1997: Schalkes "Eurofighter" werden geboren

21. Mai

Vor 40 Jahren wird Borussia Mönchengladbach zum fünften Mal Meister. Der Mannschaft von Trainer Udo Lattek reicht am letzten Spieltag ein Punkt bei Bayern München, wo sie in der Bundesliga nie gewonnen hat. Dabei bleibt es, auch wenn sie bis zur letzten Minute 2:1 führt. Dann schlägt Franz Beckenbauer in seinem letzten Spiel im Bayern-Dress noch einmal den Ball in den Strafraum, wo stets Gerd Müller lauert, der schon "sein" Tor erzielt hat. Diesmal nimmt ihm Hans-Jürgen Wittkamp die Arbeit ab, der Borusse köpft ins eigene Tor und verhindert, dass Beckenbauer mit einer Niederlage aus der Bundesliga scheiden muss. Gladbachs Meisterschaft gefährdet es nicht mehr, danach ist sofort Schluss und Schalkes 4:2-Heimsieg gegen Borussia Dortmund richtet keinen Schaden mehr an. Borussias Titelhattrick ist ein zähes Stück Arbeit, in der Rückrunde gewinnt sie nur fünf Spiele. Kapitän Berti Vogts sagt: "Dieser Titel bedeutet mir am meisten von allen, denn es war spannend bis zum Geht-nicht-mehr und wir hatten eine Menge Verletzte." Ulli Stielike, Schütze des 0:2, verabschiedet sich als Meister zu Real Madrid. Weitere Entscheidungen: Der Karlsruher SC begleitet Tennis Borussia Berlin und Rot-Weiss Essen trotz eines abschließenden 2:1-Heimsiegs gegen Duisburg in die 2. Liga. An das Wunder glauben nur noch 6000 Getreue und die werden enttäuscht. Aufsteiger 1. FC Saarbrücken beseitigt die letzten Zweifel (1:1 gegen Hertha BSC). Torschützenkönig wird der Kölner Dieter Müller (34), obwohl er beim 3:0 gegen Werder Bremen leer ausgeht. Eintracht Frankfurt baut den Bundesligarekord aus und bleibt in Düsseldorf (2:1) auch im 21. Spiel in Folge ungeschlagen - wofür sie mit Platz vier belohnt wird, der für den UEFA-Pokal reicht. Den erreichen auch Schalke und Braunschweig (6:0 gegen RW Essen). Ob die Bayern (Siebter) wieder international spielen, hängt vom Pokalfinale ab. Nur wenn die vor ihnen platzierten Kölner die Berliner Hertha schlagen, sind sie wieder dabei. Franz Beckenbauer fehlt auf alle Fälle, der Kaiser erhält vor seinem 396. Bundesligaspiel für die Bayern eine goldene Ehrennadel und viel Beifall von den Rängen. Zur Feier des Tages zählt der Kicker seine Ballkontakte: 81! Und fragt: "Ob die Bayern diese Lücke füllen können, ob sie je wieder eine solche Persönlichkeit finden?"

Am selben Tag kehrt der VfB Stuttgart nach zweijähriger Abstinenz in die Bundesliga zurück. Eintracht Trier erlaubt ihnen zwar nur ein 0:0, aber Verfolger 1860 München (1:1 in Würzburg) kommt nicht mehr heran und muss ins Entscheidungsspiel mit dem Nord-Zweiten.

Vor 20 Jahren wird Schalke 04 erstmals UEFA-Pokalsieger. Im Rückspiel von Mailand unterliegt das Team von Huub Stevens zwar Gastgeber Inter nach 120 Minuten 0:1, doch im fälligen Elfmeterschießen haben die Deutschen die besseren Nerven. Torwart Jens Lehmann hält den Elfmeter von Ivan Zamorano, der im Spiel (85. Minute) getroffen hat. Und Aron Winter verfehlt das Tor. Lehmann hat auch daran seinen Anteil, vor dem Schuss sagt er dem Niederländer: "Du, ich bleibe in der Mitte stehen." Verwirrt verzieht Winter. Nur Youri Djorkaeff lässt Inters Anhang jubeln. Dagegen treffen alle vier Schalker: Ingo Anderbrügge, Olaf Thon, Martin Max und Marc Wilmots. Sein 4:1 macht Schalke zum UEFA-Cupsieger, die legendären "Eurofighter" sind geboren. 10.000 Schalke-Fans feiern im Stadio Giuseppe Meazza und machen die Nacht von Mailand zum Tage. Im Parkstadion verfolgen 30.000 Besucher das Drama auf einer Großleinwand. Manager Rudi Assauer sagt: "Ich habe es gewusst. Morgens habe ich den Jungs in die Augen geschaut und gesehen, wir gewinnen." Trainer Huub Stevens beantwortet Fragen nach dem verdienten Sieger so: "Inter hat viele Stars, aber wir haben die bessere Mannschaft."

