50 Jahre Bundesliga: Die Saison 1994/1995

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 1994/1995.

Auch wenn die Nationalmannschaft bei der WM in den USA ihren Titel verlor und im Viertelfinale scheiterte - die Bundesliga war plötzlich gefragter denn je. Das ließ sich nicht nur an den Zuschauerzahlen ablesen, die einen absoluten Rekord auswiesen: 27.702 Menschen sahen ein durchschnittliches Bundesligaspiel, der Rekord von 1964/1965 war gebrochen.

Nein, man sah es auch auf der Transferliste. Im Sommer 1994 setzte eine Rückreisewelle großer Stars aus dem Süden ein: Mit Thomas Häßler (von Rom nach Karlsruhe), Andreas Möller (Turin/Dortmund) und Rudi Völler (Marseille/Leverkusen) kamen drei Weltmeister zurück. Auch die Rückkehr Stefan Effenbergs an den Bökelberg machte die Liga interessanter.

Trapattoni wird erster italienischer Trainer der Bundesliga

Am interessantesten war natürlich die ewig junge Frage nach dem Meister. Bayern wollte den Titel verteidigen und griff tief in die Tasche: Im Tor begann die Ära Oliver Kahn, mit dem Schweizer Alain Sutter und dem Franzosen Jean-Pierre Papin kamen namhafte Ausländer - und auch auf der Bank wurde kein Deutsch gesprochen. Giovanni Trapattoni war der erste italienische Trainer der Bundesliga. Zunächst mäßig erfolgreich, die Bayern hatten spätestens nach "Traps" kuriosen Wechselfehler in Frankfurt, als im April ein Amateur zuviel eingesetzt und aus einem 5:2 ein 0:2 wurde, nichts mehr mit der Meisterschaft zu tun.

Um die schlug sich bis zuletzt ein Trio, das in der Konstellation keiner auf der Rechnung hatte. Zwei von ihnen hatten es im Vorjahr nicht mal in den UEFA-Cup geschafft: der SC Freiburg und Werder Bremen. Der Dritte im Bunde, Borussia Dortmund, setzte sich schließlich durch. Der BVB spielte nach Punkten die beste Hinrunde einer Mannschaft seit 29 Jahren, als 1860 München Herbstmeister wurde. 28:6 Punkte.

Weil Dortmund das Niveau in der Rückserie nicht halten konnte und 13 Punkte abgab, wäre um ein Haar Werder Bremen Meister geworden. Doch dann verlor Werder in Schalke, wo auf der Geschäftsstelle plötzlich Danke-Faxschreiben aus Dortmund eintrudelten. Fraglos absolute Raritäten.

Dortmunder Investitionen zahlen sich aus

Dass Werder Meister wurde, verhinderte letztlich pikanterweise ausgerechnet Rehhagels künftige Mannschaft. Es war ein seltsamer Willkommensgruß, den die Bayern Rehhagel am 10. Juni 1995 im Olympiastadion bereiteten. Werder war Tabellenführer mit einem Punkt Vorsprung vor dem BVB, der den HSV empfing. Bayern wollte wenigstens noch in den UEFA-Cup und hatte nichts zu verschenken. Der Rekordmeister bot seine beste Saisonleistung, schlug Werder 3:1 - und machte Borussia zum Meister. Erstmals in der Bundesliga.

BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld konnte nach dem 2:0 über den HSV seine Tränen nicht zurückhalten und der Vorstand atmete auf: 14 Millionen Mark hatte er in den Titeltraum investiert, nun winkten die Millionen in der Champions League. In der durften damals übrigens nur die Meister spielen. Werder, die Freiburger Sensationsmannschaft, Kaiserslautern und die Bayern kamen in den UEFA-Cup, wobei die großen Bayern die Hintertür nahmen: Weil der Fünfte Mönchengladbach Pokalsieger wurde, reichte Platz sechs.

Bernd Schuster erzielt das Tor des Jahres

Bayer Leverkusen konnte auch der alternde Star Bernd Schuster nicht in den UEFA-Pokal helfen, mit seinem Weitschusstreffer gegen Frankfurt schrieb er im August trotzdem Geschichte: Es wurde das Tor des Jahres 1994.

Fußballer des Jahres wurde folgerichtig der Meister beim Meister: Matthias Sammer, der die beste Saison seiner Karriere spielte und den Libero neu erfand. Stürmischer ist wohl nie einer gewesen. Auch der Buhmann des Jahres trug Schwarz-Gelb, wenngleich er nicht gewählt wurde. Aber mit seiner Schwalbe an Ostern, die Elfmeter und Punkte gegen den KSC brachte, kürte sich Andreas Möller quasi selbst. Der DFB bestrafte den Nationalspieler angemessen: zwei Spiele Sperre und 10.000 Mark Geldstrafe.

Weit härter wurde Dynamo Dresden bestraft. Sportlich überfordert, stiegen die Sachsen im vierten Jahr ab. Weil sie bei der Lizenzierung geschummelt hatten, fielen sie dann aber gleich zwei Klassen tiefer. Aber auch im kommenden Jahr sollte der Osten nicht zusehen müssen: Hansa Rostock kam zurück.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 32. BUNDESLIGASAISON

Tore: 918 (3,0 pro Spiel)
Torschützenkönige: Mario Basler (Werder Bremen), Heiko Herrlich (Mönchengladbach) - je 20
Zuschauer: 8.476.885 (27.702 pro Spiel) - Rekordschnitt
Meister: Borussia Dortmund
Absteiger: VfL Bochum, MSV Duisburg, Dynamo Dresden
Aufsteiger: Hansa Rostock, FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf
Trainerentlassungen: 7
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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 1994/1995.

