36 Spiele ohne Niederlage: Bayern will HSV-Rekord einstellen

Er vergisst aber auch die anderen Namen nicht. Manfred Kaltz, "der Weltklasseverteidiger" auf rechts, Linksverteidiger Bernd Wehmeyer "der eine tolle Entwicklung genommen hat", Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Jimmy Hartwig oder Caspar Memering im Mittelfeld, Lars Bastrup als zweite Spitze und Jürgen Milewski als dritte - wenn es eine gab. Hinter den Spitzen kam der junge Thomas von Heesen ganz groß raus, wenn er seine Chance bekam. Hieronymus selbst überzeugte als Libero und schaffte es in den WM-Kader, blieb aber im Gegensatz zu Magath, Kaltz und Hrubesch zu Hause - auf Abruf.

19 Spieler setzte Ernst Happel 1981/1982 ein, in der folgenden Saison nur 17. Stammspieler durften sich nur 13 bis 14 nennen, der Rest hatte sporadische Einsätze. Das ist der größte Unterschied zur Gegenwart, zum FC Bayern 2013/2014. "In der Gegenüberstellung unserer Qualität mit der der Bayern stehen wir vielleicht etwas unterhalb von ihnen", gibt Hieronymus zu. Aber Kader mit bis zu 22 Topspielern konnte sich vor 30 Jahren niemand leisten - sie waren auch nicht nötig. Denn es gab weniger internationale Spiele, und man durfte nur zweimal wechseln.

Die erste Hinrunde ohne Niederlage

Noch ein Kennzeichen der frühen Achtziger: Mannschaften blieben weitgehend zusammen. Kein Bosman-Urteil, keine "Reisefreiheit". Und so wiederholte die Meistermannschaft 1982 ihr Kunststück in nahezu identischer Besetzung. Nur Wolfgang Rolff von Zweitligist Fortuna Köln kam dazu - anstelle von "Cappi" Memering.

Der Erfolg blieb, die Serie wuchs. Am 11. September 1982 hatte der HSV den Rekord der Frankfurter Eintracht (22 Spiele ohne Niederlage) geknackt. Dabei beließen es die Hanseaten nicht, im Kalenderjahr 1982 gab es keine Niederlage mehr. Erstmals überstand eine Mannschaft die Vorrunde ungeschlagen, und Weihnachten feierten sie schon als die ersten, die quasi eine komplette Saison nicht verloren hatte. Hieronymus: "Lange Zeit war die Serie kein Thema für uns, aber als wir so bei 28 Spielen waren, wollten wir unbedingt die 34 voll kriegen."

Hrubesch: "Wenn wir irgendwo verlieren, dann in Bremen"

34 Spiele hat eine Bundesligasaison. Doch das Jahr 1983, das so ungemein erfolgreich endete, brachte das jähe Ende schon im Januar. Das Heimspiel gegen Nürnberg gewann Hamburg noch souverän mit 3:0, aber am 22. Januar wurde die letzte Folger der Superserie gespielt. Denn nach Spiel 36 kam eine Woche darauf der Nord-Gipfel der Bundesliga, zugleich ein absolutes Spitzenspiel.

"Wenn wir irgendwo verlieren, dann in Bremen", unkte Kapitän Hrubesch noch - und so kam es tatsächlich. An einem stürmischen Samstag verlor der HSV unter fast irregulären Verhältnissen im Weserstadion mit 2:3. "Danke Werder!" - so titelte der kicker und schrieb in der Analyse: "Der Bundesliga ist ein Trauma genommen."

Die HSV-Kommentare waren weniger ernst: "Wir wollten die Bundesliga halt ein wenig spannend belassen", sagte Hrubesch, und Manfred Kaltz fragte: "Wir lachen nach Siegen, warum nicht auch nach Niederlagen?" Die Zahlen der einmaligen Rekordserie, die demnächst vielleicht schon keine mehr sein wird: 36 Spiele, 20 Siege, 16 Unentschieden, 97:41 Tore, 378 Tage unbesiegt. Da zumindest kann der FC Bayern nicht mithalten, am Samstag wären es "erst" 370 Tage.

Ribery bereits seit 39 Spielen ungeschlagen

Einen anderen Rekord ist Holger Hieronymus indes schon los: Da er 1982 in Braunschweig gefehlt hatte, war er sogar 38 Spiele ungeschlagen. Dass er den Rekord für einen einzelnen Spieler hielt, erfuhr er erst, als er ihn loswurde - vergangene Woche.



