50 Jahre, 50 Gesichter: Buchwald köpft VfB zum Titel

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: Guido Buchwald köpft den VfB Stuttgart am letzten Spieltag der Saison 1991/1992 im dramatischen Meister-Dreikampf mit Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt zum Titel.

Verteidiger verteidigen, Stürmer stürmen. Was im modernen Fußball, wo jeder alles können muss und zuweilen gar keine Stürmer mehr auflaufen, längst überholt ist, hatte fast 100 Jahre seine Gültigkeit im internationalen Fußball. Und wenn ein Verteidiger einmal in die Rolle des Stürmers schlüpfte, erregte das noch Aufsehen. Guido Buchwald, der kantige Innenverteidiger des VfB Stuttgart, hatte zwar als Mittelfeldspieler seine Karriere begonnen, aber schon bald wurde er von Vereins- und Nationaltrainer nach hinten versetzt.

Als er bei der Weltmeisterschaft 1990 sich dennoch einmal im Achtelfinale gegen die Niederlande nach vorne getraut und nach einem Übersteiger maßgerecht auf Jürgen Klinsmann geflankt hatte, wurde er im Spielerkreis gleich zum "Diego". Liebevoller Spott für einen oft Unterschätzten, der im WM-Finale prompt noch seinen "Namensvetter" Diego Maradona ausschaltete.

Titel-Dreikampf am letzten Spieltag: Frankfurt, VfB oder BVB?

Während die meisten Weltmeister nach 1990 über den Brenner zogen, blieb Buchwald im Lande, obwohl sich der AC Parma für ihn interessierte und es beim VfB 1990/1991 kriselte. Manager Dieter Hoeneß gelang es, ihn zum Bleiben zu überreden, und so konnten die Dinge, von denen sie heute noch gern im Schwabenland reden, ihren Lauf nehmen.

Am 16. Mai 1992 stieg der vielleicht dramatischste Schlusstag einer Bundesligasaison, Eintracht Frankfurt, der VfB Stuttgart und Borussia Dortmund konnten noch Meister werden - und alle waren sie punktgleich. Guido Buchwald kehrte an diesem Tag schon zum zweiten Mal in jener Saison nach Leverkusen zurück. Im Oktober 1991 hatten sie dort im DFB-Pokal gespielt und er die Partie entschieden - mit einem Eigentor. Besser waren seine Erinnerungen an das Länderspiel im Dezember 1991 gegen Luxemburg, als ihm im 47. Länderspiel endlich sein erstes Tor gelungen war.

Torjäger war er ja nicht mal im Nebenberuf. In jener Bundesligasaison waren ihm bis zu diesem 38. Spieltag vier Treffer gelungen, nur ein Spiel hatte er wegen einer Gelb-Sperre verpasst. Es war nicht seine beste Saison gewesen, einen Fehlpass beim 0:1 gegen die Bayern und einen Stellungsfehler beim 1:1 gegen Wattenscheid musste er auf seine Kappe nehmen. Niemand sagte es laut, aber Buchwalds Fehler drohten dem VfB die Meisterschaft zu kosten.

Flanke Kögl, Kopfball Buchwald, Tor - Meister!

Aber dann kam das letzte Spiel im Ulrich-Haberland-Stadion, das zu einem Karrierehöhepunkt des blonden Schwaben werden sollte. Nach 79 Minuten stand es 1:1, da flog Matthias Sammer vom Platz. Frankfurt lag in Rostock zurück, Dortmund führte in Duisburg 1:0, zehn wackere Schwaben brauchten einen Sieg, dann spräche die Tordifferenz im Vergleich mit dem BVB für sie.

Und so stürmten in der Schlussphase auch die Verteidiger. In der 86. Minute flankte Ludwig Kögl von links in den Fünfmeterraum, wo die Leverkusener auf Buchwalds Besuch nicht eingestellt waren. Freistehend köpfte er den Ball ins rechte untere Eck. Es war das Tor zur Meisterschaft, und als Schiedsrichter Dellwing abpfiff, während bereits VfB-Fans auf dem Platz waren, hatten sie es geschafft.

"Ich bin überglücklich, dieser Titel ist fast gleichzusetzen mit dem WM-Sieg von 1990", sagte Buchwald, der freilich nicht so ausgelassen feiern durfte wie die meisten Kollegen. Auf ihn und Mitspieler Matthias Sammer wartete noch die EM in Schweden. Vorher fuhr Buchwald mit Sammer in den Urlaub. Bei der EM fehlten nur Kleinigkeiten zu einem perfekten Jahr, Buchwald stand in der Finalmannschaft, die Dänemark in Göteborg 0:2 unterlag. Für Bundestrainer Berti Vogts war der Stuttgarter trotzdem "mein Spieler des Jahres".

Guido Buchwalds Bundesligabilanz: 334 Spiele, 29 Tore, zweimal Deutscher Meister (1984, 1992).