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

15. Mai

Vor 90 Jahren wird die vierte Hauptrunde des Süddeutschen Pokals ausgetragen. Titelfavorit 1. FC Nürnberg schlägt den VfB Stuttgart mehr als standesgemäß 7:1. Klare Verhältnisse auch bei FSV Frankfurt - Saar 05 Saarbrücken (5:1) und Bayern München - Freiburger FC (5:2). Bayern beklagt allerdings den frühzeitigen Ausfalls des zweifachen Torschützens Josef Pöttinger, dessen Anwesenheit fast allein Tore garantiert. Der FK Pirmasens schlägt Mainz 05 2:0. Die SpVgg. Fürth dreht die Partie beim Stuttgarter Sportklub und gewinnt 2:1, obwohl Nationalspieler Georg Franz noch einen Elfmeter verschießt.

Am selben Tag kommen 10.000 Zuschauer zum Testspiel des Westdeutschen Meisters Duisburger SpV gegen die englische Profi-Elf des FC Burnley. Beim Stand von 2:4 bricht Schiedsrichter Peco Bauwens, später DFB-Präsident, in der 2. Halbzeit ab. Wegen einbrechender Dämmerung, die im Mai wohl etwas überraschend kommt…

Vor 70 Jahren werden einige Nachholpartien in der Oberliga Süd ausgetragen. Für Furore sorgt das 2:1 von Schlusslicht 1. FC Bamberg gegen Bayern München. Nun baumelt die Rote Laterne in Karlsruhe, da Phönix zuhause gegen Ulm 46 mit 2:5 unterliegt. Tabellenführer 1. FC Nürnberg zieht weiter einsam seine Kreise, wenn er gegen Schwaben Augsburg (3:2) auch einige Mühe hat.

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga ein Kuriosum. Aktivisten nutzen den Rasen des Westfalenstadions als Bühne und sprayen darauf in weißer Farbe: "Boykottiert und sabotiert die Volkszählung". Die mit Stichtag 25. Mai 1987 abzuschließende Volkszählung stößt auf Widerstand in Teilen der BRD. 13 Stunden vor Anpfiff der Partie zwischen Borussia und dem HSV ist es unmöglich, die Botschaft rechtzeitig zu entfernen. Der Stadtrat besteht darauf, der DFB erklärt die Partie prompt für gefährdet. Pragmatische Lösung des BVB-Vorstands: Der Text wird politisch korrekt ergänzt. Als die Partie angepfiffen wird, lesen 41.850 Zuschauer nun: "Der Bundespräsident: Boykottiert und sabotiert die Volkszählung nicht." Die Zustimmung von Richard von Weizsäcker wird vorher noch schnell eingeholt. Ein Stück aus dem Tollhaus ist auch das Spiel, das der BVB nach zweimaligem Rückstand 4:3 gewinnt. "Sieben Tore und Traumfußball", lobt der Kicker nach einem Spitzenspiel (Dritter gegen Zweiter) unter außergewöhnlichen Vorzeichen. Am selben Abend feiert Borussia Mönchengladbach beim 4:2 in Stuttgart schon den fünften Sieg in Folge und springt vom neunten auf den fünften Platz. Doppeltorschütze Uwe Rahn erhält ein Angebot vom PSV Eindhoven und verkündet überraschend Einigung über einen Vier-Jahres-Vertrag. Borussia blockiert den Transfer, Trainer Jupp Heynckes sagt: "Uwe soll Geduld haben, Geld ist nicht alles."

Vor zehn Jahren wird bekannt, dass Ex-Nationalspieler Heiko Herrlich Trainer der deutschen U 17-Juniorennationalmannschaft wird. Eine Entscheidung von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, der mit Herrlich in Dortmund gespielt hat. Herrlich löst Paul Schomann ab.

