50 Jahre Bundesliga: Die Spielzeit 2002/2003

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2002/2003.

Die Bundesliga ging in eine Jubiläumssaison, es war das 40. Jahr. Während die Zuschauer für einen würdigen Rahmen sorgten und auch dank des sensationellen WM-Finaleinzugs der Nationalelf erstmals die Zehn-Millionen-Marke genommen wurde, sprühten die Profis nicht gerade vor Spielfreude. Nur einmal fielen weniger Tore als 2002/2003, und nie wurde der Meistertitel früher vergeben.

"Weißes Ballett" praktisch konkurrenzlos

Am 30. Spieltag hatte Ottmar Hitzfeld seine Bayern schon zum vierten Mal in nunmehr fünf Dienstjahren aufs Siegerpodest gehievt. Für seine Ära galt: Entweder machten es die Bayern unerträglich spannend wie 2000 und 2001 oder unerträglich langweilig wie 1999 und 2003.

Mit den Leverkusen-Importen Michael Ballack und Ze Roberto schwebten sie über den Dingen; Bayerns Spiel hatte im Jahr eins nach Stefan Effenberg eine selten gesehene Leichtigkeit - man sprach vom "weißen Ballett" -, zu der Riesentalent Sebastian Deisler wegen Verletzung vorerst nur wenig beitragen konnte. Es ging auch ohne den Jung-Nationalspieler. In Ermangelung echter Verfolger durfte der FCB schon am 26. April nach einem 2:0 in Wolfsburg feiern. Zwischenzeitlich betrug der Vorsprung 18 Punkte, am Ende waren es 16. Ein Rekord - für die Ewigkeit?

Auf einen Faktor für seine Dominanz hätte der Rekordmeister gut verzichten können: Erstmals schied er schon in der Vorrunde der Champions League aus. So konnte er sich ganz auf die nationalen Aufgaben konzentrieren: Im Mai schaffte Bayern nach einem außerordentlich einseitigen DFB-Pokalfinale gegen Kaiserslautern (3:1) auch das Double.

Dortmunder Unentschieden mit Langzeitfolgen

Aber es gab noch andere Gewinner in der Jubiläumssaison. Felix Magath führte den VfB Stuttgart mit seinen "jungen Wilden" um Timo Hildebrand und Kevin Kuranyi auf direktem Wege in die Champions League und bewies seine Befähigung für höhere Aufgaben. Die Bayern registrierten das sehr genau…

Die Aufsteiger Hannover 96 und der VfL Bochum schafften den Klassenverbleib, und der HSV erreichte neben Hertha BSC den UEFA-Cup. Da wollte eigentlich auch der VfL Wolfsburg hin und holte sich im Sommerschlussverkauf Stefan Effenberg. Der Leit-Wolf der Wölfe suchte allerdings nach einer Kontroverse mit Trainer Jürgen Röber über Nacht das Weite.

Auffällig in negativer Hinsicht waren zwei andere ambitionierte Klubs. Meister Borussia Dortmund konnte nicht an das Vorjahr anknüpfen und verspielte im letzten Saisonspiel gegen Absteiger Energie Cottbus (1:1) den zweiten Platz, der für die Champions League gereicht hätte. Die anschließende Qualifikation gegen den FC Brügge verloren die Borussen, womit sich eine Lawine löste, unter der der Klub zu ersticken drohte - sie hatten schlicht über ihre Verhältnisse gelebt.

Leverkusen zittert bis zum Ende um Klassenverbleib

Auch Bayer Leverkusen enttäuschte. In einer der katastrophalsten Spielzeiten des Werksklubs ging es für den Champions-League-Teilnehmer bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg. Den verhinderte mit Klaus Augenthaler erst der dritte Trainer der Saison, ausgerechnet dort, wo er selbst vier Wochen zuvor noch gearbeitet hatte - in Nürnberg. Der Club stieg wieder mal in den Fahrstuhl und nahm Aufsteiger Bielefeld und Energie Cottbus mit.

Die Lausitzer beendeten ihre dreijährige Bundesliga-Ära immerhin mit dem Verdienst, nie den Trainer entlassen zu haben. Eduard Geyer, der Macher des Spreewald-Wunders, erfuhr etwas Seltenes im 40. Bundesliga-Jahr: Dankbarkeit.

Nicht jeder bekam den Abschied, den er verdiente. 2003 war der Sommer der prominenten Aussteiger: Krassimir Balakov, Stefan Effenberg, Thomas Häßler, Ulf Kirsten und Mario Basler gingen der Bundesliga verloren. Weniger Typen, weniger Tore - aber immer mehr Zuschauer. Die Bundesliga, mittlerweile unter der Ägide ihrer eigenen GmbH, der Deutschen Fußball-Liga (DFL), wurde an der Schwelle zum fünften Jahrzehnt zum Selbstläufer.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 40. BUNDESLIGASAISON

Tore: 821 (2,68 pro Spiel)
Torschützenkönige: Giovane Elber (Bayern München), Thomas Christiansen (VfL Bochum) - je 21
Zuschauer: 10.165.568 (33.221 pro Spiel) - Rekord
Meister: Bayern München
Absteiger: Arminia Bielefeld, 1. FC Nürnberg, Energie Cottbus
Aufsteiger: Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln, SC Freiburg
Trainerentlassungen: 8
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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2002/2003.

