Cacau: "Menschen durch Fußball in Gesellschaft integrieren"

Früher hat er Tore für die Nationalmannschaft geschossen, nun ist er Integrationsbeauftragter des DFB. Der 23-malige Nationalspieler Cacau ist seit Herbst 2016 in neuer Rolle tätig. Der inzwischen 35 Jahre alte frühere Stürmer kennt sich mit diesem Thema gut aus. Er stammt aus der brasilianischen Großstadt Sao Paulo und kam durch den Fußball als junger Mann nach Deutschland. "Ich glaube, ich kann den Menschen, die zu uns kommen, und denen, die schon lange hier sind, glaubwürdig vermitteln, welche großen Chancen sich ihnen bieten", sagt er. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen erzählt Cacau außerdem, welche Projekte ihn besonders beeindruckt haben, wie er die Entwicklung seines Ex-Vereins VfB Stuttgart sieht und was Ex-Nationalspieler Lukas Podolski in Japan erwartet.

DFB.de: Herr Cacau, was genau macht eigentlich ein Integrationsbeauftragter?

Cacau: Mein Aufgabenfeld ist sehr vielfältig. Ich stecke noch in der Einfindungsphase, mache das erst seit einem halben Jahr. Ich besuche verschiedene Vereine und möchte herausfinden, was deren Sorgen und Herausforderungen sind. Gemeinsam lassen sich Lösungen finden, wie der Fußball bei der Integration helfen kann.

DFB.de: Bezieht sich Integration hauptsächlich auf ausländische Mitbürger und Flüchtlinge?

Cacau: Nicht nur. Es gibt zum Beispiel auch Mädchen, die gerne Fußball spielen möchte, dies aufgrund der Kultur der Eltern allerdings nicht dürfen. Hier müssen wir uns fragen, wie wir diesen Mädchen helfen können. Auch behinderte Menschen müssen berücksichtigt werden. Es gibt Fußballvereine, die behinderte Menschen gut integrieren. Das war für mich etwas ganz Neues. So etwas kann ein Vorbild für andere Vereine sein.

DFB.de: Können Sie noch ein weiteres Beispiel nennen?

Cacau: Sehr beeindruckt hat mich das Pilotprojekt "Vorteil" vom Hessischen Fußball-Verband. Dort setzen sich Vereine und Flüchtlinge gemeinsam für die Zukunft des Fußballs ein. Flüchtlinge werden dafür ausgebildet, später eine Funktion im Verein zu übernehmen. Das ist für beide Seiten ein Gewinn: Die Flüchtlinge werden durch den Fußball integriert, und die Vereine bekommen neue Ehrenamtler. Es ist schön zu sehen, welches Engagement viele Menschen aufbringen, um solche Projekte ins Leben zu rufen. Das zeigt, was der Fußball alles möglich macht.

DFB.de: Haben Sie durch Ihre Funktion einen neuen Blick auf den Fußball gewonnen?

Cacau: Absolut. Als Profi bekommt man davon nicht viel mit. Der Fußball ist vielfältiger, als ich früher gedacht habe. Es gibt die großen Fußballspiele im Stadion, die vielen Fans und die Livespiele im Fernsehen. Aber das ist lediglich die Spitze. Der Fußball besteht aus so vielen Vereinen und so vielen Ehrenamtlern, die tolle Arbeit leisten. Das ist beeindruckend.

DFB.de: Hat auch Ihnen der Fußball früher bei der Integration geholfen?

Cacau: Natürlich. Ich war 18 Jahre alt, als ich nach Deutschland kam. Der Fußball hat mir beim Einstieg in die Gesellschaft geholfen. Ohne den Sport wäre es viel schwieriger geworden, mich in diesem Land zurechtzufinden. Aber das ist kein Selbstläufer. Die Menschen müssen auch dazu bereit sein, sich im Verein mit einzubringen. Dann bietet der Fußball eine riesige Chance.

DFB.de: Am Freitag wird der DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis zum zehnten Mal vergeben. Was können Sie verraten?

Cacau: Dieser Preis wird am 17. März im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund vergeben. Es gibt je drei Nominierte in drei Kategorien, die bereits bekanntgegeben wurden. Mit dieser Auszeichnung wollen wir die besondere Integrationsarbeit in den Vereinen belohnen.

DFB.de: Themawechsel: Der VfB Stuttgart befindet sich auf einem guten Weg, den Wiederaufstieg zu schaffen. Wie sehen Sie die Entwicklung Ihres Ex-Vereins?

