Wiegen der Weltmeister: Zieler vom Höhenberg ins Maracanã

Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten auch bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der ab 29. Juli eine neue Online-Heimat auf FUSSBALL.DE bekommt. DFB.de stellt die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute: Torwart Ron-Robert Zieler und sein Weg vom Höhenberg ins Maracanã.

Der Name des Vereins hat sich geändert, die Entscheidungsträger wurden ebenfalls ausgetauscht. Aber die Heimat ist die gleiche geblieben. Noch immer trägt der FC Viktoria Köln seine Heimspiele im altehrwürdigen Sportpark Höhenberg aus. Genau da also, wo Ron-Robert Zieler (25) seine ersten ernsthaften Begegnungen mit dem Fußball gemacht hat. Heute darf sich der Torhüter von Hannover 96 Weltmeister nennen. Es spielt keine Rolle, dass er beim Turnier in Brasilien keine Minute auf dem Platz stand. Er war ein wichtiges Mitglied dieser extrem homogenen Mannschaft.

Es ist selbstverständlich, dass Zieler die Entwicklung bei Viktoria Köln ganz genau verfolgt. Hier ist er groß geworden, von hier hat er sich seinen Weg auf die ganz große Bühne des Weltfußballs gebahnt. Hier ist noch immer sein Vater Raimunt als Jugendtrainer tätig. In diesem Sommer hat der Fußball-Lehrer die B-Junioren in die Bundesliga geführt – ein riesiger Erfolg für den recht kleinen Verein. Von Ron-Robert und dessen Kölner Kumpel Lukas Podolski hat er dafür aus dem Trainingslager in Südtirol Glückwünsche über Facebook bekommen.

Zieler senior über Ron-Robert: "Ihm liegt der Amateurfußball am Herzen"

"Das hat mich unheimlich gefreut", sagt Raimunt Zieler. "Denn es zeigt, dass den Jungs auch der Amateurfußball am Herzen liegt." Der 52-Jährige geht nun in seine vierte Saison als Trainer im Nachwuchsbereich bei Viktoria Köln. Man könnte meinen, dass viel mehr als Bundesliga eigentlich nicht geht. Aber das sieht Zieler etwas anders: "Wir werden uns nun mit einigen der besten Leistungszentren hierzulande messen. Das ist unheimlich wichtig für die Entwicklung der Jungs. Es muss allerdings allen klar sein, dass es ausschließlich um den Klassenerhalt gehen wird."

Es geht ihm darum, den Viktoria-Talenten die bestmögliche Ausbildung zu bieten. Genauso also, wie es bei Ron-Robert auch der Fall war. Denn sie haben ehrgeizige Ziele bei dem Klub aus dem Rechtsrheinischen. Die Herrenmannschaft von Chefcoach Claus-Dieter Wollitz soll möglichst in der kommenden Saison den Sprung in die 3. Liga schaffen. Und im Gegensatz zu früher sollen dabei nicht ausschließlich namhafte Neuzugänge helfen, sondern auch Spieler aus der eigenen Talentschmiede.

"Wir sind da auf einem sehr guten Weg", sagt Raimunt Zieler. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Durchlässigkeit vom Jugend- in den Seniorenbereich noch besser hinbekommen." Das ist wichtig, denn sie wollen etwas aufbauen. Etwas Bleibendes, etwas Nachhaltiges. Schritt für Schritt soll es in Richtung Profifußball gehen. Der Nachwuchs hat eindrucksvoll vorgemacht, wie das geht: Neben Zielers B-Junioren haben auch die A-Junioren den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. "Wir haben hier einige Talente in unseren Reihen, denen traue ich wirklich eine gute Zukunft zu", sagt Zieler. "Alle sind voll engagiert bei der Sache und wollen in jeder Trainingseinheit etwas Neues lernen." Sie alle verfolgen natürlich diesen ganzen großen Traum. Genau den also, den Ron-Robert Zieler gerade lebt.

Der Schlussmann ist mit fünf Jahren nach Höhenberg gekommen. Damals hieß der Verein noch SCB Viktoria Köln. Das war 1994. Damals spielte die erste Mannschaft noch in der neu geschaffenen Regionalliga. Aber es folgte ein fast beispielloser Absturz bis in die Landesliga, in der der zwischenzeitlich insolvente Verein 2010 nicht mehr antrat. Dann starteten sie einen Neuanfang. Und seitdem geht es dank zahlreichen ehrenamtlichen Helfern und der finanziellen Unterstützung von Geldgeber Franz-Josef Werne ausschließlich wieder aufwärts.

