50 Jahre, 50 Gesichter: Udo Latteks Abschied mit Meisterschale

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: 1986/1987 - Trainer Udo Lattek verabschiedet sich bei Bayern mit dem Meistertitel.

Dass er gehen wollte, hatte er schon im November 1986 angedeutet. Heim nach Köln zog es ihn, wo sein Häuschen stand. Er hatte genug vom Trainerdasein, mit 52 wollte er sich "nicht mehr jeden Tag den Arsch nass regnen lassen". Udo Lattek begab sich in der Saison 1986/1987 auf seine Abschiedstournee als Trainer, nicht mal er selbst ahnte, dass er noch für drei Klubs auf der Bank sitzen würde.

Seine Bayern, bei denen er 1983 bereits zum zweiten Mal angeheuert hatte, wollten ihn nicht kampflos gehen lassen, aber sie kamen zu keiner Einigung. Lattek wollte - Regen hin, Regen her - drei Jahre, der Verein nur um zwei verlängern. Da war der sture Ost-Preuße konsequent und das Angebot aus Köln, das einen "Sporttechnischen Direktor" suchte, maßgeschneidert - fünf Jahre sollte der Vertrag laufen. Lattek also schlug ein, machte aber seine Arbeit bis zuletzt voller Ehrgeiz.

Erst "Biergarten-Training", dann Sieg in Bochum

Dabei blieb er der Freund der Spieler und Motivator. Legendär das "Biergarten-Training" im April 1987: Nach dem zermürbenden, aber erfolgreichen Europacup-Halbfinale bei Real Madrid ließ Lattek vor dem Spiel in Bochum einfach die Einheit ausfallen und ging mit dem ganzen Kader einen trinken. Bayern gewann dennoch 2:1. Lothar Matthäus: "Ich muss dem Trainer ein riesengroßes Lob aussprechen. Er versteht es immer wieder, das Letzte aus uns herauszukitzeln. Diese Gabe ist unwahrscheinlich ausgeprägt bei ihm."

Der Lohn war der zweite Meister-Hattrick in der Bayern-Historie nach 1972 bis 1974, beide unter Lattek. Getrübt wurde die Freude über eine souverän gespielte Bundesligasaison, die seltsam an die aktuelle erinnert - nur eine Niederlage, zu Hause gegen Leverkusen -, jedoch durch die Ereignisse des 27. Mai, als die Bayern in Wien das Landesmeister-Finale gegen Porto nach Führung in der Schlussphase 1:2 verloren. Ernüchtert stöhnte Lattek in die Mikrofone: "Ich muss mir gratulieren, dass ich als Trainer aufhöre. Ich will nicht mehr verantwortlich sein dafür, dass Spieler nicht das bringen, was sie können."

Zum Abschied ein Fest mit Udo Jürgens

Am 17. Juni, am Tag des letzten Spiels als Bayern-Trainers, war er wieder gut gelaunt. Verein und Fans bereiteten ihm einen Abschied, von dem die meisten Trainer nur träumen können. Die Bayern investierten 250.000 Mark für ein Fest im Stadion, Udo Jürgens sang zum Abschied, während Lattek auf einem Traktor mit Entertainer Wolfgang Fierek eine Ehrenrunde drehen durfte.



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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: 1986/1987 - Trainer Udo Lattek verabschiedet sich bei Bayern mit dem Meistertitel.

Dass er gehen wollte, hatte er schon im November 1986 angedeutet. Heim nach Köln zog es ihn, wo sein Häuschen stand. Er hatte genug vom Trainerdasein, mit 52 wollte er sich "nicht mehr jeden Tag den Arsch nass regnen lassen". Udo Lattek begab sich in der Saison 1986/1987 auf seine Abschiedstournee als Trainer, nicht mal er selbst ahnte, dass er noch für drei Klubs auf der Bank sitzen würde.

Seine Bayern, bei denen er 1983 bereits zum zweiten Mal angeheuert hatte, wollten ihn nicht kampflos gehen lassen, aber sie kamen zu keiner Einigung. Lattek wollte - Regen hin, Regen her - drei Jahre, der Verein nur um zwei verlängern. Da war der sture Ost-Preuße konsequent und das Angebot aus Köln, das einen "Sporttechnischen Direktor" suchte, maßgeschneidert - fünf Jahre sollte der Vertrag laufen. Lattek also schlug ein, machte aber seine Arbeit bis zuletzt voller Ehrgeiz.

Erst "Biergarten-Training", dann Sieg in Bochum

Dabei blieb er der Freund der Spieler und Motivator. Legendär das "Biergarten-Training" im April 1987: Nach dem zermürbenden, aber erfolgreichen Europacup-Halbfinale bei Real Madrid ließ Lattek vor dem Spiel in Bochum einfach die Einheit ausfallen und ging mit dem ganzen Kader einen trinken. Bayern gewann dennoch 2:1. Lothar Matthäus: "Ich muss dem Trainer ein riesengroßes Lob aussprechen. Er versteht es immer wieder, das Letzte aus uns herauszukitzeln. Diese Gabe ist unwahrscheinlich ausgeprägt bei ihm."

Der Lohn war der zweite Meister-Hattrick in der Bayern-Historie nach 1972 bis 1974, beide unter Lattek. Getrübt wurde die Freude über eine souverän gespielte Bundesligasaison, die seltsam an die aktuelle erinnert - nur eine Niederlage, zu Hause gegen Leverkusen -, jedoch durch die Ereignisse des 27. Mai, als die Bayern in Wien das Landesmeister-Finale gegen Porto nach Führung in der Schlussphase 1:2 verloren. Ernüchtert stöhnte Lattek in die Mikrofone: "Ich muss mir gratulieren, dass ich als Trainer aufhöre. Ich will nicht mehr verantwortlich sein dafür, dass Spieler nicht das bringen, was sie können."

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Zum Abschied ein Fest mit Udo Jürgens

Am 17. Juni, am Tag des letzten Spiels als Bayern-Trainers, war er wieder gut gelaunt. Verein und Fans bereiteten ihm einen Abschied, von dem die meisten Trainer nur träumen können. Die Bayern investierten 250.000 Mark für ein Fest im Stadion, Udo Jürgens sang zum Abschied, während Lattek auf einem Traktor mit Entertainer Wolfgang Fierek eine Ehrenrunde drehen durfte.

Die Fans bekamen fast sein letztes Hemd, auch die Hose flog in die Südkurve. Abends auf dem Marienplatz war er dann wieder standesgemäß gekleidet, als 20.000 Fans den Meister feierten und seinen scheidenden Trainer. Um 18.58 Uhr klingelte das Rathaustelefon, und der Anrufer verlangte Lattek. Es war der Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Lattek war tief gerührt, auch von den Fangesängen: "Udo Lattek, du bist die größte Schau."

Mit Geschenken - eine antike Uhr, die Original-Trainerbank aus dem Olympiastadion und eine Radfahrausrüstung - und emotionalen Eindrücken gesegnet, kehrte Lattek München den Rücken. "Die vergangenen vier Jahre waren die schönsten meiner langen Karriere", rief er der Menge zu. "Es tut mir weh, dass ich euch verlassen muss. Aber es ist die beste Lösung. Ich gehe mit anderthalb lachenden und einem weinenden Auge."

Udo Latteks Bundesligabilanz: 522 Spiele als Trainer, achtmal Meister (1972, 1973, 1974, 1976, 1977, 1985, 1986, 1987).