16. Mai

Vor 80 Jahren wird ein Mythos geboren. Die berühmte Breslau-Elf verzückt 40.000 Zuschauer und schlägt Dänemark in einem Testspiel am Pfingstsonntag 1937 8:0. Alle Tore der deutschen Nationalmannschaft entspringen Kombinationen, das Team sprüht vor Spielfreude. Der Mannheimer Otto Siffling schafft das Kunststück, binnen 32 Minuten fünf Tore in Serie zu erzielen. Weiter treffen Ernst Lehner, Alfred Urban und Fritz Szepan. "Unsere Mannschaft spielte wie aus einem Guss, der Ball lief, dass es eine wahre Freude war", jubelt der Kicker. Die Namen der 1937 zehnmal in Serie siegreichen Mannschaft gehen in die DFB-Geschichte ein: Jakob – Janes, Münzenberg – Kupfer, Goldbrunner, Kitzinger – Lehner, Gellesch, Siffling, Szepan, Urban. Trainer: Sepp Herberger

Vor 30 Jahren findet der 29. Bundesligaspieltag statt. Bayern München zweifelt nach dem müden 0:0 bei Bayer Leverkusen nicht mehr an der Titelverteidigung. Sechs Punkte Vorsprung ermutigen Torwart Jean-Marie Pfaff zu der Aussage: "Wenn wir jetzt nicht Meister werden, dann muss man bei uns sofort die Gehälter kürzen." Auch im 15. Auswärtsspiel bleiben die Bayern unbesiegt, das ist ein Novum, freilich dominieren die Unentschieden (zehn) stark. Spannender als das Titelrennen - nur der HSV hat noch theoretische Chancen - ist der Abstiegskampf. Vier Teams kämpfen ums Überleben. Beim FC Homburg sitzt der Geschäftsführer Gerd Schwickert interimistisch auf der Trainerbank. Das Homburger Sparmodell zeitigt Erfolg - 3:1 gegen Bochum. Es ist der einzige Sieg der Kellerkinder. Fortuna Düsseldorf (1:1 gegen Nürnberg) und Blau-Weiß Berlin (1:1 gegen Köln) treten auf der Stelle, Eintracht Frankfurt rutscht nach dem 1:2 in Mannheim näher an die letzten Drei heran. Die Resonanz ist für einen Spieltag am Saisonende Besorgnis erregend: 127.550 Zuschauer bedeuten eine Stadionauslastung von 28 Prozent. Selbst Schalke 04 wollen gegen Kaiserslautern (3:2) nur 9000 Anhänger sehen. Olaf Thon schießt zwei Tore und sichert den Klassenerhalt vorzeitig.

Am selben Tag gewinnt die Frauen-Nationalmannschaft in Dillingen gegen Frankreich 2:0. Tore: Silvia Neid und Martina Voss.

Vor 25 Jahren endet die Bundesligasaison 1991/1992 hochdramatisch. Erstmals stehen gleich drei verschiedene Mannschaften während des letzten Spieltags an der Spitze. Eintracht Frankfurt geht als Anführer eines punktgleichen Trios ins Rennen und hat in einem Rostocker Hotel schon das Festbankett vorbereitet. Doch es kommt anders. Borussia Dortmund geht nach neun Minuten durch Stephane Chapuisat in Duisburg in Spiel und Blitztabelle in Führung. Der VfB Stuttgart hat die schlechtesten Karten, gerät in Leverkusen in Rückstand, ehe Fritz Walters Elfmeter für ein 1:1 zur Halbzeit sorgt. Zur Halbzeit ist Dortmund Meister. In Duisburg passiert überhaupt nichts Bedeutendes mehr und in Rostock das Unerwartete. Hansa, tief im Abstiegskampf, geht durch Jens Dowe (65.) in Führung. Axel Kruse gleicht im Gegenzug aus. In der 77. Minute überschlagen sich die Ereignisse, als Schiedsrichter Alfons Berg der Eintracht einen klaren Foulelfmeter verweigert. Nach Ansicht der TV-Bilder entschuldigt sich Berg: "Es war ein klarer Elfmeter, ich habe Mitleid mit der Eintracht." Für die kommt es noch schlimmer. Stuttgart geht trotz Unterzahl nach einem Platzverweis gegen Matthias Sammer (79.) durch einen Kopfball von Guido Buchwald in Führung (86.). Dann schließt Stefan Böger einen Konter zum 2:1 für Hansa ab. So gibt es in Rostock und Duisburg nur Verlierer. Hansa und der MSV steigen ab, Eintracht und der BVB verpassen die Meisterschaft. Während die Stuttgarter ihr Glück kaum fassen können, bricht sich bei der Eintracht der Frust Bahn. Ralf Weber, an dem das Foul verübt worden ist, läuft geradezu Amok und tritt eine TV-Kamera (Schaden: 40.000 DM) kaputt. Als sich alle wieder etwas beruhigt haben, geht Eintracht-Kapitän Uli Stein zu Alfons Berg: "Tut mir leid, dass wir so ausgerastet sind." VfB-Trainer Christoph Daum, erstmals in seiner Karriere Meister, zeigt Mitleid: "Es ist bitter für Dortmund und Frankfurt, weil sie ebenfalls würdige Meister gewesen wären." Der Kicker bilanziert: "Der VfB spielte sicher nicht den attraktivsten, aber letztlich den erfolgreichsten Fußball. Christoph Daum holte aus jedem Spieler das Optimale heraus. Der VfB verfügte nicht über die besten elf, aber über die beste Elf." Mit anderen Worten: Die beste Mannschaft hat gewonnen. Zum ersten und einzigen Mal gibt es vier Absteiger: Fortuna Düsseldorf wird gleich von drei Aufsteigern in die 2. Liga begleitet: Kickers Stuttgart, der MSV Duisburg und Hansa Rostock müssen sofort wieder runter. Wattenscheid 09 rettet sich nach dramatischer Aufholjagd (von 0:2 auf 3:2) gegen Gladbach. Bayern München beendet die Saison mit einem 0:3 in Karlsruhe auf dem zehnten Platz - nur 1977/1978 waren sie schlechter. Zur Strafe muss der Rekordmeister am nächsten Morgen schon um 7.20 Uhr nach Norwegen fliegen, um in drei Testspielen Einnahmen zu generieren. Schließlich spielt man erstmals seit 14 Jahren nicht im Europacup.

