100 Prozent Liveerlebnis: So aufwändig ist eine Pokalübertragung

"Vier bis fünf Kilometer" sagt Gerd Hummel - mit dem Verweis: "Das ist nur eine grobe Schätzung." Nicht für die Leistung eines lauffaulen Spielers. Der Produktionsverantwortliche von Sportcast für das Spitzenspiel im Achtelfinale des DFB-Pokals zwischen dem FC Bayern München und Darmstadt 98 taxiert damit die Kabelmeter, die allein seine Firma für die Partie abspulen lässt.

Ein kleines Detail. Aber es verdeutlicht: Der Aufwand für die Übertragung ist enorm. Klar, möchte man sagen. Das Interesse an der Begegnung ist schließlich groß. Das der Fans. Und damit auch das der Medien. Entsprechend professionell wird die Begegnung produziert. 

Die ARD ist live dabei. Sky überträgt die Partie in voller Länge. Zahlreiche andere Sender auf der ganzen Welt haben sich die Rechte daran gesichert. Mit anderen Worten: Produktionstechnisch darf nichts schiefgehen, es muss alles sitzen. "Deswegen haben wir Sportcast diese Aufgabe übertragen", sagt Denni Strich, DFB-Marketingdirektor. "Mit Sportcast haben wir im DFB-Pokal eine Firma an unserer Seite, die über große Erfahrung verfügt und das notwendige technische und organisatorische Knowhow mitbringt."

Super-Slowmo und Goal Line

Elf plus zwei lautet die Formel, die Sportcast in München anwendet. Dahinter verbirgt sich das Kamerakonzept. Elf Kameras werden in der Allianz-Arena rund um das Feld platziert sein. Kein Pass, kein Zweikampf, keine Regung in den Gesichtern der Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Zuschauer wird ihnen entgehen. Hinzu kommen zwei Kameras für Super-Slowmotions.

Unerwähnt bleiben die beiden Chip-Kameras, die auf einem Galgenstativ montiert durch die Maschen des Tornetzes lugen. Sie liefern diese einer Achterbahnfahrt gleichenden Bilder, wenn sie bei einem Volltreffer in den Winkel abgeschossen werden. Ebenfalls ungelistet sind die Goal-Line-Kameras, auf die Sportcast im Fall von kritischen Entscheidungen in Bundesliga-Stadien zugreifen kann.

Eine organisatorische Herkules-Aufgabe

Es ist das zweitgrößte Kamerakonzept, das Sportcast im DFB-Pokal einsetzt. "Der DFB hat verschiedene Produktionsstandards definiert. Vor jeder Runde entscheidet der DFB, welches Spiel wie groß produziert wird. Und wir setzen das dann um", sagt Gerd Hummel. Vier plus eins, sechs plus eins, acht plus eins, elf plus zwei und die ganz große Variante wird beim Endspiel eingesetzt. "Je nach Attraktivität der Begegnung wird eines der verschiedenen Kamerakonzepte gewählt", erklärt der Sportcast-Mann. 

Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass nur bei Spielen mit Bundesliga-Beteiligung der Aufwand hochgefahren wird. Nein, auch bei den Spielen der kleinen Klubs kommt das vor, wird das geradezu bedingt. "Wenn es die Partie hergibt und das Stadion nötig macht, dann bauen wir gegebenenfalls auch temporäre Kamerapositionen, dann stellen wir Gerüste auf oder kommen sogar mit Steigern", so Gerd Hummel. 

Es ist ein ganzheitliches Konzept, das dahinter steckt. Denn Sportcast hat den Auftrag vom DFB erhalten, für alle Spiele im DFB-Pokal ein Basissignal zu produzieren. Eine organisatorische Herkules-Aufgabe. Gerade in den ersten Runden. Wenn innerhalb von wenigen Tagen 32 beziehungsweise 16 Begegnungen übertragen werden müssen. "In der zweiten Runde hatten wir in diesem Jahr elf Spiele mit der Sechs-plus-eins-, drei Spiele mit der Acht-plus-eins- und zwei Spiele, die beiden Live-Spiele der ARD, mit der Elf-plus-zwei-Variante besetzt", berichtet Gerd Hummel.

