SV Davensberg: Ferien statt Flucht

Kosten können stabil gehalten werden

Der Ablauf bei der Ferienfreizeit hat sich eingespielt. Die Kinder geflüchteter Familien werden von einem Fahrer mit dem Vereinsbus aus den Ortsteilen Ascheberg, Herbern und Ottmarsbocholt abgeholt und anschließend wieder nach Hause gebracht. Rund 260 geflüchtete Menschen sind in Davensberg zentral untergebracht. Klar, der Transfer verursacht Kosten, genauso wie die Verpflegung. "Wir müssen auf Moslems und Allergiker achten", unterstreicht Tegtmeier. Als Trainer der Jugendlichen stellen sich in der Regel ebenfalls Jugendliche zur Verfügung, die dabei "sehr gerne ihre Ferien opfern", so die Jugendleiterin. Seit sechs Jahren konnten die Kosten stabil gehalten werden. Eine Summe von 12,50 Euro sind pro Tag pro Kind einkalkuliert.

22 Flüchtlingskinder nahmen in diesem Jahr an der Aktion teil. Ibrahim Almur ist elf Jahre alt und hat jetzt schon im zweiten Jahr teilgenommen. "In der Schule fällt es mir schwer, aber über den Fußball habe ich Freunde gefunden", sagt der kleine syrische Junge. Die DFB-Stiftung Egidius Braun steuerte 250 Euro bei, die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration verdoppelte die Summe im Rahmen der gemeinsamen Initiative "2:0 für ein Willkommen".

Mit diesen 500 Euro konnte der SV Davaria Davensberg eine ganze Menge bewerkstelligen. "Wir hatten sogar einen Trainer dabei, der Arabisch spricht, das hilft ungemein", sagt Tegtmeier. Eine pakistanische Flüchtlingsfrau half bei der Ferienfreizeit in der Küche.

Angebot auch für sozial schwache Familien

Vergangenes Jahr hatten sich 82 Kinder angemeldet - eine stattliche Zahl. Das Angebot der Kostenübernahme galt im Übrigen nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für Kinder aus sozial schwachen Familien. Andrea Tegtmeier hofft auf einen Nachahmeffekt, damit in Zukunft noch mehr Mädchen das Angebot des SV Davaria wahrnehmen. "Es haben kürzlich zwei afghanische Mädchen beim Training zugeschaut, denen haben wir angeboten, doch mitzumachen", berichtet Tegtmeier. "Sie waren allerdings schon 19 Jahre alt. Ein Nachbarverein hat sie integriert, und dort trainieren sie auch mit Kopftuch mit."

Der SV Davaria hat 750 Mitglieder, verfügt dennoch nur über eine Fußballmannschaft. Durch Jugendsportgemeinschaften mit anderen Vereinen können alle Nachwuchstalente aus Davensberg am Spielbetrieb teilnehmen. Fall gelöst, würden Thiel und Boerne sagen.

[dfb]


Man muss die Sprache lernen, andere Werte und Normen verstehen, Dutzende Anträge ausfüllen, eine Wohnung und im besten Fall eine Anstellung finden. Wer in ein neues Land kommt, dem ist vieles fremd. Mehr als 3000 Fußballvereine werden durch die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration dabei unterstützt, Flüchtlingen bei der Integration in Deutschland zur Seite zu stehen. Für DFB.de stellt der freie Journalist Rainer Kalb fünf dieser Klubs vor. Heute: Ferien statt Flucht beim SV Davaria Davensberg.

Die meisten denken bei Münster an zwei ziemlich witzige Tatort-Kommissare, einige Ältere erinnern sich noch an den Springreiter Fritz Ligges, wenn sie von Ascheberg hören. Davensberg ist ein Ort in der Gemeinde Ascheberg im Regierungsbezirk Münster. Dem SV Davaria Davensberg mögen größere sportliche Erfolge lange schon verwehrt sein, früher einmal kickte man in der Landesliga, heute spielen die Erste Herren in der Kreisliga A. Mit seinen sozialen Ideen aber beweist der kleine Verein eine Raffinesse, die sonst Thiel und Boerne auszeichnet. Sechs Jahre nun schon bieten sie in der zweiten Osterferienwoche eine Fußballfreizeit an. Seit 2016 werden Flüchtlingskinder eingeladen.

