Thomas Müller: "Wir werden alles geben für diesen Erfolg"

Abschiedsstimmung im Campo Bahia. Bei der letzten Pressekonferenz im Mannschaftsquartier des DFB-Team war es an der Zeit, bei den Wegbegleitern der Gemeinde Santo André am Tag der Abreise danke zu sagen - aber vor allem auf das bevorstehende Endspiel gegen Argentinien am Sonntag (ab 21 Uhr, live in der ARD) einzustimmen. Dies übernahmen Torjäger Thomas Müller, Kapitän Philipp Lahm und Manager Oliver Bierhoff. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

THOMAS MÜLLER ÜBER...

... den Stellenwert eines WM-Endspiels: Ein WM-Finale ist das größte Spiel, das man als Fußballspieler erleben kann. Das gibt es nur alle vier Jahre und steht ganz klar über dem Champions-League-Finale. Entsprechend groß ist die Vorfreude.

... die Taktik gegen Argentinien: Wir müssen hinten sicher stehen, schnell den Weg nach vorne suchen und unsere Außen einbinden. Wenn das nicht hilft, machen wir einfach ein Standardtor. Darin sind wir neuerdings die Könige (lacht).

... Lionel Messi: Gegen Messi haben wir schon das ein oder andere mal agiert. Meistens positiv. Ich glaube, ich habe gegen Messi in einem Pflichtspiel noch nie verloren. Wir müssen ihn immer begleiten und stören. Dann hat man irgendwann den Ball erobert. Es wird wichtig sein, dass wir geschlossen als Mannschaft auftreten. Wir müssen Argentinien verteidigen und uns nicht auf einen Einzelspieler konzentrieren.

... seine herausragende Laufleistung bei dem Turnier: Fußball ist ein Laufsport, es ist viel Bewegung nötig. Das ist auch einfach notwendig für mein Spiel. Es wird auch im Finale wichtig sein, läuferisch an seine Grenzen zu gehen. Das ist auch mein Spiel. Lionel Messi ist auch nicht der Langsamste. Läuferischer Einsatz wird von Nöten sein, auch wenn es nicht das Wichtigste im Fußball ist.

... seine Ambitionen auf den Goldenen Schuh 2014: Das eine Ziel geht mit dem anderen einher. Wenn ich ein Tor mache, hilft das beiden Kompetitionen. Obwohl es wichtiger ist, Weltmeister zu werden.

... eine Ansage an die Fans der Mannschaft: Wir werden alles in die Waagschale werfen. Fußballerisch, mental, kämpferisch. Wir werden alles geben für diesen Erfolg. Wir hauen alles raus.

PHILIPP LAHM ÜBER...

... die Vorgeschichte des WM-Duells gegen Argentinien: Die Vergangenheit spielt keine große Rolle. Die Raufereien von 2006 sind vergessen, es sind auch nicht mehr so viele Spieler von damals dabei. Es geht nicht um die Vergangenheit. Es geht darum, Weltmeister zu werden. Wir haben uns das Halbfinale zusammen angeschaut und der Ausgang war uns egal. Wir wollen einfach Weltmeister werden.

... eine mögliche goldene Generation: Wir sind eine Generation mit Qualität. Wir wissen alle, worum es geht. Unsere Generation hat sich in den vergangenen Jahren entwickelt und ist gereift. Wir haben viele Spieler, die Säulen in großen internationalen Mannschaften sind. Wir haben gezeigt, dass wir uns auf Turniere gut vorbereiten können. Wir sind nur noch einen Schritt entfernt, diesen Traum wahr zu machen. Nun gilt die volle Konzentration auf das Finale, dass wir den Pokal endlich wieder nach Deutschland holen.

... die Wichtigkeit von Erfahrung: Sie ist sehr wichtig. Es geht nicht nur um die bei der Nationalmannschaft, sondern auch um den Vereinsfußball. Viele Spieler konnten auf allerhöchstem Niveau Erfahrungen sammeln. Das ist mit Sicherheit von Vorteil bei so einem Turnier.