Cacau: Sehr positiv. Der VfB hat sich gefangen und auch die schwierigen Spiele gewonnen. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, werden sie den Wiederaufstieg packen. Der Trainer, der Manager und der ganze Verein bleiben trotz des Erfolges auf dem Boden.

DFB.de: Könnte man dem Abstieg dann vielleicht sogar etwas Positives abgewinnen?

Cacau: Ja. Der Verein weiß nun, wohin er nie wieder möchte. (lacht)

DFB.de: Stichpunkt Japan: Lukas Podolski wechselt im Sommer in die J1 League. Sie haben den Schritt ebenfalls gemacht und in der Saison 2014/2015 für Cerezo Osaka gespielt. Was erwartet Weltmeister Podolski im fernen Osten?

Cacau: Ihn erwarten ein schönes Land und fröhliche Menschen, die den Fußball lieben. Er wird dort seinen Spaß haben. Ich kenne auch die Stadt Kobe, wo der Lukas hingehen wird, sehr gut. Ich habe selber dort gewohnt. Dort lässt es sich gut leben - gerade auch mit der Familie.

DFB.de: Welches Niveau hat der Fußball in Japan?

Cacau: Der Fußball hat natürlich nicht das gleiche Niveau wie in Deutschland. Die Japaner sind technisch gut ausgebildet und sehr laufstark, haben aber nicht das taktische Verständnis. Auch physisch sind sie nicht so stark wie die deutschen Fußballer.

DFB.de: Früher haben Sie selber für die Nationalmannschaft gespielt und waren bei der WM 2010 in Südafrika dabei, heute verfolgen Sie die Spiele als Fan. Wie blicken Sie den kommenden Aufgaben entgegen?

Cacau: Ich denke, der Confed-Cup im Sommer ist ein gutes Testturnier. Der Bundestrainer hat ja bereits angekündigt, junge Spieler mitnehmen zu wollen. Die können sich dann auf einer tollen Bühne präsentieren. Es geht nicht primär darum, dieses Turnier zu gewinnen. Viel wichtiger ist, dass eine starke Mannschaft für die Weltmeisterschaft 2018 geformt wird. Der Confed-Cup bietet die Chance dazu.

[oj]

Früher hat er Tore für die Nationalmannschaft geschossen, nun ist er Integrationsbeauftragter des DFB. Der 23-malige Nationalspieler Cacau ist seit Herbst 2016 in neuer Rolle tätig. Der inzwischen 35 Jahre alte frühere Stürmer kennt sich mit diesem Thema gut aus. Er stammt aus der brasilianischen Großstadt Sao Paulo und kam durch den Fußball als junger Mann nach Deutschland. "Ich glaube, ich kann den Menschen, die zu uns kommen, und denen, die schon lange hier sind, glaubwürdig vermitteln, welche großen Chancen sich ihnen bieten", sagt er. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen erzählt Cacau außerdem, welche Projekte ihn besonders beeindruckt haben, wie er die Entwicklung seines Ex-Vereins VfB Stuttgart sieht und was Ex-Nationalspieler Lukas Podolski in Japan erwartet.

DFB.de: Herr Cacau, was genau macht eigentlich ein Integrationsbeauftragter?

Cacau: Mein Aufgabenfeld ist sehr vielfältig. Ich stecke noch in der Einfindungsphase, mache das erst seit einem halben Jahr. Ich besuche verschiedene Vereine und möchte herausfinden, was deren Sorgen und Herausforderungen sind. Gemeinsam lassen sich Lösungen finden, wie der Fußball bei der Integration helfen kann.

DFB.de: Bezieht sich Integration hauptsächlich auf ausländische Mitbürger und Flüchtlinge?

Cacau: Nicht nur. Es gibt zum Beispiel auch Mädchen, die gerne Fußball spielen möchte, dies aufgrund der Kultur der Eltern allerdings nicht dürfen. Hier müssen wir uns fragen, wie wir diesen Mädchen helfen können. Auch behinderte Menschen müssen berücksichtigt werden. Es gibt Fußballvereine, die behinderte Menschen gut integrieren. Das war für mich etwas ganz Neues. So etwas kann ein Vorbild für andere Vereine sein.

DFB.de: Können Sie noch ein weiteres Beispiel nennen?

