Auf Tätlichkeit hingewiesen: Fair Play-Preis für Schmidt

Frank Schmidt wurde im Rahmen des DFB-Pokalspiels zwischen Viktoria Köln und der TSG Hoffenheim mit der Fair Play-Geste des Jahres durch den DFB ausgezeichnet. Der sportliche Leiter der DJK Gummersbach aus dem Fußball-Verband Mittelrhein hat den Schiedsrichter auf eine Tätlichkeit eines eigenen Spielers hingewiesen und so für dessen Platzverweis gesorgt.

Die Ehrung wurde durch Jimmy Hartwig, DFB-Botschafter für Fair Play, vorgenommen. "Die Ehrung durch Jimmy Hartwig ist eine echt tolle Überraschung. Das hat mich fast ein bisschen umgehauen", sagte Schmidt. Doch wie kam es dazu?

Tätlichkeit im Rücken des Schiedsrichters

Der 25. Oktober 2020 war ein milder Herbsttag in Gummersbach. Kein Regen, ein paar Wolken, zwischendurch mal Sonnenschein. Perfekte Bedingungen für das Fußballspiel der Kreisliga B zwischen der DJK Gummersbach und RS 19 Waldbröl im Oberbergischen Kreis. Die Gäste führten in der 81. Minute des Derbys mit 3:1 als die Partie im Fußball-Verband Mittelrhein plötzlich zu einem der besonderen Amateurspiele des vergangenen Jahres wurde.

Ein Gummersbacher Fußballer leistete sich im Rücken des Schiedsrichters eine Tätlichkeit an einem Gegner. Diese Aktion bekam allerdings Frank Schmidt, sportlicher Leiter der DJK, mit. Ohne nachzudenken, wies der 54-Jährige den Unparteiischen auf den Faustschlag seines eigenen Spielers in den Magenbereich des Kontrahenten hin. Der Gummersbacher wurde daraufhin des Feldes verwiesen, die Begegnung ging mit 1:4 verloren. Es war das letzte Spiel vor dem Lockdown, denn die Saison wurde danach abgebrochen.

"Da konnte ich nicht wegschauen"

"Für mich war sofort klar, dass ich eingreifen muss. In diesem Moment war es für mich auch völlig unerheblich, ob die Tätlichkeit durch einen unserer Spieler oder des Gegners ausgeführt wurde. Da konnte ich nicht wegschauen. So etwas hat auf dem Fußballplatz einfach nichts zu suchen. Man muss auch verlieren können, das gehört zum Sport dazu. Darüber hinaus müssen wir auch die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter schützen, die in diesen Spielklassen meist keine Assistenten haben und deshalb nicht alles sehen können", sagt Schmidt im Rückblick.

Für sein außerordentlich faires Verhalten wurde Schmidt nun im Rahmen des DFB-Pokalspiels am Montagabend zwischen dem Drittligisten FC Viktoria Köln und der Bundesligisten TSG Hoffenheim mit der Fair Play-Geste des Jahres durch den Deutschen Fußball-Bund ausgezeichnet. "Ich fühle mich geehrt", betont Schmidt. "Aber letztlich habe ich nur das getan, was getan werden musste."

Die Reaktionen darauf aus dem eigenen Verein waren gemischt. Viele haben Schmidts Entscheidung gelobt. "Aber es gab auch Stimmen vor allem aus der Mannschaft, die mich als Verräter bezeichnet haben", sagt der sportliche Leiter. "Diese Spieler sind allerdings heute auch nicht mehr Teil des Vereins." Im Gegensatz übrigens zu demjenigen, dessen Platzverweis Schmidt damals mit seinem Hinweis ausgelöst hat: "Mit diesem Spieler, dessen Namen wir nicht öffentlich nennen wollen, habe ich zwei Tage später ein sehr gutes Gespräch geführt. Er war total einsichtig und hat sich für sein Fehlverhalten entschuldigt. Er ist weiterhin Teil des Teams, muss aber aufgrund der Strafe die ersten vier Begegnungen der nun startenden Saison aussetzen."

