50 Jahre, 50 Gesichter: FCB mit Zebec zum ersten Ligatitel

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: die Saison 1968/1969 mit Trainer Branko Zebec, mit dem der FC Bayern München erstmals das Double gewann.

Als die Münchner Bayern am Ende der Saison 1967/1968 ihrem ersten Bundesligatrainer Tschik Cajkovski in aller Freundschaft Adieu sagten, weil "nach fünf Jahren seine Platte ziemlich abgelaufen war" (Franz Beckenbauer), standen sie noch am Anfang ihrer Erfolgsära. Zwei Pokalsiege und einen Europapokaltriumph hatten die Shootingstars von der Grünwalder Straße zwar schon eingefahren, aber nach der titellosen Saison 1967/1968 brauchten sie eine Zäsur. Auf und neben dem Platz.

Der leutselige Tschik busselte seine Schützlinge auch schon mal ab und war für die Generation Maier-Beckenbauer-Müller eine Art Vaterfigur. Zuviel Harmonie, befanden die Oberen, erschien auch nicht leistungsfördernd. Außerdem, fand der junge Kaiser, "hätte es mit seiner Spielweise des Sturm und Drangs nicht zum Meister gelangt". Das war bei dem Neuen nicht zu befürchten - wenngleich auch der damals 39-jährige Branko Zebec ein Jugoslawe war.

Beckenbauer rühmt Zebec als "weltbesten Trainer"

Das war es aber auch mit den Gemeinsamkeiten. Zebec erwarb sich den Spitznamen "Cäsar" und die zweifelhafte Ehre, dem Bayern-Spiel seine Schönheit und Wildheit geraubt zu haben. Die von ihm verordnete Ballkontrolle, alsbald als "Rasenschach" gebrandmarkt, zeichnete alle seine Mannschaften aus. Zebec' Motto: "So lange wir den Ball haben, hat ihn der Gegner nicht." Nicht schön, aber ganz schön erfolgreich.

Denn wo Zebec war, da war Erfolg. In München marschierte er vom ersten Spieltag 1968/1969 von der Spitze weg - 34 Tabellenführungen, das gab es noch nie. Schon am 31. Spieltag, kurioserweise nach einer Niederlage in Nürnberg (0:2), waren die Bayern Meister. Auch ein Rekord. Wie der Fakt, dass Zebec mit nur 13 Spielern auskam - einmalig in 50 Bundesligajahren. So klein die Gruppe war, so groß war die Distanz zwischen ihrem Anführer und dem Rest.

Später rühmte Beckenbauer Zebec als "einen der weltbesten Trainer überhaupt", aber als er noch solange seine Runden laufen musste, bis der letzte Kieselstein aus Zebec' Hand gefallen war, sah er das gewiss anders. Gerd Müller und Franz "Bulle" Roth ließ er wegen angeblichen Übergewichts gerne mal Sonderschichten schieben. Manfred Kaltz, der Zebec beim HSV erlebte (1978 bis 1980), bezeichnete ihn als "härtesten Trainer, den ich je hatte". Auch ein Felix Magath schwitzte übrigens in Hamburg unter Zebec und wurde für sein künftiges Trainerleben geprägt, wie er oft betont hat.

Wahre Wunderdinge im Training

Aber die Spieler respektierten Zebec durch die Bank - sie schauten zum 65-maligen Nationalspieler mit WM-Erfahrung auf. Der mittlerweile verstorbene Rolf Rüssmann erlebte ihn bei Borussia Dortmund und schwärmte: "Im Training zeigte er wahre Wunderdinge."

Weil Zebec ein autoritärer Mann war und - heute selbstverständlich - keine Einmischung in seine Arbeit zuließ, überwarf er sich 1969/1970 mit Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker (Credo: "Das letzte Wort über die Aufstellung habe ich") und Manager Robert Schwan und kündigte schon am 24. November zum Saisonende.

Das erlebte er dann nicht mehr auf der Bayern-Bank, seine Entlassung am 1. April war kein April-Scherz, sondern die bittere Konsequenz aus diversen Reibungsverlusten. Gerd Müller sagte damals: "Wenn einer so hart trainiert und regiert, muss er sich nicht wundern, wenn es ihn bei Misserfolg schnell erwischt." Erfolg hatte Zebec freilich wieder woanders - mit dem HSV gewann er 1979 seinen zweiten Meistertitel.

