Filmdokumentation über Fußball in der NS-Zeit: "Seid wachsam!"

Der israelische Dokumentarfilm "Liga Terezin" erzählt vom Missbrauch des Fußballs in der Nazi-Zeit, gleichzeitig aber auch von Diskriminierung im Fußball heute - und wie man sie bekämpfen kann. Zum Start einer Tournee durch mehrere westdeutsche Städte wurde der Film im Fanprojekt Mönchengladbach "De Kull" gezeigt.

Erzähler ist der 59-jährige Israeli Oded Breda, dessen Leben sich veränderte als er auf alten Filmbildern seinen Onkel Pavel erkannte, wie der im blütenweißen Trikot auf dem sandigen, engen Fußballplatz im Lager Theresienstadt rannte.

"Ich musste 50 werden und diese Bilder sehen, um mich mehr für die Zeit des Holocaust zu interessieren", so Breda, der damals seine gut bezahlte Stelle in der Computerbranche kündigte, um in der nördlich von Tel Aviv in einem Kibbuz untergebrachten Gedenkstätte "Beit Theresienstadt" eine eigene Fußballausstellung aufzubauen und gemeinsam mit Mike Schwartz, einem für CNN-Israel tätigen US-Amerikaner, die Dokumentation zu drehen. Zum dritten Mal seit 2015 führt ihn nun eine Tournee nach Deutschland, durch insgesamt vier westdeutsche Städte.

Osnabrügge: "Fußball kann in alle Richtungen missbraucht werden"

Die Bilder, die Oded Breda auf seine Spurensuche nach Theresienstadt und von dort nach Prag, Amsterdam und Yad Vashem schicken sollten, zeigen seinen Onkel Pavel an einem Spieltag der "Theresienstädter Fußball-Liga" am 1. September 1944. Sieben gegen sieben spielten die Gefangenen, aufgeteilt nach Beschäftigungsstätten. Die Gärtner gegen die Elektriker, die Metzger gegen die Jugendfürsorge. Noch 1944 sollte der Propagandastreifen "Theresienstadt: Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet" der Welt vorgaukeln, den Insassen im Vorzeigelager Theresienstadt gehe es gut. Doch fast alle Juden waren zwei Monate nach dem Dreh des Propagandafilms tot. Verhungert in Auschwitz, wie Bredas Onkel Pavel, oder ermordet. 157.000 Insassen wurden in das 60 Kilometer nordwestlich von Prag gelegene Sammel- und Durchgangslager Theresienstadt gebracht, die Vernichtungsmaschinerie überlebt hatten zum Kriegsende 4136.

Beim Tourneestart in Mönchengladbach begegnete Breda überraschend einem bekannten Gesicht. DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge lerne ihn vergangenen Dezember bei der jährlichen Israelreise der U18-Nationalmannschaft kennen, in dessen Rahmen eine DFB-Delegation zum wiederholten Male die Gedenkstätte "Beit Terezin" besuchte und der Film auch den jungen Nationalspielern gezeigt wurde.

Dr. Osnabrügge, gleichzeitig Vorstandsmitglied der DFB-Kulturstiftung, die die deutsche Übersetzung des Films ermöglicht hatte, berichtete in einer Podiumsdiskussion mit Breda über die jährliche Israelreise und weitere Aktivitäten des DFB und der Kulturstiftung im Bereich der Erinnerungskultur. So zum Beispiel über den 2005 gegründeten Julius Hirsch Preis. Dieser zeichnet in Erinnerung an den 1943 in Auschwitz ermordeten Nationalspieler jährlich Initiativen gegen Diskriminierung und Antisemitismus im Fußball aus: "Der Fußball ist wertneutral und kann in alle Richtungen missbraucht werden", so Dr. Osnabrügge, "das erleben wir auch heute. Insofern müssen wir uns klar sein: Seid wachsam und passt auf, wofür ihr benutzt werdet!"

