Spiele in Italien: Das geht noch besser

Die Schlammschlacht: Italien - Deutschland 1:2

Avellino, 5. Februar 1986: Über 30 Jahren vergingen bis zur nächsten Italien-Reise. Erstmals wurde in Avellino gespielt, auf tiefem Geläuf. Dort überzeugte das Team von Franz Beckenbauer kämpferisch und verwandelte gar einen Rückstand durch Aldo Serena in ein 2:1 (1:1). Standards halfen, den Weltmeister zu bezwingen: Der Uerdinger Mathias Herget glich per Freistoß aus, Lothar Matthäus verwandelte einen Elfmeter nach Foul am Italien-Legionär Hans-Peter Briegel. "Dieser Sieg gibt wieder Mut", titelte der Kicker nach der Schlammschlacht.

Das Treffen der Legionäre: Italien - Deutschland 1:0

Turin, 25. März 1992: 40.000 Zuschauer waren gespannt auf den Auftritt des Weltmeisters, der knapp zwei Jahre zuvor den Titel in Italien gewonnen hatte. Berti Vogts hatte sieben Sieger von Rom aufgeboten, Jürgen Klinsmann wurde noch eingewechselt. Die Italiener wollten das Prestigeduell unbedingt gewinnen und trafen auf einen Gegner, der keinen guten Tag hatte und "weder in taktischer Hinsicht noch in der Spielkultur der neuformierten italienischen Mannschaft gewachsen war", wie der Kicker feststellte.

Auf Tore musste lange gewartet werden in einem Spiel mit etlichen Längen. Vier Minuten vor Schluss erhielten die Italiener nach einem Foul von Guido Buchwald an Evani einen Elfmeter, den Roberto Baggio zum 1:0-Endstand verwandelte. Kurios: 22 der 28 eingesetzten Spieler kamen aus italienischen Klubs, denn im DFB-Team standen acht "Legionäre".

Die Rekordniederlage: Italien - Deutschland 4:1

Florenz, 1. März 2006: Vor zehn Jahren war die Nationalmannschaft noch nicht in WM-Form. Im ersten Testspiel nach der Winterpause bot sie in Florenz eine desolate Vorstellung und unterlag nahezu in Bestbesetzung mit 1:4, es war die höchste Niederlage gegen Italien. Verteidiger Robert Huth erzielte den Ehrentreffer. Die Deutschen lagen bereits nach sieben Minuten 0:2 zurück, Luca Toni sorgte für den Pausenstand von 0:3. Weltmeister Jürgen Kohler sagte dem Kicker: "So darf Deutschland kein Prestigeduell verlieren."

Khediras Knie-Fall: Italien - Deutschland 1:1

Mailand, 15. November 2013: Das bisher letzte Gastspiel hat ein Deutscher in besonders schlechter Erinnerung. Sami Khedira erlitt in dieser Partie einen Kreuzbandriss, der ihn fast die WM-Teilnahme kostete. Fast. "Die Diagnose hat mich wie ein Schicksalsschlag getroffen", sagte Joachim Löw nach seiner Premiere in Italien, zugleich sein 100. Länderspiel. Hinter Khediras Schicksal verblasste um das zweite Aufreger-Thema, "die falsche Neun". Mario Götze gab den verkappten Mittelstürmer, das Experiment missglückte. "Die falsche Neun bleibt nur eine Notlösung", behauptete der Kicker nach einem Spiel mit wenigen Torchancen. Mats Hummels kam dennoch zu einem Tor (8.), nach Flanke von Toni Kroos. Khedira, Andre Schürrle und Benedikt Höwedes trafen noch Latte und Pfosten, das Tor aber traf nur noch der Italiener Abate (28.). Das Remis war gerecht.

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Das Dutzend wird voll: Heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und im Fan-Club-Radio) findet das zwölfte Gastspiel der deutschen Nationalmannschaft in Italien statt. Alle Partien waren Testspiele, die deutsche Bilanz ist ausbaufähig: Zwei Siegen stehen sieben Niederlagen gegenüber, zweimal gab es ein Remis. Vor dem Duell gegen die Squadra Azzura im Giuseppe-Meazza-Stadion wirft der Historiker Udo Muras für DFB.de einen Blick zurück.

Die Premiere: Italien - Deutschland 3:1

Mailand, 1. Januar 1923: Am Neujahrstag 1923 spielte eine Kombination aus Nürnberger und Fürther Spielern in Mailand. "Wir reisten als überlegenes Fußball-Land nach Italien", schrieb der Kicker in einem Rückblick im März 1939, "tatsächlich spielte die deutsche Elf souverän, technisch meisterlich, bezauberte die Massen." Nach 72 Minuten ging sie durch Fürths Leonhard Seiderer in Führung. Es war das erste von bis dato 42 Toren gegen Italien – und es war zu wenig. In der letzten Viertelstunde trieben 25.000 Zuschauer die Azzuri noch zum Sieg. "Die italienische Elf wurde buchstäblich in eine kampfestolle Schlussoffensive hineingepeitscht. Das war sogar für die starken Nerven der weltreisenden Franken zu viel. Deutschland unterlag 1:3. Es war wie ein böser Traum.", schrieb der Kicker.

