20 Jahre Mauerfall: Hertha BSC mitten im Freudentaumel

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Nichts war mehr so wie zwei Tage zuvor. Die Mauer war offen, rund 500.000 DDR-Bürger strömten an jenem Samstag in den Westteil Berlins, der Kurfürstendamm wurde für Autofahrer gesperrt. Ganz Deutschland befand sich im Ausnahmezustand, dessen Zentrum Berlin war. Und dank des Zweitliga-Spielplans waren die Fußballer von Hertha BSC und Wattenscheid 09 plötzlich Teil des kollektiven Freudentaumels.

Zweiter gegen Erster, Hertha gegen Wattenscheid war ein Spitzenspiel. Das Interesse der Berliner für ihr Team war zu jener Zeit jedoch überschaubar. Im Schnitt knapp 9000 Fans hatten sich bei den bisherigen Heimspielen der Zweiten Bundesliga im riesigen Olympiastadion verloren. Für die Partie gegen Wattenscheid am 11. November hatten Autohäuser Tickets günstig unters Volk gebracht, Hertha hoffte im Vorfeld auf 25.000 Zuschauer.

Viele Hertha-Fans in Ost-Berlin

Das war vor dem Abend des 9. November. Bevor Politbüro-Mitglied Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz über die neue Reiseregelung informiert hatte. Bevor am S-Bahnhof Bornholmer Straße um 23.30 Uhr die Kontrollen eingestellt worden waren und Tausende Ost-Berliner ungehindert die Grenze passieren konnten. Hertha BSC hatte seinerzeit in der DDR und besonders in Ost-Berlin viele Fans. Manche waren sogar zu Europacupspielen nach Prag gereist, um Hertha dort sehen zu können. Eine Mannschaft, die quasi vor ihrer Haustür beheimatet war, deren Heimspiele aber für sie unerreichbar waren. Das änderte sich am 11. November 1989.

U-Bahnen und Busse mit Ziel Olympiastadion waren überfüllt. Wo sonst zehn Minuten vor Spielbeginn Parkplätze im Überfluss vorhanden waren, stauten sich Stunden vorher Wartburgs und Trabants. Sie hatten nicht nur Berliner Kennzeichen, kamen auch aus Rostock und Neubrandenburg. Ein Sponsor hatte spontan 10.000 Freikarten für DDR-Bürger spendiert. Als diese weg waren, gab es gegen Vorzeigen des DDR-Passes freien Eintritt.

60.000 Zuschauer mit Tränen in den Augen

Offiziell waren 44.174 Zuschauer im Stadion, es sollen aber bis zu 60.000 gewesen sein. Genau weiß es keiner, die genaue Zahl interessierte allerdings auch nicht. Denn es war 40 Stunden nach Maueröffnung kein normales Fußballspiel. Viele Fans aus dem Osten hatten beim Betreten des Stadions Tränen in den Augen. Andere standen ungläubig staunend auf der Tribüne. Wieder andere brachten nur das Wort "Wahnsinn" heraus.

Als der Stadionsprecher zur Begrüßung alle Berliner Bezirke - Ost und West - aufzählte und die Zuschauer aus ganz Berlin willkommen hieß, erntete er Begeisterungsstürme. RIAS-Rundfunkreporter Wolfgang Mönch sagte später, dass er sich kaum auf das Spiel konzentrieren konnte, weil es ihm "wegen des spannenden Drumherum eiskalt über den Rücken" lief.

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Wattenscheids damaliger Trainer Hannes Bongartz hatte die Spieler mit einer eher ungewöhnlichen, aber für diesen Tag absolut zutreffenden, Devise aufs Feld geschickt: "Geht raus, genießt. Das werdet ihr nie wieder erleben."

Verkehrschaos nach Spielende

In der Tat war das Geschehen auf dem Rasen nur der Rahmen für die geschichtsträchtigen 90 Minuten auf den Rängen. An anderen Tagen hätten die in Berlin stets besonders ungeduldigen Zuschauer ihr Team für die schwache Vorstellung ausgepfiffen, diesmal nicht. Nach der Partie wurde der Mannschaftsbus der Gäste mit Blaulicht zum Flughafen eskortiert, da rund um das Stadion das absolute Verkehrschaos ausgebrochen war.

Trainer Bongartz hatte zuvor in der Pressekonferenz auf den Punkt gebracht, was alle dachten. Für ihn und seine Mannschaft sei wichtig gewesen, Teil dieses historischen Ereignisses zu sein. "Das Ergebnis ist Nebensache", sagte Bongartz. Es lautete übrigens 1:1.