Weitere Vorführungen von "Liga Terezin"

Mittwoch, 8. März, 19:00 Uhr
Volkshochschule Aachen (Raum 215)
Peterstraße 21-25
52062 Aachen

Donnerstag, 9. März, 19:00 Uhr
Alte Synagoge Essen
Edmund-Körner-Platz 1
45127 Essen

(Eintritt jeweils frei)

[dfb]

Der israelische Dokumentarfilm "Liga Terezin" erzählt vom Missbrauch des Fußballs in der Nazi-Zeit, gleichzeitig aber auch von Diskriminierung im Fußball heute - und wie man sie bekämpfen kann. Zum Start einer Tournee durch mehrere westdeutsche Städte wurde der Film im Fanprojekt Mönchengladbach "De Kull" gezeigt.

Erzähler ist der 59-jährige Israeli Oded Breda, dessen Leben sich veränderte als er auf alten Filmbildern seinen Onkel Pavel erkannte, wie der im blütenweißen Trikot auf dem sandigen, engen Fußballplatz im Lager Theresienstadt rannte.

"Ich musste 50 werden und diese Bilder sehen, um mich mehr für die Zeit des Holocaust zu interessieren", so Breda, der damals seine gut bezahlte Stelle in der Computerbranche kündigte, um in der nördlich von Tel Aviv in einem Kibbuz untergebrachten Gedenkstätte "Beit Theresienstadt" eine eigene Fußballausstellung aufzubauen und gemeinsam mit Mike Schwartz, einem für CNN-Israel tätigen US-Amerikaner, die Dokumentation zu drehen. Zum dritten Mal seit 2015 führt ihn nun eine Tournee nach Deutschland, durch insgesamt vier westdeutsche Städte.

###more###

Osnabrügge: "Fußball kann in alle Richtungen missbraucht werden"

Die Bilder, die Oded Breda auf seine Spurensuche nach Theresienstadt und von dort nach Prag, Amsterdam und Yad Vashem schicken sollten, zeigen seinen Onkel Pavel an einem Spieltag der "Theresienstädter Fußball-Liga" am 1. September 1944. Sieben gegen sieben spielten die Gefangenen, aufgeteilt nach Beschäftigungsstätten. Die Gärtner gegen die Elektriker, die Metzger gegen die Jugendfürsorge. Noch 1944 sollte der Propagandastreifen "Theresienstadt: Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet" der Welt vorgaukeln, den Insassen im Vorzeigelager Theresienstadt gehe es gut. Doch fast alle Juden waren zwei Monate nach dem Dreh des Propagandafilms tot. Verhungert in Auschwitz, wie Bredas Onkel Pavel, oder ermordet. 157.000 Insassen wurden in das 60 Kilometer nordwestlich von Prag gelegene Sammel- und Durchgangslager Theresienstadt gebracht, die Vernichtungsmaschinerie überlebt hatten zum Kriegsende 4136.

Beim Tourneestart in Mönchengladbach begegnete Breda überraschend einem bekannten Gesicht. DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge lerne ihn vergangenen Dezember bei der jährlichen Israelreise der U18-Nationalmannschaft kennen, in dessen Rahmen eine DFB-Delegation zum wiederholten Male die Gedenkstätte "Beit Terezin" besuchte und der Film auch den jungen Nationalspielern gezeigt wurde.

Dr. Osnabrügge, gleichzeitig Vorstandsmitglied der DFB-Kulturstiftung, die die deutsche Übersetzung des Films ermöglicht hatte, berichtete in einer Podiumsdiskussion mit Breda über die jährliche Israelreise und weitere Aktivitäten des DFB und der Kulturstiftung im Bereich der Erinnerungskultur. So zum Beispiel über den 2005 gegründeten Julius Hirsch Preis. Dieser zeichnet in Erinnerung an den 1943 in Auschwitz ermordeten Nationalspieler jährlich Initiativen gegen Diskriminierung und Antisemitismus im Fußball aus: "Der Fußball ist wertneutral und kann in alle Richtungen missbraucht werden", so Dr. Osnabrügge, "das erleben wir auch heute. Insofern müssen wir uns klar sein: Seid wachsam und passt auf, wofür ihr benutzt werdet!"

Weitere Vorführungen von "Liga Terezin"

Mittwoch, 8. März, 19:00 Uhr
Volkshochschule Aachen (Raum 215)
Peterstraße 21-25
52062 Aachen

Donnerstag, 9. März, 19:00 Uhr
Alte Synagoge Essen
Edmund-Körner-Platz 1
45127 Essen

(Eintritt jeweils frei)

###more###