Völler: Ein Abschied, der keiner war

Heute vor 30 Jahren wurde einem der populärsten deutschen Fußballer eine große Ehre zuteil. Er durfte wie Uwe Seeler 1972 im Rahmen eines offiziellen Länderspiels seinen Abschied von der Nationalmannschaft nehmen. Was nicht einmal Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier oder Wolfgang Overath vergönnt war, die alle im Rahmen inoffizieller Spiele mit einem gewissen Showcharakter von der großen Bühne abtraten. Noch etwas war besonders am Ehrentag des Rudi Völler: Sein Abschiedsspiel war nicht sein letztes...

Am 14. Oktober 1992 kamen die Mexikaner nach Deutschland und standen in Dresden Spalier beim Abschied von Rudi Völler. Der damals 32 Jahre alte Weltmeister hatte genug für sein Land getan, das 85. sollte sein letztes Länderspiel sein. Der DFB hatte ihm freigestellt, wann er seinen Abschied, den eigentlich die EM 1992 markieren sollte, nehmen wollte. In Schweden war er bereits im Auftaktspiel verletzt ausgeschieden und dann abgereist, aber so will keiner gehen. Völler einigte sich mit Bundestrainer Berti Vogts darauf, das erste Spiel nach der EM zu nehmen: "Ich will das so früh wie möglich hinter mich bringen", sagte der damalige Frankreich-Legionär in Diensten von Olympique Marseille. "Deshalb habe ich mich für das erste Heimspiel der neuen Länderspielsaison entschieden."

Ein Treffer im (vermeintlich) letzten Spiel

Verabredet war auch, dass er nach etwa einer Stunde vom Feld gehen würde. Nicht verabredet war das Ergebnis, gewünscht war natürlich ein Sieg - den es aber nicht gab. Von daher wurde es nur ein beinahe perfekter Abschied. Von 28.000 Zuschauern bei jedem Ballkontakt gefeiert und mit den langgezogenen "Ruuudi"-Rufen begleitet, schoss der Vollblutstürmer, der zuvor eine Chance vergeben hatte, nach einem Effenberg-Pass das 1:0 (58.). Sehr zur Freude auch der aus Hanau angereisten Angehörigen, Vater Kurt und Bruder Dieter. Der gefühlvolle Heber war sein 44. und vermeintlich letztes Länderspieltor, "was alle Fußballfans bedauern" (Kicker).

Nach 67 Minuten ging er unter dem Jubel der Massen vom Platz. Vater Kurt sagte: "Mein Sohn hat recht, dass er heute aufhört. Besser etwas früher als irgendwann wegen schlechter Leistungen ausgewechselt zu werden." Aber brauchte man ihn nicht doch noch? Bezeichnend: Fünf Minuten nach seiner Auswechslung glich Mexikos Alves mit der ersten Gästechance aus – dabei blieb es.

Comeback bei der WM 1994

Hinterher im Hotel Solar schenkten ihm die Mitspieler ein Fax-Gerät und einen Anrufbeantworter, damit der Kontakt nie abreiße. Auch das Geschenk des DFB war symbolträchtig: Es war ein riesiger Bildband der USA. Dort sollte 1994 die WM stattfinden...

Es kam, wie es kommen musste, weil es alle wollten. Völler, 1993 mit Marseille Champions-League-Sieger, bewies, dass er noch nicht zum alten Eisen gehörte und ließ sich vor der WM von Berti Vogts zu einem Comeback überreden. Seine beiden Tore im Achtelfinale gegen Belgien bestätigten, dass sein Rückzieher richtig gewesen war. Dass er im Viertelfinale gegen Bulgarien mit einer Niederlage im 90. Länderspiel abtrat, änderte nichts am Ansehen des Rudi Völler, der mittlerweile 62 Jahre alte und nun auch als Funktionär (zuletzt Geschäftsführer von Bayer Leverkusen) zurückgetreten ist - und immer noch ein Idol.