Mit nur 16 Jahren folgt der Wechsel nach Manchester United

Ron-Robert Zieler bekommt das nur noch aus der Ferne mit. 1999 wechselte er die Rheinseite und ging zum 1. FC Köln. Und mit gerade einmal 16 Jahren ging er 2008 nach England zu Manchester United. Alleine. Ohne Freunde, ohne Familie. "Das klingt alles sehr schön und aufregend", sagt Vater Zieler. "Aber ganz einfach war es auch nicht. Er war plötzlich völlig auf sich alleine gestellt, seine Englischkenntnisse waren überschaubar. Zudem regnet es im Winter in Manchester gerne mal stark und ausgiebig. Und wenn dann auch noch eine Verletzung dazu kommt, ist es nicht so schön." Dennoch, Zieler hat sich durchgesetzt. Mittlerweile ist er eine der großen Stützen von Hannover 96 – und Fußball-Weltmeister.

Wenn man sich heute auf dem Vereinsgelände von Viktoria Köln umschaut, erinnert noch vieles an die Zeiten, als Ron-Robert hier gekickt hat. Natürlich, es gibt jetzt einen schicken Kunstrasenplatz. Das Stadion ist modernisiert worden. Aber eben nur teilweise. Die Gegengerade und die Kurven haben sich nicht großartig verändert. An manchen Ecken sprießt das Unkraut. Es ist eben alles etwas in die Jahre gekommen. Trotzdem weht hier ein frischer Wind, das merkt man deutlich. Solche Erfolge wie der von Ron-Robert Zieler, dem wohl namhaftesten Eigengewächs des Vereins, motivieren.

Dass beim FC Viktoria Köln mittlerweile überall wieder Aufbruchsstimmung zu spüren ist, dafür ist auch Franz Wunderlich verantwortlich. Der 50-Jährige war lange Sportlicher Leiter, seit dieser Saison ist er als "Vorstand Sport" tätig. "Wir sind stolz darauf, dass einer der Weltmeister aus unserem Kreis kommt. Das ist schon ein großes Thema bei uns im Verein und die Bestätigung für unsere Arbeit", sagt Wunderlich. "Ich kenne Ron-Robert schon seit vielen, vielen Jahren. Ich habe seinen Werdegang immer genau verfolgt. Und die Verbindung ist nie komplett abgerissen, denn sein Vater ist ja bei uns tätig. Es ist toll, dass die Verbindung auch deshalb nicht abreißen wird."

[sw]

Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten auch bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der ab 29. Juli eine neue Online-Heimat auf FUSSBALL.DE bekommt. DFB.de stellt die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute: Torwart Ron-Robert Zieler und sein Weg vom Höhenberg ins Maracanã.

Der Name des Vereins hat sich geändert, die Entscheidungsträger wurden ebenfalls ausgetauscht. Aber die Heimat ist die gleiche geblieben. Noch immer trägt der FC Viktoria Köln seine Heimspiele im altehrwürdigen Sportpark Höhenberg aus. Genau da also, wo Ron-Robert Zieler (25) seine ersten ernsthaften Begegnungen mit dem Fußball gemacht hat. Heute darf sich der Torhüter von Hannover 96 Weltmeister nennen. Es spielt keine Rolle, dass er beim Turnier in Brasilien keine Minute auf dem Platz stand. Er war ein wichtiges Mitglied dieser extrem homogenen Mannschaft.

Es ist selbstverständlich, dass Zieler die Entwicklung bei Viktoria Köln ganz genau verfolgt. Hier ist er groß geworden, von hier hat er sich seinen Weg auf die ganz große Bühne des Weltfußballs gebahnt. Hier ist noch immer sein Vater Raimunt als Jugendtrainer tätig. In diesem Sommer hat der Fußball-Lehrer die B-Junioren in die Bundesliga geführt – ein riesiger Erfolg für den recht kleinen Verein. Von Ron-Robert und dessen Kölner Kumpel Lukas Podolski hat er dafür aus dem Trainingslager in Südtirol Glückwünsche über Facebook bekommen.

Zieler senior über Ron-Robert: "Ihm liegt der Amateurfußball am Herzen"

"Das hat mich unheimlich gefreut", sagt Raimunt Zieler. "Denn es zeigt, dass den Jungs auch der Amateurfußball am Herzen liegt." Der 52-Jährige geht nun in seine vierte Saison als Trainer im Nachwuchsbereich bei Viktoria Köln. Man könnte meinen, dass viel mehr als Bundesliga eigentlich nicht geht. Aber das sieht Zieler etwas anders: "Wir werden uns nun mit einigen der besten Leistungszentren hierzulande messen. Das ist unheimlich wichtig für die Entwicklung der Jungs. Es muss allerdings allen klar sein, dass es ausschließlich um den Klassenerhalt gehen wird."

