50 Jahre, 50 Gesichter: Abschied vom "treuen Charly"

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: Karl-Heinz Körbel, der 1990/1991 seine Karriere bei Eintracht Frankfurt als Bundesliga-Rekordspieler beendete - wenn auch mit einem Schönheitsfehler.

Das sieht man eher selten im Fußball: Spieler beider Mannschaften umringen den Schiedsrichter und fordern die Rücknahme einer Entscheidung. So geschehen am 8. Juni 1991 am Hamburger Millerntor, es war der 33. Spieltag. Michael Prengel hatte sich keine Freunde gemacht, als er im Spiel zwischen dem FC St. Pauli und der Frankfurter Eintracht deren Kapitän Karl-Heinz Körbel verwarnte. Denn alle wussten: Das war's jetzt für den "treuen Charly".

602 Bundesligaspiele hatte er bestritten, mehr als jeder andere, 600 davon in der Startelf. Meister war er nie geworden und auch 1991 ging es nur noch um einen UEFA-Cup-Platz. Was blieb war ein würdiger Abschied. Der Spielplan meinte es gut mit ihm, das letzte Saisonspiel fand in seinem geliebten Waldstadion statt. Vor seinen Fans, die ihn seit seinem Debüt am 14. Oktober 1972 - ausgerechnet gegen Gerd Müller - schätzten und im Laufe der Zeit regelrecht verehrten. Weil er immer alles gab für seine Eintracht und weil er nie weg ging. Nun aber gab es nach seinem ersten Foul in diesem Spiel die vermaledeite Gelbe Karte - die vierte der Saison. Das bedeutete damals: Sperre.

"Ich habe es verkraftet"

Körbel hatte Prengel vor dem Spiel diskret darauf hingewiesen, aber der tat nur seine Pflicht. "Es hat mir nicht Leid zu tun, er hätte sich anständig benehmen sollen", so der Referee. Während Charly wortlos an den Reportern vorbeisauste ("Kein Kommentar"), grollten die Mitspieler öffentlich. 20 Jahre später hat Körbel dem Kicker ein Interview gegeben und Altersmilde walten lassen: "Für ein Allerweltsfoul die vierte Gelbe Karte zu sehen und gesperrt zu werden, das war schon hart. Aber ich habe es verkraftet."

Als er 1991 im Alter von 36 Jahren aufhörte, musste Körbel auch Interviews geben, ging er doch als Rekordspieler der Bundesliga, der er bis heute geblieben ist. Auf die Frage, was ihm Glück bedeute, sagte der sechsmalige Nationalspieler: "19 Jahre Bundesliga durchgestanden zu haben und trotzdem noch Bäume ausreißen zu können." Im Gegensatz zu vielen Kollegen, insbesondere wenn sie Verteidiger waren, ging er als gesunder Mann.

1992 kurz vor einem Comeback

Als Co-Trainer blieb Karl-Heinz Körbel bei seiner Eintracht, stand 1991/1992 immer noch an jedem Tag auf dem Platz und erfüllte sich seinen Wunsch, dass er "so weiterleben wie bisher" wolle. Immer wieder wurde Körbel von Fans gefragt: "Warum spielen Sie nicht noch ein Jahr weiter?"

Das fragte er sich allmählich selber, und als die Eintracht 1992 in Rostock Meister werden konnte, stand er kurz vor seinem Comeback. Trainer Dragoslav Stepanovic wagte es dann doch nicht, das Unglück nahm seinen Lauf - Frankfurt verlor Spiel (1:2) und Titel. Noch heute ist Körbel, der als Leiter der Fußballschule immer noch bei der Eintracht ist, überzeugt: "Mit mir wären wir Meister geworden, denn ich habe noch nie ein Finale verloren."

So blieb es bei den 602 Spielen in der Bundesliga, zu denen 73 Pokalspiele und 48 Europacupspiele kamen. Er hat im Grunde nie gefehlt, auch in seiner letzten Saison verpasste er nur ein Spiel - das letzte.

Karl-Heinz Körbels Bundesligabilanz: 602 Spiele (45 Tore), 39 Spiele als Trainer.