So viele Kameras hat Sportcast natürlich nicht im Keller stehen. "Wir buchen das Personal sowie das technische Equipment und koordinieren den umsetzenden Dienstleister", erklärt Hummel. Ein funktionierendes Netzwerk ist dafür notwendig. Wenngleich Gerd Hummel auch beschwichtigt: "Selbst wenn die erste Runde gespielt wird, gibt es in Deutschland noch genug Kameras, um andere Events live zu übertragen."

Ein Mediendienstleister für alle

Wie materialintensiv die Übertragung ist, zeigt auch ein Blick auf den TV-Compound, den Parkplatz für die Technikfahrzeuge. In München zu finden: 40-Tonner, Sattelzüge – zum Beispiel der Übertragungswagen und der Rüstwagen des Dienstleisters TVN. Hinzu kommen ein Grafikmobil und die so genannte SNG, über die die Signalübertragung via Satellit realisiert wird. Die ARD kommt zusätzlich mit einem eigenen Übertragungs- und einem eigenen Rüstwagen. Sky und ARD karren zudem je ein Büromobil an. Und das Material für Bühne, Licht und Deko muss ja auch irgendwie angeliefert werden.

Es lohnt sich aber nicht nur Räder, sondern auch Beine zu zählen. Denn wo viel Material vonnöten ist, da werden auch viele helfende Hände gebraucht. Gerd Hummel hat für München 180 Akkreditierungen angefordert. Nur zwei davon sind für Sportcast. Für Gerd Hummel und einen Kollegen. "Wir tragen die Verantwortung", sagt er. 

Und zwar für eine ganze Menge Leute. Für den Regisseur, die Kameraleute, die Slomo-Operator, für die Ü-Wagen-Techniker, aber auch für die SNG-Operator und genauso für die Techniker für die Glasfaserleitung. Dann sind da noch die Grafiker, die unter anderem für die Erstellung der virtuellen Abseitslinie zuständig sind, wenn es darum geht, eine kritische Entscheidung zu beleuchten. Natürlich sind auch Kommentatoren und deren Assistenten vor Ort. 

Bewährte Qualität liefern

Zum Service von Sportcast gehört es auch, ein so genanntes Scoutingfeed anzubieten. Es wird zu Analysezwecken mit einer eigenen Kamera von der Führungskameraposition aufgezeichnet. "Um eine ganzheitliche Analyse zu ermöglichen, liegt der Fokus auf der Abbildung aller 20 Feldspieler im Laufe des gesamten Spiels. Die beteiligten Mannschaften können Laptops bei uns anschließen, um sich das Signal direkt auf die Festplatte spielen zu lassen. Manche nutzen diese Bilder schon in der Pause", sagt Gerd Hummel. 

Auch für die Mitarbeiter der Sender sind Gerd Hummel und seine Kollegen die richtigen Ansprechpartner. Hier laufen die Drähte von diversen EB-Teams zusammen, die rund um die Partie auf Bilder- oder Stimmenfang sind. "Über uns können Satellitenzeiten gebucht werden. Das macht die ARD in Augsburg/München zum Beispiel so", erklärt Gerd Hummel. Damit ist eine aktuelle Berichterstattung etwa in den Nachrichtenformaten gesichert. 

Es gibt wenig, was Sportcast, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der DFL, nicht macht. Doch allzu individuell kann der Service nicht werden. Schließlich könnten bis zu 200 Sender weltweit das Signal für die Spiele des DFB-Pokals abgreifen. Sonderwünsche sind da schwer zu erfüllen. Diesbezüglich ist Gerd Hummel aber auch wenig zu Ohren gekommen. Denn seine Firma setzt auf höchstmögliche Produktionsqualität. Technisch sowieso. Aber auch inhaltlich. "Wir haben ein strikt festgelegtes Zeitfenster, einen so genannten Run-Down, nach dem die Spiele produziert werden. Dieser Run-Down gibt allen übertragenden Sendern eine verlässliche Grundlage für ihre Sendeplanung. Dabei bieten wir zum Beispiel Bilder von der Ankunft der Mannschaftsbusse im Stadion oder von den eingedeckten Kabinen an", erzählt er, "und das machen wir, egal, ob wir damit 200 Zuschauer bei einem einzigen Sender bedienen oder zig Millionen weltweit."

