50 Jahre, 50 Gesichter: Rummenigges Rekordjahr 1981

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute die Saison 1980/1981: Karl-Heinz Rummenigge, Meister und Torschützenkönig mit dem FC Bayern.

Sechs Jahre musste er für die Bayern spielen, um zu erreichen was anderen auf Anhieb gelungen ist: Deutscher Meister zu werden. Länger musste der Rekordmeister nie auf die Meisterschale warten als zwischen 1974 und 1980. An Karl-Heinz Rummenigge lag es gewiss nicht, der junge Stürmer aus Lippstadt war phasenweise der einzige Nationalspieler der Münchner in jener Epoche des Umbruchs.

Das Warten machte sich bezahlt, und im strahlenden Sommer 1980 kam es noch besser: In Rom wurde Karl-Heinz Rummenigge mit der Nationalmannschaft Europameister. Im Urlaub fand er Zeit, das abgelaufene Jahr zu bilanzieren und erzählte: "Im ganzen letzten Jahr war ich über 200 Tage weg von zu Hause, weg von München. Und in zwei Jahren kam ich auf ganze zweieinhalb Wochen Urlaub. Das soll einer aushalten!"

Auf der faulen Haut - und trotzdem: "Prädikat Weltklasse"

Mit noch nicht mal 25 Jahren war der dribbelstarke Stürmer, der in Verein und Nationalteam schon eine feste Größe war, zum ersten Mal in seiner Karriere so richtig ausgepowert. Und so ignorierte er alle guten Ratschläge, wie er einem Reporter gestand: "Alle Ärzte raten uns Spielern, während des Urlaubs was für unsere Kondition zu tun. Weißt du, was ich gemacht habe 14 Tage lang an der Cote d’Azur? Gar nichts. Nur rumgelegen auf der faulen Haut."

Dabei wusste auch "Kalle", wie sie ihn riefen, dass man von ihm 1980/1981 wieder Höchstleistungen erwarten würde. Hatte er doch neben der Meisterschaft auch die Kanone des Torschützenkönigs zu verteidigen. Kurz vor Saisonstart sagte er: "Bei meinem Ruf erwarten wieder alle von mir die große Nummer." Zu Recht. Karl-Heinz Rummenigge war 1980 in der Weltklasse angekommen, nun galt es das Prädikat zu bestätigen.

Zuerst ein Tor pro Spiel - dann das lange Warten

So gut wie die Bayern startete auch er: Elf der ersten zwölf Spiele wurden gewonnen, und nach seinen drei Treffern beim 4:2 gegen Nürnberg hatte er einen Schnitt von einem Tor pro Spiel. Doch dann kam das Spiel, das sie schon in der Beckenbauer-Ära am meisten gefürchtet hatten und das in der "Breitnigge-Zeit" bei Bayern auch keiner wollte: die Reise auf den Betzenberg. In Kaiserslautern verloren die Bayern 2:4, und plötzlich war der Faden gerissen. Bei Bayern, das bis zur Winterpause nur noch einmal gewann und die Herbstmeisterschaft dem HSV überlassen musste, und bei "Kalle", der das Tor nicht mehr fand.



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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute die Saison 1980/1981: Karl-Heinz Rummenigge, Meister und Torschützenkönig mit dem FC Bayern.

Sechs Jahre musste er für die Bayern spielen, um zu erreichen was anderen auf Anhieb gelungen ist: Deutscher Meister zu werden. Länger musste der Rekordmeister nie auf die Meisterschale warten als zwischen 1974 und 1980. An Karl-Heinz Rummenigge lag es gewiss nicht, der junge Stürmer aus Lippstadt war phasenweise der einzige Nationalspieler der Münchner in jener Epoche des Umbruchs.

Das Warten machte sich bezahlt, und im strahlenden Sommer 1980 kam es noch besser: In Rom wurde Karl-Heinz Rummenigge mit der Nationalmannschaft Europameister. Im Urlaub fand er Zeit, das abgelaufene Jahr zu bilanzieren und erzählte: "Im ganzen letzten Jahr war ich über 200 Tage weg von zu Hause, weg von München. Und in zwei Jahren kam ich auf ganze zweieinhalb Wochen Urlaub. Das soll einer aushalten!"

