Sorg: "Die Grundmotivation gegen Italien ist immer extrem hoch"

Drei Siege in Folge - das gab es noch nie in der langen Geschichte des Klassikers Deutschland gegen Italien oder umgekehrt. Genau diese Chance besteht aber heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und im Fan-Club-Radio) im Giuseppe-Meazza-Stadion. Mit einem Sieg in Mailand könnte die deutsche Nationalmannschaft eine exzellente Halbjahresbilanz krönen. Im DFB.de-Spieltagsinterview spricht Assistenztrainer Marcus Sorg mit Redakteur Thomas Hackbarth auch darüber.

DFB.de: Marcus Sorg, kann es sein, dass die deutsche Mannschaft durch die Ereignisse des 2. Juli in Bordeaux heute auf einen besonders angestachelten Gegner trifft?

Marcus Sorg: Ich glaube nicht, dass unser Sieg im EM-Viertelfinale und das damalige Ausscheiden der Italiener heute Abend noch eine große Rolle spielen werden. Deutschland gegen Italien, das ist immer ein Klassiker. Die Grundmotivation, den anderen zu schlagen, ist einfach immer extrem hoch - egal, ob im Turnier oder in einem ganz normalen Länderspiel.

DFB.de: Italiens Stürmer Ciro Immobile sagte in Erinnerung an Bordeaux jetzt im Kicker: "In meiner Karriere habe ich nie so sehr gelitten." Und mit Leonardo Bonnuci, Simone Zaza und Matteo Darmian stehen drei Spieler im Kader, die damals im finalen Shoot-out vergeben haben.

Sorg: Bei einem Turnier auszuscheiden, ist immer hart. Wenn man im Elfmeterschießen ausscheidet, ist es noch härter.

DFB.de: Nach Mesut Özils Schuss an den Pfosten führte Italien im Elfmeterschießen 2:1 und hatte die Chance, auf 3:1 auszubauen. Wie sah Ihr Innenleben aus?

Sorg: Es war ja ein sehr außergewöhnliches Elfmeterschießen. Dass von den ersten fünf jeder Mannschaft drei verschießen, gibt es doch sonst nie. Bei drei Fehlschüssen, bist du eigentlich draußen. Aber für mich der härteste Moment war, als Basti (Schweinsteiger; Anm. d. Red.) alles klar machen konnte. Ich war mir total sicher und voller Vorfreude. Als der Ball nicht reinging, zweifelte ich kurz, ob wir so eine Gelegenheit noch mal bekommen würden. Ich ziehe bis heute den Hut vor den nächsten drei Schützen, die nachziehen mussten: Mats, Joshua und Jérôme (Hummels, Kimmich und Boateng; Anm. d. Red.). Das war Wahnsinn, wie sicher die drei ihre Schüsse verwandelt haben. Als dann Jonas (Hector; Anm. d. Red.) traf, standen wir in einer Reihe und sind einfach nur losgerannt. Das war ein unglaubliches Glücksgefühl, im ganzen Stadion, bei den Spielern, bei uns.



Drei Siege in Folge - das gab es noch nie in der langen Geschichte des Klassikers Deutschland gegen Italien oder umgekehrt. Genau diese Chance besteht aber heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und im Fan-Club-Radio) im Giuseppe-Meazza-Stadion. Mit einem Sieg in Mailand könnte die deutsche Nationalmannschaft eine exzellente Halbjahresbilanz krönen. Im DFB.de-Spieltagsinterview spricht Assistenztrainer Marcus Sorg mit Redakteur Thomas Hackbarth auch darüber.

DFB.de: Marcus Sorg, kann es sein, dass die deutsche Mannschaft durch die Ereignisse des 2. Juli in Bordeaux heute auf einen besonders angestachelten Gegner trifft?

Marcus Sorg: Ich glaube nicht, dass unser Sieg im EM-Viertelfinale und das damalige Ausscheiden der Italiener heute Abend noch eine große Rolle spielen werden. Deutschland gegen Italien, das ist immer ein Klassiker. Die Grundmotivation, den anderen zu schlagen, ist einfach immer extrem hoch - egal, ob im Turnier oder in einem ganz normalen Länderspiel.

DFB.de: Italiens Stürmer Ciro Immobile sagte in Erinnerung an Bordeaux jetzt im Kicker: "In meiner Karriere habe ich nie so sehr gelitten." Und mit Leonardo Bonnuci, Simone Zaza und Matteo Darmian stehen drei Spieler im Kader, die damals im finalen Shoot-out vergeben haben.

Sorg: Bei einem Turnier auszuscheiden, ist immer hart. Wenn man im Elfmeterschießen ausscheidet, ist es noch härter.

DFB.de: Nach Mesut Özils Schuss an den Pfosten führte Italien im Elfmeterschießen 2:1 und hatte die Chance, auf 3:1 auszubauen. Wie sah Ihr Innenleben aus?