Besonders an der Konstellation ist darüber hinaus, dass Schmidt zur neuen Saison auch das Traineramt der Mannschaft übernommen hat. Er ist nun also auch sportlich für den Spieler verantwortlich dessen Fehlverhalten er damals öffentlich gemacht hat: "Es ist zwischenmenschlich überhaupt nichts zurückgeblieben. Wir sind uns alle einig, dass so etwas nicht noch einmal passieren darf und wird."

Fair Play-Gedanke im Vordergrund

Die Gummersbacher hatten lange den Ruf, sich nicht immer an die Regeln zu halten. "Ich war häufiger in Spruchkammerverhandlungen vorgeladen, weil irgendjemand mal wieder über die Stränge geschlagen ist. Irgendwann hat mir das gereicht und mir war klar, dass ein Umdenken stattfinden musste", sagt Schmidt. Vor allem durch die Aktion im Oktober des vergangenen Jahres hat die DJK Gummersbach sehr viel positive Resonanz erfahren. Aber Schmidt ist wichtig zu betonen, dass er nicht stolz darauf ist, wie er reagiert hat: "Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn diese Situation niemals entstanden wäre. Ich habe nur im Sinne des Sports gehandelt und würde mich freuen, wenn ich andere ebenfalls dazu bewegen könnte."

Im Rückblick allerdings stellt er auch fest, dass durch diese öffentlichkeitswirksame Aktion ein Umdenken im Verein stattgefunden hat. "Einige hatten vergessen, dass trotz allen sportlichen Ehrgeizes der Fair Play-Gedanke über allem stehen sollte", betont Schmidt. "Ich habe den Eindruck, dass diese Geschichte für den einen oder anderen womöglich ein Augenöffner war. Seitdem gab es keinerlei Probleme mehr." 

Eigentlich ist die DJK Gummersbach ein vorbildlicher Amateurverein und die sportliche Heimat von mehr als 420 Menschen aus vielen verschiedenen Ländern. "Herkunft, Glaube und Hautfarbe spielt bei uns überhaupt keine Rolle", erklärt Schmidt. "Uns verbindet die Liebe zum Fußball." Derzeit hat der Klub vier Erwachsenenteams am Start, eines davon ist eine Frauenmannschaft. Dazu kommen 14 Nachwuchsteams, von den Bambinis bis zur A-Jugend.

[sw]

Frank Schmidt wurde im Rahmen des DFB-Pokalspiels zwischen Viktoria Köln und der TSG Hoffenheim mit der Fair Play-Geste des Jahres durch den DFB ausgezeichnet. Der sportliche Leiter der DJK Gummersbach aus dem Fußball-Verband Mittelrhein hat den Schiedsrichter auf eine Tätlichkeit eines eigenen Spielers hingewiesen und so für dessen Platzverweis gesorgt.

Die Ehrung wurde durch Jimmy Hartwig, DFB-Botschafter für Fair Play, vorgenommen. "Die Ehrung durch Jimmy Hartwig ist eine echt tolle Überraschung. Das hat mich fast ein bisschen umgehauen", sagte Schmidt. Doch wie kam es dazu?

Tätlichkeit im Rücken des Schiedsrichters

Der 25. Oktober 2020 war ein milder Herbsttag in Gummersbach. Kein Regen, ein paar Wolken, zwischendurch mal Sonnenschein. Perfekte Bedingungen für das Fußballspiel der Kreisliga B zwischen der DJK Gummersbach und RS 19 Waldbröl im Oberbergischen Kreis. Die Gäste führten in der 81. Minute des Derbys mit 3:1 als die Partie im Fußball-Verband Mittelrhein plötzlich zu einem der besonderen Amateurspiele des vergangenen Jahres wurde.

Ein Gummersbacher Fußballer leistete sich im Rücken des Schiedsrichters eine Tätlichkeit an einem Gegner. Diese Aktion bekam allerdings Frank Schmidt, sportlicher Leiter der DJK, mit. Ohne nachzudenken, wies der 54-Jährige den Unparteiischen auf den Faustschlag seines eigenen Spielers in den Magenbereich des Kontrahenten hin. Der Gummersbacher wurde daraufhin des Feldes verwiesen, die Begegnung ging mit 1:4 verloren. Es war das letzte Spiel vor dem Lockdown, denn die Saison wurde danach abgebrochen.