Auf der faulen Haut - und trotzdem: "Prädikat Weltklasse"

Mit noch nicht mal 25 Jahren war der dribbelstarke Stürmer, der in Verein und Nationalteam schon eine feste Größe war, zum ersten Mal in seiner Karriere so richtig ausgepowert. Und so ignorierte er alle guten Ratschläge, wie er einem Reporter gestand: "Alle Ärzte raten uns Spielern, während des Urlaubs was für unsere Kondition zu tun. Weißt du, was ich gemacht habe 14 Tage lang an der Cote d’Azur? Gar nichts. Nur rumgelegen auf der faulen Haut."

Dabei wusste auch "Kalle", wie sie ihn riefen, dass man von ihm 1980/1981 wieder Höchstleistungen erwarten würde. Hatte er doch neben der Meisterschaft auch die Kanone des Torschützenkönigs zu verteidigen. Kurz vor Saisonstart sagte er: "Bei meinem Ruf erwarten wieder alle von mir die große Nummer." Zu Recht. Karl-Heinz Rummenigge war 1980 in der Weltklasse angekommen, nun galt es das Prädikat zu bestätigen.

Zuerst ein Tor pro Spiel - dann das lange Warten

So gut wie die Bayern startete auch er: Elf der ersten zwölf Spiele wurden gewonnen, und nach seinen drei Treffern beim 4:2 gegen Nürnberg hatte er einen Schnitt von einem Tor pro Spiel. Doch dann kam das Spiel, das sie schon in der Beckenbauer-Ära am meisten gefürchtet hatten und das in der "Breitnigge-Zeit" bei Bayern auch keiner wollte: die Reise auf den Betzenberg. In Kaiserslautern verloren die Bayern 2:4, und plötzlich war der Faden gerissen. Bei Bayern, das bis zur Winterpause nur noch einmal gewann und die Herbstmeisterschaft dem HSV überlassen musste, und bei "Kalle", der das Tor nicht mehr fand.

Dreieinhalb lange Monate warteten die Fans auf einen Rummenigge-Treffer, unbarmherzig zählten die Statistiker die Minuten: 817, fast zehn Spiele. Den endgültigen Formknick verabreichte ihm die Mini-WM in Uruguay zum Jahreswechsel, die die Nationalspieler auch noch um den ohnehin kurzen Winterurlaub brachte.

"Daheim spricht er kaum noch was, er ist so ernst geworden", stellte Ehefrau Martina fest. Trainer Pal Csernai analysierte: "Montevideo hat beim Kalle irgendwas kaputt gemacht. Er hat keine Freude mehr, kein inneres Feuer. Er ist körperlich erschöpft, aber das wird er überwinden bei seinem Muskelapparat, wie das seelische Tief.“

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Frühlingserwachen: Vier Tore in einem Spiel

Der Ungar sollte zur Freude der Bayern-Fans Recht bekommen. Man täte Rummenigge sicher Unrecht, ihn als "Schönwetter-Fußballer" zu bezeichnen, doch in der Saison 1980/1981 war der Zusammenhang zwischen Temperatur- und Formanstieg unverkennbar. Im März schoss er im vorentscheidenden Gipfeltreffen beim HSV (2:2) ein überaus wichtiges Tor, eines von vier in diesem Winter. Aber an einem herrlichen April-Sonntag 1981 platzte der Knoten: Beim 5:1 gegen Duisburg schoss Rummenigge vier Tore - erstmals in seiner Bundesligakarriere.

Dadurch sprangen die im März schon abgeschlagenen Bayern plötzlich an die Spitze, und dort sollten sie bleiben. Auch und vor allem dank Rummenigges Frühlingserwachen. "Je kürzer bei mir die Trikotärmel werden, desto besser spiel ich", sagte er. Sehr zum Leidwesen des Dortmunders Manfred Burgsmüller, der noch am 27. Spieltag mit neun Treffern Vorsprung auf "Kalle" die Torjägerliste angeführt hatte. Aber am Ende lachte der Münchner, der wie ein D-Zug an Burgsmüller vorbeirauschte.

Acht Tore in den letzten sechs Saisonspielen krönten Rummenigges Supersaison, sein Dreierpack am Bökelberg beim 4:1 gegen Gladbach machte Bayerns Meisterstück vorzeitig perfekt. Die Statistiken jener Saison lassen nichts von jener Krise im Herbst und Winter erahnen, durch die Rummenigge gegangen war: Nie schoss er mehr Tore (29), nie stand er häufiger in der Kicker-Elf des Tages (14-mal). Folgerichtig wurde er Ende 1981 erneut zu Europas Fußballer des Jahres gewählt.

Karl-Heinz Rummenigges Bundesligabilanz: 310 Spiele, 162 Tore, zweimal Deutscher Meister, dreimal Torschützenkönig