3. Liga: Holstein Kiel hofft auf gute Zeiten mit Neitzel

Der Jubel der Fans schallt fast noch durch das Kieler Holstein-Stadion, da geht es für die "Störche" auch schon weiter. Gerade einmal sechs Wochen nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga Nord und den erfolgreichen Relegationsspielen gegen den Südwest-Meister Hessen Kassel (2:0/2:1) startet bereits die 3. Liga in ihre sechste Saison. Zum zweiten Mal nach der Spielzeit 2009/2010 ist Holstein Kiel, der Deutsche Meister von 1912, mit von der Partie.

Zum Auftakt müssen die Norddeutschen am Samstag, 20. Juli, (ab 14 Uhr) beim Ex-Bundesligisten Hansa Rostock antreten. "Unsere Vorbereitungsphase ist sehr kurz, aber wir haben kaum Ausfälle zu beklagen. Daher können wir damit leben", sagt Andreas Bornemann, Sportlicher Leiter der Kieler, im Gespräch mit DFB.de gelassen.

"Relegationsspiele hatten Showdown-Charakter"

Die erstmals durchgeführten Aufstiegsspiele zur 3. Liga waren auch für Bornemann Partien mit einer besonderen Dramaturgie. "Die Begegnungen gegen Hessen Kassel hatten einen absoluten Showdown-Charakter. Die Anspannung war wesentlich höher als bei normalen Ligaspielen", so der 41-Jährige, der früher schon als Sport-Chef beim Bundesligisten SC Freiburg und bei Alemannia Aachen gearbeitet hatte. "Als endlich feststand, dass wir es geschafft haben, war die Erleichterung riesengroß. Jetzt freuen wir uns auf die 3. Liga."

Auf ein Trainingslager hat die Mannschaft von Neu-Trainer Karsten Neitzel verzichtet. Alle Einheiten und Testspiele fanden in Kiel und Umgebung statt. Der Grund dafür liegt nicht in der verkürzten Vorbereitung, sondern in den perfekten Bedingungen, die der Verein vor der eigenen Haustür vorfindet. "Die Ostsee ist direkt nebenan. Die frische Luft, das gute Wetter, all das sind optimale Vorraussetzungen für eine optimale Vorbereitung. Andere Vereine kommen dafür extra zu uns. Wieso sollten wir dann in ein Hotel nach Österreich fahren?", erklärt der Ex-Freiburger, der einst auch sechs Bundesligaspiele für den Sport-Club bestritt.

Aufschwung im Umfeld - Fanprojekt gegründet

Nicht nur die Trainingsbedingungen sind optimal in Kiel. Auch das Umfeld der Holsteiner erfährt durch den Aufstieg in die 3. Liga einen erheblichen Aufschwung. Das Holstein-Stadion wird aktuell mit einer neue Rasenheizung ausgestattet. Außerdem werden ein neuer Kunstrasenplatz, sowie eine neue Trainingsfläche gebaut.

"Die Aufstiegseuphorie ist auf allen Ebenen spürbar. Für die neue Saison rechnen wir mit mehr Zuschauern, die Wahrnehmung der Marke 'Holstein Kiel' nimmt deutlich zu", so Bornemann. In der vergangenen Saison waren rund 3.600 Zuschauer im Schnitt zu den Regionalliga-Heimspielen der "Störche" gepilgert.

In Sachen Fans hoffen die Holsteiner nicht nur auf größeren Zuspruch als noch in der vergangenen Spielzeit, sondern auch auf anderer Ebene auf eine positive Entwicklung. Denn nach den Bundesliga-Städten in der Umgebung hat nun auch Kiel ein eigenes Fanprojekt. Andreas Bornemann findet dafür ausschließlich positive Worte: "Der Zeitpunkt ist sehr gut. Wir können dadurch einigen Problemen, die es in jeder Fanszene gibt, früher begegnen und entgegenwirken."