Der erste Auswärtssieg: Italien - Deutschland 1:2

Turin, 28. April 1929: Dann kam der Tag von Turin; der erste deutsche Sieg (2:1) und eines der größten Länderspiele vor dem Krieg. Der Rundfunk übertrug erstmals ein Auswärtsspiel live und ein Mann hielt den Sieg fest: Nürnbergs Torwart Heiner Stuhlfauth machte an jenem 28. April 1929 "das vielleicht gewaltigste Spiel seiner langen Laufbahn. Die Italiener glaubten, der Teufel sei mit dem Nürnberger Athleten im Bunde." (Kicker) Eine Zeitung jedoch nahm eher das Gegenteil an: "Gott selbst stand im Tor!" Nur Rosetti konnte Stuhlfauth bezwingen (8.) und fast im Gegenzug verwertete Josef Hornauer (1860 München) die erste Chance zum 1:1 (12.).

In der Halbzeit baten die Italiener den deutschen Torwart Heiner Stuhlfauth, sein graues gegen ein rotes Jersey zu tauschen, er sei sonst nicht zu erkennen. Er tat ihnen den Gefallen nicht. Nach der Pause wurde es turbulent, ein verletzt auf der Bahre liegender Italiener sprang plötzlich ins Feld und schoss ein Tor, das natürlich nicht zählte, denn er war schon ausgetauscht worden. Es gab Chancen hüben wie drüben, die Weltklassetorhüter Combi und Stuhlfauth durften sich wiederholt auszeichnen. Nach dem Siegtor des Fürthers Georg Frank (80.) spendeten 33.000 Zuschauer höflichen Beifall. Torwart-Held Stuhlfauth wusste das 2:1 richtig einzuordnen: "Unsere Mannschaft kann mit dem Sieg zufrieden sein. Der Schiedsrichter war sehr gut, das Publikum vornehm." Interviews anno 1929.

Kurios übrigens die "Vorbereitung" auf sein größtes Spiel. Bei der Bahnanreise im Schlafwagen musste Stuhlfauth als einziger Nationalspieler sein Abteil mit einem Fremden teilen. Es war ein Fußball interessierter Engländer, mit dem er bei einer Flasche Whiskey lebhaft über ihren Lieblingssport diskutierte und das Schlafen vergaß.

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Das früheste Tor: Italien - Deutschland 3:1

Bologna, 1. Januar 1933: Nie traf Deutschland gegen Italien schneller als an Neujahr des schicksalsträchtigen Jahres 1933. Nach zwei Minuten schoss der Münchner Oskar Rohr zur Verblüffung der 30.000 Zuschauer die Gäste in Führung. Sein herrlicher Volleyschuss aus 15 Metern war am Ende aber Makulatur. Italien siegte nach Treffern von Meazza (27.), Constantino (30.) und Schiavio (58.) mit 3:1. Den dritten Treffer kassierte bereits der zweite deutsche Torwart, Fritz Buchloh löste nach 55 Minuten den verletzten Hans Jakob ab. Das war damals nur in Testspielen möglich.

Das Fußball-Fest: Italien - Deutschland 3:2

Florenz, 26. März 1939: Acht Sonderzüge brachten Tausende Schlachtenbummler ins Stadion Giovanni Berta. Sie sahen nach neun Minuten ein Traumtor von Silvio Piola per Fallrückzieher, das der Wiener Willi Hahnemann ausglich (28.). Doch Biavati (35.) und erneut Piola (47.) brachten die Squadra Azzurra 3:1 in Front, der Freistoßtreffer von Paul Janes (80.) aus 25 Metern kam etwas zu spät. Der konsternierte Oliveiri im Tor der Italiener seufzte in die Reporterblöcke: "Das ist mir noch nie passiert, ich habe den Ball ja gar nicht gesehen."

Für den Kicker war es zwar "ein großes und schönes Fußball-Fest", aber er sah auch die Schwächen der Herberger-Elf: "Unsere Mannschaft kam viel, viel schwerer in Schwung, als wir erwarten hätten dürfen, besonders die Angriffsreihe fand sich nur sehr schwer zurecht." Aber man unterlag dem amtierenden Weltmeister und niemand sprach von einer Blamage.

Die Revanche des Weltmeisters: Italien - Deutschland 3:2

Mailand, 5. Mai 1940: Italien verlor im November 1939 mit 2:5 in Berlin und hatte Grund zur Revanche. Nach 25 Minuten führten die Gastgeber mit 2:0, was den Wiener Franz "Bimbo" Binder zu ebenfalls zwei Toren reizte (28., 51.). Als Biavati seinem Widersacher Willi Billmann (Nürnberg) erneut enteilte, fiel das Siegtor (59.) für den Weltmeister, der im Gegensatz zu Berlin diesmal fast in Bestbesetzung spielte.