[nb]

"Vier bis fünf Kilometer" sagt Gerd Hummel - mit dem Verweis: "Das ist nur eine grobe Schätzung." Nicht für die Leistung eines lauffaulen Spielers. Der Produktionsverantwortliche von Sportcast für das Spitzenspiel im Achtelfinale des DFB-Pokals zwischen dem FC Bayern München und Darmstadt 98 taxiert damit die Kabelmeter, die allein seine Firma für die Partie abspulen lässt.

Ein kleines Detail. Aber es verdeutlicht: Der Aufwand für die Übertragung ist enorm. Klar, möchte man sagen. Das Interesse an der Begegnung ist schließlich groß. Das der Fans. Und damit auch das der Medien. Entsprechend professionell wird die Begegnung produziert. 

Die ARD ist live dabei. Sky überträgt die Partie in voller Länge. Zahlreiche andere Sender auf der ganzen Welt haben sich die Rechte daran gesichert. Mit anderen Worten: Produktionstechnisch darf nichts schiefgehen, es muss alles sitzen. "Deswegen haben wir Sportcast diese Aufgabe übertragen", sagt Denni Strich, DFB-Marketingdirektor. "Mit Sportcast haben wir im DFB-Pokal eine Firma an unserer Seite, die über große Erfahrung verfügt und das notwendige technische und organisatorische Knowhow mitbringt."

Super-Slowmo und Goal Line

Elf plus zwei lautet die Formel, die Sportcast in München anwendet. Dahinter verbirgt sich das Kamerakonzept. Elf Kameras werden in der Allianz-Arena rund um das Feld platziert sein. Kein Pass, kein Zweikampf, keine Regung in den Gesichtern der Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Zuschauer wird ihnen entgehen. Hinzu kommen zwei Kameras für Super-Slowmotions.

Unerwähnt bleiben die beiden Chip-Kameras, die auf einem Galgenstativ montiert durch die Maschen des Tornetzes lugen. Sie liefern diese einer Achterbahnfahrt gleichenden Bilder, wenn sie bei einem Volltreffer in den Winkel abgeschossen werden. Ebenfalls ungelistet sind die Goal-Line-Kameras, auf die Sportcast im Fall von kritischen Entscheidungen in Bundesliga-Stadien zugreifen kann.

Eine organisatorische Herkules-Aufgabe

Es ist das zweitgrößte Kamerakonzept, das Sportcast im DFB-Pokal einsetzt. "Der DFB hat verschiedene Produktionsstandards definiert. Vor jeder Runde entscheidet der DFB, welches Spiel wie groß produziert wird. Und wir setzen das dann um", sagt Gerd Hummel. Vier plus eins, sechs plus eins, acht plus eins, elf plus zwei und die ganz große Variante wird beim Endspiel eingesetzt. "Je nach Attraktivität der Begegnung wird eines der verschiedenen Kamerakonzepte gewählt", erklärt der Sportcast-Mann. 

Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass nur bei Spielen mit Bundesliga-Beteiligung der Aufwand hochgefahren wird. Nein, auch bei den Spielen der kleinen Klubs kommt das vor, wird das geradezu bedingt. "Wenn es die Partie hergibt und das Stadion nötig macht, dann bauen wir gegebenenfalls auch temporäre Kamerapositionen, dann stellen wir Gerüste auf oder kommen sogar mit Steigern", so Gerd Hummel. 

Es ist ein ganzheitliches Konzept, das dahinter steckt. Denn Sportcast hat den Auftrag vom DFB erhalten, für alle Spiele im DFB-Pokal ein Basissignal zu produzieren. Eine organisatorische Herkules-Aufgabe. Gerade in den ersten Runden. Wenn innerhalb von wenigen Tagen 32 beziehungsweise 16 Begegnungen übertragen werden müssen. "In der zweiten Runde hatten wir in diesem Jahr elf Spiele mit der Sechs-plus-eins-, drei Spiele mit der Acht-plus-eins- und zwei Spiele, die beiden Live-Spiele der ARD, mit der Elf-plus-zwei-Variante besetzt", berichtet Gerd Hummel.