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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: Karl-Heinz Körbel, der 1990/1991 seine Karriere bei Eintracht Frankfurt als Bundesliga-Rekordspieler beendete - wenn auch mit einem Schönheitsfehler.

Das sieht man eher selten im Fußball: Spieler beider Mannschaften umringen den Schiedsrichter und fordern die Rücknahme einer Entscheidung. So geschehen am 8. Juni 1991 am Hamburger Millerntor, es war der 33. Spieltag. Michael Prengel hatte sich keine Freunde gemacht, als er im Spiel zwischen dem FC St. Pauli und der Frankfurter Eintracht deren Kapitän Karl-Heinz Körbel verwarnte. Denn alle wussten: Das war's jetzt für den "treuen Charly".

602 Bundesligaspiele hatte er bestritten, mehr als jeder andere, 600 davon in der Startelf. Meister war er nie geworden und auch 1991 ging es nur noch um einen UEFA-Cup-Platz. Was blieb war ein würdiger Abschied. Der Spielplan meinte es gut mit ihm, das letzte Saisonspiel fand in seinem geliebten Waldstadion statt. Vor seinen Fans, die ihn seit seinem Debüt am 14. Oktober 1972 - ausgerechnet gegen Gerd Müller - schätzten und im Laufe der Zeit regelrecht verehrten. Weil er immer alles gab für seine Eintracht und weil er nie weg ging. Nun aber gab es nach seinem ersten Foul in diesem Spiel die vermaledeite Gelbe Karte - die vierte der Saison. Das bedeutete damals: Sperre.

"Ich habe es verkraftet"

Körbel hatte Prengel vor dem Spiel diskret darauf hingewiesen, aber der tat nur seine Pflicht. "Es hat mir nicht Leid zu tun, er hätte sich anständig benehmen sollen", so der Referee. Während Charly wortlos an den Reportern vorbeisauste ("Kein Kommentar"), grollten die Mitspieler öffentlich. 20 Jahre später hat Körbel dem Kicker ein Interview gegeben und Altersmilde walten lassen: "Für ein Allerweltsfoul die vierte Gelbe Karte zu sehen und gesperrt zu werden, das war schon hart. Aber ich habe es verkraftet."

Als er 1991 im Alter von 36 Jahren aufhörte, musste Körbel auch Interviews geben, ging er doch als Rekordspieler der Bundesliga, der er bis heute geblieben ist. Auf die Frage, was ihm Glück bedeute, sagte der sechsmalige Nationalspieler: "19 Jahre Bundesliga durchgestanden zu haben und trotzdem noch Bäume ausreißen zu können." Im Gegensatz zu vielen Kollegen, insbesondere wenn sie Verteidiger waren, ging er als gesunder Mann.

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1992 kurz vor einem Comeback

Als Co-Trainer blieb Karl-Heinz Körbel bei seiner Eintracht, stand 1991/1992 immer noch an jedem Tag auf dem Platz und erfüllte sich seinen Wunsch, dass er "so weiterleben wie bisher" wolle. Immer wieder wurde Körbel von Fans gefragt: "Warum spielen Sie nicht noch ein Jahr weiter?"

Das fragte er sich allmählich selber, und als die Eintracht 1992 in Rostock Meister werden konnte, stand er kurz vor seinem Comeback. Trainer Dragoslav Stepanovic wagte es dann doch nicht, das Unglück nahm seinen Lauf - Frankfurt verlor Spiel (1:2) und Titel. Noch heute ist Körbel, der als Leiter der Fußballschule immer noch bei der Eintracht ist, überzeugt: "Mit mir wären wir Meister geworden, denn ich habe noch nie ein Finale verloren."

So blieb es bei den 602 Spielen in der Bundesliga, zu denen 73 Pokalspiele und 48 Europacupspiele kamen. Er hat im Grunde nie gefehlt, auch in seiner letzten Saison verpasste er nur ein Spiel - das letzte.

Karl-Heinz Körbels Bundesligabilanz: 602 Spiele (45 Tore), 39 Spiele als Trainer.