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Heute vor 30 Jahren wurde einem der populärsten deutschen Fußballer eine große Ehre zuteil. Er durfte wie Uwe Seeler 1972 im Rahmen eines offiziellen Länderspiels seinen Abschied von der Nationalmannschaft nehmen. Was nicht einmal Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier oder Wolfgang Overath vergönnt war, die alle im Rahmen inoffizieller Spiele mit einem gewissen Showcharakter von der großen Bühne abtraten. Noch etwas war besonders am Ehrentag des Rudi Völler: Sein Abschiedsspiel war nicht sein letztes...

Am 14. Oktober 1992 kamen die Mexikaner nach Deutschland und standen in Dresden Spalier beim Abschied von Rudi Völler. Der damals 32 Jahre alte Weltmeister hatte genug für sein Land getan, das 85. sollte sein letztes Länderspiel sein. Der DFB hatte ihm freigestellt, wann er seinen Abschied, den eigentlich die EM 1992 markieren sollte, nehmen wollte. In Schweden war er bereits im Auftaktspiel verletzt ausgeschieden und dann abgereist, aber so will keiner gehen. Völler einigte sich mit Bundestrainer Berti Vogts darauf, das erste Spiel nach der EM zu nehmen: "Ich will das so früh wie möglich hinter mich bringen", sagte der damalige Frankreich-Legionär in Diensten von Olympique Marseille. "Deshalb habe ich mich für das erste Heimspiel der neuen Länderspielsaison entschieden."

Ein Treffer im (vermeintlich) letzten Spiel

Verabredet war auch, dass er nach etwa einer Stunde vom Feld gehen würde. Nicht verabredet war das Ergebnis, gewünscht war natürlich ein Sieg - den es aber nicht gab. Von daher wurde es nur ein beinahe perfekter Abschied. Von 28.000 Zuschauern bei jedem Ballkontakt gefeiert und mit den langgezogenen "Ruuudi"-Rufen begleitet, schoss der Vollblutstürmer, der zuvor eine Chance vergeben hatte, nach einem Effenberg-Pass das 1:0 (58.). Sehr zur Freude auch der aus Hanau angereisten Angehörigen, Vater Kurt und Bruder Dieter. Der gefühlvolle Heber war sein 44. und vermeintlich letztes Länderspieltor, "was alle Fußballfans bedauern" (Kicker).

Nach 67 Minuten ging er unter dem Jubel der Massen vom Platz. Vater Kurt sagte: "Mein Sohn hat recht, dass er heute aufhört. Besser etwas früher als irgendwann wegen schlechter Leistungen ausgewechselt zu werden." Aber brauchte man ihn nicht doch noch? Bezeichnend: Fünf Minuten nach seiner Auswechslung glich Mexikos Alves mit der ersten Gästechance aus – dabei blieb es.

Comeback bei der WM 1994

Hinterher im Hotel Solar schenkten ihm die Mitspieler ein Fax-Gerät und einen Anrufbeantworter, damit der Kontakt nie abreiße. Auch das Geschenk des DFB war symbolträchtig: Es war ein riesiger Bildband der USA. Dort sollte 1994 die WM stattfinden...

Es kam, wie es kommen musste, weil es alle wollten. Völler, 1993 mit Marseille Champions-League-Sieger, bewies, dass er noch nicht zum alten Eisen gehörte und ließ sich vor der WM von Berti Vogts zu einem Comeback überreden. Seine beiden Tore im Achtelfinale gegen Belgien bestätigten, dass sein Rückzieher richtig gewesen war. Dass er im Viertelfinale gegen Bulgarien mit einer Niederlage im 90. Länderspiel abtrat, änderte nichts am Ansehen des Rudi Völler, der mittlerweile 62 Jahre alte und nun auch als Funktionär (zuletzt Geschäftsführer von Bayer Leverkusen) zurückgetreten ist - und immer noch ein Idol.

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