So viele Kameras hat Sportcast natürlich nicht im Keller stehen. "Wir buchen das Personal sowie das technische Equipment und koordinieren den umsetzenden Dienstleister", erklärt Hummel. Ein funktionierendes Netzwerk ist dafür notwendig. Wenngleich Gerd Hummel auch beschwichtigt: "Selbst wenn die erste Runde gespielt wird, gibt es in Deutschland noch genug Kameras, um andere Events live zu übertragen."

Ein Mediendienstleister für alle

Wie materialintensiv die Übertragung ist, zeigt auch ein Blick auf den TV-Compound, den Parkplatz für die Technikfahrzeuge. In München zu finden: 40-Tonner, Sattelzüge – zum Beispiel der Übertragungswagen und der Rüstwagen des Dienstleisters TVN. Hinzu kommen ein Grafikmobil und die so genannte SNG, über die die Signalübertragung via Satellit realisiert wird. Die ARD kommt zusätzlich mit einem eigenen Übertragungs- und einem eigenen Rüstwagen. Sky und ARD karren zudem je ein Büromobil an. Und das Material für Bühne, Licht und Deko muss ja auch irgendwie angeliefert werden.

Es lohnt sich aber nicht nur Räder, sondern auch Beine zu zählen. Denn wo viel Material vonnöten ist, da werden auch viele helfende Hände gebraucht. Gerd Hummel hat für München 180 Akkreditierungen angefordert. Nur zwei davon sind für Sportcast. Für Gerd Hummel und einen Kollegen. "Wir tragen die Verantwortung", sagt er. 

Und zwar für eine ganze Menge Leute. Für den Regisseur, die Kameraleute, die Slomo-Operator, für die Ü-Wagen-Techniker, aber auch für die SNG-Operator und genauso für die Techniker für die Glasfaserleitung. Dann sind da noch die Grafiker, die unter anderem für die Erstellung der virtuellen Abseitslinie zuständig sind, wenn es darum geht, eine kritische Entscheidung zu beleuchten. Natürlich sind auch Kommentatoren und deren Assistenten vor Ort. 

Bewährte Qualität liefern

Zum Service von Sportcast gehört es auch, ein so genanntes Scoutingfeed anzubieten. Es wird zu Analysezwecken mit einer eigenen Kamera von der Führungskameraposition aufgezeichnet. "Um eine ganzheitliche Analyse zu ermöglichen, liegt der Fokus auf der Abbildung aller 20 Feldspieler im Laufe des gesamten Spiels. Die beteiligten Mannschaften können Laptops bei uns anschließen, um sich das Signal direkt auf die Festplatte spielen zu lassen. Manche nutzen diese Bilder schon in der Pause", sagt Gerd Hummel. 

Auch für die Mitarbeiter der Sender sind Gerd Hummel und seine Kollegen die richtigen Ansprechpartner. Hier laufen die Drähte von diversen EB-Teams zusammen, die rund um die Partie auf Bilder- oder Stimmenfang sind. "Über uns können Satellitenzeiten gebucht werden. Das macht die ARD in Augsburg/München zum Beispiel so", erklärt Gerd Hummel. Damit ist eine aktuelle Berichterstattung etwa in den Nachrichtenformaten gesichert. 

Es gibt wenig, was Sportcast, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der DFL, nicht macht. Doch allzu individuell kann der Service nicht werden. Schließlich könnten bis zu 200 Sender weltweit das Signal für die Spiele des DFB-Pokals abgreifen. Sonderwünsche sind da schwer zu erfüllen. Diesbezüglich ist Gerd Hummel aber auch wenig zu Ohren gekommen. Denn seine Firma setzt auf höchstmögliche Produktionsqualität. Technisch sowieso. Aber auch inhaltlich. "Wir haben ein strikt festgelegtes Zeitfenster, einen so genannten Run-Down, nach dem die Spiele produziert werden. Dieser Run-Down gibt allen übertragenden Sendern eine verlässliche Grundlage für ihre Sendeplanung. Dabei bieten wir zum Beispiel Bilder von der Ankunft der Mannschaftsbusse im Stadion oder von den eingedeckten Kabinen an", erzählt er, "und das machen wir, egal, ob wir damit 200 Zuschauer bei einem einzigen Sender bedienen oder zig Millionen weltweit."