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17. Mai

Vor 75 Jahren komplettiert Werder Bremen die Endrunde der Deutschen Meisterschaft. Die Bremer gewinnen das Wiederholungsspiel gegen Hamborn 07 vor 18.000 Zuschauer im Weserstadion 5:1 (3:0) und erreichen somit das Achtelfinale. Werder hat fünf verschiedene Torschützen und ist nach dem glücklichen 1:1 im Hinspiel nicht wieder zu erkennen. Der Kicker analysiert: "Auf eigenem Boden, vor einheimischen Publikum, findet die junge Mannschaft die richtige Resonanz, in fremder Umgebung fehlen ihr die Nerven." Keine optimalen Voraussetzungen für die Endrunde, die zumeist auf neutralen Plätzen ausgetragen wird.

Vor 40 Jahren erhält Weltmeister Wolfgang Overath einen Beifall umrauschten Abschied. Im Müngersdorfer Stadion verfolgen 60.000 Zuschauer das Spiel der Weltmeister von 1974 gegen die Bundesligaelf des 1. FC Köln, das die Weltmeister (mit Overath) 4:1 gewinnen. Kurios: Overaths Karriere ist noch nicht beendet, die Saison läuft noch und endet mit dem Pokalfinale gegen Hertha BSC. "Es waren herrliche Jahre und sie gingen viel zu schnell dahin", sagt der begnadete Spielmacher, der es auf 81 Länderspiele und 765 Pflichtspiele für seinen 1. FC Köln gebracht hat.

Vor 25 Jahren endet die zweigeteilte Zweitligasaison 1991/1992. Im Norden steigt Bayer Uerdingen (0:0 in St. Pauli) auf, im Süden schafft es der 1. FC Saarbrücken (3:1 in Chemnitz). Die Ost-Klubs, derentwegen die 1. und 2. Liga 1991/1992 umgestaltet wurden, zahlen einen hohen Tribut: Stahl Brandenburg, Hallescher FC und Rot-Weiß Erfurt steigen ab und aus Erstligisten werden binnen eines Jahren Drittligisten. Dem ewigen Zweitligisten Fortuna Köln droht das auch, doch dann wird Blau-Weiß Berlin die Lizenz entzogen.

Am selben Tag wird die deutsche U 16-Auswahl auf Zypern zum zweiten Mal Europameister. In Limassol schlägt sie Spanien 2:1. Nach Rückstand drehen Treffer von Till Bettenstaedt und Thomas Hinz die Partie. Mit Lars Ricken steht auch ein kommender A-Nationalspieler in der Elf von Bernd Stöber.

Vor 20 Jahren wird der 32. Bundesligaspieltag begonnen. Tabellenführer Bayern München gewinnt 3:0 in Rostock, das sich trösten kann: Nach dem Ergebnis von Düsseldorf - die Fortuna unterliegt dem KSC in gleicher Höhe - ist Hansa fast schon in Sicherheit. Bei den Bayern liegen ob der Kritiken der letzten Tage die Nerven blank, Kapitän Thomas Helmer zieht Carsten Jancker am Kragen aus einem Radiointerview heraus: "Wir wollten unbedachte Äußerungen vermeiden." Nationalstürmer Jürgen Klinsmann, der internen Querelen müde, hat bereits seinen Abschied angekündigt. "Es wird höchste Zeit, dass die Tortur aufhört. Bei einem Meistertitel kann man sicher nicht alles vergessen, aber vieles." Dazu trägt er mit einem Tor bei. In Düsseldorf geben sie sich bei fünf Punkten Rückstand keinen Illusionen mehr hin, Präsident Jürgen Hauswald tritt zurück und Libero Holger Fach sagt zum Thema Klassenerhalt: "Es müssten schon drei Wunder zusammen kommen."