Auch wenn die Nationalmannschaft bei der WM in den USA ihren Titel verlor und im Viertelfinale scheiterte - die Bundesliga war plötzlich gefragter denn je. Das ließ sich nicht nur an den Zuschauerzahlen ablesen, die einen absoluten Rekord auswiesen: 27.702 Menschen sahen ein durchschnittliches Bundesligaspiel, der Rekord von 1964/1965 war gebrochen.

Nein, man sah es auch auf der Transferliste. Im Sommer 1994 setzte eine Rückreisewelle großer Stars aus dem Süden ein: Mit Thomas Häßler (von Rom nach Karlsruhe), Andreas Möller (Turin/Dortmund) und Rudi Völler (Marseille/Leverkusen) kamen drei Weltmeister zurück. Auch die Rückkehr Stefan Effenbergs an den Bökelberg machte die Liga interessanter.

Trapattoni wird erster italienischer Trainer der Bundesliga

Am interessantesten war natürlich die ewig junge Frage nach dem Meister. Bayern wollte den Titel verteidigen und griff tief in die Tasche: Im Tor begann die Ära Oliver Kahn, mit dem Schweizer Alain Sutter und dem Franzosen Jean-Pierre Papin kamen namhafte Ausländer - und auch auf der Bank wurde kein Deutsch gesprochen. Giovanni Trapattoni war der erste italienische Trainer der Bundesliga. Zunächst mäßig erfolgreich, die Bayern hatten spätestens nach "Traps" kuriosen Wechselfehler in Frankfurt, als im April ein Amateur zuviel eingesetzt und aus einem 5:2 ein 0:2 wurde, nichts mehr mit der Meisterschaft zu tun.

Um die schlug sich bis zuletzt ein Trio, das in der Konstellation keiner auf der Rechnung hatte. Zwei von ihnen hatten es im Vorjahr nicht mal in den UEFA-Cup geschafft: der SC Freiburg und Werder Bremen. Der Dritte im Bunde, Borussia Dortmund, setzte sich schließlich durch. Der BVB spielte nach Punkten die beste Hinrunde einer Mannschaft seit 29 Jahren, als 1860 München Herbstmeister wurde. 28:6 Punkte.

Weil Dortmund das Niveau in der Rückserie nicht halten konnte und 13 Punkte abgab, wäre um ein Haar Werder Bremen Meister geworden. Doch dann verlor Werder in Schalke, wo auf der Geschäftsstelle plötzlich Danke-Faxschreiben aus Dortmund eintrudelten. Fraglos absolute Raritäten.

Dortmunder Investitionen zahlen sich aus

Dass Werder Meister wurde, verhinderte letztlich pikanterweise ausgerechnet Rehhagels künftige Mannschaft. Es war ein seltsamer Willkommensgruß, den die Bayern Rehhagel am 10. Juni 1995 im Olympiastadion bereiteten. Werder war Tabellenführer mit einem Punkt Vorsprung vor dem BVB, der den HSV empfing. Bayern wollte wenigstens noch in den UEFA-Cup und hatte nichts zu verschenken. Der Rekordmeister bot seine beste Saisonleistung, schlug Werder 3:1 - und machte Borussia zum Meister. Erstmals in der Bundesliga.

BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld konnte nach dem 2:0 über den HSV seine Tränen nicht zurückhalten und der Vorstand atmete auf: 14 Millionen Mark hatte er in den Titeltraum investiert, nun winkten die Millionen in der Champions League. In der durften damals übrigens nur die Meister spielen. Werder, die Freiburger Sensationsmannschaft, Kaiserslautern und die Bayern kamen in den UEFA-Cup, wobei die großen Bayern die Hintertür nahmen: Weil der Fünfte Mönchengladbach Pokalsieger wurde, reichte Platz sechs.

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Bernd Schuster erzielt das Tor des Jahres

Bayer Leverkusen konnte auch der alternde Star Bernd Schuster nicht in den UEFA-Pokal helfen, mit seinem Weitschusstreffer gegen Frankfurt schrieb er im August trotzdem Geschichte: Es wurde das Tor des Jahres 1994.

Fußballer des Jahres wurde folgerichtig der Meister beim Meister: Matthias Sammer, der die beste Saison seiner Karriere spielte und den Libero neu erfand. Stürmischer ist wohl nie einer gewesen. Auch der Buhmann des Jahres trug Schwarz-Gelb, wenngleich er nicht gewählt wurde. Aber mit seiner Schwalbe an Ostern, die Elfmeter und Punkte gegen den KSC brachte, kürte sich Andreas Möller quasi selbst. Der DFB bestrafte den Nationalspieler angemessen: zwei Spiele Sperre und 10.000 Mark Geldstrafe.

Weit härter wurde Dynamo Dresden bestraft. Sportlich überfordert, stiegen die Sachsen im vierten Jahr ab. Weil sie bei der Lizenzierung geschummelt hatten, fielen sie dann aber gleich zwei Klassen tiefer. Aber auch im kommenden Jahr sollte der Osten nicht zusehen müssen: Hansa Rostock kam zurück.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 32. BUNDESLIGASAISON

Tore: 918 (3,0 pro Spiel)
Torschützenkönige: Mario Basler (Werder Bremen), Heiko Herrlich (Mönchengladbach) - je 20
Zuschauer: 8.476.885 (27.702 pro Spiel) - Rekordschnitt
Meister: Borussia Dortmund
Absteiger: VfL Bochum, MSV Duisburg, Dynamo Dresden
Aufsteiger: Hansa Rostock, FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf
Trainerentlassungen: 7