Sie haben seit fast einem Jahr kein Spiel verloren, auswärts sind es schon eineinhalb Jahre. Der FC Bayern, Triplegewinner, ist eine Klasse für sich im deutschen Fußball - und nicht nur da. 35 Spiele ungeschlagen zu sein, also mehr als eine Saison ist phänomenal. Aber: Einmalig ist es nicht.

Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) hat 1899 Hoffenheim ein paar mehr Fans als sonst, denn insbesondere die Anhänger des Hamburger SV hätten nichts gegen eine Bayern-Niederlage. Ist doch der HSV bisher der stolze Rekordhalter in punkto Unschlagbarkeit. Vor über 30 Jahren, am 29. Januar 1983, endete die bis dato längste Serie aller Zeiten in 50 Jahren Bundesliga nach 36 Spielen ohne Niederlage mit einem Hamburger 2:3 in Bremen.

Holger Hieronymus, einer der großen HSV-Mannschaft jener Tage, die wie die Bayern nebst Meisterschaft auch den wichtigsten Europapokal - den der Landesmeister, inzwischen Champions League - gewannen, sieht dieser "Gefahr" gelassen entgegen. "Uns war schon damals wichtiger, einen Titel hochzuhalten, als eine Rekordserie aufzustellen", sagt er gegenüber DFB.de. Er meint aber auch: "Wenn ich heute auf die Performance der Bayern gucke, wird mir rückwirkend noch mal klar, was wir damals geleistet haben - und dann ist man schon stolz."

Hieronymus: "Happel hat uns den Feinschliff gegeben"

Was genau hatten sie geleistet? Im Sommer 1981 begann die längst legendäre Ära von Ernst Happel an der Elbe. Ein Fußball-Lehrer aus Wien brachte den Erfolg zurück in die Hansestadt. Nach dem Titel 1979 unter Branko Zebec hatten die Bayern die Hamburger schnell wieder abgelöst und zweimal triumphiert.

Hieronymus erinnert sich: "Unter Zebec haben wir anders gespielt, defensiver. Ernst Happel hat uns den Feinschliff gegeben, wir waren taktisch ungemein gut geschult. Aus Holland, wo er Rotterdam trainiert hatte, hatte er das Pressing mitgebracht. So war unser Spiel weit offensiver als zuvor." Auf die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis weiß er nur zu sagen: "Wir wollten unbedingt gewinnen, jedes Spiel."

Das klappte auch unter Happel nicht immer und unter den 36 Spielen finden sich immerhin 16 Unentschieden, aber zu Zeiten, als es für Siege noch zwei Punkte gab, waren diese Remis schlicht "mehr" wert.

Alles beginnt mit einem Sieg in Dortmund

Die phänomenale Serie begann zwei Wochen nach der Niederlage im Nachholspiel in Braunschweig (1:2 am 16. Januar 1982) mit einem spektakulären 3:2 in Dortmund, am 30. Januar 1982. Bis Ende der Saison 1981/1982 folgten neun Siege und acht Unentschieden. Legendär ist bis heute das 4:3 im Spitzenspiel bei den Bayern nach 1:3-Rückstand, 22 Jahre vergingen bis zum nächsten HSV-Sieg in München. Zur Meisterschaft 1982 reichte dann ein Remis in Düsseldorf (3:3). "Wir sind ein trauriger Meister", stellte Ernst Happel fest, weil der Tanz auf drei Hochzeiten "nur" zu einem Titel geführt hatte.

Denn im UEFA-Pokal verlor der HSV das Finalrückspiel gegen IFK Göteborg mit 0:3, im DFB-Pokal scheiterte er im Halbfinale in Nürnberg. Die Hamburger konnten also doch noch verlieren - aber nicht in der Liga. Ein Stückchen der Rekordserie erlebte auch Franz Beckenbauer mit, ehe er 1982 als Meister seine Karriere beendete. Stars gab es trotzdem noch genug in jener Ära. Hieronymus schwelgt: Wir hatten mit Torwart Uli Stein, Ditmar Jakobs, Felix Magath und Horst Hrubesch eine außerordentlich starke Mittelachse."

Nur 13 bis 14 Stammspieler

Er vergisst aber auch die anderen Namen nicht. Manfred Kaltz, "der Weltklasseverteidiger" auf rechts, Linksverteidiger Bernd Wehmeyer "der eine tolle Entwicklung genommen hat", Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Jimmy Hartwig oder Caspar Memering im Mittelfeld, Lars Bastrup als zweite Spitze und Jürgen Milewski als dritte - wenn es eine gab. Hinter den Spitzen kam der junge Thomas von Heesen ganz groß raus, wenn er seine Chance bekam. Hieronymus selbst überzeugte als Libero und schaffte es in den WM-Kader, blieb aber im Gegensatz zu Magath, Kaltz und Hrubesch zu Hause - auf Abruf.