18. Mai

Vor 70 Jahren beginnt in Westfalen eine neue Zeitrechnung - und die Rivalität zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. Die Schalker, seit 1933 ununterbrochen westfälischer Meister, verlieren das Finale in Herne gegen den BVB 2:3. Der Sport schreibt: "30.000 Zuschauer erlebten in Herne im strömenden Regen einen 3:2 (0:1)-Erfolg der Mannen um den Altnationalen August Lenz, die durch einen unverwüstlichen Kampfgeist bis zur letzten Minute den spielkulturellen Vorsprung des Meisters wettmachten und ihn zwar glücklich, aber nicht ganz unverdient besiegten." Das entscheidende Tor erzielt Herbert Sandmann. Die verärgerten Schalker schwänzen die Siegerehrung.

Am 31. Spieltag der Oberliga Süd baut der 1. FC Nürnberg (1:0 gegen Aschaffenburg) seinen Vorsprung auf elf Zähler aus, da 1860 München spielfrei hat. Max Morlock schießt das Tor des Tages. Waldhof Mannheim klettert durch das 2:0 gegen Schlusslicht Phönix Karlsruhe auf Platz drei. Auch der zweite Karlsruher Klub, der KFV, unterliegt (1:3 gegen Kickers Offenbach), so dass zwei Vereine einer Stadt das Tabellenende zieren. Von dem entfernt sich der 1. FC Bamberg immer mehr, nunmehr durch ein sensationelles 4:0 gegen Eintracht Frankfurt. Den höchsten Tagessieg feiert Schweinfurt 05, das den VfR Neckarau mit 6:2 zerlegt.

Vor 25 Jahren entlässt der 1. FC Kaiserslautern Trainer Karl-Heinz Feldkamp, der elf Monate zuvor die Meisterschaft in die Pfalz geholt hat.

Vor 20 Jahren wird der 32. Spieltag fortgesetzt. Er bringt zwei Entscheidungen in einer Stadt: Hamburg! Der FC St. Pauli ist nach dem 0:3 in Leverkusen, das Platz zwei verteidigt, endgültig abgestiegen. Und der noch immer nicht gerettete HSV entlässt nach der 0:4-Heimpleite gegen den 1. FC Köln Trainer Felix Magath. Präsident Uwe Seeler wählt Worte aus dem Stehsatz: "Die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft stimmte nicht. Wir mussten Konsequenzen ziehen." Kölns Torjäger Toni Polster schafft im vierten Jahr seinen ersten Bundesligahattrick, sein Team die Rettung. Ebenso wie der MSV Duisburg nach seinem Sensationssieg beim VfB Stuttgart, vor der Partie noch mit Chancen auf die Champions League. Trainer Joachim Löw gesteht: "Das war unser schwächstes Heimspiel überhaupt." Borussia Dortmund muss trotz des 2:1 gegen Werder Bremen nun auch offiziell von der Titelverteidigung Abschied nehmen, Bayern ist nicht mehr einzuholen. Den höchsten Sieg des Tages feiert Borussia Mönchengladbach, ausgerechnet gegen den so starken Aufsteiger VfL Bochum gibt es ein 6:2, obwohl man bis zur 60. Minute 0:1 zurück liegt. Bochum bleibt auf einem UEFA-Cup-Platz, nun aber mit negativer Tordifferenz. Stürmer Peter Közle entsetzt: "Wir sind rumgelaufen wie die Hühner. So etwas habe ich beim VfL noch nie erlebt." Aber er beschwichtigt: "Man muss uns im Ruhrgebiet wieder ernst nehmen."

