50 Jahre, 50 Gesichter: Die Geburtsstunde des "Ruuudi"

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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. 1982/1983 stand im Zeichen des jungen Bremer Stürmers Rudi Völler, der auf Anhieb Fußballer des Jahres, Torschützenkönig und Nationalspieler wurde. Und um ein Haar Meister.

Sie nannten ihn "Ente". Weil er mit seinem Watschelgang so stark an den Essener Willi Lippens erinnerte, der in den Siebzigern als erster in der Bundesliga diesen Spitznamen trug. Lippens blieb immer die "Ente", aber es wäre Rudi Völler nicht gerecht geworden, sich nach der Saison 1982/1983 noch über ihn lustig zu machen. Er wurde alsbald umgetauft. Sein Vorname spielte dabei natürlich auch eine Rolle, er ließ sich so herrlich dehnen. Die Saison nach der WM in Spanien war die Geburtsstunde der "Ruuuudi"-Rufe und die eines Super-Stars des Weltfußballs.

Völler kam 1982 zwar schon als Torschützenkönig nach Bremen, aber "nur" in der 2. Liga. Seine 37 Tore für den TSV 1860 München, dem die Lizenz entzogen wurde, sind bis heute Rekord und machen Völler, wie er stets betont – noch immer "stolz". Um einen Mann mit einem solchen Torriecher rissen sich natürlich viele. Doch Werder bekam den Zuschlag. Beide Seiten sollten das nie bereuen, schon gar nicht im ersten Jahr. "Ich weiß nicht, ob ich in einem anderen Klub mehr erreicht hätte", sagte Völler nach seiner ersten Werder-Saison, "damit hätte ich vor einem Jahr nie gerechnet".

Erwartungen im ersten Jahr mehr als übertroffen

Angetreten um das Erbe von Erwin Kostedde anzutreten, übertraf er die Torquote des gealterten Ex-Nationalspielers schon nach der Vorrunde, als er in Bochum seinen zehnten Treffer erzielte. Es sollte noch nicht mal die halbe Miete sein. Aber es war schon genug, um Nationalspieler zu werden. Jupp Derwall setzte den 22-Jährigen im November 1982 in Belfast erstmals ein, dass ein 0:1 am Anfang seiner Karriere stand, sollte sich zum Glück nicht als schlechtes Omen erweisen.

Mit dem Verein verlernte er dagegen das Verlieren. In der sensationellen Rückrunde wurde Werder nur einmal bezwungen – am gefürchteten Betzenberg. Vielleicht weil Völler leer ausging, denn 1982/1983 galt die Faustregel: trifft Rudi, verliert Werder nicht. So war es auch im letzten Saisonspiel gegen Bochum (3:2), als er sein 23. Tor erzielte. An ihm lag es nicht, dass es neun zu wenig waren, die die Bremer von der Meisterschale trennten. Der punktgleiche HSV verteidigte den Titel, aber in Bremen war seine stolze Serie von 36 Spielen ohne Niederlage gerissen, natürlich auch weil Völler sein Tor schoss. Torschützenkönig als Newcomer in Zeiten eines Rummenigge, Hrubesch, Burgsmüller oder Allofs – das blieb nicht folgenlos.

Italien lockt schon, Völler lehnt ab

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Im Frühjahr klopfte der AC Turin an, bot das doppelte Gehalt und eine Ablösesumme von fünf Millionen D-Mark. Doch Völler wollte nicht schon wieder wechseln, fühlte sich wohl im Reiche von König Otto. "Otto Rehhagel habe ich so viel zu verdanken, er hat mich zu dem gemacht was ich bin", schwärmte der Jung-Nationalspieler und verlängerte zu deutlich besseren Bedingungen seinen Vertrag bis 1985. Private Gönner einer in Bremen schon einmal aktiven "Torjäger GmbH", wie sie spöttisch genannt wurde, sollen ein Drittel übernommen haben.

Die hanseatischen Kaufleute an der Weser gingen für ihren neuen Publikumsliebling an die Grenzen, ohne ihre Prinzipien zu verraten. Manager Willi Lemke sagte: "Rudi Völler wird ganz gewiss unser Spitzenverdiener sein, aber auch er darf unseren Gehaltsrahmen nicht sprengen und nicht wesentlich mehr Geld kosten als andere." Aber dass er sein Geld wert war, hat in insgesamt fünf Bremer Jahren nie jemand bezweifelt. Erst recht nicht im Sommer 1983, als Völler als erster Bremer überhaupt zum Fußballer des Jahres gekürt wurde. Er erhielt mehr als doppelt so viele Stimmen (284) wie der Zweite, Felix Magath (107) und sagte dem Kicker: "Wahrscheinlich werde ich erst in zehn Jahren in der Erinnerung mal sagen: Mann war das damals eine unglaubliche Saison!"

Rudi Völlers Bundesligabilanz: 232 Spiele, 132 Tore als Spieler, 8 Spiele als Trainer, Torschützenkönig 1983.