"Da konnte ich nicht wegschauen"

"Für mich war sofort klar, dass ich eingreifen muss. In diesem Moment war es für mich auch völlig unerheblich, ob die Tätlichkeit durch einen unserer Spieler oder des Gegners ausgeführt wurde. Da konnte ich nicht wegschauen. So etwas hat auf dem Fußballplatz einfach nichts zu suchen. Man muss auch verlieren können, das gehört zum Sport dazu. Darüber hinaus müssen wir auch die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter schützen, die in diesen Spielklassen meist keine Assistenten haben und deshalb nicht alles sehen können", sagt Schmidt im Rückblick.

Für sein außerordentlich faires Verhalten wurde Schmidt nun im Rahmen des DFB-Pokalspiels am Montagabend zwischen dem Drittligisten FC Viktoria Köln und der Bundesligisten TSG Hoffenheim mit der Fair Play-Geste des Jahres durch den Deutschen Fußball-Bund ausgezeichnet. "Ich fühle mich geehrt", betont Schmidt. "Aber letztlich habe ich nur das getan, was getan werden musste."

Die Reaktionen darauf aus dem eigenen Verein waren gemischt. Viele haben Schmidts Entscheidung gelobt. "Aber es gab auch Stimmen vor allem aus der Mannschaft, die mich als Verräter bezeichnet haben", sagt der sportliche Leiter. "Diese Spieler sind allerdings heute auch nicht mehr Teil des Vereins." Im Gegensatz übrigens zu demjenigen, dessen Platzverweis Schmidt damals mit seinem Hinweis ausgelöst hat: "Mit diesem Spieler, dessen Namen wir nicht öffentlich nennen wollen, habe ich zwei Tage später ein sehr gutes Gespräch geführt. Er war total einsichtig und hat sich für sein Fehlverhalten entschuldigt. Er ist weiterhin Teil des Teams, muss aber aufgrund der Strafe die ersten vier Begegnungen der nun startenden Saison aussetzen."

Besonders an der Konstellation ist darüber hinaus, dass Schmidt zur neuen Saison auch das Traineramt der Mannschaft übernommen hat. Er ist nun also auch sportlich für den Spieler verantwortlich dessen Fehlverhalten er damals öffentlich gemacht hat: "Es ist zwischenmenschlich überhaupt nichts zurückgeblieben. Wir sind uns alle einig, dass so etwas nicht noch einmal passieren darf und wird."

Fair Play-Gedanke im Vordergrund

Die Gummersbacher hatten lange den Ruf, sich nicht immer an die Regeln zu halten. "Ich war häufiger in Spruchkammerverhandlungen vorgeladen, weil irgendjemand mal wieder über die Stränge geschlagen ist. Irgendwann hat mir das gereicht und mir war klar, dass ein Umdenken stattfinden musste", sagt Schmidt. Vor allem durch die Aktion im Oktober des vergangenen Jahres hat die DJK Gummersbach sehr viel positive Resonanz erfahren. Aber Schmidt ist wichtig zu betonen, dass er nicht stolz darauf ist, wie er reagiert hat: "Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn diese Situation niemals entstanden wäre. Ich habe nur im Sinne des Sports gehandelt und würde mich freuen, wenn ich andere ebenfalls dazu bewegen könnte."

Im Rückblick allerdings stellt er auch fest, dass durch diese öffentlichkeitswirksame Aktion ein Umdenken im Verein stattgefunden hat. "Einige hatten vergessen, dass trotz allen sportlichen Ehrgeizes der Fair Play-Gedanke über allem stehen sollte", betont Schmidt. "Ich habe den Eindruck, dass diese Geschichte für den einen oder anderen womöglich ein Augenöffner war. Seitdem gab es keinerlei Probleme mehr." 

Eigentlich ist die DJK Gummersbach ein vorbildlicher Amateurverein und die sportliche Heimat von mehr als 420 Menschen aus vielen verschiedenen Ländern. "Herkunft, Glaube und Hautfarbe spielt bei uns überhaupt keine Rolle", erklärt Schmidt. "Uns verbindet die Liebe zum Fußball." Derzeit hat der Klub vier Erwachsenenteams am Start, eines davon ist eine Frauenmannschaft. Dazu kommen 14 Nachwuchsteams, von den Bambinis bis zur A-Jugend.

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