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19. Mai

Vor 60 Jahren fallen in den Oberligen die letzten Entscheidungen. Nur Süd und West spielen noch. Im Westen wird Borussia Dortmund erneut Meister, obwohl sie zuhause gegen den Meidericher SV nur 0:0 spielt. Auch eine Niederlage hätte gereicht, der Duisburger SV spielt zuhause 2:2 gegen Schalke 04. Was aber zum zweiten Endrundenplatz reicht, da der 1. FC Köln in Aachen ebenfalls die Punkte teilt (3:3). Duisburg und Köln sind punktgleich, heute würde die Tordifferenz entscheiden (auch gleich), damals nimmt man den Torquotienten und der belohnt die bessere Abwehr. 56:39 ist allemal besser als 67:50. Dabei feiert nach Abpfiff erst mal Köln, das einen 1:3-Rückstand wettgemacht hat und die Falschmeldung erhält, Schalke habe in Duisburg 2:1 gewonnen. Doch das ist nur ein Zwischenstand, Verteidiger Willi Koll gleicht noch für den DSV aus (88.). Auf der ersten Duisburger Endrundenteilnahme seit 1928 liegt ein kleiner Schatten, denn Koll hat zuvor Schalkes Werner Garten verletzt, so dass sein Ausgleichstor in Überzahl fällt. Zweiter Absteiger des Westens nach Borussia Mönchengladbach wird Schwarz-Weiß Essen, das bei Fortuna Düsseldorf nach 2:0-Führung noch 2:3 verliert. "Aber dann machte Fortuna ernst. Die anhaltenden Schiebungsrufe rüttelten die Fünferreihe wach", meldet der Kicker. Auch im Abstiegskampf entscheidet der Rechenschieber, nun zugunsten der punktgleichen Sodinger, die gegen Preußen Münster (2:0) aber auch selbst etwas für ihre Rettung tun.

Im Süden geht es nur noch um die beiden Absteiger. Es erwischt den Freiburger FC (3:5 bei Meister Nürnberg, für den Max Morlock vier Tore schießt) und Schwaben Augsburg (0:4 bei den Bayern). Kickers Stuttgart bleibt schon zum dritten Mal nur dank des besseren Torverhältnisses in der Oberliga Süd, sie verbessern es durch ein 2:0 beim FSV Frankfurt. Schützenfest des Tages: Der Karlsruher SC, der als Dritter die Endrunde knapp verpasst, lässt seine Wut an Schweinfurt 05 aus (8:1!).

Vor 20 Jahren kehrt der 1. FC Kaiserslautern schon nach dem 30. Spieltag in die Bundesliga zurück. Der von Karl-Heinz Körbel trainierte VfB Lübeck wird 7:0 abgeschossen, es gibt sechs verschiedene Torschützen - nur Olaf Marschall trifft doppelt. FCK-Trainer Otto Rehhagel freut sich über Glückwünsche von Fritz Walter und - per Telegramm - von Bundeskanzler Helmut Kohl. Weltmeister Andreas Brehme, mittlerweile 36, kündigt an, noch ein Jahr Bundesliga zu spielen. Fast durch ist auch Hertha BSC (3:0 gegen SV Meppen).

Vor zehn Jahren wird der VfB Stuttgart am letzten Bundesligaspieltag Deutscher Meister. Die Schwaben nutzen ihre bessere Ausgangsposition gegenüber Verfolger Schalke 04 und schlagen vor eigenem Publikum Aufsteiger Energie Cottbus. Die Lausitzer machen es jedoch spannend und gehen nach 19 Minuten durch Sergiu Rada in Führung. Die 56.000 Zuschauer sind geschockt, zumal Schalke schon 2:0 gegen Bielefeld führt. Auch nach dem Ausgleich von Thomas Hitzlsperger (27.) herrscht noch keine Gewissheit. Um 16.49 Uhr schießt dann der 20-jährige Sami Khedira das Tor zur fünften Meisterschaft des VfB, der den Vorsprung und den Vereinsrekord (achter Sieg in Folge) über die Zeit rettet. Bundestrainer Joachim Löw, ein Ex-Stuttgarter als Spieler und Trainer: "Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass diese Spieler Meister werden?" 2:1 heißt auch das Ergebnis auf Schalke, das sich acht Minuten lang als Meister wähnen konnte. Wieder eine Fast-Meisterschaft für Schalke 04, das die Saison mit 68 Punkten abschließt - Vereinsrekord seit Einführung der Drei-Punkte-Regelung und doch nur ein schwacher Trost, hat man doch bis zum 32. Spieltag die Tabelle angeführt. Gerald Asamoah: "Als es drauf ankam, haben wir versagt." Letzte Entscheidungen: Bayer Leverkusen (2:1 gegen Dortmund) erreicht den UEFA-Pokal, Nürnberg (3:0 gegen Hannover) hofft vergeblich auf einen Ausrutscher, hat aber noch die Chance auf den Pokalsieg. Der HSV, nach der Vorrunde Vorletzter, kommt dank eines 4:0 über Absteiger Aachen als Siebter noch in den UI-Cup. Der VfL Bochum stellt zum dritten Mal den Torschützenkönig. Teofanis Gekas geht beim 2:0 Gladbach zwar leer aus, wird aber nicht mehr eingeholt (20 Treffer). Der VfL Wolfsburg geht mit einer 0:2-Heimpleite gegen Werder Bremen und ohne Trainer in die Pause, Klaus Augenthaler wird entlassen, was keinen mehr überrascht. Bayern München beendet die Saison als Vierter, mit dem schwächsten Ergebnis seit 1996, und verabschiedet Mehmet Scholl. Der schießt gegen Mainz 05 (5:2) noch ein letztes Tor. Ein gewisser Mats Hummels gibt als Joker sein Bundesligadebüt. Auch Ersatzkeeper Bernd Dreher kommt zum Einsatz, mit 40 Jahren und 198 Tagen wird er fünftältester Spieler der Ligahistorie.

