich die "Wölfe" im Finale um Platz 16 gegen die Lauterer (2:2), die wie 1996 in Leverkusen einen Sieg gebraucht hätten. Auch diese Geschichte wiederholte sich also.

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Duisburg trennt sich von "Kopfnuss-Meier"

Auch ein Duisburger Abstieg war kein Novum, selbst der Verschleiß von drei Trainern nicht. Doch die Art, auf die sich Norbert Meier selbst zu Fall brachte, die war originell und machte ihn bekannt. Im Heimspiel gegen Köln beendete er eine Debatte mit Gäste-Spieler Albert Streit mit einem Kopfstoß, spielte dann aber den Getroffenen und sackte zu Boden. Die Bilder enttarnten den Schwindel, den Meier auf der Pressekonferenz noch fortgesetzt hatte und so trennte sich der MSV von "Kopfnuss-Meier".

Es war wieder kein gutes Jahr für Trainer, zehn Kollegen gingen ebenfalls vorzeitig. Darunter auch "Wutredner" Giovanni Trapattoni (66), der in Stuttgart zwar mit verbesserten Deutschkenntnissen verblüffte, aber einfach nicht genug Punkte sammelte. Ein anderer rettete die Ehre der Trainer der alten Schule, die es in Zeiten eines Klopp, Rangnick oder Slomka immer schwerer hatten: Hans Meyer stieg mit 63 in Nürnberg ein und erledigte wie 2004 in Berlin seinen Retter-Auftrag mit Auszeichnung. Der "Club" blieb drin und wurde in der Rückrundentabelle stolzer Vierter. Die Stimmung im WM-Standort Nürnberg war gerettet, das Sommermärchen konnte beginnen.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 43. BUNDESLIGASAISON

Tore: 861 (2,81 pro Spiel)
Torschützenkönig: Miroslav Klose (Werder Bremen) 25
Zuschauer: 11.686.554 (38.191 pro Spiel) - Rekord
Meister: Bayern München
Absteiger: 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Köln, MSV Duisburg
Aufsteiger: Alemannia Aachen, VfL Bochum, Energie Cottbus
Trainerentlassungen: 11