Unser Gegner Schweiz: Stark wie Granit

Die Schweiz ist immer für Überraschungen gut. 2021 warfen die Eidgenossen Frankreich aus der EURO, bei der WM 2022 setzte es ein 1:6 gegen Portugal. Wohin steuern sie diesmal? Ciriaco Sforza, früher Profi in Lautern und München, hält einiges von seinen Landsleuten. Vor allem von ihrem Kapitän, der gerade Historisches geschafft hat. Für DFB.de stellt er die Schweizer "Nati" vor.

Unter ihrem Trainer Murat Yakin (49) legt die Schweizer Nati – wie wir sie nennen – wieder mehr Wert auf die Abwehrarbeit, auf einen defensiven Block, der im Zentrum kompakt und stabil steht. Murat selbst war in seiner Karriere Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler, liebt daher die Ordnung auf dem Platz. Aus einer defensiven Grundordnung und einem gesicherten Mittelfeld heraus soll es in Umschaltmomenten und Kontern schnell nach vorne gehen.

Diese Philosophie hat die Mannschaft in den letzten Spielen wieder besser umgesetzt. Die Ergebnisse seit November 2023 belegen die neue Stabilität und Konstanz in der Abwehrarbeit, zeugen aber auch von geringerer Attraktivität: 1:1 gegen Israel, 1:1 gegen den Kosovo, 0:1 in Rumänien und zuletzt im März 2024 ein 0:0 in Dänemark und ein 1:0 in Irland. Die Wandlung der Herangehensweise lässt sich am Spiel und den Ergebnissen ablesen, denn zuvor hatte es in der EM-Qualifikation offenere, wildere Spiele und daher Ergebnisse gegeben wie das 2:2 gegen Rumänien und den Kosovo, ein 3:3 gegen Belarus oder auch klare Erfolge wie das 3:0 gegen Israel und das 5:0 gegen Belarus. Wir haben angesichts der Gegner gedacht: Das schaffen wir locker. Stattdessen haben wir gezittert. Es war zeitweise nicht die Schweiz, die sie einmal war und wie sich die Fans ihre Nati wünschen.

Sommer, Kobel, Mvogo

Die Mannschaft hat sich aber zum Glück stabilisiert, kam wieder besser in Form, die Energie in der Gruppe ist wieder eine andere. Der Verband hat sich entschieden, mit Yakin die EM zu bestreiten. Für alle Beteiligten ein gutes Zeichen, ab diesem Zeitpunkt herrschte Klarheit. Nun kann Yakin auf die Qualität seiner Mannschaft vertrauen – denn die Schweiz ist stark. Im Tor haben wir überhaupt keine Sorgen, denn da stellen wir, europaweit gesehen, einen der stärksten Keeper. Yann Sommer, mit Inter Mailand Italienischer Meister geworden, ist unsere Nummer eins. Ein Weltklasse-Mann, der es auch mit den Füßen kann und sehr gut in der Spieleröffnung agiert. Dahinter warten Gregor Kobel von Borussia Dortmund, eine sehr starke Nummer zwei, und Yvon Mvogo vom FC Lorient, der früher bei RB Leipzig war.

Yakin lässt seine Abwehr am liebsten in einer Viererkette verteidigen, das ist sein bevorzugtes System – da ist die Schweiz auch am stärksten. Wir können, je nach Gegner, aber auch auf eine Dreierkette umstellen, die gegen den Ball zu einer Fünferkette wird. Manuel Akanji von Manchester City, früher beim BVB, ist die Persönlichkeit und Autorität der Abwehr. Neben ihm können im Zentrum Nico Elvedi von Borussia Mönchengladbach, Fabian Schär von Newcastle United oder Cédric Zesiger vom VfL Wolfsburg spielen. Da haben wir einige Alternativen, sind sehr stabil. Rechts ist der erfahrene Silvan Widmer von Mainz 05 eingeplant. Hinten links haben wir Ricardo Rodríguez, früher in Wolfsburg, heute beim FC Turin.