20. Mai

Vor 100 Jahren findet das 45. Frankenderby statt. Der Anlass ist kein schöner: Bei einer Explosion in einer Fürther Pulverfabrik sterben am 25. April 1917, mitten im Krieg, 52 Personen, die meisten sind Fabrikarbeiter. So wird die Partie zum Benefizspiel für die Hinterbliebenen, nichts ist unwichtiger als das Ergebnis von 6:1 für den 1. FC Nürnberg. Wichtiger ist die Besucherzahl, 8500 zahlen Eintritt für einen guten Zweck.

Vor 50 Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden, dafür acht Heimsiege. Die einzige Heimniederlage reduziert die Chancen von 1860 München auf die Titelverteidigung auf ein Minimum. Die Löwen unterliegen trotz Pausenführung dem 1. FC Nürnberg 1:2. Es ist eine von vier gedrehten Partien des 32. Spieltags, nach dem zwar immer noch fünf Mannschaften Titelchancen haben, praktisch aber alles auf einen Meister hinausläuft: Eintracht Braunschweig. Die Niedersachsen schießen in den letzten sechs Minuten gegen Mönchengladbach noch zwei Tore, das 2:1 von Lothar Ulsaß (89.) per Kopf fühlt sich schon wie das Tor zur ersten Meisterschaft an. Denn Eintracht Frankfurt beweist ihre Launenhaftigkeit, fällt durch ein 0:3 in Bremen zwei Punkte zurück und verhilft Werder nebenbei zum Klassenerhalt. "Wenn ein Meisterschaftsanwärter sich nicht mehr einfallen lässt, als den Ball immer hoch in den Strafraum zu dreschen und auf den Zufall zu hoffen, hat er den Sieg nicht verdient", tadelt Bremens Trainer Günter Brocker den Gegner. Ganz anders sieht das im eigenen Fall Dortmunds Trainer Heinz Murach, den das 7:0 gegen einen desolaten HSV zu der Aussage beflügelt, "wir sind wieder soweit, dass die Deutsche Meisterschaft 1967 nicht ohne Borussia Dortmund entschieden wird". Mutig bei vier Punkten Rückstand zwei Spiele vor Schluss in Tagen, da es für Siege nur zwei Punkte gibt. Weshalb etwa Fortuna Düsseldorf bei entsprechendem Abstand zum rettenden Ufer schon als erster Absteiger gehandelt wird. Auf Schalke führt die Elf von Kuno Klötzer zur Pause, am Ende steht es 2:1 für die selbst noch bedrohten Knappen. Nahezu deckungsgleich der Spielverlauf in Köln, wo auch Rot-Weiss Essen eine Führung noch einbüßt. Nationalspieler Wolfgang Overath schießt in der Schlussviertelstunde zwei Tore, die quasi den Abstieg von RWE bedeuten. Für Bayern München geht es in der Bundesliga 1967 um nichts mehr, der Klub steht in zwei Endspielen. So schmerzt das 0:1 am Betzenberg kaum, außer dass es die letzten minimalen Titelchancen zerstört. Die der Pfälzer leben dank Otto Geiserts Tor noch, doch bei vier Punkten Rückstand verbietet das Torverhältnis von 41:39 es, sie noch auszusprechen. Verhaltene Freude in Stuttgart, wo ausgerechnet ein 2:0 im Derby gegen den KSC den Klassenerhalt sichert. Der Retter heißt Hartmut Weiß, der beide Tore erzielt - per Kopf. Dem KSC fehlt noch ein Punkt, dann kann er auch feiern.

Vor zehn Jahren kehren Hansa Rostock (3:1 gegen Unterhaching) und der MSV Duisburg (3:0 gegen RW Essen) in die Bundesliga zurück. Der SC Freiburg geht leer aus, der MSV hat die bessere Tordifferenz.

