Wiegen der Weltmeister: "Donny fährt nun doch mit zur WM"

Solch ein Talent bleibt nicht lange unbemerkt. Mustafi, damals noch Stürmer, zieht es nach der Zwischenstation SV Rotenburg mit 14 Jahren zum HSV. Über den FC Everton (2009 bis 2012) gelangt er zu Sampdoria Genua, wo er zum Nationalspieler wird. Nebenbei durchläuft er sämtliche Jugendmannschaften des DFB, wird 2009 mit der U 17 Europameister.

"Ein ganz Netter, sehr bodenständig, wie du und ich"

Obwohl er bereits als Teenager sein Zuhause verlassen hat, blieb Mustafi Bebra und der FSG stets eng verbunden. "Wenn er mal hier in der Nähe ist, engagiert er sich immer", erzählt Dirk Wahl. Bei Heimatbesuchen der letzten Jahre hat Mustafi unter anderem das Kindertraining geleitet, ist zu Jugendturnieren mitgefahren oder hat bei der Waldhessen-WM (Regionales Turnier von Freizeitmannschaften, Anm. d. Red.) mitgekickt. Beweisfotos dafür sind aktuell auf der Homepage der FSG Bebra zu finden, direkt unter dem riesigen Banner "FSG Bebra ist stolz auf Donny Mustafi und das DFB-Team".

Ähnlich verhält es sich mit dem Rest der Familie Mustafi. Shkodrans Cousin Lulzim spielt in der ersten Mannschaft der FSG Bebra, Bruder Adrian in der C-Jugend. Auch Vater Mustafi war früher aktiv. Die Verbundenheit ist eng. So hat es auch niemanden gewundert, dass sich der Nationalspieler am 18. Juli die Zeit für einen persönlichen Empfang in seiner Heimatstadt nahm. Knapp 2000 Menschen waren vor Ort, darunter 100 Kinder der FSG Bebra. Wer sich hier nach Donny erkundigte, bekam stets die gleiche Antwort: "Ein ganz Netter, sehr bodenständig, wie du und ich", lautete der Tenor.

So konnte Weltmeister Mustafi seinen letzten öffentlichen Auftritt vor dem Urlaub noch einmal nutzen, um auf den Fußball und die FSG Bebra aufmerksam zu machen. Ob sich die Strahlkraft der WM und des Lokalmatadors schon ausgewirkt haben? "Wir hatten nach der WM bisher ein Schnuppertraining. Da kamen 15 Kinder. Es wäre schön, wenn sich nach den Ferien noch was tut", resümiert Dirk Wahl. "Natürlich hoffen wir, dass der Titel und Donny uns einen Schub geben." So wie der C-Jugend am 7. Juni. Kurz nach dem Anruf. Das darauffolgende Spiel gegen die JFV Aulatal II wurde, euphorisiert von Donnys WM-Nominierung, mit 5:0 gewonnen.

[ps]


Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten auch bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der ab 29. Juli eine neue Online-Heimat auf FUSSBALL.DE bekommt. DFB.de stellt die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute: Shkodran Mustafi, der beim 1. FV Bebra das Kicken lernte.

Als der Anruf kam war Dirk Wahl ganz in der Nähe. Er bereitete gerade die C-Jugend der FSG Bebra auf ein Auswärtsspiel bei der JFV Aulatal II vor. In der Kabine herrschte angespannte Stille, schließlich war es kurz vor dem Anpfiff. Dann stürmte Kujtim Mustafi in den Umkleideraum. Er müsse weg, sagte er nur kurz. Das C-Juniorenspiel heute könne er leider nicht mit verfolgen. "Warum" wollte Wahl noch wissen, als der Spielervater bereits um die Ecke gebogen war. An die Antwort erinnert sich der C-Jugendtrainer noch als wäre es gestern. "Donny hat angerufen. Ich muss ihn schnell nach Mainz bringen, er fährt nun doch mit zur WM!" Daraufhin brach Jubel in der Gästekabine in Aulatal aus.

Mit der Nominierung geht für Mustafi ein Traum in Erfüllung

Bei Donny handelt es sich um Shkodran Mustafi. In seiner Heimat Bebra nennt ihn jeder so, und das schon so lange, dass sich Dirk Wahl, C-Jugendtrainer und Vorsitzender der FSG Bebra, nicht mal erinnern kann, warum das überhaupt so ist. Der Anruf spielte sich am 7. Juni ab. Einen Abend vorher hatte sich Marco Reus im Testspiel gegen Armenien in Mainz das Syndesmoseband gerissen. Joachim Löw entschied sich dafür, Mustafi nachzunominieren. Und deshalb musste Donny nun schnell von seinem Vater nach Mainz gebracht werden. Das C-Jugendspiel seines Bruders Adrian musste für Vater Mustafi also ausnahmsweise ausfallen. Aber manchmal muss man Prioritäten setzen.

Für Shkodran Mustafi, der von seiner Nachnominierung ebenso überrascht war wie die C-Jugend der FSG Bebra, ging dadurch ein Traum in Erfüllung. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich angerufen werde. Aber als das Telefon dann klingelte, konnte ich mir schon denken, warum der Bundestrainer anruft. Wobei es wirklich schwer war, dies alles zu realisieren. Es war für mich eine große Bestätigung und ein riesiger Vertrauensbeweis", erzählte der 22-Jährige auf DFB.de. Kurzeinsatz gegen Portugal, dann Startformation gegen Algerien, später eine Verletzung: wie die persönliche WM-Geschichte von Mustafi verlief, ist bekannt. Seine Vorgeschichte allerdings nicht. Denn alles begann Ende der 90'er Jahre in Bebra.