... die Entwicklung von Bundestrainer Joachim Löw: Ich glaube, dass sich jeder verändert. In den vergangenen Jahren haben alle mehrere Erfahrungen gesammelt – so auch der Trainer. Das ist ganz normal.

... die Menschen in Brasilien: Hier war alles top. Die Leute waren sehr zuvorkommend, so wie man es sich vorstellt. Es war immer eine sehr angenehme Atmosphäre, egal, wo wir hingekommen waren - sogar als wir gegen Brasilien gespielt haben. Die Brasilianer freuen sich über die WM und andere Leute zu Gast zu haben. Ich glaube, wir treffen uns in 20 Jahren hier wieder und besetzen die Häuser genauso wie jetzt.

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OLIVER BIERHOFF ÜBER...

... ein erstes Fazit: Es ist wichtig, dass man den Menschen in Santo André dankt. Ich denke, dass das Quartier die richtige Entscheidung war - ein unglaublich wichtiger Baustein, um hier erfolgreich zu arbeiten. Wir mussten dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen passen und kein Lagerkoller entsteht, damit man gut arbeiten kann. Und das konnten wir hier. Die Atmosphäre mit dem tollen Klima hat enorm zum bisherigen Erfolg beigetragen. Ich möchte allen dafür danken.

... den Wert des Finaleinzuges: Das ist ein Riesenerfolg für Fußball-Deutschland. In diesem Erfolg steckt der Jugendtrainer von Philipp Lahm, der Entdecker von Thomas Müller, alle Leistungszentren der Bundesliga. Alle haben einen Anteil. Das ist ein Erfolg, der nicht über Nacht gekommen ist, sondern über die Jahre hinweg. Wir sind nicht erst seit dem 7:1 gegen Brasilien hoch angesehen.

... die Gründe an den Glauben ans Team: Die hohe Qualität der Spieler, die gute Organisation in der Mannschaft und unsere Entschlossenheit. Für jeden Deutschen wäre es toll, wenn wir wieder Weltmeister werden würden.

... Vergleiche zur Mannschaft von 1990: Beide Mannschaften haben eine unglaublich hohe Qualität. Du kannst nur Erfolg haben, wenn du Qualität und Siegeswillen hast. Das hatten beide. Beide hatten Spieler, die Erfolge auf Vereinsebene feierten. Von der Einstellung her sind wir im Vergleich zu 2012 weiter. Trotz der Änderungen in der Mannschaft hatte ich nie das Gefühl, dass irgendwer den Kopf hängen lässt. Jeder hat eingesehen, es gibt ein Ziel und dem ordne ich alles unter.

... Vergleiche zur Mannschaft von 2002: Damals hatten wir uns ein bisschen durch das Turnier "gewurschtelt" und gegen recht leichte Gegner nur mit 1:0 gewonnen. Wir sind ohne große Erwartungen in das Turnier gegangen, diese Lockerheit und Leichtigkeit hat uns geholfen, im Turnier weiterzugehen. In diesem Jahr war von Anfang an klar, ins Finale kommen zu wollen. Und nicht nur durch das 7:1 gegen Brasilien haben wir uns die Anerkennung erspielt. Wir gehen ins Finale nicht als Underdog. Alle sind gesund, alle sind guter Dinge. Wir sind so weit gegangen, wir wollen uns das jetzt nicht mehr nehmen lassen.

... über die argentinische Mentalität: Ich selbst habe mit vielen Argentiniern zusammen gespielt. Das sind herzliche Menschen, die auf den Platz ganz anders werden, dann geht es heiß her. Damit müssen wir rechnen. Sie stehen sehr dicht, geben wenig Raum und haben Messi, der nur darauf wartet, angespielt zu werden. Es wird ein ganz anderes Spiel als gegen Brasilien. Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren und uns drauf einstellen, dass es hitzig werden kann.