Es geht ihm darum, den Viktoria-Talenten die bestmögliche Ausbildung zu bieten. Genauso also, wie es bei Ron-Robert auch der Fall war. Denn sie haben ehrgeizige Ziele bei dem Klub aus dem Rechtsrheinischen. Die Herrenmannschaft von Chefcoach Claus-Dieter Wollitz soll möglichst in der kommenden Saison den Sprung in die 3. Liga schaffen. Und im Gegensatz zu früher sollen dabei nicht ausschließlich namhafte Neuzugänge helfen, sondern auch Spieler aus der eigenen Talentschmiede.

"Wir sind da auf einem sehr guten Weg", sagt Raimunt Zieler. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Durchlässigkeit vom Jugend- in den Seniorenbereich noch besser hinbekommen." Das ist wichtig, denn sie wollen etwas aufbauen. Etwas Bleibendes, etwas Nachhaltiges. Schritt für Schritt soll es in Richtung Profifußball gehen. Der Nachwuchs hat eindrucksvoll vorgemacht, wie das geht: Neben Zielers B-Junioren haben auch die A-Junioren den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. "Wir haben hier einige Talente in unseren Reihen, denen traue ich wirklich eine gute Zukunft zu", sagt Zieler. "Alle sind voll engagiert bei der Sache und wollen in jeder Trainingseinheit etwas Neues lernen." Sie alle verfolgen natürlich diesen ganzen großen Traum. Genau den also, den Ron-Robert Zieler gerade lebt.

Der Schlussmann ist mit fünf Jahren nach Höhenberg gekommen. Damals hieß der Verein noch SCB Viktoria Köln. Das war 1994. Damals spielte die erste Mannschaft noch in der neu geschaffenen Regionalliga. Aber es folgte ein fast beispielloser Absturz bis in die Landesliga, in der der zwischenzeitlich insolvente Verein 2010 nicht mehr antrat. Dann starteten sie einen Neuanfang. Und seitdem geht es dank zahlreichen ehrenamtlichen Helfern und der finanziellen Unterstützung von Geldgeber Franz-Josef Werne ausschließlich wieder aufwärts.

Mit nur 16 Jahren folgt der Wechsel nach Manchester United

Ron-Robert Zieler bekommt das nur noch aus der Ferne mit. 1999 wechselte er die Rheinseite und ging zum 1. FC Köln. Und mit gerade einmal 16 Jahren ging er 2008 nach England zu Manchester United. Alleine. Ohne Freunde, ohne Familie. "Das klingt alles sehr schön und aufregend", sagt Vater Zieler. "Aber ganz einfach war es auch nicht. Er war plötzlich völlig auf sich alleine gestellt, seine Englischkenntnisse waren überschaubar. Zudem regnet es im Winter in Manchester gerne mal stark und ausgiebig. Und wenn dann auch noch eine Verletzung dazu kommt, ist es nicht so schön." Dennoch, Zieler hat sich durchgesetzt. Mittlerweile ist er eine der großen Stützen von Hannover 96 – und Fußball-Weltmeister.

Wenn man sich heute auf dem Vereinsgelände von Viktoria Köln umschaut, erinnert noch vieles an die Zeiten, als Ron-Robert hier gekickt hat. Natürlich, es gibt jetzt einen schicken Kunstrasenplatz. Das Stadion ist modernisiert worden. Aber eben nur teilweise. Die Gegengerade und die Kurven haben sich nicht großartig verändert. An manchen Ecken sprießt das Unkraut. Es ist eben alles etwas in die Jahre gekommen. Trotzdem weht hier ein frischer Wind, das merkt man deutlich. Solche Erfolge wie der von Ron-Robert Zieler, dem wohl namhaftesten Eigengewächs des Vereins, motivieren.

Dass beim FC Viktoria Köln mittlerweile überall wieder Aufbruchsstimmung zu spüren ist, dafür ist auch Franz Wunderlich verantwortlich. Der 50-Jährige war lange Sportlicher Leiter, seit dieser Saison ist er als "Vorstand Sport" tätig. "Wir sind stolz darauf, dass einer der Weltmeister aus unserem Kreis kommt. Das ist schon ein großes Thema bei uns im Verein und die Bestätigung für unsere Arbeit", sagt Wunderlich. "Ich kenne Ron-Robert schon seit vielen, vielen Jahren. Ich habe seinen Werdegang immer genau verfolgt. Und die Verbindung ist nie komplett abgerissen, denn sein Vater ist ja bei uns tätig. Es ist toll, dass die Verbindung auch deshalb nicht abreißen wird."