Erster Weg nach Rom: Italien - Deutschland 2:1

Rom, 18. Dezember 1955: Erstmals trat die Nationalelf im Olympiastadion von Rom an. Vor rund 100.000 Zuschauern wurde die Herberger-Elf für ihre "beste Leistung seit Bern" (Sport Magazin) nicht belohnt und verlor unglücklich 1:2. Das Pech schlug schon früh zu: Jupp Posipal musste nach 15 Minuten verletzt ausschei-den, durfte aber durch Erich Juskowiak ersetzt werden. Nach 38 Minuten fabrizierte der ebenfalls angeschlagene Karl Mai ein Eigentor. Als Boniperti das 2:0 glückte (82.), stiegen die Leuchtraketen gen Himmel. Ungewohnt für deutsche Augen. Reporter Hans Fiederer: "Nach 80 Minuten Spielzeit war es mir, als säße ich in einem Stadionrund, das abgebrannt werden sollte." Auch Jupp Röhrigs Ehrentor im Gegenzug löschte die Freudenfeuer nicht. Herberger konnte die 1:2-Testspielpleite verkraften: "Die Italiener haben es selbst zugegeben, dass wir einen Sieg verdient gehabt hätten. Sie wissen genau, dass ich immer einen recht kritischen Maßstab anlege, aber diesesmal bin ich mit meiner Mannschaft zufrieden gewesen."

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Die Schlammschlacht: Italien - Deutschland 1:2

Avellino, 5. Februar 1986: Über 30 Jahren vergingen bis zur nächsten Italien-Reise. Erstmals wurde in Avellino gespielt, auf tiefem Geläuf. Dort überzeugte das Team von Franz Beckenbauer kämpferisch und verwandelte gar einen Rückstand durch Aldo Serena in ein 2:1 (1:1). Standards halfen, den Weltmeister zu bezwingen: Der Uerdinger Mathias Herget glich per Freistoß aus, Lothar Matthäus verwandelte einen Elfmeter nach Foul am Italien-Legionär Hans-Peter Briegel. "Dieser Sieg gibt wieder Mut", titelte der Kicker nach der Schlammschlacht.

Das Treffen der Legionäre: Italien - Deutschland 1:0

Turin, 25. März 1992: 40.000 Zuschauer waren gespannt auf den Auftritt des Weltmeisters, der knapp zwei Jahre zuvor den Titel in Italien gewonnen hatte. Berti Vogts hatte sieben Sieger von Rom aufgeboten, Jürgen Klinsmann wurde noch eingewechselt. Die Italiener wollten das Prestigeduell unbedingt gewinnen und trafen auf einen Gegner, der keinen guten Tag hatte und "weder in taktischer Hinsicht noch in der Spielkultur der neuformierten italienischen Mannschaft gewachsen war", wie der Kicker feststellte.

Auf Tore musste lange gewartet werden in einem Spiel mit etlichen Längen. Vier Minuten vor Schluss erhielten die Italiener nach einem Foul von Guido Buchwald an Evani einen Elfmeter, den Roberto Baggio zum 1:0-Endstand verwandelte. Kurios: 22 der 28 eingesetzten Spieler kamen aus italienischen Klubs, denn im DFB-Team standen acht "Legionäre".

Die Rekordniederlage: Italien - Deutschland 4:1

Florenz, 1. März 2006: Vor zehn Jahren war die Nationalmannschaft noch nicht in WM-Form. Im ersten Testspiel nach der Winterpause bot sie in Florenz eine desolate Vorstellung und unterlag nahezu in Bestbesetzung mit 1:4, es war die höchste Niederlage gegen Italien. Verteidiger Robert Huth erzielte den Ehrentreffer. Die Deutschen lagen bereits nach sieben Minuten 0:2 zurück, Luca Toni sorgte für den Pausenstand von 0:3. Weltmeister Jürgen Kohler sagte dem Kicker: "So darf Deutschland kein Prestigeduell verlieren."

Khediras Knie-Fall: Italien - Deutschland 1:1

Mailand, 15. November 2013: Das bisher letzte Gastspiel hat ein Deutscher in besonders schlechter Erinnerung. Sami Khedira erlitt in dieser Partie einen Kreuzbandriss, der ihn fast die WM-Teilnahme kostete. Fast. "Die Diagnose hat mich wie ein Schicksalsschlag getroffen", sagte Joachim Löw nach seiner Premiere in Italien, zugleich sein 100. Länderspiel. Hinter Khediras Schicksal verblasste um das zweite Aufreger-Thema, "die falsche Neun". Mario Götze gab den verkappten Mittelstürmer, das Experiment missglückte. "Die falsche Neun bleibt nur eine Notlösung", behauptete der Kicker nach einem Spiel mit wenigen Torchancen. Mats Hummels kam dennoch zu einem Tor (8.), nach Flanke von Toni Kroos. Khedira, Andre Schürrle und Benedikt Höwedes trafen noch Latte und Pfosten, das Tor aber traf nur noch der Italiener Abate (28.). Das Remis war gerecht.

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