Vor 50 Jahren: Brüsseler Debütantenball mit drei Toren

In unregelmäßiger Reihenfolge erinnert DFB.de an große Ereignisse im deutschen Fußball, an Meilensteine und Zäsuren, an große und kleine Helden und auch an tragische Momente. Heute: Als in Brüssel alle drei Tore von Debütanten geschossen wurden.

Schnee hat gelegen, das weiß er noch ganz genau, obwohl sie sich doch auf sattem Grün warmgemacht hatten. Aber dann lüftete Frau Holle noch mal ihre Betten und über Brüssel fiel – heute vor 50 Jahren – kurz vor Anpfiff des Länderspiels gegen Deutschland die weiße Pracht herunter. Für Georg Volkert war es das erste Länderspiel und das erste Mal, so heißt es, vergisst man ja nicht. Aber 50 Jahre sind eine lange Zeit und so erfährt Volkert erst im Gespräch mit DFB.de wieder, dass er damals wegen Verletzung ausgewechselt wurde – obwohl er sich laut Kicker dagegen wehrte.

Aber Bundestrainer Helmut Schön hatte das letzte Wort. Ach ja, Helmut Schön. Es war keine Liebe auf den ersten Blick zwischen dem sympathischen Franken Volkert, der mit 22 erstmals in den DFB-Kreis gestoßen war und dem feinsinnigen Sachsen. "Ich hab halt immer meine Meinung gesagt und der Herr Schön war schon etwas nachtragend, sagt Volkert, der sich in diesen Tagen noch von einer Herzoperation erholt und dessen Herz sich daran erfreut, dass sein Club die Bundesligarückkehr anstrebt. Damals strebten sie die Meisterschaft an und holten sie auch, da kommt auch ein Debütant schon etwas selbstbewusster in den illustren Kreis. "Ich musste mich erst langsam an die fremde Atmosphäre herantasten", weiß er heute noch. Aber er war ja nicht alleine, auch der Gladbacher Herbert Laumen, der Stuttgarter Horst Köppel und der Braunschweiger Erich Maas kamen zum Stürmercasting nach Brüssel.

Alle drei Tore von Debütanten

Nach zwei torlosen Spielen in Bukarest und Tirana brauchte das Land neue Männer im Sturm, zumal Uwe Seeler zurückgetreten und Gerd Müller nach Verletzung nicht in Form war. Und es bekam sie. Das Besondere am Tag von Brüssel ist der Umstand, dass alle drei Tore von Debütanten geschossen wurden. Volkert brauchte nur drei Minuten, um mit einem leicht abgefälschten Schuss auf 1:0 zu stellen und nach 21 sorgte er gar für das 2:0.

Der Kicker schrieb: "Volkert verdiente sich von den Debütanten die beste Note. Nicht nur, weil er zwei Tore schoß. Beim zweiten zeigte sich, wie kaltblütig der junge Nürnberger schon handelt. Einen Netzer-Pass leitete Laumen direkt weiter, steil für den in die Mitte gelaufenen Volkert. Überlegt schoß Volkert am ihm entgegenstürzenden belgischen Torhüter vorbei ein." Auch seine Ballkontrolle wurde gelobt, "während sich Köppel im Bestreben, es besonders gut machen zu wollen, oft verhaspelte." Drei Minuten später wollte Laumen nicht länger zurückstehen und erhöhte auf 3:0, wie es auch zur Pause stand. Erst jetzt schaltete sich das Fernsehen zu, was Schön hinterher bedauerte, übertrug es doch die schwächere Halbzeit.

"Ein Angriff, der hoffen läßt!"

Als Volkert, damals mit der 11 auf dem Rücken nach 78 Minuten vom Platz ging, durfte auch Maas ran. Eine Minute später schossen die Belgier ihr Ehrentor durch Devrindt, mehr bekamen die nur 10.000 Zuschauer nicht geboten. "Ein Angriff, der hoffen läßt!", titelte der Kicker. Auch Volkert hoffte – auf eine große Länderspielkarriere. Doch es wurden nur zwölf Spiele, die großartige WM 1970, die mythische EM 1972 und die glorreiche WM 1974 sausten an ihm vorüber.

Erst 1977, acht Jahre nach seinem sechsten Länderspiel, holte Schön den damaligen HSV-Stürmer zurück. "Der öffentliche Druck wurde ihm wohl zu groß", mutmaßt Volkert, damals wesentlich dafür verantwortlich dass die Hamburger den Europapokal der Pokalsieger gewannen.

So testete Schön ihn auf der Südamerikareise in Vorbereitung auf die Argentinien-WM. Volkert sagt dazu: "Von meiner Qualität her hätte ich mehr Spiele machen müssen." Aber da war eben sein Starrsinn, den man wohlmeinend auch Geradlinigkeit nennen kann, davor. "Schön hat zu mir gesagt, er freue sich zwar darüber, dass ich da sei, aber dass ich in der Nationalelf nicht so spielen könne wie in Nürnberg – also nicht so viel dribbeln beispielsweise. Da habe ich ihm entgegnet: ‚aber dafür haben sie mich doch geholt.‘ Sonst hätte er ja auch eine Marionette aufstellen können." Nein, verbiegen ließ sich der "Schorsch" nicht und spielte weiter sein Spiel. Und so blieb es bei zwölf Einsätzen und zwei Toren – geschossen beim großen Debütantenball von Brüssel.