Eingespieltes Team als Trumpf für die 3. Liga

Im Gegensatz zu vielen anderen Klubs hat sich der Spielerkader bei Holstein Kiel nicht allzu sehr verändert - und das ganz bewusst. Die Verantwortlichen vertrauen vielmehr auf die Aufstiegsmannschaft. "Der Kader besitzt große Qualität, das hat er in der vergangenen Saison gezeigt. Wir haben die Mannschaft deshalb nur punktuell verstärkt und mit einigen Perspektivakteuren ergänzt. Die Spieler, die bei uns unter Vertrag stehen, genießen unser volles Vertrauen", betont Andreas Bornemann. Dass die Stammformation bereits eingespielt ist, soll in der 3. Liga zum Trumpf werden.

Gute Chancen auf den Startplatz haben jedoch zumindest zwei Neu-Kieler. Torwart Maximilian Riedmüller kam von FC Bayern München II und soll den nach Elversberg abgewanderten Morten Jensen ersetzen. Riedmüller ist 25 Jahre alt und hütete fünf Jahre lang das Gehäuse der Zweitvertretung des deutschen Rekordmeisters. Er wird mit Niklas Jakusch und Daniel Strähle um den Platz im Kieler Kasten konkurrieren. Erst- und Zweitliga-Erfahrung bringt Tim Danneberg (27) mit. Er wechselte vom SV Sandhausen, wo er zuletzt 15 Zweitliga-Begegnungen bestritten hatte, an die Ostsee. Für Arminia Bielefeld kickte der zentrale Mittelfeldspieler in den Jahren 2005 bis 2007 sogar in der Bundesliga.

"Die Ernte unserer Nachwuchsarbeit einfahren"

Alle anderen neuen Kieler Kicker sind deutlich jünger und können noch keine Profi-Erfahrung aufweisen. Takuya Okada, Onur Akdogan und Hauke Wahl kamen aus der eigenen U 19, außerdem sicherte sich Bornemann die Dienste von Darryl Geurts (FC Energie Cottbus II) und Patrick Breitkreuz (Hertha BSC II).

Der Sportliche Leiter will mit Blick auf die Verpflichtungen jedoch keineswegs von einem "Jugendwahn" sprechen. "Obwohl wir bisher nur viertklassig waren, spielen unsere A- und B-Junioren in der höchsten deutschen Klasse. Da ist es normal, dass wir die Ernte unserer Nachwuchsarbeit auch einfahren wollen", so Bornemann. "Wir haben in unserem Aufgebot eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern."

Aufstiegstrainer Gutzeit legt Amt überraschend nieder

Die optimale Leistung aus dem kaum veränderten Kader herauskitzeln soll allerdings ein neuer Trainer. Und das war keineswegs geplant. Vielmehr hatte Aufstiegstrainer Thorsten Gutzeit nur wenige Tage nach seinem bisher größten Erfolg das Amt überraschend niedergelegt, um sich auf seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer konzentrieren zu können.

Für gute Zeiten an der Förde soll jetzt Karsten Neitzel sorgen, der bis Anfang April als Cheftrainer beim Zweitligisten VfL Bochum gearbeitet hatte. Sport-Chef Bornemann kennt seinen neuen Trainer nur allzu gut. Beim SC Freiburg hatten sie auf verschiedenen Ebenen miteinander zu tun. Erst spielten sie noch gemeinsam für die "Zweite" des Sport-Clubs, dann war Bornemann Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung, während Neitzel seine Trainerkarriere bei der Freiburger Reserve startete.

"Hohes Maß an Deckungsgleichheit"

Später trennten sich die Wege, der Kontakt aber blieb. "Wir sind über all die Jahre in Verbindung geblieben, haben ab und zu telefoniert. Nun kamen mehrere Gegebenheiten zusammen, so dass eine erneute Zusammenarbeit möglich war", sagt Bornemann. Dabei betont der 41-Jährige, dass Karsten Neitzel sein absoluter Wunschtrainer war. "Wir haben ein hohes Maß an Deckungsgleichheit, was das Verständnis von Fußball betrifft."

Das erste Ziel der Kieler ist klar. Nicht noch einmal wollen sie nur ein einjähriges Gastspiel in der 3. Liga geben. "Im ersten Jahr nach dem Aufstieg zählt für uns in erster Linie der Klassenverbleib", betont Bornemann: "Mittelfristig ist es jedoch unser Bestreben, uns dauerhaft in der Spielklasse zu etablieren."