Sorg: Es war ja ein sehr außergewöhnliches Elfmeterschießen. Dass von den ersten fünf jeder Mannschaft drei verschießen, gibt es doch sonst nie. Bei drei Fehlschüssen, bist du eigentlich draußen. Aber für mich der härteste Moment war, als Basti (Schweinsteiger; Anm. d. Red.) alles klar machen konnte. Ich war mir total sicher und voller Vorfreude. Als der Ball nicht reinging, zweifelte ich kurz, ob wir so eine Gelegenheit noch mal bekommen würden. Ich ziehe bis heute den Hut vor den nächsten drei Schützen, die nachziehen mussten: Mats, Joshua und Jérôme (Hummels, Kimmich und Boateng; Anm. d. Red.). Das war Wahnsinn, wie sicher die drei ihre Schüsse verwandelt haben. Als dann Jonas (Hector; Anm. d. Red.) traf, standen wir in einer Reihe und sind einfach nur losgerannt. Das war ein unglaubliches Glücksgefühl, im ganzen Stadion, bei den Spielern, bei uns.

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DFB.de: Ergebnis oder die Gelegenheit, junge Spieler gegen einen großen Gegner zu testen - worauf kommt es heute Abend an?

Sorg: Das eine schließt das andere nicht aus. Wir treffen im letzten Spiel vor der Winterpause auf Italien. Und wir wollen die Möglichkeit nutzen, den ein oder anderen jungen Spieler einzusetzen - und natürlich das bestmögliche Ergebnis erzielen.

DFB.de: Yannick Gerhardt wäre der achte Debütant im laufenden Jahr. Ist 2016 auch ein Jahr der Verjüngung?

Sorg: Viele junge Spieler haben in den U-Mannschaften gute Leistungen gezeigt und sich in den Vereinen entwickelt. Wir wollen den Kader breiter aufstellen. Dass so viele junge Talente bereit stehen und wir die Gelegenheit haben, entwicklungsfähige Alternativen aufzubauen, ist ein hohes Gut. Wir können den Kader der Nationalmannschaft durch junge Spieler mit einer großen Perspektive breiter aufstellen, die uns in zwei, drei oder vielleicht sogar erst in vier Jahren als Stammspieler weiterhelfen können.

DFB.de: Ein Sieg in Mailand wäre das Ausrufezeichen am Ende eines exzellenten Halbjahres mit fünf Siegen in Serien und 18:0 Toren. Das Team ist gut drauf gegenwärtig, oder?

Sorg: Die Mannschaft ist in sämtlichen Bereichen gut drauf. Sie hat Spielfreude, sie hat eine gute Energie, die Jungs verstehen sich sehr gut - das haben wir auch am vergangenen Wochenende in Rom erlebt. Wenn ein Spieler Topleistungen abrufen soll, muss er sich wohlfühlen. Talent, Erfahrung, fußballerische Fähigkeiten und dazu unser toller Mannschaftsgeist - es macht momentan einfach viel Freude.

DFB.de: Was erwarten Sie heute von den Italienern?

Sorg: Italien wird sicher die Gelegenheit nutzen, das eine oder andere zu probieren. Sie sind alle taktisch herausragend ausgebildet. Sie haben alle eine unglaublich gute Zweikampfstabilität. Es wird wieder eine ganz harte Nuss.

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DFB.de: Ist das konsequente Umschaltspiel eine weitere Stärke dieser italienischen Mannschaft?

Sorg: Durch den Wechsel zum neuen Trainer Giampiero Ventura wird es interessant zu sehen sein, ob neben den klaren Abläufen der EM neue Impulse zu erkennen sein werden.

DFB.de: Wie stark sind die Italiener trotz einiger Absagen?

Sorg: Es ist ganz normal, dass einem im Laufe des Jahres auch mal der eine oder andere Stammspieler nicht zur Verfügung steht. Italien ist eine große Fußballnation und hat wie wir viele weitere Optionen.

DFB.de: Waren Sie überrascht, das Gianluigi Buffon nach der EM nicht aufgehört hat?

Sorg: Mich hat es eher gefreut, denn er steht für die großen Erfolge Italiens. Ich finde es bemerkenswert, dass er in diesem Alter noch absolute Topleistungen bringt. Er ist immer noch die Nummer eins, auch wenn, aus der Ferne beurteilt, Gianluigi Donnarumma natürlich unheimlich drückt.

DFB.de: Die deutschen wie italienischen Spieler stehen diesmal nicht so unter Druck wie damals in Bordeaux. Sehen wir heute Abend vielleicht sogar ein besseres Spiel?

Sorg: Ich würde nicht von besser oder schlechter sprechen. Das EM-Viertelfinale war natürlich ein unglaublich intensives Spiel, von der Taktik geprägt. Bei einem K.o.-Spiel eines großen Turniers muss man nicht erwarten, dass man frisch, fromm, fröhlich, frei drauflos spielt. Spiele gegen Italien sind immer interessant und eine große Herausforderung - auf die wir uns wieder freuen sollten.

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