50 Jahre Bundesliga: Die Spielzeit 1979/1980

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras für noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 1979/1980.

Für den deutschen Fußball hätten die Achtziger kaum besser beginnen können. Die Nationalmannschaft wurde in Rom Europameister, Eintracht Frankfurt UEFA-Cup-Sieger und der HSV erreichte das Landesmeister-Finale, wo er gegen Nottingham Forest 0:1 unterlag. Im UEFA-Pokal feierte die Bundesliga einen einmaligen Triumph: im Halbfinale war sie unter sich. Neben der Eintracht hatten Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und die Münchner Bayern alle internationalen Hürden genommen.

Ein eindrucksvoller Beweis für die Stärke der Liga, aus deren Mitte unaufhörlich neue Stars ins Rampenlicht rückten. Wie der 20 Jahre alte Kölner Spielmacher Bernd Schuster, sein Stuttgarter Pendant Hansi Müller (22) oder dessen 21 Jahre alter Teamkollege, der kommende Weltklasse-Vorstopper Karl-Heinz Förster (VfB Stuttgart). Sie alle bestätigten ihre Leistungen bei der EM in Rom, als Jupp Derwall mit der jüngsten Mannschaft des Turniers den Pokal holte.

Bayern nach sechs Jahren wieder Meister

Der Kampf um die Meisterschale ging in jenen Tagen in eine neue Phase. Hieß es in den Siebzigern lange stets Bayern oder Gladbach, so rivalisierten nun vier Jahre lang die wieder erstarkten Bayern und der HSV, der 1979 erstmals in der Bundesliga Meister geworden war. 1980 aber waren die Bayern dran. Geführt vom letzten Verbliebenen aus dem Sextett der 74er-Weltmeister, Paul Breitner (der freilich erst 1978 zurückgekehrt war), und dem neuen Stürmer-Star Karl-Heinz Rummenigge, holten sie am 34. Spieltag mit einem 2:1 gegen Absteiger Eintracht Braunschweig die Schale nach München zurück. Sechs Jahre hatten die Fans auf die sechste Meisterschaft warten müssen.

Dass gleich am Anfang der Ära des jüngsten Bundesliga-Managers aller Zeiten, dem am Saisonende gerade 28-jährigen Uli Hoeneß, klappte, war ein gutes Omen für die Zukunft des Rekordmeisters in spe. Uli Hoeneß traf auf Anhieb die richtigen Entscheidungen und schloss sogar Lücken, die eigentlich nicht zu schließen waren. Sein Bruder Dieter war kein Gerd Müller, aber der Stuttgart-Import schoss auf Anhieb 16 Treffer.

Walter Junghans war kein Sepp Maier, aber keiner kassierte 1979/1980 weniger Gegentore (33). Eine weitgehend glamourfreie Mannschaft mit Spielern wie Wolfgang Dremmler (aus Braunschweig), Libero Hanne Weiner, Verteidiger Udo Horsmann und Dauerrenner Bernd Dürnberger ordnete sich den einzigen Nationalspielern Breitner und Rummenigge, vom Boulevard "Breitnigge" getauft, unter.

Dreifachbelastung des HSV fordert Tribut

In dieser Konstellation konnte auch der Ungar Pal Csernai, vom Co- zum Cheftrainer aufgerückt, walten. Rummenigge erklärte noch nach Karriereende Csernai zu seinem besten Trainer überhaupt. Das "Pal-System", eines der ersten 4-4-2-Systeme im deutschen Fußball, etablierte die Raumdeckung und trug auf Anhieb Früchte. Noch ein scheinbar banales Detail: Csernai legte viel Wert auf Stretching, der FC Bayern hatte das ganze Jahr über keine Muskelverletzungen.

Trotzdem hätte der HSV beinahe seinen Titel verteidigt, doch die Dreifachbelastung der Nationalspieler – Manfred Kaltz, Felix Magath und Horst Hrubesch – forderte ihren Tribut. Am vorletzten Spieltag stolperte die Elf von Branko Zebec, bis dahin Tabellenführer, bei Aufsteiger Bayer Leverkusen, der die Bayern quasi zum Meister machte.

Womit weitere Saisongewinner zu nennen wären: Neben Leverkusen schafften auch das zweite Werksteam von Bayer, Uerdingen 05, und der TSV 1860 München den Klassenverbleib. Ein krasser Kontrast zum Vorjahr, als alle Aufsteiger direkt wieder abstiegen.

Höchstwert bei Trainerentlassungen

Diesmal erwischte es alle Etablierten, die mit B anfingen. Berlin, Braunschweig und erstmals auch Bremen. Schwacher Trost für die Hertha: mit 29 Punkten war sie der beste Absteiger aller Zeiten, Bayer Uerdingen war ihr nur um zwei Tore voraus.

Für die Trainer-Gilde war es kein gutes Jahr, zehn vorzeitige Trennungen setzten einen neuen Höchstwert im Jahr, in dem die Bundesliga Europa regierte.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 17. BUNDESLIGASAISON

Tore: 1023 (3,34 pro Spiel)
Torschützenkönig: Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München/26)
Zuschauer: 7.045.940 (23.026 pro Spiel)
Meister: Bayern München
Absteiger: Hertha BSC, Werder Bremen, Eintracht Braunschweig
Aufsteiger: 1. FC Nürnberg, Arminia Bielefeld, Karlsruher SC
Trainerentlassungen: 10

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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras für noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 1979/1980.