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Der Jubel der Fans schallt fast noch durch das Kieler Holstein-Stadion, da geht es für die "Störche" auch schon weiter. Gerade einmal sechs Wochen nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga Nord und den erfolgreichen Relegationsspielen gegen den Südwest-Meister Hessen Kassel (2:0/2:1) startet bereits die 3. Liga in ihre sechste Saison. Zum zweiten Mal nach der Spielzeit 2009/2010 ist Holstein Kiel, der Deutsche Meister von 1912, mit von der Partie.

Zum Auftakt müssen die Norddeutschen am Samstag, 20. Juli, (ab 14 Uhr) beim Ex-Bundesligisten Hansa Rostock antreten. "Unsere Vorbereitungsphase ist sehr kurz, aber wir haben kaum Ausfälle zu beklagen. Daher können wir damit leben", sagt Andreas Bornemann, Sportlicher Leiter der Kieler, im Gespräch mit DFB.de gelassen.

"Relegationsspiele hatten Showdown-Charakter"

Die erstmals durchgeführten Aufstiegsspiele zur 3. Liga waren auch für Bornemann Partien mit einer besonderen Dramaturgie. "Die Begegnungen gegen Hessen Kassel hatten einen absoluten Showdown-Charakter. Die Anspannung war wesentlich höher als bei normalen Ligaspielen", so der 41-Jährige, der früher schon als Sport-Chef beim Bundesligisten SC Freiburg und bei Alemannia Aachen gearbeitet hatte. "Als endlich feststand, dass wir es geschafft haben, war die Erleichterung riesengroß. Jetzt freuen wir uns auf die 3. Liga."

Auf ein Trainingslager hat die Mannschaft von Neu-Trainer Karsten Neitzel verzichtet. Alle Einheiten und Testspiele fanden in Kiel und Umgebung statt. Der Grund dafür liegt nicht in der verkürzten Vorbereitung, sondern in den perfekten Bedingungen, die der Verein vor der eigenen Haustür vorfindet. "Die Ostsee ist direkt nebenan. Die frische Luft, das gute Wetter, all das sind optimale Vorraussetzungen für eine optimale Vorbereitung. Andere Vereine kommen dafür extra zu uns. Wieso sollten wir dann in ein Hotel nach Österreich fahren?", erklärt der Ex-Freiburger, der einst auch sechs Bundesligaspiele für den Sport-Club bestritt.

Aufschwung im Umfeld - Fanprojekt gegründet

Nicht nur die Trainingsbedingungen sind optimal in Kiel. Auch das Umfeld der Holsteiner erfährt durch den Aufstieg in die 3. Liga einen erheblichen Aufschwung. Das Holstein-Stadion wird aktuell mit einer neue Rasenheizung ausgestattet. Außerdem werden ein neuer Kunstrasenplatz, sowie eine neue Trainingsfläche gebaut.

"Die Aufstiegseuphorie ist auf allen Ebenen spürbar. Für die neue Saison rechnen wir mit mehr Zuschauern, die Wahrnehmung der Marke 'Holstein Kiel' nimmt deutlich zu", so Bornemann. In der vergangenen Saison waren rund 3.600 Zuschauer im Schnitt zu den Regionalliga-Heimspielen der "Störche" gepilgert.

In Sachen Fans hoffen die Holsteiner nicht nur auf größeren Zuspruch als noch in der vergangenen Spielzeit, sondern auch auf anderer Ebene auf eine positive Entwicklung. Denn nach den Bundesliga-Städten in der Umgebung hat nun auch Kiel ein eigenes Fanprojekt. Andreas Bornemann findet dafür ausschließlich positive Worte: "Der Zeitpunkt ist sehr gut. Wir können dadurch einigen Problemen, die es in jeder Fanszene gibt, früher begegnen und entgegenwirken."