Anker vor der Abwehr

Im zentralen Mittelfeld haben wir einen Fixpunkt und das ist Granit Xhaka. Er ist unser Kapitän und Anführer, der Anker vor der Abwehr, von allen akzeptiert. Das sieht man auf dem Platz. Ich hoffe, dass er die Euphorie aus seiner unglaublichen Saison mit Bayer Leverkusen bis in die EM mitnehmen kann. Wenn Yakin mit einem 4-2-3-1-System spielt, räumt ein zweiter Sechser vor der Abwehr ab. Da kommen Remo Freuler oder Michel Aebischer, beide vom FC Bologna, infrage. Aebischer hat gute Bewegungen drauf, ist schnell und zudem fünf Jahre jünger. Vincent Sierro aus Toulouse oder der ehemalige Gladbacher Denis Zakaria, jetzt in Monaco, sind weitere Alternativen. Generell bekommt unser Team Probleme gegen Mannschaften, die aggressiv verteidigen und kompakt stehen. Dann hakt der Spielaufbau. Wenn der Gegner jedoch Fußball spielt und selbst nach vorne orientiert ist, halten wir spielerisch dagegen, nutzen die Räume und spielen gut mit.

In der Offensive drückt etwas der Schuh. Unsere Schwachstelle ist die Mittelstürmer-Position. Breel Embolo, in der Bundesliga für Schalke und Gladbach aktiv, ist nach einem Kreuzbandriss erst im April wieder für Monaco aufgelaufen. Wenn er genug Spielpraxis hat, setzt Yakin auf Embolo, der im Strafraum mit seiner Wucht überzeugt und einen guten Torriecher hat. Junge Alternativen sind Zeki Amdouni aus Burnley oder Noah Okafor, der in seiner ersten Saison beim AC Mailand viel lernt. Ansonsten müsste Yakin mit einer falschen Neun spielen lassen, die könnte etwa Routinier Xherdan Shaqiri (Chicago Fire) mit seinem starken linken Fuß ausfüllen. Über die Außen hat die Schweiz viel Auswahl und auch Qualität. Da wären Renato Steffen vom FC Lugano, Rubén Vargas aus Augsburg oder Dan Ndoye, auch aus Bologna.

Bilanz aus deutscher Sicht:

53 Spiele
36 Siege
8 Unentschieden
9 Niederlagen

[ps]

Die Schweiz ist immer für Überraschungen gut. 2021 warfen die Eidgenossen Frankreich aus der EURO, bei der WM 2022 setzte es ein 1:6 gegen Portugal. Wohin steuern sie diesmal? Ciriaco Sforza, früher Profi in Lautern und München, hält einiges von seinen Landsleuten. Vor allem von ihrem Kapitän, der gerade Historisches geschafft hat. Für DFB.de stellt er die Schweizer "Nati" vor.

Unter ihrem Trainer Murat Yakin (49) legt die Schweizer Nati – wie wir sie nennen – wieder mehr Wert auf die Abwehrarbeit, auf einen defensiven Block, der im Zentrum kompakt und stabil steht. Murat selbst war in seiner Karriere Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler, liebt daher die Ordnung auf dem Platz. Aus einer defensiven Grundordnung und einem gesicherten Mittelfeld heraus soll es in Umschaltmomenten und Kontern schnell nach vorne gehen.

Diese Philosophie hat die Mannschaft in den letzten Spielen wieder besser umgesetzt. Die Ergebnisse seit November 2023 belegen die neue Stabilität und Konstanz in der Abwehrarbeit, zeugen aber auch von geringerer Attraktivität: 1:1 gegen Israel, 1:1 gegen den Kosovo, 0:1 in Rumänien und zuletzt im März 2024 ein 0:0 in Dänemark und ein 1:0 in Irland. Die Wandlung der Herangehensweise lässt sich am Spiel und den Ergebnissen ablesen, denn zuvor hatte es in der EM-Qualifikation offenere, wildere Spiele und daher Ergebnisse gegeben wie das 2:2 gegen Rumänien und den Kosovo, ein 3:3 gegen Belarus oder auch klare Erfolge wie das 3:0 gegen Israel und das 5:0 gegen Belarus. Wir haben angesichts der Gegner gedacht: Das schaffen wir locker. Stattdessen haben wir gezittert. Es war zeitweise nicht die Schweiz, die sie einmal war und wie sich die Fans ihre Nati wünschen.