Die Bundesliga ging in eine Jubiläumssaison, es war das 40. Jahr. Während die Zuschauer für einen würdigen Rahmen sorgten und auch dank des sensationellen WM-Finaleinzugs der Nationalelf erstmals die Zehn-Millionen-Marke genommen wurde, sprühten die Profis nicht gerade vor Spielfreude. Nur einmal fielen weniger Tore als 2002/2003, und nie wurde der Meistertitel früher vergeben.

"Weißes Ballett" praktisch konkurrenzlos

Am 30. Spieltag hatte Ottmar Hitzfeld seine Bayern schon zum vierten Mal in nunmehr fünf Dienstjahren aufs Siegerpodest gehievt. Für seine Ära galt: Entweder machten es die Bayern unerträglich spannend wie 2000 und 2001 oder unerträglich langweilig wie 1999 und 2003.

Mit den Leverkusen-Importen Michael Ballack und Ze Roberto schwebten sie über den Dingen; Bayerns Spiel hatte im Jahr eins nach Stefan Effenberg eine selten gesehene Leichtigkeit - man sprach vom "weißen Ballett" -, zu der Riesentalent Sebastian Deisler wegen Verletzung vorerst nur wenig beitragen konnte. Es ging auch ohne den Jung-Nationalspieler. In Ermangelung echter Verfolger durfte der FCB schon am 26. April nach einem 2:0 in Wolfsburg feiern. Zwischenzeitlich betrug der Vorsprung 18 Punkte, am Ende waren es 16. Ein Rekord - für die Ewigkeit?

Auf einen Faktor für seine Dominanz hätte der Rekordmeister gut verzichten können: Erstmals schied er schon in der Vorrunde der Champions League aus. So konnte er sich ganz auf die nationalen Aufgaben konzentrieren: Im Mai schaffte Bayern nach einem außerordentlich einseitigen DFB-Pokalfinale gegen Kaiserslautern (3:1) auch das Double.

Dortmunder Unentschieden mit Langzeitfolgen

Aber es gab noch andere Gewinner in der Jubiläumssaison. Felix Magath führte den VfB Stuttgart mit seinen "jungen Wilden" um Timo Hildebrand und Kevin Kuranyi auf direktem Wege in die Champions League und bewies seine Befähigung für höhere Aufgaben. Die Bayern registrierten das sehr genau…

Die Aufsteiger Hannover 96 und der VfL Bochum schafften den Klassenverbleib, und der HSV erreichte neben Hertha BSC den UEFA-Cup. Da wollte eigentlich auch der VfL Wolfsburg hin und holte sich im Sommerschlussverkauf Stefan Effenberg. Der Leit-Wolf der Wölfe suchte allerdings nach einer Kontroverse mit Trainer Jürgen Röber über Nacht das Weite.

Auffällig in negativer Hinsicht waren zwei andere ambitionierte Klubs. Meister Borussia Dortmund konnte nicht an das Vorjahr anknüpfen und verspielte im letzten Saisonspiel gegen Absteiger Energie Cottbus (1:1) den zweiten Platz, der für die Champions League gereicht hätte. Die anschließende Qualifikation gegen den FC Brügge verloren die Borussen, womit sich eine Lawine löste, unter der der Klub zu ersticken drohte - sie hatten schlicht über ihre Verhältnisse gelebt.

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Leverkusen zittert bis zum Ende um Klassenverbleib

Auch Bayer Leverkusen enttäuschte. In einer der katastrophalsten Spielzeiten des Werksklubs ging es für den Champions-League-Teilnehmer bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg. Den verhinderte mit Klaus Augenthaler erst der dritte Trainer der Saison, ausgerechnet dort, wo er selbst vier Wochen zuvor noch gearbeitet hatte - in Nürnberg. Der Club stieg wieder mal in den Fahrstuhl und nahm Aufsteiger Bielefeld und Energie Cottbus mit.

Die Lausitzer beendeten ihre dreijährige Bundesliga-Ära immerhin mit dem Verdienst, nie den Trainer entlassen zu haben. Eduard Geyer, der Macher des Spreewald-Wunders, erfuhr etwas Seltenes im 40. Bundesliga-Jahr: Dankbarkeit.

Nicht jeder bekam den Abschied, den er verdiente. 2003 war der Sommer der prominenten Aussteiger: Krassimir Balakov, Stefan Effenberg, Thomas Häßler, Ulf Kirsten und Mario Basler gingen der Bundesliga verloren. Weniger Typen, weniger Tore - aber immer mehr Zuschauer. Die Bundesliga, mittlerweile unter der Ägide ihrer eigenen GmbH, der Deutschen Fußball-Liga (DFL), wurde an der Schwelle zum fünften Jahrzehnt zum Selbstläufer.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 40. BUNDESLIGASAISON

Tore: 821 (2,68 pro Spiel)
Torschützenkönige: Giovane Elber (Bayern München), Thomas Christiansen (VfL Bochum) - je 21
Zuschauer: 10.165.568 (33.221 pro Spiel) - Rekord
Meister: Bayern München
Absteiger: Arminia Bielefeld, 1. FC Nürnberg, Energie Cottbus
Aufsteiger: Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln, SC Freiburg
Trainerentlassungen: 8