FSG Bebra: Mit dem eigenen Jugendkonzept wird Nachwuchsarbeit groß geschrieben

Damals hieß die FSG Bebra noch 1. FV Bebra. Den Verein gibt es zwar immer noch, allerdings heutzutage als Teil einer Spielgemeinschaft mit den beiden anderen Vereinen FC Gilfershausen und SC Asmushausen/Braunhausen. "Dadurch können wir im Jugendbereich einen durchgehenden Spielbetrieb garantieren und dem Rückgang im Ehrenamt entgegen wirken", sagt Dirk Wahl. Vor allem die Jugendarbeit liegt dem Vorsitzenden am Herzen. Sein Motto: "Die Kinder, die wir heute ausbilden, sind die Aktiven von morgen".

Deshalb hat sich der Verein ein eigenes Jugendkonzept, angelehnt der DFB- Konzeption, zugelegt. Darin enthalten: Schwerpunkte, die in gewissen Alters- und Entwicklungsphasen trainiert werden. Außerdem die Prämisse, dass alle Jugendtrainer eine Lizenz vorweisen sollten. Hohe Ansprüche für einen Amateurverein, dessen Geschichte zwar über 100 Jahre alt ist, dessen erste Mannschaft aber aktuell in der Kreisoberliga (8. Liga) spielt. Dass sich dieser Aufwand lohnt, zeigt aber das Vorbild Shkodran Mustafi.

"Sein Beispiel zeigt doch, dass ein Nationalspieler aus jedem Verein Deutschlands kommen kann. Dafür müssen in der Jugend die richtigen Grundlagen gelegt werden", so Wahl. Bei Shkodran Mustafi musste man sich keine Sorgen machen. Neben seiner spielerischen Klasse erinnert man sich in Bebra vor allem an seine Siegermentalität. "Er war schon in der D-Jugend ein außergewöhnlicher Spieler, der nicht verlieren konnte", erzählt sein ehemaliger Coach Uwe Urbantzki: "Er war der Wolf, der die Jungs angeführt hat, der Kopf der ganzen Mannschaft." Beispiel gefällig? "Wenn ich mal keine Zeit hatte, kam Donny vorbei, hat die Schlüssel für den Sportplatz geholt und die Mitspieler organisiert. Er wollte einfach immer trainieren, egal wie das Wetter war", so Urbantzki.

Solch ein Talent bleibt nicht lange unbemerkt. Mustafi, damals noch Stürmer, zieht es nach der Zwischenstation SV Rotenburg mit 14 Jahren zum HSV. Über den FC Everton (2009 bis 2012) gelangt er zu Sampdoria Genua, wo er zum Nationalspieler wird. Nebenbei durchläuft er sämtliche Jugendmannschaften des DFB, wird 2009 mit der U 17 Europameister.

"Ein ganz Netter, sehr bodenständig, wie du und ich"

Obwohl er bereits als Teenager sein Zuhause verlassen hat, blieb Mustafi Bebra und der FSG stets eng verbunden. "Wenn er mal hier in der Nähe ist, engagiert er sich immer", erzählt Dirk Wahl. Bei Heimatbesuchen der letzten Jahre hat Mustafi unter anderem das Kindertraining geleitet, ist zu Jugendturnieren mitgefahren oder hat bei der Waldhessen-WM (Regionales Turnier von Freizeitmannschaften, Anm. d. Red.) mitgekickt. Beweisfotos dafür sind aktuell auf der Homepage der FSG Bebra zu finden, direkt unter dem riesigen Banner "FSG Bebra ist stolz auf Donny Mustafi und das DFB-Team".

Ähnlich verhält es sich mit dem Rest der Familie Mustafi. Shkodrans Cousin Lulzim spielt in der ersten Mannschaft der FSG Bebra, Bruder Adrian in der C-Jugend. Auch Vater Mustafi war früher aktiv. Die Verbundenheit ist eng. So hat es auch niemanden gewundert, dass sich der Nationalspieler am 18. Juli die Zeit für einen persönlichen Empfang in seiner Heimatstadt nahm. Knapp 2000 Menschen waren vor Ort, darunter 100 Kinder der FSG Bebra. Wer sich hier nach Donny erkundigte, bekam stets die gleiche Antwort: "Ein ganz Netter, sehr bodenständig, wie du und ich", lautete der Tenor.

So konnte Weltmeister Mustafi seinen letzten öffentlichen Auftritt vor dem Urlaub noch einmal nutzen, um auf den Fußball und die FSG Bebra aufmerksam zu machen. Ob sich die Strahlkraft der WM und des Lokalmatadors schon ausgewirkt haben? "Wir hatten nach der WM bisher ein Schnuppertraining. Da kamen 15 Kinder. Es wäre schön, wenn sich nach den Ferien noch was tut", resümiert Dirk Wahl. "Natürlich hoffen wir, dass der Titel und Donny uns einen Schub geben." So wie der C-Jugend am 7. Juni. Kurz nach dem Anruf. Das darauffolgende Spiel gegen die JFV Aulatal II wurde, euphorisiert von Donnys WM-Nominierung, mit 5:0 gewonnen.