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21. Mai

Vor 40 Jahren wird Borussia Mönchengladbach zum fünften Mal Meister. Der Mannschaft von Trainer Udo Lattek reicht am letzten Spieltag ein Punkt bei Bayern München, wo sie in der Bundesliga nie gewonnen hat. Dabei bleibt es, auch wenn sie bis zur letzten Minute 2:1 führt. Dann schlägt Franz Beckenbauer in seinem letzten Spiel im Bayern-Dress noch einmal den Ball in den Strafraum, wo stets Gerd Müller lauert, der schon "sein" Tor erzielt hat. Diesmal nimmt ihm Hans-Jürgen Wittkamp die Arbeit ab, der Borusse köpft ins eigene Tor und verhindert, dass Beckenbauer mit einer Niederlage aus der Bundesliga scheiden muss. Gladbachs Meisterschaft gefährdet es nicht mehr, danach ist sofort Schluss und Schalkes 4:2-Heimsieg gegen Borussia Dortmund richtet keinen Schaden mehr an. Borussias Titelhattrick ist ein zähes Stück Arbeit, in der Rückrunde gewinnt sie nur fünf Spiele. Kapitän Berti Vogts sagt: "Dieser Titel bedeutet mir am meisten von allen, denn es war spannend bis zum Geht-nicht-mehr und wir hatten eine Menge Verletzte." Ulli Stielike, Schütze des 0:2, verabschiedet sich als Meister zu Real Madrid. Weitere Entscheidungen: Der Karlsruher SC begleitet Tennis Borussia Berlin und Rot-Weiss Essen trotz eines abschließenden 2:1-Heimsiegs gegen Duisburg in die 2. Liga. An das Wunder glauben nur noch 6000 Getreue und die werden enttäuscht. Aufsteiger 1. FC Saarbrücken beseitigt die letzten Zweifel (1:1 gegen Hertha BSC). Torschützenkönig wird der Kölner Dieter Müller (34), obwohl er beim 3:0 gegen Werder Bremen leer ausgeht. Eintracht Frankfurt baut den Bundesligarekord aus und bleibt in Düsseldorf (2:1) auch im 21. Spiel in Folge ungeschlagen - wofür sie mit Platz vier belohnt wird, der für den UEFA-Pokal reicht. Den erreichen auch Schalke und Braunschweig (6:0 gegen RW Essen). Ob die Bayern (Siebter) wieder international spielen, hängt vom Pokalfinale ab. Nur wenn die vor ihnen platzierten Kölner die Berliner Hertha schlagen, sind sie wieder dabei. Franz Beckenbauer fehlt auf alle Fälle, der Kaiser erhält vor seinem 396. Bundesligaspiel für die Bayern eine goldene Ehrennadel und viel Beifall von den Rängen. Zur Feier des Tages zählt der Kicker seine Ballkontakte: 81! Und fragt: "Ob die Bayern diese Lücke füllen können, ob sie je wieder eine solche Persönlichkeit finden?"

Am selben Tag kehrt der VfB Stuttgart nach zweijähriger Abstinenz in die Bundesliga zurück. Eintracht Trier erlaubt ihnen zwar nur ein 0:0, aber Verfolger 1860 München (1:1 in Würzburg) kommt nicht mehr heran und muss ins Entscheidungsspiel mit dem Nord-Zweiten.

Vor 20 Jahren wird Schalke 04 erstmals UEFA-Pokalsieger. Im Rückspiel von Mailand unterliegt das Team von Huub Stevens zwar Gastgeber Inter nach 120 Minuten 0:1, doch im fälligen Elfmeterschießen haben die Deutschen die besseren Nerven. Torwart Jens Lehmann hält den Elfmeter von Ivan Zamorano, der im Spiel (85. Minute) getroffen hat. Und Aron Winter verfehlt das Tor. Lehmann hat auch daran seinen Anteil, vor dem Schuss sagt er dem Niederländer: "Du, ich bleibe in der Mitte stehen." Verwirrt verzieht Winter. Nur Youri Djorkaeff lässt Inters Anhang jubeln. Dagegen treffen alle vier Schalker: Ingo Anderbrügge, Olaf Thon, Martin Max und Marc Wilmots. Sein 4:1 macht Schalke zum UEFA-Cupsieger, die legendären "Eurofighter" sind geboren. 10.000 Schalke-Fans feiern im Stadio Giuseppe Meazza und machen die Nacht von Mailand zum Tage. Im Parkstadion verfolgen 30.000 Besucher das Drama auf einer Großleinwand. Manager Rudi Assauer sagt: "Ich habe es gewusst. Morgens habe ich den Jungs in die Augen geschaut und gesehen, wir gewinnen." Trainer Huub Stevens beantwortet Fragen nach dem verdienten Sieger so: "Inter hat viele Stars, aber wir haben die bessere Mannschaft."

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