Eingespieltes Team als Trumpf für die 3. Liga

Im Gegensatz zu vielen anderen Klubs hat sich der Spielerkader bei Holstein Kiel nicht allzu sehr verändert - und das ganz bewusst. Die Verantwortlichen vertrauen vielmehr auf die Aufstiegsmannschaft. "Der Kader besitzt große Qualität, das hat er in der vergangenen Saison gezeigt. Wir haben die Mannschaft deshalb nur punktuell verstärkt und mit einigen Perspektivakteuren ergänzt. Die Spieler, die bei uns unter Vertrag stehen, genießen unser volles Vertrauen", betont Andreas Bornemann. Dass die Stammformation bereits eingespielt ist, soll in der 3. Liga zum Trumpf werden.

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Gute Chancen auf den Startplatz haben jedoch zumindest zwei Neu-Kieler. Torwart Maximilian Riedmüller kam von FC Bayern München II und soll den nach Elversberg abgewanderten Morten Jensen ersetzen. Riedmüller ist 25 Jahre alt und hütete fünf Jahre lang das Gehäuse der Zweitvertretung des deutschen Rekordmeisters. Er wird mit Niklas Jakusch und Daniel Strähle um den Platz im Kieler Kasten konkurrieren. Erst- und Zweitliga-Erfahrung bringt Tim Danneberg (27) mit. Er wechselte vom SV Sandhausen, wo er zuletzt 15 Zweitliga-Begegnungen bestritten hatte, an die Ostsee. Für Arminia Bielefeld kickte der zentrale Mittelfeldspieler in den Jahren 2005 bis 2007 sogar in der Bundesliga.

"Die Ernte unserer Nachwuchsarbeit einfahren"

Alle anderen neuen Kieler Kicker sind deutlich jünger und können noch keine Profi-Erfahrung aufweisen. Takuya Okada, Onur Akdogan und Hauke Wahl kamen aus der eigenen U 19, außerdem sicherte sich Bornemann die Dienste von Darryl Geurts (FC Energie Cottbus II) und Patrick Breitkreuz (Hertha BSC II).

Der Sportliche Leiter will mit Blick auf die Verpflichtungen jedoch keineswegs von einem "Jugendwahn" sprechen. "Obwohl wir bisher nur viertklassig waren, spielen unsere A- und B-Junioren in der höchsten deutschen Klasse. Da ist es normal, dass wir die Ernte unserer Nachwuchsarbeit auch einfahren wollen", so Bornemann. "Wir haben in unserem Aufgebot eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern."

Aufstiegstrainer Gutzeit legt Amt überraschend nieder

Die optimale Leistung aus dem kaum veränderten Kader herauskitzeln soll allerdings ein neuer Trainer. Und das war keineswegs geplant. Vielmehr hatte Aufstiegstrainer Thorsten Gutzeit nur wenige Tage nach seinem bisher größten Erfolg das Amt überraschend niedergelegt, um sich auf seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer konzentrieren zu können.

Für gute Zeiten an der Förde soll jetzt Karsten Neitzel sorgen, der bis Anfang April als Cheftrainer beim Zweitligisten VfL Bochum gearbeitet hatte. Sport-Chef Bornemann kennt seinen neuen Trainer nur allzu gut. Beim SC Freiburg hatten sie auf verschiedenen Ebenen miteinander zu tun. Erst spielten sie noch gemeinsam für die "Zweite" des Sport-Clubs, dann war Bornemann Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung, während Neitzel seine Trainerkarriere bei der Freiburger Reserve startete.

"Hohes Maß an Deckungsgleichheit"

Später trennten sich die Wege, der Kontakt aber blieb. "Wir sind über all die Jahre in Verbindung geblieben, haben ab und zu telefoniert. Nun kamen mehrere Gegebenheiten zusammen, so dass eine erneute Zusammenarbeit möglich war", sagt Bornemann. Dabei betont der 41-Jährige, dass Karsten Neitzel sein absoluter Wunschtrainer war. "Wir haben ein hohes Maß an Deckungsgleichheit, was das Verständnis von Fußball betrifft."

Das erste Ziel der Kieler ist klar. Nicht noch einmal wollen sie nur ein einjähriges Gastspiel in der 3. Liga geben. "Im ersten Jahr nach dem Aufstieg zählt für uns in erster Linie der Klassenverbleib", betont Bornemann: "Mittelfristig ist es jedoch unser Bestreben, uns dauerhaft in der Spielklasse zu etablieren."