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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: Guido Buchwald köpft den VfB Stuttgart am letzten Spieltag der Saison 1991/1992 im dramatischen Meister-Dreikampf mit Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt zum Titel.

Verteidiger verteidigen, Stürmer stürmen. Was im modernen Fußball, wo jeder alles können muss und zuweilen gar keine Stürmer mehr auflaufen, längst überholt ist, hatte fast 100 Jahre seine Gültigkeit im internationalen Fußball. Und wenn ein Verteidiger einmal in die Rolle des Stürmers schlüpfte, erregte das noch Aufsehen. Guido Buchwald, der kantige Innenverteidiger des VfB Stuttgart, hatte zwar als Mittelfeldspieler seine Karriere begonnen, aber schon bald wurde er von Vereins- und Nationaltrainer nach hinten versetzt.

Als er bei der Weltmeisterschaft 1990 sich dennoch einmal im Achtelfinale gegen die Niederlande nach vorne getraut und nach einem Übersteiger maßgerecht auf Jürgen Klinsmann geflankt hatte, wurde er im Spielerkreis gleich zum "Diego". Liebevoller Spott für einen oft Unterschätzten, der im WM-Finale prompt noch seinen "Namensvetter" Diego Maradona ausschaltete.

Titel-Dreikampf am letzten Spieltag: Frankfurt, VfB oder BVB?

Während die meisten Weltmeister nach 1990 über den Brenner zogen, blieb Buchwald im Lande, obwohl sich der AC Parma für ihn interessierte und es beim VfB 1990/1991 kriselte. Manager Dieter Hoeneß gelang es, ihn zum Bleiben zu überreden, und so konnten die Dinge, von denen sie heute noch gern im Schwabenland reden, ihren Lauf nehmen.

Am 16. Mai 1992 stieg der vielleicht dramatischste Schlusstag einer Bundesligasaison, Eintracht Frankfurt, der VfB Stuttgart und Borussia Dortmund konnten noch Meister werden - und alle waren sie punktgleich. Guido Buchwald kehrte an diesem Tag schon zum zweiten Mal in jener Saison nach Leverkusen zurück. Im Oktober 1991 hatten sie dort im DFB-Pokal gespielt und er die Partie entschieden - mit einem Eigentor. Besser waren seine Erinnerungen an das Länderspiel im Dezember 1991 gegen Luxemburg, als ihm im 47. Länderspiel endlich sein erstes Tor gelungen war.

Torjäger war er ja nicht mal im Nebenberuf. In jener Bundesligasaison waren ihm bis zu diesem 38. Spieltag vier Treffer gelungen, nur ein Spiel hatte er wegen einer Gelb-Sperre verpasst. Es war nicht seine beste Saison gewesen, einen Fehlpass beim 0:1 gegen die Bayern und einen Stellungsfehler beim 1:1 gegen Wattenscheid musste er auf seine Kappe nehmen. Niemand sagte es laut, aber Buchwalds Fehler drohten dem VfB die Meisterschaft zu kosten.

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Flanke Kögl, Kopfball Buchwald, Tor - Meister!

Aber dann kam das letzte Spiel im Ulrich-Haberland-Stadion, das zu einem Karrierehöhepunkt des blonden Schwaben werden sollte. Nach 79 Minuten stand es 1:1, da flog Matthias Sammer vom Platz. Frankfurt lag in Rostock zurück, Dortmund führte in Duisburg 1:0, zehn wackere Schwaben brauchten einen Sieg, dann spräche die Tordifferenz im Vergleich mit dem BVB für sie.

Und so stürmten in der Schlussphase auch die Verteidiger. In der 86. Minute flankte Ludwig Kögl von links in den Fünfmeterraum, wo die Leverkusener auf Buchwalds Besuch nicht eingestellt waren. Freistehend köpfte er den Ball ins rechte untere Eck. Es war das Tor zur Meisterschaft, und als Schiedsrichter Dellwing abpfiff, während bereits VfB-Fans auf dem Platz waren, hatten sie es geschafft.

"Ich bin überglücklich, dieser Titel ist fast gleichzusetzen mit dem WM-Sieg von 1990", sagte Buchwald, der freilich nicht so ausgelassen feiern durfte wie die meisten Kollegen. Auf ihn und Mitspieler Matthias Sammer wartete noch die EM in Schweden. Vorher fuhr Buchwald mit Sammer in den Urlaub. Bei der EM fehlten nur Kleinigkeiten zu einem perfekten Jahr, Buchwald stand in der Finalmannschaft, die Dänemark in Göteborg 0:2 unterlag. Für Bundestrainer Berti Vogts war der Stuttgarter trotzdem "mein Spieler des Jahres".

Guido Buchwalds Bundesligabilanz: 334 Spiele, 29 Tore, zweimal Deutscher Meister (1984, 1992).