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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. 1982/1983 stand im Zeichen des jungen Bremer Stürmers Rudi Völler, der auf Anhieb Fußballer des Jahres, Torschützenkönig und Nationalspieler wurde. Und um ein Haar Meister.

Sie nannten ihn "Ente". Weil er mit seinem Watschelgang so stark an den Essener Willi Lippens erinnerte, der in den Siebzigern als erster in der Bundesliga diesen Spitznamen trug. Lippens blieb immer die "Ente", aber es wäre Rudi Völler nicht gerecht geworden, sich nach der Saison 1982/1983 noch über ihn lustig zu machen. Er wurde alsbald umgetauft. Sein Vorname spielte dabei natürlich auch eine Rolle, er ließ sich so herrlich dehnen. Die Saison nach der WM in Spanien war die Geburtsstunde der "Ruuuudi"-Rufe und die eines Super-Stars des Weltfußballs.

Völler kam 1982 zwar schon als Torschützenkönig nach Bremen, aber "nur" in der 2. Liga. Seine 37 Tore für den TSV 1860 München, dem die Lizenz entzogen wurde, sind bis heute Rekord und machen Völler, wie er stets betont – noch immer "stolz". Um einen Mann mit einem solchen Torriecher rissen sich natürlich viele. Doch Werder bekam den Zuschlag. Beide Seiten sollten das nie bereuen, schon gar nicht im ersten Jahr. "Ich weiß nicht, ob ich in einem anderen Klub mehr erreicht hätte", sagte Völler nach seiner ersten Werder-Saison, "damit hätte ich vor einem Jahr nie gerechnet".

Erwartungen im ersten Jahr mehr als übertroffen

Angetreten um das Erbe von Erwin Kostedde anzutreten, übertraf er die Torquote des gealterten Ex-Nationalspielers schon nach der Vorrunde, als er in Bochum seinen zehnten Treffer erzielte. Es sollte noch nicht mal die halbe Miete sein. Aber es war schon genug, um Nationalspieler zu werden. Jupp Derwall setzte den 22-Jährigen im November 1982 in Belfast erstmals ein, dass ein 0:1 am Anfang seiner Karriere stand, sollte sich zum Glück nicht als schlechtes Omen erweisen.

Mit dem Verein verlernte er dagegen das Verlieren. In der sensationellen Rückrunde wurde Werder nur einmal bezwungen – am gefürchteten Betzenberg. Vielleicht weil Völler leer ausging, denn 1982/1983 galt die Faustregel: trifft Rudi, verliert Werder nicht. So war es auch im letzten Saisonspiel gegen Bochum (3:2), als er sein 23. Tor erzielte. An ihm lag es nicht, dass es neun zu wenig waren, die die Bremer von der Meisterschale trennten. Der punktgleiche HSV verteidigte den Titel, aber in Bremen war seine stolze Serie von 36 Spielen ohne Niederlage gerissen, natürlich auch weil Völler sein Tor schoss. Torschützenkönig als Newcomer in Zeiten eines Rummenigge, Hrubesch, Burgsmüller oder Allofs – das blieb nicht folgenlos.

Italien lockt schon, Völler lehnt ab

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Im Frühjahr klopfte der AC Turin an, bot das doppelte Gehalt und eine Ablösesumme von fünf Millionen D-Mark. Doch Völler wollte nicht schon wieder wechseln, fühlte sich wohl im Reiche von König Otto. "Otto Rehhagel habe ich so viel zu verdanken, er hat mich zu dem gemacht was ich bin", schwärmte der Jung-Nationalspieler und verlängerte zu deutlich besseren Bedingungen seinen Vertrag bis 1985. Private Gönner einer in Bremen schon einmal aktiven "Torjäger GmbH", wie sie spöttisch genannt wurde, sollen ein Drittel übernommen haben.

Die hanseatischen Kaufleute an der Weser gingen für ihren neuen Publikumsliebling an die Grenzen, ohne ihre Prinzipien zu verraten. Manager Willi Lemke sagte: "Rudi Völler wird ganz gewiss unser Spitzenverdiener sein, aber auch er darf unseren Gehaltsrahmen nicht sprengen und nicht wesentlich mehr Geld kosten als andere." Aber dass er sein Geld wert war, hat in insgesamt fünf Bremer Jahren nie jemand bezweifelt. Erst recht nicht im Sommer 1983, als Völler als erster Bremer überhaupt zum Fußballer des Jahres gekürt wurde. Er erhielt mehr als doppelt so viele Stimmen (284) wie der Zweite, Felix Magath (107) und sagte dem Kicker: "Wahrscheinlich werde ich erst in zehn Jahren in der Erinnerung mal sagen: Mann war das damals eine unglaubliche Saison!"

Rudi Völlers Bundesligabilanz: 232 Spiele, 132 Tore als Spieler, 8 Spiele als Trainer, Torschützenkönig 1983.