Sommer, Kobel, Mvogo

Die Mannschaft hat sich aber zum Glück stabilisiert, kam wieder besser in Form, die Energie in der Gruppe ist wieder eine andere. Der Verband hat sich entschieden, mit Yakin die EM zu bestreiten. Für alle Beteiligten ein gutes Zeichen, ab diesem Zeitpunkt herrschte Klarheit. Nun kann Yakin auf die Qualität seiner Mannschaft vertrauen – denn die Schweiz ist stark. Im Tor haben wir überhaupt keine Sorgen, denn da stellen wir, europaweit gesehen, einen der stärksten Keeper. Yann Sommer, mit Inter Mailand Italienischer Meister geworden, ist unsere Nummer eins. Ein Weltklasse-Mann, der es auch mit den Füßen kann und sehr gut in der Spieleröffnung agiert. Dahinter warten Gregor Kobel von Borussia Dortmund, eine sehr starke Nummer zwei, und Yvon Mvogo vom FC Lorient, der früher bei RB Leipzig war.

Yakin lässt seine Abwehr am liebsten in einer Viererkette verteidigen, das ist sein bevorzugtes System – da ist die Schweiz auch am stärksten. Wir können, je nach Gegner, aber auch auf eine Dreierkette umstellen, die gegen den Ball zu einer Fünferkette wird. Manuel Akanji von Manchester City, früher beim BVB, ist die Persönlichkeit und Autorität der Abwehr. Neben ihm können im Zentrum Nico Elvedi von Borussia Mönchengladbach, Fabian Schär von Newcastle United oder Cédric Zesiger vom VfL Wolfsburg spielen. Da haben wir einige Alternativen, sind sehr stabil. Rechts ist der erfahrene Silvan Widmer von Mainz 05 eingeplant. Hinten links haben wir Ricardo Rodríguez, früher in Wolfsburg, heute beim FC Turin.

Anker vor der Abwehr

Im zentralen Mittelfeld haben wir einen Fixpunkt und das ist Granit Xhaka. Er ist unser Kapitän und Anführer, der Anker vor der Abwehr, von allen akzeptiert. Das sieht man auf dem Platz. Ich hoffe, dass er die Euphorie aus seiner unglaublichen Saison mit Bayer Leverkusen bis in die EM mitnehmen kann. Wenn Yakin mit einem 4-2-3-1-System spielt, räumt ein zweiter Sechser vor der Abwehr ab. Da kommen Remo Freuler oder Michel Aebischer, beide vom FC Bologna, infrage. Aebischer hat gute Bewegungen drauf, ist schnell und zudem fünf Jahre jünger. Vincent Sierro aus Toulouse oder der ehemalige Gladbacher Denis Zakaria, jetzt in Monaco, sind weitere Alternativen. Generell bekommt unser Team Probleme gegen Mannschaften, die aggressiv verteidigen und kompakt stehen. Dann hakt der Spielaufbau. Wenn der Gegner jedoch Fußball spielt und selbst nach vorne orientiert ist, halten wir spielerisch dagegen, nutzen die Räume und spielen gut mit.

In der Offensive drückt etwas der Schuh. Unsere Schwachstelle ist die Mittelstürmer-Position. Breel Embolo, in der Bundesliga für Schalke und Gladbach aktiv, ist nach einem Kreuzbandriss erst im April wieder für Monaco aufgelaufen. Wenn er genug Spielpraxis hat, setzt Yakin auf Embolo, der im Strafraum mit seiner Wucht überzeugt und einen guten Torriecher hat. Junge Alternativen sind Zeki Amdouni aus Burnley oder Noah Okafor, der in seiner ersten Saison beim AC Mailand viel lernt. Ansonsten müsste Yakin mit einer falschen Neun spielen lassen, die könnte etwa Routinier Xherdan Shaqiri (Chicago Fire) mit seinem starken linken Fuß ausfüllen. Über die Außen hat die Schweiz viel Auswahl und auch Qualität. Da wären Renato Steffen vom FC Lugano, Rubén Vargas aus Augsburg oder Dan Ndoye, auch aus Bologna.

Bilanz aus deutscher Sicht:

53 Spiele
36 Siege
8 Unentschieden
9 Niederlagen

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