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Nichts war mehr so wie zwei Tage zuvor. Die Mauer war offen, rund 500.000 DDR-Bürger strömten an jenem Samstag in den Westteil Berlins, der Kurfürstendamm wurde für Autofahrer gesperrt. Ganz Deutschland befand sich im Ausnahmezustand, dessen Zentrum Berlin war. Und dank des Zweitliga-Spielplans waren die Fußballer von Hertha BSC und Wattenscheid 09 plötzlich Teil des kollektiven Freudentaumels.

Zweiter gegen Erster, Hertha gegen Wattenscheid war ein Spitzenspiel. Das Interesse der Berliner für ihr Team war zu jener Zeit jedoch überschaubar. Im Schnitt knapp 9000 Fans hatten sich bei den bisherigen Heimspielen der Zweiten Bundesliga im riesigen Olympiastadion verloren. Für die Partie gegen Wattenscheid am 11. November hatten Autohäuser Tickets günstig unters Volk gebracht, Hertha hoffte im Vorfeld auf 25.000 Zuschauer.

Viele Hertha-Fans in Ost-Berlin

Das war vor dem Abend des 9. November. Bevor Politbüro-Mitglied Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz über die neue Reiseregelung informiert hatte. Bevor am S-Bahnhof Bornholmer Straße um 23.30 Uhr die Kontrollen eingestellt worden waren und Tausende Ost-Berliner ungehindert die Grenze passieren konnten. Hertha BSC hatte seinerzeit in der DDR und besonders in Ost-Berlin viele Fans. Manche waren sogar zu Europacupspielen nach Prag gereist, um Hertha dort sehen zu können. Eine Mannschaft, die quasi vor ihrer Haustür beheimatet war, deren Heimspiele aber für sie unerreichbar waren. Das änderte sich am 11. November 1989.

U-Bahnen und Busse mit Ziel Olympiastadion waren überfüllt. Wo sonst zehn Minuten vor Spielbeginn Parkplätze im Überfluss vorhanden waren, stauten sich Stunden vorher Wartburgs und Trabants. Sie hatten nicht nur Berliner Kennzeichen, kamen auch aus Rostock und Neubrandenburg. Ein Sponsor hatte spontan 10.000 Freikarten für DDR-Bürger spendiert. Als diese weg waren, gab es gegen Vorzeigen des DDR-Passes freien Eintritt.

60.000 Zuschauer mit Tränen in den Augen

Offiziell waren 44.174 Zuschauer im Stadion, es sollen aber bis zu 60.000 gewesen sein. Genau weiß es keiner, die genaue Zahl interessierte allerdings auch nicht. Denn es war 40 Stunden nach Maueröffnung kein normales Fußballspiel. Viele Fans aus dem Osten hatten beim Betreten des Stadions Tränen in den Augen. Andere standen ungläubig staunend auf der Tribüne. Wieder andere brachten nur das Wort "Wahnsinn" heraus.

Als der Stadionsprecher zur Begrüßung alle Berliner Bezirke - Ost und West - aufzählte und die Zuschauer aus ganz Berlin willkommen hieß, erntete er Begeisterungsstürme. RIAS-Rundfunkreporter Wolfgang Mönch sagte später, dass er sich kaum auf das Spiel konzentrieren konnte, weil es ihm "wegen des spannenden Drumherum eiskalt über den Rücken" lief.

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Wattenscheids damaliger Trainer Hannes Bongartz hatte die Spieler mit einer eher ungewöhnlichen, aber für diesen Tag absolut zutreffenden, Devise aufs Feld geschickt: "Geht raus, genießt. Das werdet ihr nie wieder erleben."

Verkehrschaos nach Spielende

In der Tat war das Geschehen auf dem Rasen nur der Rahmen für die geschichtsträchtigen 90 Minuten auf den Rängen. An anderen Tagen hätten die in Berlin stets besonders ungeduldigen Zuschauer ihr Team für die schwache Vorstellung ausgepfiffen, diesmal nicht. Nach der Partie wurde der Mannschaftsbus der Gäste mit Blaulicht zum Flughafen eskortiert, da rund um das Stadion das absolute Verkehrschaos ausgebrochen war.

Trainer Bongartz hatte zuvor in der Pressekonferenz auf den Punkt gebracht, was alle dachten. Für ihn und seine Mannschaft sei wichtig gewesen, Teil dieses historischen Ereignisses zu sein. "Das Ergebnis ist Nebensache", sagte Bongartz. Es lautete übrigens 1:1.