19 Spieler setzte Ernst Happel 1981/1982 ein, in der folgenden Saison nur 17. Stammspieler durften sich nur 13 bis 14 nennen, der Rest hatte sporadische Einsätze. Das ist der größte Unterschied zur Gegenwart, zum FC Bayern 2013/2014. "In der Gegenüberstellung unserer Qualität mit der der Bayern stehen wir vielleicht etwas unterhalb von ihnen", gibt Hieronymus zu. Aber Kader mit bis zu 22 Topspielern konnte sich vor 30 Jahren niemand leisten - sie waren auch nicht nötig. Denn es gab weniger internationale Spiele, und man durfte nur zweimal wechseln.

Die erste Hinrunde ohne Niederlage

Noch ein Kennzeichen der frühen Achtziger: Mannschaften blieben weitgehend zusammen. Kein Bosman-Urteil, keine "Reisefreiheit". Und so wiederholte die Meistermannschaft 1982 ihr Kunststück in nahezu identischer Besetzung. Nur Wolfgang Rolff von Zweitligist Fortuna Köln kam dazu - anstelle von "Cappi" Memering.

Der Erfolg blieb, die Serie wuchs. Am 11. September 1982 hatte der HSV den Rekord der Frankfurter Eintracht (22 Spiele ohne Niederlage) geknackt. Dabei beließen es die Hanseaten nicht, im Kalenderjahr 1982 gab es keine Niederlage mehr. Erstmals überstand eine Mannschaft die Vorrunde ungeschlagen, und Weihnachten feierten sie schon als die ersten, die quasi eine komplette Saison nicht verloren hatte. Hieronymus: "Lange Zeit war die Serie kein Thema für uns, aber als wir so bei 28 Spielen waren, wollten wir unbedingt die 34 voll kriegen."

Hrubesch: "Wenn wir irgendwo verlieren, dann in Bremen"

34 Spiele hat eine Bundesligasaison. Doch das Jahr 1983, das so ungemein erfolgreich endete, brachte das jähe Ende schon im Januar. Das Heimspiel gegen Nürnberg gewann Hamburg noch souverän mit 3:0, aber am 22. Januar wurde die letzte Folger der Superserie gespielt. Denn nach Spiel 36 kam eine Woche darauf der Nord-Gipfel der Bundesliga, zugleich ein absolutes Spitzenspiel.

"Wenn wir irgendwo verlieren, dann in Bremen", unkte Kapitän Hrubesch noch - und so kam es tatsächlich. An einem stürmischen Samstag verlor der HSV unter fast irregulären Verhältnissen im Weserstadion mit 2:3. "Danke Werder!" - so titelte der kicker und schrieb in der Analyse: "Der Bundesliga ist ein Trauma genommen."

Die HSV-Kommentare waren weniger ernst: "Wir wollten die Bundesliga halt ein wenig spannend belassen", sagte Hrubesch, und Manfred Kaltz fragte: "Wir lachen nach Siegen, warum nicht auch nach Niederlagen?" Die Zahlen der einmaligen Rekordserie, die demnächst vielleicht schon keine mehr sein wird: 36 Spiele, 20 Siege, 16 Unentschieden, 97:41 Tore, 378 Tage unbesiegt. Da zumindest kann der FC Bayern nicht mithalten, am Samstag wären es "erst" 370 Tage.

Ribery bereits seit 39 Spielen ungeschlagen

Einen anderen Rekord ist Holger Hieronymus indes schon los: Da er 1982 in Braunschweig gefehlt hatte, war er sogar 38 Spiele ungeschlagen. Dass er den Rekord für einen einzelnen Spieler hielt, erfuhr er erst, als er ihn loswurde - vergangene Woche.

Bayern-Superstar Franck Ribery hat ihn beim 3:2 gegen Hertha BSC überholt. Europas Fußballer des Jahres fehlte nämlich 2012 beim 1:2 gegen Leverkusen, der bislang letzten Münchner Liganiederlage, und steht jetzt bei 39 Spielen in Folge ohne Niederlage. Hieronymus nimmt auch das gelassen: "Er ist immerhin ein würdiger Nachfolger. Den ersten Schritt hat er geschafft. Mal sehen, ob er auch den zweiten schafft - 30 Jahre oben zu bleiben."