Cacau: Sehr beeindruckt hat mich das Pilotprojekt "Vorteil" vom Hessischen Fußball-Verband. Dort setzen sich Vereine und Flüchtlinge gemeinsam für die Zukunft des Fußballs ein. Flüchtlinge werden dafür ausgebildet, später eine Funktion im Verein zu übernehmen. Das ist für beide Seiten ein Gewinn: Die Flüchtlinge werden durch den Fußball integriert, und die Vereine bekommen neue Ehrenamtler. Es ist schön zu sehen, welches Engagement viele Menschen aufbringen, um solche Projekte ins Leben zu rufen. Das zeigt, was der Fußball alles möglich macht.

DFB.de: Haben Sie durch Ihre Funktion einen neuen Blick auf den Fußball gewonnen?

Cacau: Absolut. Als Profi bekommt man davon nicht viel mit. Der Fußball ist vielfältiger, als ich früher gedacht habe. Es gibt die großen Fußballspiele im Stadion, die vielen Fans und die Livespiele im Fernsehen. Aber das ist lediglich die Spitze. Der Fußball besteht aus so vielen Vereinen und so vielen Ehrenamtlern, die tolle Arbeit leisten. Das ist beeindruckend.

DFB.de: Hat auch Ihnen der Fußball früher bei der Integration geholfen?

Cacau: Natürlich. Ich war 18 Jahre alt, als ich nach Deutschland kam. Der Fußball hat mir beim Einstieg in die Gesellschaft geholfen. Ohne den Sport wäre es viel schwieriger geworden, mich in diesem Land zurechtzufinden. Aber das ist kein Selbstläufer. Die Menschen müssen auch dazu bereit sein, sich im Verein mit einzubringen. Dann bietet der Fußball eine riesige Chance.

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DFB.de: Am Freitag wird der DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis zum zehnten Mal vergeben. Was können Sie verraten?

Cacau: Dieser Preis wird am 17. März im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund vergeben. Es gibt je drei Nominierte in drei Kategorien, die bereits bekanntgegeben wurden. Mit dieser Auszeichnung wollen wir die besondere Integrationsarbeit in den Vereinen belohnen.

DFB.de: Themawechsel: Der VfB Stuttgart befindet sich auf einem guten Weg, den Wiederaufstieg zu schaffen. Wie sehen Sie die Entwicklung Ihres Ex-Vereins?

Cacau: Sehr positiv. Der VfB hat sich gefangen und auch die schwierigen Spiele gewonnen. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, werden sie den Wiederaufstieg packen. Der Trainer, der Manager und der ganze Verein bleiben trotz des Erfolges auf dem Boden.

DFB.de: Könnte man dem Abstieg dann vielleicht sogar etwas Positives abgewinnen?

Cacau: Ja. Der Verein weiß nun, wohin er nie wieder möchte. (lacht)

DFB.de: Stichpunkt Japan: Lukas Podolski wechselt im Sommer in die J1 League. Sie haben den Schritt ebenfalls gemacht und in der Saison 2014/2015 für Cerezo Osaka gespielt. Was erwartet Weltmeister Podolski im fernen Osten?

Cacau: Ihn erwarten ein schönes Land und fröhliche Menschen, die den Fußball lieben. Er wird dort seinen Spaß haben. Ich kenne auch die Stadt Kobe, wo der Lukas hingehen wird, sehr gut. Ich habe selber dort gewohnt. Dort lässt es sich gut leben - gerade auch mit der Familie.

DFB.de: Welches Niveau hat der Fußball in Japan?

Cacau: Der Fußball hat natürlich nicht das gleiche Niveau wie in Deutschland. Die Japaner sind technisch gut ausgebildet und sehr laufstark, haben aber nicht das taktische Verständnis. Auch physisch sind sie nicht so stark wie die deutschen Fußballer.

DFB.de: Früher haben Sie selber für die Nationalmannschaft gespielt und waren bei der WM 2010 in Südafrika dabei, heute verfolgen Sie die Spiele als Fan. Wie blicken Sie den kommenden Aufgaben entgegen?

Cacau: Ich denke, der Confed-Cup im Sommer ist ein gutes Testturnier. Der Bundestrainer hat ja bereits angekündigt, junge Spieler mitnehmen zu wollen. Die können sich dann auf einer tollen Bühne präsentieren. Es geht nicht primär darum, dieses Turnier zu gewinnen. Viel wichtiger ist, dass eine starke Mannschaft für die Weltmeisterschaft 2018 geformt wird. Der Confed-Cup bietet die Chance dazu.

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