"Viele Kinder fanden neue Freunde"

"Schon damals war das ein tolles Erlebnis - für die Betreuer, die Trainer und besonders natürlich für die Kinder", berichtet Andrea Tegtmeier, die Jugendobfrau des SV Davaria, über eine bemerkenswerte Ferienfreizeit. Bereits im Rahmen der Initiative "1:0 für ein Willkommen" überwies die DFB-Stiftung Egidius Braun dem Verein für sein Projekt "Fußball ohne Grenzen" die Anerkennungsprämie in Höhe von 500 Euro. "Viele Kinder fanden neue Freunde", erzählt Tegtmeier. "Natürlich spielen wir Fußball, aber wir gehen auch auf Schatzsuche und machen zusammen ein Fußballquiz. Die Größeren helfen den Kleinen beim Schuhebinden."

Zwischen sechs und zwölf Jahren sind die Jungs und Mädchen, das Programm geht von 10 bis 16.30 Uhr. Alle Kinder werden ganztägig betreut und verpflegt und, wenn nicht anders machbar, mit einem Bus abgeholt und nach Hause gebracht. Auch dank der Stiftungsgelder kann der Fußball in dem kleinen westfälischen Dorf Gemeinschaft fördern, unspektakulär und hochwirksam.

"Erstaunlicherweise spielten viele Mädchen mit uns Fußball, was in einigen Krisenländern bis heute noch nicht üblich ist", äußert die engagierte Macherin beim SV Davaria. "Wir hatten also den Eindruck, dass wir etwas bewegt haben und Denkanstöße liefern konnten." Die 57-Jährige übernahm vor acht Jahren die Aufgabe als Jugendobfrau im Verein. Erst mal kommissarisch, doch bekanntlich ist nichts so beständig wie das Provisorische. Das Ehrenamt der Mama stiftete schließlich auch Tochter Lisa an: Mit 14 Jahren bestand sie die Trainer-C-Lizenz.

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Kosten können stabil gehalten werden

Der Ablauf bei der Ferienfreizeit hat sich eingespielt. Die Kinder geflüchteter Familien werden von einem Fahrer mit dem Vereinsbus aus den Ortsteilen Ascheberg, Herbern und Ottmarsbocholt abgeholt und anschließend wieder nach Hause gebracht. Rund 260 geflüchtete Menschen sind in Davensberg zentral untergebracht. Klar, der Transfer verursacht Kosten, genauso wie die Verpflegung. "Wir müssen auf Moslems und Allergiker achten", unterstreicht Tegtmeier. Als Trainer der Jugendlichen stellen sich in der Regel ebenfalls Jugendliche zur Verfügung, die dabei "sehr gerne ihre Ferien opfern", so die Jugendleiterin. Seit sechs Jahren konnten die Kosten stabil gehalten werden. Eine Summe von 12,50 Euro sind pro Tag pro Kind einkalkuliert.

22 Flüchtlingskinder nahmen in diesem Jahr an der Aktion teil. Ibrahim Almur ist elf Jahre alt und hat jetzt schon im zweiten Jahr teilgenommen. "In der Schule fällt es mir schwer, aber über den Fußball habe ich Freunde gefunden", sagt der kleine syrische Junge. Die DFB-Stiftung Egidius Braun steuerte 250 Euro bei, die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration verdoppelte die Summe im Rahmen der gemeinsamen Initiative "2:0 für ein Willkommen".

Mit diesen 500 Euro konnte der SV Davaria Davensberg eine ganze Menge bewerkstelligen. "Wir hatten sogar einen Trainer dabei, der Arabisch spricht, das hilft ungemein", sagt Tegtmeier. Eine pakistanische Flüchtlingsfrau half bei der Ferienfreizeit in der Küche.

Angebot auch für sozial schwache Familien

Vergangenes Jahr hatten sich 82 Kinder angemeldet - eine stattliche Zahl. Das Angebot der Kostenübernahme galt im Übrigen nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für Kinder aus sozial schwachen Familien. Andrea Tegtmeier hofft auf einen Nachahmeffekt, damit in Zukunft noch mehr Mädchen das Angebot des SV Davaria wahrnehmen. "Es haben kürzlich zwei afghanische Mädchen beim Training zugeschaut, denen haben wir angeboten, doch mitzumachen", berichtet Tegtmeier. "Sie waren allerdings schon 19 Jahre alt. Ein Nachbarverein hat sie integriert, und dort trainieren sie auch mit Kopftuch mit."

Der SV Davaria hat 750 Mitglieder, verfügt dennoch nur über eine Fußballmannschaft. Durch Jugendsportgemeinschaften mit anderen Vereinen können alle Nachwuchstalente aus Davensberg am Spielbetrieb teilnehmen. Fall gelöst, würden Thiel und Boerne sagen.

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