Branko Zebec' Bundesligabilanz: 413 Spiele als Trainer, Deutscher Meister 1968/1969 und 1978/1979

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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: die Saison 1968/1969 mit Trainer Branko Zebec, mit dem der FC Bayern München erstmals das Double gewann.

Als die Münchner Bayern am Ende der Saison 1967/1968 ihrem ersten Bundesligatrainer Tschik Cajkovski in aller Freundschaft Adieu sagten, weil "nach fünf Jahren seine Platte ziemlich abgelaufen war" (Franz Beckenbauer), standen sie noch am Anfang ihrer Erfolgsära. Zwei Pokalsiege und einen Europapokaltriumph hatten die Shootingstars von der Grünwalder Straße zwar schon eingefahren, aber nach der titellosen Saison 1967/1968 brauchten sie eine Zäsur. Auf und neben dem Platz.

Der leutselige Tschik busselte seine Schützlinge auch schon mal ab und war für die Generation Maier-Beckenbauer-Müller eine Art Vaterfigur. Zuviel Harmonie, befanden die Oberen, erschien auch nicht leistungsfördernd. Außerdem, fand der junge Kaiser, "hätte es mit seiner Spielweise des Sturm und Drangs nicht zum Meister gelangt". Das war bei dem Neuen nicht zu befürchten - wenngleich auch der damals 39-jährige Branko Zebec ein Jugoslawe war.

Beckenbauer rühmt Zebec als "weltbesten Trainer"

Das war es aber auch mit den Gemeinsamkeiten. Zebec erwarb sich den Spitznamen "Cäsar" und die zweifelhafte Ehre, dem Bayern-Spiel seine Schönheit und Wildheit geraubt zu haben. Die von ihm verordnete Ballkontrolle, alsbald als "Rasenschach" gebrandmarkt, zeichnete alle seine Mannschaften aus. Zebec' Motto: "So lange wir den Ball haben, hat ihn der Gegner nicht." Nicht schön, aber ganz schön erfolgreich.

Denn wo Zebec war, da war Erfolg. In München marschierte er vom ersten Spieltag 1968/1969 von der Spitze weg - 34 Tabellenführungen, das gab es noch nie. Schon am 31. Spieltag, kurioserweise nach einer Niederlage in Nürnberg (0:2), waren die Bayern Meister. Auch ein Rekord. Wie der Fakt, dass Zebec mit nur 13 Spielern auskam - einmalig in 50 Bundesligajahren. So klein die Gruppe war, so groß war die Distanz zwischen ihrem Anführer und dem Rest.

Später rühmte Beckenbauer Zebec als "einen der weltbesten Trainer überhaupt", aber als er noch solange seine Runden laufen musste, bis der letzte Kieselstein aus Zebec' Hand gefallen war, sah er das gewiss anders. Gerd Müller und Franz "Bulle" Roth ließ er wegen angeblichen Übergewichts gerne mal Sonderschichten schieben. Manfred Kaltz, der Zebec beim HSV erlebte (1978 bis 1980), bezeichnete ihn als "härtesten Trainer, den ich je hatte". Auch ein Felix Magath schwitzte übrigens in Hamburg unter Zebec und wurde für sein künftiges Trainerleben geprägt, wie er oft betont hat.

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Wahre Wunderdinge im Training

Aber die Spieler respektierten Zebec durch die Bank - sie schauten zum 65-maligen Nationalspieler mit WM-Erfahrung auf. Der mittlerweile verstorbene Rolf Rüssmann erlebte ihn bei Borussia Dortmund und schwärmte: "Im Training zeigte er wahre Wunderdinge."

Weil Zebec ein autoritärer Mann war und - heute selbstverständlich - keine Einmischung in seine Arbeit zuließ, überwarf er sich 1969/1970 mit Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker (Credo: "Das letzte Wort über die Aufstellung habe ich") und Manager Robert Schwan und kündigte schon am 24. November zum Saisonende.

Das erlebte er dann nicht mehr auf der Bayern-Bank, seine Entlassung am 1. April war kein April-Scherz, sondern die bittere Konsequenz aus diversen Reibungsverlusten. Gerd Müller sagte damals: "Wenn einer so hart trainiert und regiert, muss er sich nicht wundern, wenn es ihn bei Misserfolg schnell erwischt." Erfolg hatte Zebec freilich wieder woanders - mit dem HSV gewann er 1979 seinen zweiten Meistertitel.

Branko Zebec' Bundesligabilanz: 413 Spiele als Trainer, Deutscher Meister 1968/1969 und 1978/1979