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In unregelmäßiger Reihenfolge erinnert DFB.de an große Ereignisse im deutschen Fußball, an Meilensteine und Zäsuren, an große und kleine Helden und auch an tragische Momente. Heute: Als in Brüssel alle drei Tore von Debütanten geschossen wurden.

Schnee hat gelegen, das weiß er noch ganz genau, obwohl sie sich doch auf sattem Grün warmgemacht hatten. Aber dann lüftete Frau Holle noch mal ihre Betten und über Brüssel fiel – heute vor 50 Jahren – kurz vor Anpfiff des Länderspiels gegen Deutschland die weiße Pracht herunter. Für Georg Volkert war es das erste Länderspiel und das erste Mal, so heißt es, vergisst man ja nicht. Aber 50 Jahre sind eine lange Zeit und so erfährt Volkert erst im Gespräch mit DFB.de wieder, dass er damals wegen Verletzung ausgewechselt wurde – obwohl er sich laut Kicker dagegen wehrte.

Aber Bundestrainer Helmut Schön hatte das letzte Wort. Ach ja, Helmut Schön. Es war keine Liebe auf den ersten Blick zwischen dem sympathischen Franken Volkert, der mit 22 erstmals in den DFB-Kreis gestoßen war und dem feinsinnigen Sachsen. "Ich hab halt immer meine Meinung gesagt und der Herr Schön war schon etwas nachtragend, sagt Volkert, der sich in diesen Tagen noch von einer Herzoperation erholt und dessen Herz sich daran erfreut, dass sein Club die Bundesligarückkehr anstrebt. Damals strebten sie die Meisterschaft an und holten sie auch, da kommt auch ein Debütant schon etwas selbstbewusster in den illustren Kreis. "Ich musste mich erst langsam an die fremde Atmosphäre herantasten", weiß er heute noch. Aber er war ja nicht alleine, auch der Gladbacher Herbert Laumen, der Stuttgarter Horst Köppel und der Braunschweiger Erich Maas kamen zum Stürmercasting nach Brüssel.

Alle drei Tore von Debütanten

Nach zwei torlosen Spielen in Bukarest und Tirana brauchte das Land neue Männer im Sturm, zumal Uwe Seeler zurückgetreten und Gerd Müller nach Verletzung nicht in Form war. Und es bekam sie. Das Besondere am Tag von Brüssel ist der Umstand, dass alle drei Tore von Debütanten geschossen wurden. Volkert brauchte nur drei Minuten, um mit einem leicht abgefälschten Schuss auf 1:0 zu stellen und nach 21 sorgte er gar für das 2:0.

Der Kicker schrieb: "Volkert verdiente sich von den Debütanten die beste Note. Nicht nur, weil er zwei Tore schoß. Beim zweiten zeigte sich, wie kaltblütig der junge Nürnberger schon handelt. Einen Netzer-Pass leitete Laumen direkt weiter, steil für den in die Mitte gelaufenen Volkert. Überlegt schoß Volkert am ihm entgegenstürzenden belgischen Torhüter vorbei ein." Auch seine Ballkontrolle wurde gelobt, "während sich Köppel im Bestreben, es besonders gut machen zu wollen, oft verhaspelte." Drei Minuten später wollte Laumen nicht länger zurückstehen und erhöhte auf 3:0, wie es auch zur Pause stand. Erst jetzt schaltete sich das Fernsehen zu, was Schön hinterher bedauerte, übertrug es doch die schwächere Halbzeit.

"Ein Angriff, der hoffen läßt!"

Als Volkert, damals mit der 11 auf dem Rücken nach 78 Minuten vom Platz ging, durfte auch Maas ran. Eine Minute später schossen die Belgier ihr Ehrentor durch Devrindt, mehr bekamen die nur 10.000 Zuschauer nicht geboten. "Ein Angriff, der hoffen läßt!", titelte der Kicker. Auch Volkert hoffte – auf eine große Länderspielkarriere. Doch es wurden nur zwölf Spiele, die großartige WM 1970, die mythische EM 1972 und die glorreiche WM 1974 sausten an ihm vorüber.

Erst 1977, acht Jahre nach seinem sechsten Länderspiel, holte Schön den damaligen HSV-Stürmer zurück. "Der öffentliche Druck wurde ihm wohl zu groß", mutmaßt Volkert, damals wesentlich dafür verantwortlich dass die Hamburger den Europapokal der Pokalsieger gewannen.

So testete Schön ihn auf der Südamerikareise in Vorbereitung auf die Argentinien-WM. Volkert sagt dazu: "Von meiner Qualität her hätte ich mehr Spiele machen müssen." Aber da war eben sein Starrsinn, den man wohlmeinend auch Geradlinigkeit nennen kann, davor. "Schön hat zu mir gesagt, er freue sich zwar darüber, dass ich da sei, aber dass ich in der Nationalelf nicht so spielen könne wie in Nürnberg – also nicht so viel dribbeln beispielsweise. Da habe ich ihm entgegnet: ‚aber dafür haben sie mich doch geholt.‘ Sonst hätte er ja auch eine Marionette aufstellen können." Nein, verbiegen ließ sich der "Schorsch" nicht und spielte weiter sein Spiel. Und so blieb es bei zwölf Einsätzen und zwei Toren – geschossen beim großen Debütantenball von Brüssel.