Für den deutschen Fußball hätten die Achtziger kaum besser beginnen können. Die Nationalmannschaft wurde in Rom Europameister, Eintracht Frankfurt UEFA-Cup-Sieger und der HSV erreichte das Landesmeister-Finale, wo er gegen Nottingham Forest 0:1 unterlag. Im UEFA-Pokal feierte die Bundesliga einen einmaligen Triumph: im Halbfinale war sie unter sich. Neben der Eintracht hatten Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und die Münchner Bayern alle internationalen Hürden genommen.

Ein eindrucksvoller Beweis für die Stärke der Liga, aus deren Mitte unaufhörlich neue Stars ins Rampenlicht rückten. Wie der 20 Jahre alte Kölner Spielmacher Bernd Schuster, sein Stuttgarter Pendant Hansi Müller (22) oder dessen 21 Jahre alter Teamkollege, der kommende Weltklasse-Vorstopper Karl-Heinz Förster (VfB Stuttgart). Sie alle bestätigten ihre Leistungen bei der EM in Rom, als Jupp Derwall mit der jüngsten Mannschaft des Turniers den Pokal holte.

Bayern nach sechs Jahren wieder Meister

Der Kampf um die Meisterschale ging in jenen Tagen in eine neue Phase. Hieß es in den Siebzigern lange stets Bayern oder Gladbach, so rivalisierten nun vier Jahre lang die wieder erstarkten Bayern und der HSV, der 1979 erstmals in der Bundesliga Meister geworden war. 1980 aber waren die Bayern dran. Geführt vom letzten Verbliebenen aus dem Sextett der 74er-Weltmeister, Paul Breitner (der freilich erst 1978 zurückgekehrt war), und dem neuen Stürmer-Star Karl-Heinz Rummenigge, holten sie am 34. Spieltag mit einem 2:1 gegen Absteiger Eintracht Braunschweig die Schale nach München zurück. Sechs Jahre hatten die Fans auf die sechste Meisterschaft warten müssen.

Dass gleich am Anfang der Ära des jüngsten Bundesliga-Managers aller Zeiten, dem am Saisonende gerade 28-jährigen Uli Hoeneß, klappte, war ein gutes Omen für die Zukunft des Rekordmeisters in spe. Uli Hoeneß traf auf Anhieb die richtigen Entscheidungen und schloss sogar Lücken, die eigentlich nicht zu schließen waren. Sein Bruder Dieter war kein Gerd Müller, aber der Stuttgart-Import schoss auf Anhieb 16 Treffer.

Walter Junghans war kein Sepp Maier, aber keiner kassierte 1979/1980 weniger Gegentore (33). Eine weitgehend glamourfreie Mannschaft mit Spielern wie Wolfgang Dremmler (aus Braunschweig), Libero Hanne Weiner, Verteidiger Udo Horsmann und Dauerrenner Bernd Dürnberger ordnete sich den einzigen Nationalspielern Breitner und Rummenigge, vom Boulevard "Breitnigge" getauft, unter.

Dreifachbelastung des HSV fordert Tribut

In dieser Konstellation konnte auch der Ungar Pal Csernai, vom Co- zum Cheftrainer aufgerückt, walten. Rummenigge erklärte noch nach Karriereende Csernai zu seinem besten Trainer überhaupt. Das "Pal-System", eines der ersten 4-4-2-Systeme im deutschen Fußball, etablierte die Raumdeckung und trug auf Anhieb Früchte. Noch ein scheinbar banales Detail: Csernai legte viel Wert auf Stretching, der FC Bayern hatte das ganze Jahr über keine Muskelverletzungen.

Trotzdem hätte der HSV beinahe seinen Titel verteidigt, doch die Dreifachbelastung der Nationalspieler – Manfred Kaltz, Felix Magath und Horst Hrubesch – forderte ihren Tribut. Am vorletzten Spieltag stolperte die Elf von Branko Zebec, bis dahin Tabellenführer, bei Aufsteiger Bayer Leverkusen, der die Bayern quasi zum Meister machte.

Womit weitere Saisongewinner zu nennen wären: Neben Leverkusen schafften auch das zweite Werksteam von Bayer, Uerdingen 05, und der TSV 1860 München den Klassenverbleib. Ein krasser Kontrast zum Vorjahr, als alle Aufsteiger direkt wieder abstiegen.

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Höchstwert bei Trainerentlassungen

Diesmal erwischte es alle Etablierten, die mit B anfingen. Berlin, Braunschweig und erstmals auch Bremen. Schwacher Trost für die Hertha: mit 29 Punkten war sie der beste Absteiger aller Zeiten, Bayer Uerdingen war ihr nur um zwei Tore voraus.

Für die Trainer-Gilde war es kein gutes Jahr, zehn vorzeitige Trennungen setzten einen neuen Höchstwert im Jahr, in dem die Bundesliga Europa regierte.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 17. BUNDESLIGASAISON

Tore: 1023 (3,34 pro Spiel)
Torschützenkönig: Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München/26)
Zuschauer: 7.045.940 (23.026 pro Spiel)
Meister: Bayern München
Absteiger: Hertha BSC, Werder Bremen, Eintracht Braunschweig
Aufsteiger: 1. FC Nürnberg, Arminia Bielefeld, Karlsruher SC
Trainerentlassungen: 10